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gegen, welche, aus Gorgo und vom Belvedere entsandt, die Molimenti-Höhen offenbar zu besetzen trachteten.

Ihre Widerstandskräfte mehrten sich fortan, und es musste schliesslich die 7. Division, die durch Terrain-Schwierigkeiten beim weitern Vormarsche etwas zurückblieb und dann in das Intervall zwischen die 8. und 9. Division gelangte, gegen die in der linken Flanke des Bataillons plötzlich sehr zahlreich werdenden feindlichen Haufen zuerst feste Position annehmen. Sie verstärkte sofort ihre Plänklerlinie durch je 2 Züge per Compagnie und bekämpfte den anrückenden Gegner ebenso sehr durch ein ausgiebiges Tirailleur- und Abtheilungsfeuer, als sie schliesslich, und zwar zu wiederholten Malen, vom Bajonnete Gebrauch machte. Es wurden hierauf durch die Plänkler - Officiere feindliche Abtheilungen einerseits bis an die Chaussée herab, anderseits bis in das Innere von Casa Cavalchina zurückgetrieben; der Rest der Division aber schloss sich nach fast gänzlichem Verfeuern der Munition, und nachdem diese zwei Compagnien im Laufe des so bestandenen Gefechtes vom vormarschirenden Regimente getrennt worden an das in späterer Stunde nachgerückte 3. Bataiilon von Ernst-Infanterie (Brigade Scudier) an, mit dem vereint diese Division vorderhand die behaupteten Punkte bei Bagolina festhielt.

Die 8. Division, welche bei Vornahme des 1. und 2. Zuges der 16. Compagnie die ursprüngliche Direction auf Maffei beibehalten konnte und bis zur Einsattlung des Monte Arabica vorgerückt war, wendete sich hier im heftigsten Geschützfeuer südöstlich ab gegen die vom Feinde besetzte Häusergruppe von Palazzo Baffi und schickte sich an, der Weisung des Regiments-Commandanten folgend, unter Leitung des Oberstlieutenants Karojlovic, das Gehöfte, welches vom 1. Bataillon des feindlichen 3. Grenadier-Regiments stark besetzt war, zu erstürmen. Die 7. Division war hiebei kurz nachfolgend vermuthet worden.

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Das Gehöfte Baffi, am östlichen Belvedere-Hange, fast am Fusse dieser Höhe und knapp an der Chaussée gelegen, nimmt ein fest umfasstes Quadrat ein, dessen Seitenlänge 60 Schritte beträgt; es enthält an der Nordseite ein zwei Stock hohes massives Wohnhaus, an der Südseite das ein Stock hohe kleinere Wirthschaftsgebäude; die andern zwei Flanken sind durch eine 6 Schuh hohe Mauer geschlossen; die Einfahrt ist an der Ostseite angebracht. Um das ganze Gehöfte ist ein trockener Graben, und vor diesem ein Heckenzaun gezogen, welcher die Hofmauer stellenweise vollkommen maskirt. Etwa 200 Schritte südlich dieses Hofes ist annoch ein niedriges, ganz separat stehendes Nebengebäude situirt, das rücksichtlich seiner Lage ebenso wie Palazzo Baffi die Chaussée tangirt.

Diese Häuser gruppe hatte der Gegner kurz vorher, wie bereits erwähnt, in der Stärke eines Bataillons besetzt und fand eben nur Zeit, die Thore flüchtig zu verrammeln und einige Auftritte an der innern Mauer anzubringen.

Die 8. Division, die nach erhaltenem Befehle geradenwegs herab gegen

die nordwestliche Ecke des Gehöftes anrückte, entsandte jetzt die vorderste. in der Kette aufgelöste Halb-Compagnie zur Umfassung der Gebäude in westlicher Richtung und setzte sich, 100 Schritte vor der nördlichen Front derselben an einem Terrain-Einschnitte fest, um vorerst durch ein lebhaftes Feuer die nächst vorliegenden Hecken von den vielen feindlichen Schützen zu säubern. Als dies geschehen, und nachdem die entsandte Halb-Compagnie, glücklich in das südwestliche Separatgebäude eingedrungen, dort 1 Officier, 20 Mann zu Gefangenen gemacht und den Rest der feindlichen Besatzung bis nach Gorgo gejagt hatte, schritt die Division selbst, durch die dichten Culturen noch immer getäuscht, zum Sturme auf die nordwestliche Hauptfront. Ein verheerendes Feuer aus allen Stockwerken und von der Mauer her, das sie empfing, Gräben und Barrièren, die sie am Nähertreten hinderten, vereitelten aber den sofortigen Erfolg, und diese 1, Compagnien mussten weiters das Gefecht abbrechen und, da eben auch das eigene 1. Bataillon im Anrücken war, auf kurze Distanz und zu kurzer Rast in die Culturen sich zurückziehen.

