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Man könnte vielleicht die einzelnen Bände vertheilen, die nöthigen Auszüge machen, und das Ganze dann ordnen. EH. Carl hat äusserst werthvolle

Aussprüche über den Krieg gethan, die wir gleichfalls nicht vergessen sollten. Diese liessen sich an die entsprechenden Urtheile Napoleons anreihen, und man könnte so in verhältnissmässig kurzer Zeit ein Werk schaffen, nützlich für Hoch und Nieder, wie es kaum ein zweites gibt. Das Casino, das mit Recht die Pflege der Militärwissenschaften auf seinem Programm hat, würde da eine äusserst nützliche Beschäftigung finden, und für Vorträge, die Jedem etwas Anregendes böten, wäre in unerschöpflicher Weise gesorgt.

Es ist wahr, dieselben würden, der Sache nach, nur die grossen Operationen betreffen, doch würde dies, scheint mir, ihrer Verdienstlichkeit und ihrem Nutzen Nichts nehmen; denn, genau genommen, besteht zwischen der grossen und kleinen Wirksamkeit im Kriege doch nur der Unterschied, dass jene mit verhältnissmässig grösseren Massen und Gewichten, die sie unter einander und mit jenen des Gegners in ein immer günstiges Verhältniss zu bringen hat, arbeitet, und ich glaube, dass die Regeln dieser höheren Wirksamkeit Anwendung auch im Kleinen finden müssten, so gewiss, als vom Kleinen auf das Grosse zu schliessen, jedenfalls verfehlt wäre.

Wenn es genehm ist, werde ich mir ein künftiges Mal erlauben, aus dieser Correspondenz je einen Gedanken zu entwickeln, der mich eigentlich verleitet hat, in ihr nachzublättern und die anregenderen Sätze, die mir in die Hand kamen, zu notiren und vorzutragen.

Das Thema, das ich nächstens behandeln würde, wäre der Satz aus der Correspondenz: dass die Dispositionen im Kriege vor Allem Einfachheit und Sicherheit brauchen, ein Satz, der zwar sehr natürlich scheint, aber nicht so leicht zu befolgen ist, auch sehr selten befolgt wird, der, wenn man ihn näher in's Auge fasst, zu ganz eigenthümlichen Entwicklungen und Resultaten führt und, als Prüfstein militärischer Gedanken und Handlungen verwendet, leicht und deutlich erkennen lässt, was richtig oder unrichtig, was falsch und was echt ist im Kriege.

(Die zweite Vorlesung folgt im nächsten Hefte.)

Die Schwarzen in Ungarn1).

Die Waffenthaten des Ungarkönigs Mathias Corvinus, die glänzenden Siege, welche sein Feldherrngeist und die Tapferkeit seines Heeres über die beiden grossen Mächte des Aufganges und des Niederganges erfochten, wurden in Lied und Erzählung hoch gepriesen, durch gleichzeitige sowohl als auch durch spätere Dichter und Geschichtschreiber. Auf ihn waren alle Hoffnungen gerichtet, von ihm erwartete man den Sturz der gefährlich drohenden türkischen Übermacht; der Gesandte Roms, Bischof von Castelli, Galeotti und Bonfinius, die Mathias persönlich kannten und seinem Heereszuge folgten. überströmen vom Lobe seiner kriegswissenschaftlichen Kenntnisse, worin ihm keiner seiner Zeitgenossen gleich kam; mit Bewunderung rühmen sie die strenge Mannszucht und Ordnung, die geschickten Bewegungen und den heldenmässigen Geist seiner Heerhaufen. Aus dieser Schule stammten Stephan Bathori, Paul Kiniszi, Dragfi, Stephan Zapolya, Peter Szokoli, Niklas Banfi, Peter und Mathias Gereb, Sebastian Rosgonyi, Blasius Magyar, Niklas Csupor, Peter und Emrich Doczi, Andreas Both, Stephan Davidhazi, Moriz Ladislaus Megyes, Demetrius Jeksits und Lorenz Ujlaki.

