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und glaube, dass dessen Tod nicht ins Mittel kommen wäre; sie hätten einen guten Willen eine Rebellion zu erwecken, oder aufs wenigste die jetzige Reichsbewilligung zu conditioniren nichts ein wenden lassen, wie mir denn dieser ihr böser Anschlag von H. von Buchem (Puchhaim?), welcher jetzt katholisch, ofenbart wurde. Damit E. k. Mjst. ihre Vorsätze und böse Intention aber noch besser verstehen mögen, ist wahrhaftig und zu bezeugen, wie wir vergangenen Sommer unter Ofen gelegen, dass die vornehmsten Weiber, auch etliche Männer zusammen gekommen, und ihre gewissen Stunden zum Gebeth gehabt, auf ihren Knieen gelegen und Gott wider E. k. M. und dero Kriegsvolk angerufen. Wissentlich ist auch, dass sie eigene verordnete ReligionsRäthe unter ihnen aufgeworfen haben, daraus anders nicht zu schliessen ist, als dass sie ihr Regiment allein in vorfallenden Gelegenheit wider E. k. M. selbsten zu gebrauchen in Willen sind.

So ist in allen Weg rathsam den Unglück zuvorzukommen, und dieses rebellische Verbündniss und Räthe zu brechen, auch die Gelegenheit, so sie jetzt selbst zu ihrer Strafe an die Hand geben, nicht zu versäumen.

Nicht unbillig werden die Verordneten, so proprio motu sich E. k. M. allergnädigsten Willen widersetzt, ihres Amtes entsetzt und katholische an ihre Stelle genommen; da aber E. k. M. mit mehr Straf verfahren wolten, haben sie Häls und Güter verloren. Der Oberst hat mehr der Verordneten Muthwille, als E. k. M. Bestallung und Befehle in Acht genommen und E. k. M. Bestallung und Reverse ohne Werbung des Volks wieder zurückgeschickt. Ob es mir wohl leid für ihn ist, dass er diesen grossen Fehler begangen, kann ich doch wegen meines Gewissen kein andern, sondern spreche, als dass ihm und das Land zu straffen, dass Regiment genommen, und alsobald einen fremden oder doch katholischen gegeben werde, der da nicht des Landes sondern E. k. M. Diener sei, dazu ich vorschlag H. Tilly, Hans v. Mollard oder da es E. k. M. mir allergnädigst schaffen werden, weil ich dieses Regiment hintangesetzt des Landes und aller andern Ungunst, selbst richten.

Alles dieses geschieht von mir zwar ohne gehorsamstes Massgeben, allein weil es E. k. M. Autorität, Respekt und Wohlfahrt also erfordert, hab ich solches aller unterthänigst zu avisiren nicht übergehen können, und dabei warnen wollen, dass E. k. M. hinfür bei Vermerkung dieser starken Ketzerischen Verbündniss mit Besetzung dero ansehnliche Dienste sich allergnädigst zu hüten wissen. Denn ob wohl viel von wegen grossen Präsenten und Geldschenkung E. k. M. diese Sache und dergleichen schlecht machen, stekt doch mehr Falschheit und Unruh dahinter als man vermeint, welches bei Zeiten alles zu remitiren ist. E. k. M. mich in aller unterthgst. gehorsam empfehlend E. röm. k. M. allergetreuester Diener bis in den Tod: Russworm."

Vorlesungen über Einfachheit und Sicherheit in der Kriegführung

gehalten im k. k. Militär-Casino zu Wien

von Friedrich v. Fischer, Oberst im k. k. Generalstabe.

I. Vorlesung.

Die Correspondenz Napoleon's I.

