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gegen Schiffe gerichtet werden kann, und zwar in jeder Tiefe unter der Wasseroberfläche. Seine explosive Gewalt ist so bedeutend, dass der stärkste Eisenpanzer, der gegenwärtig auf dem Wasser schwimmt, eben so leicht zertrümmert wird als ein hölzernes Schiff. Die Vorwärtsbewegung des Torpedo kann in einer gekrümmten oder zickzackähnlichen Richtung Statt finden, so dass er ohne Gefahr für die in der Nähe befindlichen eigenen Schiffe benutzt werden kann. Da die Vereinigten Staaten vor Kurzem, vorzugsweise zur Küsten-Vertheidigung, ein eigenes Corps unter dem Namen der Torpedo-Brigade errichtet haben, und in dieses sehr unterrichtete Officiere eingetreten sind, so ist es nicht unwichtig, dass diese Sachverständigen der Erfindung zu Fiume einen vollständigen Erfolg zugesprochen haben. Der Torpedo wurde einer Reihe von Versuchen ohne irgend einen Misserfolg unterworfen. Der Widerstand des Wassers in der Tiefe gegen die im Fluge befindlichen Geschosse und die verschiedenen Phäno mene beim Ricochetiren derselben haben in letzter Zeit bei der nordamerikanischen Marine grosse Aufmerksamkeit erregt, so dass es für sie von doppeltem Interesse war, zu ermitteln, ob der Torpedo in einer Tiefe von 15 oder 18 Fuss Wasser eine gleichförmige Bahn verfolgt. Zu diesem Zwecke wurden auf verschiedenen Stellen des von dem Torpedo zurückzulegenden Weges Netze mit daran befestigten, mit Masseintheilung versehenen Stangen versenkt. Durch die durchlochten Maschen konnte festgestellt werden, dass der Torpedo auf mehrere Hundert Yards nur um wenige Zoll von seiner ursprünglichen Richtung abweicht. Das Princip der Erfindung ist Geheimniss, aber der Erfinder oder richtiger der Verbesserer der Erfindung, ein englischer Ingenieur Whitehead, der in Fiume eine Maschinenfabrik besitzt, nimmt keinen Anstand zu erklären, dass der erste Gedanke ihm durch die Mechanik der Fischkörper gekommen, und dass der Mechanismus und die Functionen der Schwimmblasen, mittels deren die Fische ihr Auf- und Niedersteigen im Wasser bewirken, ihm den Schlüssel für die Vervollkommnung geliefert. Die Maschine ist etwa 16 Fuss lang, gestaltet wie ein Fisch, bewegt durch eine Schraube, gesteuert durch ein Ruder, und lässt in klarem Wasser eine Schwimmfähigkeit und anscheinende Lebendigkeit erkennen, welche den Beschauer wunderbar ergreift.

Chronoscop.

Der ehemalige Artille ie-Capitän Andreas Noble hat ein Chronoscop erfunden, welches den millionsten Theil einer Secunde mit verlässlicher Genauigkeit anzeigt und zum Messen der Geschwindigkeit bei Geschützproben dient. Das geistreich erfundene und sehr complicirte Instrument ist in Woolwich schon einige Zeit bei den Proben mit verschiedenen Arten Schiesspulver in schweren Geschützen angewendet worden und soll sich auf das Beste bewährt haben.

Neues Exercir-Reglement.

Der Bericht eines seit längerer Zeit mit Berathung über das bisherige Exercir-Reglement beschäftigten militärischen Ausschusses liegt gegenwärtig vor und entscheidet sich gegen das seitherige System mit einem ständigen rechten und linken Flügel. Schnelligkeit und Einfachheit der Bewegungen und Deckung der Infanterie gegen feindliches Feuer durch kleine Erdaufwürfe werden empfohlen; zu letzterem Zwecke sollen die Mannschaften in Zukunft einen Spaten tragen, und statt dessen die Tornister nachgefahren werden.

