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sel, und den inländischen Eindringling in diese glänzende Elite naturalisirt man von Britannien oder Mecklenburg aus.

Es ist staunenswerth, dass dasselbe elegante und feine Paris, dessen Sitten alle Nationen äffisch nachmachen, seine Pferdemoden aus dem Auslande holt. Es ist unglaublich, dass dieses Paris von der Höhe des guten Geschmackes bis zur Nachahmung herabgesunken ist. England liefert ihm Pferde, Equipagen, Wagen, Grooms, ja sogar die schwarze Jockey-Cocarde, und zerstört mithin den Credit des französischen Pferdes und verursacht dem französischen Handel und der Landwirthschaft ungeheure Verluste.

Stellt man einen Vergleich an zwischen dem Franzosen und dem Araber, dem Engländer und dem Deutschen, so finden wir, dass der fatalistische Araber sein Pferd nach der Länge des Stirnbüschels, nach der Feinheit des Haares oder der Durchsichtigkeit der Haut beurtheilt. Die Vorbestimmung desselben ist für ihn in geheimnissvollen Zeichen geschrieben, die nur er versteht, und aus welchen er die Kunst erlernt, selbes richtig zu behandeln. Der Engländer und der Deutsche beurtheilen ihre Pferde ganz praktisch nach deren Eigenschaften und der körperlichen Constitution, nach dem was sie schon geleistet haben und ferners auch noch leisten können.

„Der Franzose hingegen," sagt Löffler mit treffender Wahrheit „ist ein Sclave der Mode und der Äusserlichkeiten. Ehemals begehrte er den Berberkopf, das rothbraune oder fuchsfarbige Haar und mehr oder weniger weiss gezeichnete Füsse; heut' muss er durchaus den ausländischen Schecken haben.

Die reichen Leute, die Tagesgrössen, die Banquiers und die Juden wollen Nichts mehr von den französischen Pferden wissen, und folglich wollen die ärmeren Leute, die den Reichen nachäffen, noch weniger davon hören. Die Sclaven der Mode und der Eitelkeit sind die servilsten von allen.

Früher konnten die französischen Pferde sich in Kämpfen und Ritterspielen auszeichnen; sie besiegten das englische Pferd bei Hastings, das arabische bei Jericho und glänzten in Spanien unter den andalusischen Rennern am Hofe der Königin Isabella; heut' genügen sie kaum dem Pariser Stutzer."

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Der k. k. Feldmarschall

Christoph Hermann von Russworm.

Ein Beitrag zur Kenntniss der Regierungsperiode, Cultur- und Sittengeschichte unter Kaiser Rudolph II.

Nach den Original-Acten des k. k, Haus-, Hof-, Staats- und Kriegs-Archives und weiters angegebenen Quellen,

von

Wilhelm Edlen von Janko.

Das Feldzugsjahr 1602.

(Fortsetzung und Schluss.)

VIII. Abschnitt.

Mathias und Hofkriegsrath.

Russworm als alter ego des Erzherzogs - Belagerung von Ofen und Einnahme von Pesth. Ersticht den Feldkriegsrath Dentice.

Was man von den Rüstungen der Türken zu dem neuen Feldzuge erfuhr, bewies, dass es ihnen mit dem im vorigen Jahre gemachten Versprechen: Stuhlweissenburg wieder zu erobern, Ernst gewesen sei. Der Serdar, Vezier Hassan Bassa, versammelte viel früher als gewöhnlich ein ungleich stärkeres Heer als im vorigen Jahre. Am kaiserlichen Hofe schien man jedoch nicht daran zu glauben und beeilte die Kriegsrüstungen keineswegs. Zum Oberbefehlshaber der Hauptarmee wurde abermals der Erzherzog Mathias bestimmt; die directe Leitung der ersteren dagegen übertrug der Kaiser unserem Helden, der in einer Reihe von Feldzügen so glückliche Proben von Eifer. Wachsamkeit, Unternehmungslust, Tapferkeit und auch Feldherrntalenten gegeben, dass Rudolf seine protestantische Herkunft ganz übersah und ihn nicht nur zum Stellvertreter des Erzherzogs, sondern mit 16 anderen Obersten auch zum Hofkriegsrath ernannte. In Siebenbürgen führte General Basta, und in Oberungarn Jacob Barbiano Graf von Belgiojoso den Befehl ').