Zu Mathias' Heere gehörte auch die schwarze Bande, welche nicht aus gebornen Ungarn, sondern aus Söldnern verschiedener Nationen, meist Böhmen, bestand. Von den Zeitgenossen erwähnt blos Bonfinius dieser schwarzen Schaar, scheint daher allen Späteren darüber als Quelle gedient zu haben. Er erzählt, dass nach dem Tode des Mathias die Grossen des Reichs, der neuen Königswahl wegen, in verschiedene Parteien gespalten waren, endlich aber nach langen fruchtlosen Streitigkeiten die ganze Angelegenheit dem Schiedsspruche des Stephan Zapolya überliessen, der als Statthalter von Wien und Österreich bei der Wahl nicht erschienen war. Sie schickten deshalb Johann, Bischof von Grosswardein, als Gesandten zu ihm nach Wien, welcher, nachdem er das Vorhaben vernommen, den polnischen Wladislaus, König von Böhmen, auf den ungarischen Thron zu setzen, nach Mähren reiste und die dort liegende schwarze Bande durch ein Geschenk von hunderttausend Dukaten im Namen des Reiches für Wladislaus' Partei gewann. Hier nennt Bonfinius zum ersten Male diesen Heerhaufen den schwarzen, und setzt hinzu, dass die Mitbewerber um Ungarns Krone, besonders Maximilian von Österreich und Johann Corvinus, durch die Nachricht davon sehr bestürzt worden seien,

1) Vergleiche meine Monographie: „Johann Giskra von Brandeis östern mil. Zeitschrift, Jahrgang 1867, IV. Band, Seite 322.

da sie selbst schon früher durch vielfache Versprechungen die Schwarzen zu gewinnen gesucht hatten, mit deren Hülfe sie die Krone erlangt hätten, sogar gegen den Willen der Reichsstände, welche nun die Erwählung Wladislaus' einstimmig billigten. Dann fährt er fort: „Exercitus hic idcirco Niger appelatus" u. s. w. Jener obgenannte Bischof von Grosswardein, im Dorfe Prostanitz, in der Nähe von Olmütz, aus niederem Stamme entsprossen, zog im böhmischen Kriege die Aufmerksamkeit des Königs Mathias auf sich, wel cher, schöne und edle Anlagen in ihm entdeckend, ihn anfänglich in die Dienste des Woiwoden Nikolaus Csupor gab, sodann an den Hof berief, in seinen geheimen Rath aufnahm und zum Grosswardeiner Bischof ernannte, später mit den Einkünften des Olmützer Bisthums und mehrerer anderer Güter begabte, endlich ihn kurz vor seinem Ableben zum Statthalter von Mähren und Schlesien erhob, wo er ihm Ländereien schenkte, deren Einkünfte jährlich auf achttausend Dukaten stiegen. Mit so bedeutenden Mitteln und dem Ansehen seines Amtes ausgerüstet, war es dem Bischofe leicht, das schwarze, aus Ausländern bestehende Söldnerheer, welches keine Vaterlandsliebe kannte, gegen den Sohn des verstorbenen Königs zu bewaffnen, wie einst beim Verfall des Römerreiches die Cohorten der Prätorianer. Dass aber dasselbe wirklich aus Ausländern, vorzüglich Böhmen, bestand, zeigt eine Stelle Bonfiniu's, worin er sie nennt: Boëmorum cohortes, quae veteranorum et Nigrorum appellabantur." Als diese Banden in Oberungarn lagen, erlaubten sie sich unerträgliche Bedrückungen und Räubereien, weshalb sie nach Szegedin verlegt wurden, um unter den Befehlen des Temescher Grafen Paul Kiniszi die Einfälle der Türken zurückzuweisen; sie liessen aber ihre alte Gewohnheit nicht, und als endlich eine bis auf das Hemd ausgeplünderte Edelfrau vor dem Heerführer weinend Klage führte und bald darauf ein Dorfgeistlicher sich wegen Beraubung der Kirche, Schändung und gewaltsamer Wegnahme der dem Gottesdienste geweihten Gegenstände bitter beschwerte, versammelte sie Kiniszi unter dem Vorwande drohender Türkengefahr, liess sie sodann durch auserlesene ungarische Schaaren und das aufgereizte Landvolk überfallen, entwaffnen und niederhauen.