Zur Heeresverwaltung.

Der Schatzkanzler Lowe hat nunmehr die militärischen Finanzfragen selbst in die Hand genommen. Der von betreffender Seite natürlich stets vertheidigte Plan, die gesammten Ausgaben für das Heer den Militärbeamten zu überlassen, die ihre eigenen Rechnungen prüfen und sich selbst die gewünschten Gesetze vorschreiben würden, unbehelligt von der unbequemen Überwachung durch Civilbeamte, ist jetzt als vollständig abgethan anzusehen. Lowe besteht darauf, dass die Autorität des Schatzamtes streng aufrecht erhalten bleibe, und es wird daher über besondere Bo

stimmungen verhandelt, welche für die Trennung der Verwaltung der Vorräthe von der Cassenverwaltung massgebend sein sollen. Letztere wird vereinfacht werden, so dass der Kriegs-Minister eine wirksame Hilfe zur Controlirung und Ermässigung der Armee-Ausgaben erhält.

Das Henry-Martinigewehr.

Unter dem Titel: Military Breech-Loadings Rifles, ist von zwei beim Laboratorium in Woolwich beschäftigten Artillerie-Officieren, Capitän Majendie und Capitän Browne, eine kleine Arbeit über die Geschichte des Hinterladers, besonders in der englischen Armee und mit besonderer Berücksichtigung der Munition, erschienen. Wir ersehen daraus, dass man das Snider - Gewehr nach einander zweimal nicht unwesentlich verbessert hat, während die von Oberst Boxer erfundene und noch unbenannte Patrone bereits die siebente Wandlung durchgemacht und in ihrem jetzigen Zustande einen bedeutenden Grad der Vortretlichkeit erreicht hat. Zehn dieser Patronen gehen auf ein Pfund, und der Preis ist 3 Guineen pr. 1000 Stück. Hinsichtlich der Henry-Martini-Büchse, welche bekanntlich bestimmt ist, mit der Zeit die Snider zu ersetzen, wird die flache Flugbahn, die Genauigkeit, die grosse Anfangsgeschwindigkeit und die Kraft, mit welcher die Kugel das Ziel durchdringt, gerühmt. Die mit Zinn gehärtete Kugel schlug bei den vorgenommenen Versuchen durch 1411⁄2-zöllige Bretter aus Ulmenholz, während die Suider nur durch 8-zöllige Bretter ging. Auf 200 Yards durchbohrte sie eine halbzöllige Eisenplatte, welche von dem SniderGewehre auf 100 Yards nicht durchgeschlagen wurde, und eine Blendung, aus Tauwerk geflochten, wurde auf 350 Yards durchbohrt, wo die Sniderbüchse auf 50 Yards wenig Eindruck machte. Was das Schiessen anbelangt, so ist dasselbe 25% besser als bei der Sniderbüchse. Die zerschmetternde Wirkung wurde an einem Pferdeleichname erprobt, in welchem die Henry-Martinibüchse die Knochen vollständig zersplitterte, während dieselben unter den Schüssen der Snider unversehrt blieben. Gegen die Chassepot errang die neue Waffe den Preis sowohl wegen der flacheren Flugbahn als wegen der Genauigkeit des Schusses. In 48 Secunden wurden 20 Schüsse abgegeben, wobei es sich auswies, dass die Chassepot für die gleiche Anzahl 1 Minute 42 Secunden gebrauchte. Schliesslich ist noch zu bemerken, dass die englische Waffe einfacher und leichter zu behandeln ist als die französische. Indess werden für diesen neuen englischen Hinterlader noch manche andere Veränderungen ersonnen. Zunächst sollen zur Beschleunigung des Ladens so wie zur besseren Verpackung der verhältnissmässig leichten Munition die Patrontaschen anders eingerichtet werden als bisher, so zwar, dass dieselben sich nicht von unten nach oben, sondern von oben nach unten öffnen. Sodann tritt an die Stelle des heutigen Bajonnets das Haubajonnet, den Rücken zur Säge eingerichtet. Um den Rost abzuhalten, sollen Mündungsdeckel eingeführt werden, welche zugleich das Korn schützen. Bisher war der Mündungsdeckel amtlich in der englischen Armee nicht bekannt, wiewohl der Soldat das Bedürfniss fühlte und mit Kork- oder Lumpenptropfen sich zu helfen wusste.