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Ich habe die Absicht gehabt, einen Satz über Kriegführung, der sich in der Correspondenz des Kaisers Napoleon I. findet, zum Gegenstande einer näheren Untersuchung zu machen. Der Stoff wuchs mir aber unter den Händen, namentlich dadurch, dass ich beim Nachblättern in dem Bande, welcher den obgedachten Satz enthält, auf allerlei sehr interessante Bemerkungen des Kaisers stiess, an denen ich nicht vorübergehen zu dürfen glaubte, ohne sie zu notiren. Es ergab sich so eine Folge von Aussprüchen, die mir geeignet schienen, eine wenn auch nur dürftige Idee von der Correspondenz des Kaisers selbst zu geben, und da dieselbe ihrem Wesen nach nicht allgemein bekannt sein dürfte, so bin ich so frei, für heute Einiges über diese Correspondenz vorauszuschicken, bevor ich an die Entwicklung eines derselben entnommenen Themas gehe, und dies um so mehr, als die in Paris ausgegebene Correspondenz Napoleon's I. unter den Werken der neuesten MilitärLiteratur weitaus den wichtigsten Platz einnimmt.

Die Veröffentlichung dieses merkwürdigen Geschichtsmaterials begann im Jahre 1858 und ward heuer (1869) beendet.

Es bedurfte also mehr als 11 Jahre fortgesetzter Arbeit, um alle von der Hand des Kaisers oder auf dessen Anweisung von seinen GeneralstabsChefs oder seinen Staats-Secretären ausgegangenen Befehle, Noten und Instructionen jeder Art zu sammeln, zu sichten und in Druck zu legen.

Die Correspondenz umfasst 28 Bände von circa 600 enggedruckten Seiten mit über 22.000 Schriftstücken, die mit dem 25. October 1793 (Toulon) beginnen und mit dem 4. August 1815, dem Proteste gegen die Internirung des Kaisers auf St. Helena, enden.

Dazu kommen noch 6 starke Bände jener bisher unter dem Namen der Memoiren von St. Helena bekannt gewesenen Dictate Napoleons, die, gesichtet, geordnet und von allen fremden Zusätzen gesäubert, vor 2 Jahren unter dem Titel „Commentare Napoleon's I." erschienen sind.

Welche Absicht immer mit dieser von Napoleon III. angeordneten Arbeit verbunden gewesen sein mag, gewiss ist, dass dieselbe einerseits das Österr. militär. Zeitschrift 18 9. (4. Bd.)

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grossartigste Denkmal ist, das diesem ausserordentlichen Manne hat gesetzt werden können, und dass sie anderseits dem Staatsmanne wie dem Militär die reichhaltigste Quelle der Belehrung in jeder Richtung sein kann.

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In den Commentaren des Kaisers kömmt der Satz vor: Führt den Krieg offensiv wie Alexander, Hannibal, Cäsar, Gustav Adolph, Turenne, wie der Prinz Eugen und Friedrich, lest und leset immer wieder die Geschichte ihrer 88 Feldzüge, bildet Euch nach ihnen, das ist das einzige Mittel, ein grosser Feldherr zu werden und die Geheimnisse der Kunst zu ergründen. Euer so aufgehelltes Genie wird Euch dann Alles verwerfen lassen, was den Grundsätzen dieser grossen Männer entgegen ist.“

Nennt er sich nun auch nicht unter Jenen, deren Studium er so sehr empfiehlt, so kann doch kein Zweifel bestehen, dass er allen Militärs, deren Beruf es ist, in Feldzügen und Schlachten die Grösse ihrer eigenen Nation zu wahren und damit auf die politische Gestaltung des Welttheils Einfluss zu üben, als Gegenstand des Studiums näher stehen muss als alle seine früher genannten Vorgänger den grossen Prinzen Eugen von Savoyen selbst nicht ausgenommen, der ihm zwar an Kühnheit und Genie vielleicht gleichkam, aber in einer uns schon ferneren Zeit gewirkt und im Allgemeinen über Armeen commandirt hat, die kaum stärker waren als unsere heutigen Corps.

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In diesem Sinne ist die Veröffentlichung alles dessen, was Napoleon geschrieben, von unschätzbarem Werthe.

Man kennt zwar die Geschichte aller seiner Feldzüge und seiner staunenswerthen Erfolge, aber in die Werkstätte dieses gewaltigen Geistes hat man bisher nur einen dürftigen Einblick gehabt, und einen tieferen gestattet uns erst seine Correspondenz.