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Major Hössler, der mit der 1. und 2. Division seines Bataillons, wie Anfangs berichtet, dem Regimente alsbald nachgefolgt kam und auf den Höhen von Molimenti über Bagolina bis auf Monte Arabica vorrückte, hatte zuerst hier Stellung genommen und einen Zug zur Recognoscirung bis nach Custoza entsendet. Dieser Ort war damals von den Italienern noch unbesetzt, auch Maffei war frei, da das dortige feindliche Bataillon in's Thal herabrückte; dagegen drängten von den Höhen von Gorgo aus starke feindliche Abthei· lungen (4. italienisches Grenadier-Regiment) zur Verstärkung gegen Baffi und Cavalchina. Major Hössler wendete sich nunmehr, den eben begonnenen Kampf des eigenen 3. Bataillons wahrnehmend, nach Erfassung des richtigen Moments gleichfalls gegen Palazzo Baffi herab, so dass der zweite Angriff auf dieses Gehöfte von den beiden Bataillons vereint, respective von der 1., 2. und 8. Division des 66. Infanterie- Regiments ausgeführt werden konnte.

Die Gefechtsformation hiebei bestand in Divisions-Massen: die erste Division auf dem rechten Flügel nächst der Chaussée, die zweite als Mitte gegen die westliche Mauerfronte dirigirt, die 8. Division als linker Flügel in ihrer frühern Direction. Die vor Bagolina gestandene 13. Compagnie diente diesem Angriffe als Aufnahms-Truppe.

Das Gefecht wurde von der 2. und 8. Division auf eine Distanz von 400 Schritt ohne weiteres Zögern eröffnet, indem zwei Züge der 4. und zwei Züge der 15. Compagnie gleichzeitig in die Schwarmlinie rückten. Mit ausserordentlicher Bravour avancirten diese Abtheilungen im heftigsten Feuer bis auf wenige Schritte vor die Mauern und trieben die Gegner, wo sie sich noch offen in der Cultur zeigten, in's Innere der Gebäude zurück. Die Gros der beiden Divisionen folgten unaufhaltsam nach, umzingelten bald das ganze Gehöfte und machten alle Anstrengungen, um sich des Hauptthores zu bemächtigen. Oberstlieutenant Karojlovic, einen der feindlichen Stabs-Officiere von

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der Chaussée aus zum Waffenstrecken auffordernd, verlor in demselben Momente das Pferd unter dem Leibe, als Oberlieutenant Kirkovic persönlich bis an das grosse Hausthor vorsprang, um die zugesagte Gefangengabe der Besatzung zu bewirken. Während Kirkovic hier den Heldentod fand, nöthigten eiligst angerückte Verstärkungen, die der Feind von Gorgo her erhielt, zum Aufgeben der Chaussée und zur weitern Fortsetzung des Gefechtes in den Culturen. Aber trotz erneuerter Versuche machten breite Gräben, hohe Mauern und Hecken den Angreifern das Eindringen in das Innere des Hofes, der in allen Theilen von gut gedeckt stehenden feindlichen Schützen stark besetzt war, nicht mehr möglich. Das Feuergefecht, an dem schliesslich alle 3 Divisionen theilnahmen, führte nicht zu dem angestrebten Endresultate, und es musste, da das feindliche aus Gorgo debouchirte Bataillon sich bereits empfindlichst fühlbar machte, und die Übermacht die doppelte Zahl erreichte, nunmehr der Rückzug angetreten werden. Die 1. Division, ursprünglich südwestlich dirigirt, welcher es gelang, in das kleine Separatgebäude neuerdings einzudringen und von dort her, im Verein mit der erst detachirten Halb-Compagnie den eben beschriebenen Haupt-Angriff wesentlich zu unterstützen, deckte nun den gesammten Rückmarsch auf die Höhen, indem die ganze 1. Compagnie von der Strasse und vom letzterwähnten Gebäude aus Palazzo Baffi bestrich und jedes Nachdrängen des Feindes auf das Erfolgreichste vereitelte.