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Der Grund, warum eigentlich diese Banden die schwarzen hiessen, will Bonfin darin finden, dass sie gleichgültig Frost und Hitze ertrugen, Winter und Sommer im Freien lagerten und gegen jegliche Entbehrung abgehärlet waren; da sie aber diese Eigenschaften mit allen Heerschaaren Königs Mathias gemein hatten, wie Bonfinius selbst gesteht, der sie über die Spartaner erhebt, von ihrer Ausdauer und Verachtung der Mühseligkeiten Wunder erzählend, so scheint diese Deutung irrig zu sein; den Beweis liefern die Thaten der ungarischen Heere, welche unter Anführung des Mathias um Weihnachten in der grimmigsten Kälte Jajtza wegnahmen und die Türken zurückschlugen, im letzten österreichischen Feldzuge Korneuburg und Klosterneuburg im härtesten Winter eroberten, von da über die zugefrorene Donau bis Wien drangen und es von drei Seiten mit ungarischen, böhmischen und raizischen Völkern umzingelt hielten, welche die festen Wälle von Wiener Neustadt (1487)

Österr. militär. Zeitschrift 1869. (4. Bd.)

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im ärgsten Frost nach langer Belagerung erstürmten. Nicht blos Ungarn, sondern auch Frankreich und die Mächte Italiens hatten damals Heeresabtheilungen, welche die Schwarzen hiessen und aus deutschen Söldnern bestanden. Die französischen Könige, anfänglich im Bunde mit den Sehweizern, bildeten, als sie mit diesen zerfallen waren, ein Fussvolk aus ihren eigenen Völkern und besoldeten deutschen Landsknechten, welche schwarze Banden genannt wurden.

Dieselben gehörten zu den besten Truppen jener Zeit. Von versuchten. Officieren geführt, die grösstentheils im Reichsbanne lebten, weil sie früheren Abmahnungen vor fremdem Kriegsdienste nicht nachgekommen waren, blieb ihnen nächst dem Siege nur der Tod übrig. Seit langen Zeiten in französischen Diensten, vielfach besiegt in den Kämpfen für Frankreich, doch nicht selten. Sieger, hatte sich allmälig ein vortrefflicher Kern alter Krieger aus ihnen gebildet, der für junge Soldaten eine ausgezeichnete Schule gab.

Ludwig XII. nahm in dem Kriege, der zufolge des Bündnisses von Cambrai ausbrach, sechstausend Fussknechte vom Herzog von Geldern in Sold und benannte sie die schwarze Bande; diese, geführt von Robert Vandermark, kämpften 1513 unter la Tremouille in der Schlacht bei Novara gegen die Schweizer; im Kriege Franz' I. wider Mailand 1515 zeichneten sie sich bei Marignano vorzüglich aus, wo ihnen die Schweizer, welche einen besonderen Hass gegen sie nährten, zu weichen gezwungen waren; neun Jahre später bei Pavia standen sie, 5000 Mann stark, unter Franz' I. Fahnen, vom Kopf bis zur Zehe in Schwarz geharnischt, vortrefflich bewaffnet und disziplinirt. An ihrer Spitze war Richard Herzog von Suffolk, unter dessen Namen die Schwarzen eigentlich dienten. Unter ihm fochten ein Herzog von Württemberg, ein Graf von Nassau, der junge Herzog Franz von Lothringen, die Grafen Wolf von Lupfen, Karl von Ortenburg, und endlich stritten in ihren Reihen Hans von Brandek, Georg Langenmantel aus Augsburg und eine grosse Masse anderer ausgezeichneter Krieger, deren Namen damals überall einen guten Klang halten. Diese Helden alle und fast der ganze Haufen der Schwarzen unterlagen hier den Landsknechten Freundsbergs. Auch die Welschen nannten ihre deutschen Miethsoldaten Bande Nere, welche Johann von Medici, il gran diavolo, anführte. Diese Benennung scheint den also Deutschen im Allgemeinen gegolten zu haben und auch auf die böhmischen Söldner übergegangen zu sein, weil die Böhmen als zum deutschen Reiche gehörig angesehen wurden und sich durch Carls IV. Bemühungen den deutschen Sitten sehr genähert hatten. Sie trugen gewöhnlich braune Gewänder und schwarzen Harnisch, wie, vieler andern Schriftsteller nicht zu gedenken, aus Istvanfi erhellt, der erzählt, dass die Ungarn den Joachim von Brandenburg, den gänzlich unbefähigten Feldherrn des aus Ungarn, Welschen und Deutschen bestehenden Heeres, welches Ferdinand I. 1542 gegen die Türken gesendet, den schwarzen Herzog genannt hätten, weil seine Reiterhaufen mit schwärzlichen Rüstungen angethan waren. Ferner beschreibt Johann Listhius die dreitausend theils böhmischen, theils österreichischen Ritter, mit denen König Maxi