In Preussen hat das Henry-Martini-Gewehr gleichfalls eine hervorragende Anerkennung gefunden, und dürften dort umfassende Versuche mit dieser Waffe stattfinden. Die Beziehungen zwischen der englischen und preussisch-norddeutschen Armee dürfen überhaupt in neuester Zeit als sehr innige und unmittelbare betrachtet werden. So sind englischerseits in diesem Sommer im Lager von Aldershot die ManöverÜbungen nach preussischem Muster eingeführt worden, und befanden sich nicht weniger als 27 englische Officiere, zur Beiwohnung der verschiedenen preussischen Manöver theils commandirt, theils als Freiwillige bei denselben anwesend. Preussischerseits hingegen werden, wie verlautet, auch die bei der englischen Armee eingeführten neuen Tornister oder eigentlich den Jagdranzen nachgebildete und an einem Riemen über die Schulter zu tragende Taschen einer umfassenden Prüfung unterzogen werden. Bereits in diesem Frühjahre waren bei dem 2. Garde-Regiment durch Vermittlung des englischen Militär-Attaché's in Berlin, Oberst Walker, einige dieser Taschen zur Probe ausgegeben worden, und ist dieses wichtige neue Ausrüstungsstück nach mehrmonatlichem Gebrauche bei einer Inspection des Regiments von dem Könige persönlich in Augenschein genommen worden. Es soll nun, wie versichert wird, diese Probe auf mehrere grössere Truppentheile ausgedehnt werden. Übrigens war schon 1867 bei der preussischen Armee eine derartige Änderung der gegenwärtig in Gebrauch

befindlichen Tornister beabsichtigt, und haben auch, so weit bekannt, bereits damals dahin einschlagende Versuche stattgefunden, welche jedoch schliesslich, als den gehegten Erwartungen nicht entsprechend, wieder aufgegeben worden sind.

Veränderungen in der englischen Munition.

In der Munition für die Hinterlader der englischen Armee hat das KriegsMinisterium, wie verlautet, beschlossen, mehrere Veränderungen vorzunehmen, um dieselbe gegen klimatische Einflüsse (zumal in Indien) zu sichern. Die Patronen sollen in Zukunft eine innere Hülse von Schellackfirniss und dünnem Papier erhalten; die Kapsel für das Zündhütchen soll aus Kupfer statt wie bisher aus Messing gefertigt werden; die Kugel wird einen Firnissanstrich erhalten, und für besonders strenge Klimate soll eine luftdichte Verpackung eingeführt werden.

Neue Erfindung.

In America soll, sicheren Nachrichten zufolge, eine Erfindung gemacht worden" sein, welche ein Triumph der mechanischen Geschicklichkeit sei. Diese lasse sich nämlich auf viele der jetzt bekannten Hinterlader-Gewehre anwenden, aber bisher sei dieselbe in aller Heimlichkeit von der französischen Regierung für Chassepot-Gewehre angenommen worden. Die Erfindung besteht in einer Einrichtung, welche das Gewehr im Wesentlichen unverändert lässt, aber für ausserordentliche Fälle demselben die Vortheile des Repetirgewehres gewährt. Ein Knopf wird umgedreht, welcher das Gewehr in Stand setzt, ohne auf's Neue geladen zu werden, acht Schüsse abzuschiessen. Durch das Öffnen der Kammer nach jedem Schusse mittels eines Zapfens wird die leere Patronenhülse hinausgeworfen, die neue Patrone wird auf ihre Stelle hineingeschoben, und das Gewehr ist zum Abschiessen fertig.