Der Rückzug, der successive theils gegen Belvedere und Monte Arabica, theils gegen Monte Molimenti angetreten wurde, forderte hier weitere grosse Opfer. Die Hauptleute Rzepinski und Hruschka, sowie Lieutenant Fischer fanden dabei den Tod; Hauptmann Riegg wurde verwundet, mehrere vorzügliche Chargen kampfunfähig gemacht.

Nach dem Verluste so vieler führenden Officiere waren nun die allergrössten Anstrengungen nöthig, um die Abtheilungen in dem so schwierigen Terrain zu leiten und im Feuergefecht versammelt zu erhalten. Regimentsund Bataillons-Adjutanten stiegen vom Pferde und übernahmen theilweise das Commando der Plänklerlinien, während der durch den Sturz verletzte Oberstlieutenant, sowie die verwundeten Officiere mit aller Aufopferung aus dem Feuerbereiche gebracht wurden.

Endlich gelang es, die grössern Theile der bei Baffi kämpfenden Truppe auf Monte Arabica wieder zu sammeln, wo dieselben unter heftigem Geschützfeuer über persönliche Anordnung des Brigadiers durch Oberst Syrbu gegen Casa Bagolina zurückgeführt wurden und dort neuerdings Stellung nahmen.

Der Feind wagte jedoch nicht nachzurücken und verblieb nach bedeutenden Verlusten an Officieren und Mannschaft nur noch kurze Zeit in der occupirten Häuser-Gruppe, die er dann gegen Belvedere und Custoza sich. zurückziehend - bald gänzlich räumte. Er büsste in diesem Kampfe I StabsOfficier, 4 Officiere und 56 Mann an Gefangenen ein. Der Anführer des Unterstützungs-Bataillons, Cavaliere Fezzi, blieb hier todt; Prinz Amadeo, der Commandant der feindlichen Brigade Lombardia, wurde gleich Anfangs vor

Baffi verwundet und musste zurückgeführt werden; sein Pferd kam in die Hände der 6. Division des 66. Infanterie-Regiments.

III. Kämpfe um Casa Cavalchina. Erste Erstürmung des Hofes.

Nicht minder hartnäckig und in vieler Hinsicht noch denkwürdiger gestalteten sich die Kämpfe beim 2. Bataillon und bei der ihm zunächst stehenden 9. Division.

In dem Momente nämlich, als das Regiment das Staffolo-Thal passirte, um auf Molimenti vorzurücken, ward auch auf feindlicher Seite eine Vorwärtsbewegung des rechten Flügels der Grenadier-Brigade Lombardia von Gorgo aus in's Werk gesetzt, und die Tête-Truppe dieser feindlichen Colonne (4. Bataillon des 3. Grenadier-Regiments) hatte eben noch Zeit, Casa Cavalchina in beiden Etagen zu besetzen, als das eigene 2. Bataillon diesem grossen Wirthschaftshofe schon auf Schussdistanz sich näherte. Das Bataillon marschirte in der geschlossenen Divisions - Massenlinie mit vorgenommenen Schwärmen, die 5. Division am rechten, die 6. am linken Flügel gestellt, mit der Haupt- Direction auf il Gorgo. Rechts war das eigene 3. Bataillon, links wurde das 15. Jäger - Bataillon und im 2. Treffen nach wie vor das 63. Infanterie-Regiment supponirt.

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Das Plänklerfeuer begann alsbald nach dem Herablangen in's Thal allgemein zu werden, dasselbe wurde immer lebhafter und zog sich schliesslich ganz und gar gegen Cavalchina hin. Mittlerweile kam das Bataillon an einem die Strasse senkrecht durchschneidenden Ravin an. der bereits im vollsten Feuerbereich des Gegners lag, machte hier bezüglich näherer Orientirung einen ganz kurzen Halt und wendete sich nach Sichtbarwerdung des knapp vorliegenden Gehöftes gegen die Strassenseite von Casa Cavalchina, indem Major Siebeneicher der 6. Division den Auftrag gab, die genannte Häusergruppe direct anzugreifen, der 5. Division aber die Weisung ertheilte, den Hof rechts zu umfassen und so gegen die Rückzugslinie des Gegners zu drücken.