Es kann kaum etwas Anregenderes geben, als dem Gedankengange dieses Mannes tagtäglich, ja von Stunde zu Stunde zu folgen, zu sehen, wie er kaum die Feder aus der Hand legt, Alles besorgt, an Alles selbst denkt und, indem er Jeden instruirt und Jedem das Nöthige sagt, Alle anspornt, Alle erhebt und mit nie rastendem Geiste sich das Gelingen seiner grossen Pläne sichert.

Es gibt Nichts, in das er nicht anregend und bestimmend eingegriffen hätte. Politik und die diplomatische Arbeit, Religion und Gesetzgebung, Künste und Literatur, Handel, Industrie und Wohlsein der Massen, Alles mit einem Worte, erhielt, wie der Krieg, den Impuls von ihm und das Gepräge seiner ausserordentlichen Seele.

Ich kann es mir nicht versagen, Einiges hier hervorzuheben, was von einem Kritiker seiner schriftlichen Arbeiten nach Ausgabe seiner Memoiren von St. Helena gesagt worden ist.

,,Jung, übertrug er," sagt Lavergne in dieser Beziehung, „die Unordnung seiner Ideen in die rasch hineingeworfenen Werke seiner Feder, und hauchte er im leidenschaftlichen Aufbrausen seine republikanische Exaltation aus. Eine eigenthümliche Ausdrucksweise ist nur die vorläufige Skizze jener, die

bald folgen sollte. In seinen Briefen aus Italien ist seine Unruhe schon die des in heftigen Ansprüchen sich äussernden Genies. Er führt schon grosse Dinge aus und entwirft deren noch grössere. Mit einer gewissen Art von Naivetät zeigt sich in jeder Zeile jene Mischung von Verwegenheit und List, Phantasie und Verstand, die der Grund seines Charakters sind.

In Egypten nimmt sein Geist die starke Färbung des Klima's an, seine Sprache wird pomphaft wie jene des Muselmanns, er wird Fatalist wie ein Bey und abergläubisch wie ein Imam; irgend ein vages Bild von einem unermesslichen orientalischen Reiche wandelt ihn am Fusse der Pyramiden an und treibt ihn nach Mecca, Marocco, Tripolis, Syrien, Constantinopel und bis nach Indien, zu schreiben, dass er da ist.

Als Consul besänftigt er sich: Ordnung und Ruhe, die er dem Lande gibt, gibt er auch seinen Schriften; er respectirt die Grammatik und den Verstand, wie er die Religion, das Eigenthum und das Recht respectirt.

Als Kaiser erhebt sich seine Stimme so hoch wie sein Geschick mit den römischen Adlern und dem Mantel der Cäsaren nimmt er die stolze und kurze Sprache der römischen Kaiser an, sein Styl wird hart, gross und kalt wie Bronce.

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Im Unglücke, sagt Thiers, leidet seine Seele, scheint aber noch weiter und aufgeklärter zu sein, als früher. Seine Memoiren tragen diesen Stempel im höchsten Grade. Kein unbestimmtes, unzulängliches, überflüssiges Wort. Jedes Wort ist eine Sache und diese wieder wahr und tief. Wenn er eine Schlacht erzählt, thut er es in Einer Zeile; er gibt nie mehrere Umstände an, um einen Erfolg oder Misserfolg zu erklären, er gibt nur Einen, aber den, der über Alles entschieden hat. Sein Styl ist einer der vollkommensten; Geschmack, Einfachheit, Reinheit sind ihm im höchsten Grade eigen. Man weiss, dass er über Literatur mit merkwürdiger Ueberlegenheit zu urtheilen gewusst; man hätte aber nie geglaubt, dass er selbst mit so grosser Geschicklichkeit schrieb. Napoleon war nicht nur der grösste Mann, sondern auch der grösste Schriftsteller seines Zeitalters u. s. w."

Diese Urtheile enthalten viel Wahres und Treffendes; doch möchte ich bemerken, dass Napoleon, wie überhaupt, so auch im Gebiete des Gedankens und seines Ausdrucks, einen mächtigen Rivalen gehabt hat. Kühn und gross im Kriege wie er hat ihn Erzherzog Carl auch in seinen Schriften erreicht und durch eine gewisse ruhige Grösse, sowie durch den Adel der Gesinnung und ihres Ausdrucks weitaus übertroffen.