Le spectateur militaire.

(August-September 1869.)

Kriegsminister General Leboeuf.

Leboeuf, Adjutant des Kaisers und bisher Ober-Commandant des 6. ArmeeCorps (Toulouse), gilt in der Armee für einen ausgezeichneten Artillerie-General und ist wegen seines Muthes rühmlichst bekannt. Seine Ernennung erregt jedoch unter den Officieren keine besondere Befriedigung. Er ist zu sehr Fachmann, und man hält ihn deshalb mit den Bedürfnissen der Armee für zu wenig vertraut; in dieser Beziehung geht es ihm wie Niel, der in seiner Eigenschaft eines Officiers vom Genie auch nie zu dem gehörigen Ansehen kommen konnte. Leboeuf ist 59 Jahre alt. Er war Zögling der polytechnischen Schule und trat 1830 in die Artillerieschule von Metz; 1837-1841 hielt er sich in Algerien auf, wo er sich als äusserst geschickter, muthiger, selbst tollkühner Artillerie-Officier auswies und bei jedem Gefechte, an dem er theilnahm, auf dem Tagesbefehle namentlich citirt wurde. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich wurde er Rittmeister. Im August 1848 wurde er zweiter Commandant der polytechnischen Schule. Man bedurfte nämlich eines energischen Mames für diese Schule, in der seit 24. Februar des genannten Jahres eine gewisse Anarchie herrschte. Die Polytechniker hatten sich nämlich nicht allein beim Ausbruche der Februar-Revolution an die Spitze der Insurrectionshaufen gestellt, sondern auch später einen sehr thätigen Antheil an der Bewegung genommen. 1850 wurde Leboeuf Oberst-Lieutenant und trat aus der Schule aus. 1852 zum Obersten ernannt, machte er den Feldzug im Orient mit, wo er als Chef des Generalstabes der Artillerie func tionirte und später, nach seiner Beförderung zum Brigade-General der Artillerie, das erste Armee-Corps befehligte. Nach Frankreich zurückgekommen, commandirte er die Artillerie der Garde. 1857 zum Divisions-General befördert, erhielt er 1859 das OberCommando der Artillerie der italienischen Armee, bei welcher Gelegenheit zum ersten Male die gezogenen Kanonen in Anwendung gebracht wurden. Er zeichnete sich bei

Magenta sowohl als bei Solferino aus. Man schreibt ihm sogar die Entscheidung zu Gunsten der Franzosen in der letzteren Schlacht zu. Er führte nämlich im Augenblicke, wo die Franzosen sehr gedrängt wurden, eine äusserst kühne Bewegung aus. Er ging mit seiner Artillerie, die ohne Bedeckung war, auf den Feind los, eröffnete ein mörderisches Feuer und warf denselben, der bereits beinahe siegreich war, mit grossem Verluste zurück. Der Marschall Niel hatte eine besondere Vorliebe für Leboeuf; er empfahl ihn auch dem Kaiser auf seinem Sterbebette als Nachfolger.

Das Gewehr nach dem System Comblain.

Das Gewehr, System Comblain, von competenter Seite als das beste, Metallpatronen führende Hinterladungsgewehr anerkannt, hat kürzlich eine höchst interessante Probe seiner Solidität bestanden. Ein Gewehr dieses Systems wurde am 4. August von der königl. belgischen Probeanstalt zu Lüttich folgenden Proben unterworfen :

1. Probe mit 6 Grammes Pulver und 1 Kugel

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Das Gewehr hat nicht allein diese ganz fürchterlichen Proben ausgehalten, sondern die Mechanik war auch in keiner Weise alterirt, ein Beweis ihrer vorzüglich guten und soliden Construction.

Revue maritime et coloniale.

(August-September 1869.)

Neues Kanonenboot.