Cavalchina, ein geschlossener Meierhof, liegt an derselben Strasse wie Baffi, ist in der äussern Form und in der Bauart ebenso construirt wie dies letztgenannte Gehöfte, nur mit dem Unterschiede, dass Cavalchina in seinen Dimensionen umfangreicher ist, und das Haupt-Gebäude, welches parallel.mit der Chaussée läuft, zwei hohe Stockwerke enthält. Grössere Stallungen, eine lange Hauseinfahrt, von der Strasse her ein breites Thor in der Hofmauer, die gegen Somma Campagna gekehrt ist, und zahlreiche Schiesslöcher in der Einfriedung und in den Mauern der Stallungen sind die weiter bemerkenswerthen Bau- Details. Das ganze Gehöfte liegt an einer Verengung des Querthales von Molimenti und ist von den dichtesten Culturen rings umgeben.

Während nun die Plänklerlinie der 6. Division, von den in den Strassengräben feuernden feindlichen Schützen zuerst angezogen, gegen die nördliche Front über die Chaussée hinüber gelangte und, die feindlichen Haufen zurück

drängend, den dortigen Eingang forcirte, stürmte die 6. Division selbst unter argem Kugelregen das Haupt-Thor an der westlichen Gebäudefront und gelangte im ersten Anpralle sofort in das Innere des Hauses. Der Commandant der Division, Hauptmann Schiller, sprengte persönlich der Erste das grosse Thor, dessen lange Einfahrt dicht vom Feinde angefüllt war. Es entspann sich hier und in der unmittelbar anliegenden Stallung ein blutiges, langdauerndes Handgemenge, an dem schliesslich nebst der beim nördlichen Thore eingedrungenen eigenen Plänkler-Halb-Compagnie auch noch 2 Züge der 13. und 1 Zug der 9. Compagnie lebhaften Antheil nahmen. Der Feind wurde in der Mehrzahl zum Weichen gebracht, ein grosser Theil der Besatzungen gab sich gefangen, und nur circa 50 Mann des Gegners zogen sich in's oberste Stockwerk zurück, hielten dasselbe standhaft besetzt und bestrichen unausgesetzt den Hofraum.

Bedeutende feindliche Verstärkungen, die nun auch das Gehöfte neuerlich dicht umschwärmten, und die, an den äussern Schiessscharten postirt, durch Zusammenwirken mit dem am Dachboden noch nicht überwundenen Reste des Grenadier - Bataillons ein weiteres Verbleiben im innern Raum unmöglich machten, nöthigten aber bald zum Aufgeben des aufreibenden Kampfes im Innern, und die 6. Division, merklich zusammengeschmolzen, wandte sich theils gegen die fliehenden, theils gegen die neu angerückten Gegner, indem sie wieder das Aussenfeld betrat.

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Mit unwiderstehlichem Muthe führte abermals der Ketten-Commandant die wenige Mannschaft, die ihm zur Hand war, gegen die in den dichten Baumgruppen versteckten feindlichen Plänkler, und indem die 12. Compagnie grösstentheils beim westlichen, die 11. mit der halben 13. beim nördlichen Thore den Feind heraus und vor sich her trieben, gelang es der jenseits des Gehöftes sofort wieder vereinigten Division, den Gegner bis nahe an den Strassenknoten von il Gorgo zurückzudrängen.

Es wurde Eingangs erwähnt, dass behufs Mitwirkung bei diesem Angriffe auf Cavalchina die 5. Division vom Bataillons-Commandanten die Weisung erhielt, das Gehöfte rechts zu umfassen und so der 6. zur Unterstützung zu dienen.

Diese 5. Division hatte zwei Züge der 9. Compagnie in der Kette und schickte sich eben an, den erhaltenen Befehl zu vollführen, als sie in nächster Nähe ihrer rechten Flanke eine grössere feindliche Colonne wahrnahm, die von der Höhe herab gegen sie das Gefecht eröffnete. Der Commandant der Division bewirkte eiligst die entsprechende Frontveränderung, liess den Aufmarsch vollführen und rückte nach Abgabe mehrerer Dechargen dem sichtlich stärkeren Gegner - welchen oben auch die eigene 7. Division bekämpft hatte im Sturmschritt entgegen.

Aber nicht nur in der Front, die nunmehr an der Strasse die Plänklerschwärme allein zu decken hatten, sondern auch weiter ab, rechts seitwärts, zeigten sich feindliche Abtheilungen, welche offenbar in der Lücke zwischen den beiden Bataillonen durchzubrechen bestrebt waren; und da nebstdem die

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