Um einen Begriff zu geben von der täglichen vielfältigen Arbeit Napoleon's greife ich aus seiner Correspondenz des Jahres 1809 die letzten 8 Tage vor der Schlacht von Aspern heraus. Er hatte sein Hauptquartier in Schönbrunn.

Von da gab er am 14. Mai den wiederholten Befehl, St. Nicolaus, eine Vorstadt Passaus, niederzureissen, um aus Passau ein grosses verschanztes Lager zu machen. Auf die Remonstration der bayerischen Regierung lässt er ihr schreiben, dass Bayern für alle Zeiten keinen besser gelegenen festen Platz haben könne. „Passau ist ein Operationscentrum, ein Depôt für Maga

zine und Parks, und um Nichts in der Welt möchte ich diesen Platz verlieren wollen."

An demselben Tage lässt er seinem Bibliothekar in Paris schreiben, dass seine Feldbibliothek nicht gut zusammengesetzt sei, und verlangt von ihm unter Anderem: einen Tacitus, einen Gibbon, eine Auswahl von Briefen der Madame Sévigné, eine Bibel, eine Iliade und Äneide, einen Tasso, Camoens und Milton, eine Auswahl griechischer Romane und einen Gil Blas.

Am nächsten Tage trifft er Dispositionen wegen der Nachschübe von allen Seiten, wegen der Organisation der Nationalgarde von Wien, schreibt eine Proclamation an die Ungarn; am 16. und 17. entwirft er plötzlich das von Niemand erwartete und die Welt in die höchste Aufregung versetzende Decret, das die päpstlichen Staaten mit Frankreich vereinigte, und schreibt darüber lange Briefe an die Minister nach Paris und all' das, was die neue Organisation und Verwaltung des Kirchenstaates betraf; am 18. schreibt er eine ausführliche Note an den amerikanischen Gesandten in Paris über die Unverletzlichkeit der neutralen Flagge und entwirft gleich darauf eine ausführliche Note über die Vereinigung des Louvre mit den Tuilerien ; inzwischen und in den nächsten Tagen trifft er alle Anstalten zum Übergange über die Donau und zur Schlacht bei Aspern.

Es gibt Nichts, was er nicht selbst bearbeitet hätte, so dass seiner Umgebung kaum ein anderes Geschäft als das des Details und der Expedition blieb. Die meisten der diplomatischen Noten seiner Zeit sind von seiner Hand. Alles, was er schrieb, trägt den Stempel der Einsicht in die Dinge, des universellen, Alles durchdringenden Blickes, des völligen Vertrautseins mit der Geschichte der Welt und des Freiseins von allem Vorurtheile. In militärischen Dingen besorgte er so zu sagen Alles. Alle Dispositionen, betrafen sie nun Gegenstände der Administration oder der Operationen, gingen von ihm aus; für Alles war sein Wille, der sich überall bis in's kleinste Detail kundgab, massgebend.

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Streng und vielfordernd, entbehrten seine Willensäusserungen doch einer gewissen Nachgiebigkeit nicht. "Lassen Sie den Artillerie - Director von Mainz arretiren," schrieb er dem Kriegsminister Clarke nach Paris, ,, und vor Gericht stellen, weil er dem General Joubert unbrauchbare Geschütze geliefert hat; das verdient den Tod!" Einige Tage darauf gab er wieder Befehl, den Unglücklichen laufen zu lassen, wenn er sich halbwegs habe entschuldigen können. Andererseits besann er sich nicht lange, furchtbare Exempel zu statuiren, namentlich wenn es sich nicht um die Seinigen handelte. Im Allgemeinen haben alle seine Befehle mehr einen familiären Charakter und den der Causerie, als jenen der trockenen Befehlsgebung; denn er gab nicht leicht einen Befehl, ohne über das, was zu thun war, seine Meinung und seine Belehrung zu geben, eine Art zu befehlen oder besser gesagt zu disponiren, die gewiss viel Gutes hatte, umso mehr, als seine Untergebenen sonst selten nach seinem Wunsche gehandelt hätten. Man ersieht mit Staunen aus der Correspondenz, wie wenig das militärische Ver

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