Die Versuche, welche man in Havre mit dem neuen Kanonenboote gemacht hat, das in St. Denis bei Paris in den Werkstätten von Claparède gebaut wurde, sollen sehr gut ausgefallen sein. Dieses Boot, welches eine Kanone trägt, die Kugeln im Gewichte von 288 Pfund wirft, hat nur einen Meter Tiefgang und erhebt sich nicht mehr als einen Meter über den Wasserspiegel. Dabei soll es sehr leicht zu handhaben sein und einen äusserst schnellen Gang haben. Der Erfinder desselben ist der Lieutenant zur See Farcy.

Die diesjährigen Sommer-Übungen der englischen Flotte.

Wie die Land-Armeen, befinden sich auch die Flotten in einem ÜbergangsStadium. Die grossen Probleme der Gegenwart sind nur theilweise oder gar nicht gelöst. Vieles bleibt noch der Zukunft vorbehalten. Um möglichste Klärung in die Situation zu bringen, hat die englische Admiralität grosse Übungen durch ihre Flotten ausführen lassen, worüber uns mehrere Berichte und Ansichten vorliegen, die wir, des allgemeinen Interesses halber, nachstehend mittheilen:

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Mitte dieses Sommers dampfte die mächtigste Flotte, die England je besessen, dem Mittelmeere zu, um sich mit der dort unter den Befehlen von Sir Alexander Milne stationirten Panzerflotte zu verbinden und mit ihr eine Übungsfahrt vorzunehmen. Sie soll eine praktische Probe für die neumodischen Kriegsschiffe abgeben, und da diese Gattung in den verschiedensten Formen vertreten ist vom schweren Agincourt bis zum leichten Inconstant, der seine 17 Knoten in der Stunde zurücklegen kann so wird das Ergebniss nicht blos für England, sondern für alle Seestaaten von tiefer Bedeutung sein. Dass diese Probefahrt endgiltig entscheiden werde, ob Eisen oder Holz der richtige Stoff sei, aus dem ein Kriegsschiff gezimmert werden soll, lässt sich allerdings nicht behaupten, und eben so wenig, dass

sich die Vortheile und Nachtheile der verschiedenen Panzer und Systeme allesammt bis zur Evidenz werden nachweisen lassen. Denn viel hängt vom Wetter ab, und am Ende ist es doch nur ein Manöver, aus dem sich höchstens annähernde Schlüsse auf die Wirksamkeit der betheiligten Schiffe in einer wirklichen Seeschlacht ziehen lassen. Doch auch schon damit wird viel gewonnen sein. Ist es doch bis auf den heutigen Tag noch durchaus nicht erwiesen, dass die schwere Panzerung der Schiffe wirklich den an sie geknüpften Voraussetzungen entspricht. Der schwere Goliath wurde von dem kleinen, flinken David erschlagen, und die alten Ritter des Mittelalters entledigten sich ihrer schweren Rüstzeuge in dem Masse, als das Schiessgewehr an Kraft und Sicherheit gewann. Wer kann behaupten, dass unseren schweren Kriegsschiffen nicht ein ähnliches Schicksal bevorstehe, wie dem groben Goliath, und dass sie ihre Panzer wieder abschnallen werden, wenn es sich nur erst herausstellen sollte, dass sie ihnen gegen die neumodischen Geschütze doch Nichts helfen, dagegen das Manövriren erschweren ? Charleston und Lissa haben so viel wie gar Nichts, weder für, noch gegen, bewiesen; die wahre, endgiltige Entscheidung bleibt dem nächsten grossen Seekriege vorbehalten. Dass trotzdem sämmtliche Seemächte,