milian zur Krönung nach Ungarn zog, nach Landessitte schwarz gekleidet, aber geziert mit vielen goldenen Ketten und einherziehend auf trefflichen Rossen. So ist es denn wahrscheinlich, dass auch die schwarzen Banden des Königs Mathias diesen Beinamen der Farbe ihrer Kleidung zu danken hatten.

Warum aber Mathias gerade böhmische Söldner gewählt, ist leicht aus den damaligen Umständen zu erklären. Die böhmische Nation besass grossen Waffenruhm die Hussiten, Taboriten und Kelchner unter Ziska und den beiden Prokop hatten den Königen Sigmund und Albrecht mit bewunderungswürdigem Heldenmuthe widerstanden und überall vor ihrem Namen Furcht und Schrecken verbreitet, nachdem Ziska schon früher mit Johann Hunyad unter Sigmund gegen die Türken gekämpft, und auch bei Kossov böhmische Hülfstruppen den Sieg über Sultan Amurath erringen geholfen hatten. Georg Podiebrad erinnerte seinen Schwiegersohn Mathias, als dieser im Begriffe stand ihn anzugreifen, dass sein Vater Johann Hunyad keine seiner glänzenden Thaten gegen die Türken ohne Hülfe der Böhmen ausgeführt habe. Nach Beendigung der hussitischen Unruhen vereinigte sich eine grosse Anzahl böhmischer Kriegsleute, welche, von Kampf und Beute zu leben gewohnt, nicht in den friedlichen Ruhestand zurückkehren wollten, unter dem Namen der Brüder, und diese trieben sich plündernd und raubend an den Grenzen Ungarns, Mährens und Österreichs herum. So waren sie stets bereit, in die Dienste des Meistbietenden als Söldner zu treten. Friedrich IV. und sein Bruder Albrecht bedienten sich derselben in ihren Streitigkeiten gegen einander; da diese wilde Schaaren aber nach beigelegten Feindseligkeiten keine Bezahlung erhielten, verheerten sie Österreich so lange, bis die Landstände sie zufrieden gestellt hatten. Nach König Albrecht's Tode sandte seine Witwe Elisabeth diese Brüder unter dem treuen Giskra, Walgatha, Talafuss und Axamith in den oberen Theil von Ungarn, wo sie sich, selbst gegen Hunyad, bis in die Zeiten des Mathias Corvinus behaupteten, welcher gleich im Anfange seiner Herrschaft 1458 seinen Schwiegervater Podiebrad um 500 wohlbewaffnete böhmische Reiter, die er in seinen Sold zu nehmen wünschte, aber wie es scheint, fruchtlos ersuchte, denn nirgends geschieht Erwähnung, dass gegen jene streifenden böhmischen Brüder auch Böhmen auf Mathias' Seite gefochten hätten. Als Mathias diese Peiniger des Landes endlich aus ihren Burgen vertrieben und auf freiem Felde geschlagen, dabei aber ihre Tapferkeit und Geübtheit erprobt hatte, nahm er viele derselben in Sold und theilte sie seinem Heere zu. Bei Kaprinai findet sich eine Urkunde vom 3. Sonntage nach St. Emerichstage 1459, also noch vor ihrer Bezwingung, worin Mathias die böhmischen Hauptleute Nabuchodonozor, Ankelreiter, Johann Karasski und Martin Korbel wider Friedrich und alle andern Feinde für vierteljährige 4000 Gulden in Sold nimmt. Später verglich er sich mit ihrem Oberfeldherrn Johann Giskra, verlieh ihm die Reichsstandswürde nebst einem (angezweifelten) Geschenke von 25000 Ducaten und nahm ihn sammt dem Bunde der Brüder in Sold, vorzüglich gegen die Türken. Bonfin erzählt dieses, indem er

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