von Peru angefangen bis auf England, mit ungeheuren Kosten Panzerschiffe bauen, ist begreiflich; es muss eben jeder Staat anschaffen, was unter den obwaltenden Verhältnissen das Tüchtigste, wenn nicht gerade ist, doch zu sein scheint. Und so wird es fortgehen von einem Schiffsmodell zum anderen. Der englische Warrior hat sich überlebt, wie die französische Gloire, und auch das amerikanische Thurmschiff, das tief im Wasser stack, ist bei dem jetzigen englischen Geschwader bereits durch eine neue hochbordige Abart verdrängt. Mit welchem Rechte? Das eben ist es, worüber die Gelehrten streiten. Jeder Capitän hat seine Voreingenommenheiten, und bei den alten Admiralen sind diese in Blut und Fleisch übergegangen. Recht zweckmässig ist es daher, dass der Marine-Minister, Hr. Childers, obgleich ein see- und schiffskundiger Mann, doch dem Civilstande angehört, der Sonderinteressen beurtheilen kann und den Eifersüchteleien der eigentlichen Seemannszunft somit fern steht. In seiner Umgebung befinden sich Officiere und wissenschaftliche Männer genug, um ihm mit ihrem Urtheile hilfreich zur Seite zu stehen; doch braucht er sich deshalb nicht heirren zu lassen. Wenn nichts Anderes, wird sich auf dieser Fahrt die grössere oder geringere Seetüchtigkeit der nach verschiedenen Modellen gebauten Panzerschiffe erproben lassen. Dazu gehört freilich böses, stürmisches, so was die englischen Seeleute recht hässliches Wetter nennen. Um böses Wetter beteten die Herren deshalb, als sie von Plymouth ausliefen. Auch der Marine-Minister selbst, Hr. Childers, betheiligte sich an dieser Übungsfahrt, obwohl ihm dies von der englischen Presse meist sehr verübelt wurde, wohl hauptsächlich aus Furcht vor besonderen Auslagen. Wir meinen indess, ein Volk wie England sei reich genug, seinem Minister eine Inspectionsreise in's Mittelmeer zu bezahlen. Gegen Ende September war die Übungsfahrt der vereinigten Flotten vollendet, und waren beide Geschwader wieder auf ihre Posten zurückgekehrt.

Die Panzerfahrzeuge haben sich sämmtlich gut und seetüchtig erwiesen und einem Sturme in der Bucht von Biscaya, dem schäumenden Grabe so manches herrlichen Schiffes, erfolgreich getrotzt, wenn es auch dabei nicht ohne die unvermeidlichen Beschädigungen abging. Dass unter den Schiffen verschiedener Bauart sich für den eigentlichen Kampf das Thurmschiff Monarch am besten bewährt hat, weil es am wenigsten schlenkerte, wird einhellig anerkannt, und es scheint demnach eine sehr einfache Folgerung, dass in Zukunft sämmtliche Schiffe dieser Art ihm nachgebildet werden. Dawiler erhebt sich indessen eine andere Thatsache. Noch vor wenigen Tagen weigerte sich die Mannschaft des Scorpion zur See zu gehen, weil das Schiff nicht seetüchtig sei. Der Scorpion aber ist ein wirkliches Thurmschiff, eines von den zwei Dampfwidderschiffen, die seiner Zeit für die nordamerikanischen Südstaaten in Liverpool gebaut wurden, und verdient insofern den Namen Thurmschiff mehr als der Monarch, weil letzterer immer noch über den Wasserspiegel hervorragt, der Scorpion aber ausser dem Thurme keine Fläche für das feindliche Feuer über dem Wasser zeigt. Die Frage, welches Schiff für die Flotte das Modell abgeben soll, scheint sich nach diesen Erfahrungen dahin zu, beschränkend wie weit man der Bauart des Scorpion behufs Erzielung grosser Stärke entgegengehen kann, ohne die bei dem Monarch gerühmte Seetüchtigkeit einzubüssen.

Auch die Reserveflotte hat eine Übungsfahrt gemacht, und liegt der sehr befriedigende Bericht des Contre-Admirals Kley über dieselbe vor. Ähnlich wie im Falle der

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