Erzherzog Mathias berief, als er die bestimmte Nachricht vom Anzuge des Serdars gegen Stuhlweissenburg erhielt, am 24. Juli einen Kriegsrath zusammen, um über die zu treffenden Massregeln zu berathschlagen. In diesem Kriegsrathe wurde nun beschlossen: dass vor Allem Gran und Stuhlweissenburg mit Lebensmitteln und Munition zu versehen, bei Gran,

1) Der Graf wird schon 1602 im Etat der Armee angeführt, trat also nicht erst 1603 ein, wie Barthold meint.

Comorn und Raab Schiffbrücken zu schlagen und bei letzterem Orte das Hauptheer aufzustellen sei. Von diesem Plane scheint man jedoch einen Monat später etwas abgewichen zu sein, denn in den Kriegsberathungen Russworms, gehalten mit den Freiherren von Gall, Sulz und Pezzen, ward angenommen, dass sich die Armee mit Ausnahme der gesammten Reiterei, deren directe Führung sich Russworm selbst vorbehielt, zwischen Gran und Comorn, die Cavallerie jedoch bei Stuhlweissenburg zu sammeln habe. Ferner sollte eine kleine Donau-Flotille in den Stand gesetzt und ein General-Aufgebot in Österreich, Böhmen und Mähren angeordnet werden.

Während sich das Heer auf die ihm angewiesenen Vereinigungspunkte begab, erschien der Serdar mit 100.000 Mann vor Stuhlweissenburg und fing ohne Verzug dessen Belagerung an. Der Festungs-Commandant, Graf Isolani, sah ein, dass er dieselbe, von einem so mächtigen Heere geführt, unmöglich in der Länge würde aushalten können, und liess daher den Feldmarschall Russworm um baldigen Entsatz, oder wenigstens um eine Verstärkung bitten. Russworm sendete auch wirklich 2 Compagnien an ihn ab; mehr konnte er nicht thun, da das bei Raab versammelte Heer noch nicht volle 7000 Streiter zählte, mit welchen er gegen die Hunderttausend des Serdars Nichts wagen durfte, ohne die Seinigen dem sicheren Verderben entgegenzuführen. Trotz der wiederholten Vorstellungen Russworms langten die übrigen Truppen nur sehr langsam an, und die Türken hatten daher Musse genug, Stuhlweissenburg solange zuzusetzen, bis es endlich nach der tapfersten Wehr seiner Vertheidiger am 29. August fiel.

Mittlerweile hatte sich der grösste Theil der in das Lager bei Raab bestimmten deutschen Truppen versammelt. Am 7. September langte auch der Erzherzog Mathias dort an und hielt am folgenden Tage einen Kriegsrath. In diesem wurde nun beschlossen, da das kaiserliche Heer noch immer zu schwach wäre, um angriffsweise zu verfahren, auch das Aufgebot noch nicht beisammen sei, im Lager bei Raab stehen zu bleiben und dort die weiteren Unternehmungen des Feindes abzuwarten. Hierauf kehrte Mathias nach Wien zurück, nachdem er Russworm den Oberbefehl wieder übertragen hatte.

Von diesem wollen wir nun ein Schreiben an den Erzherzog anführen, über welches derselbe sich in einem an Rudolf II. gerichteten Briefe ob „ausgesprochenem unbescheidenen und ränkevollen Benehmen" beschwert. Russworms Schreiben lautet:

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,,Durch Leuchtigster Erzherzog
genedigster Her.

Gleich wie E. D. schreiben mir komen, hab ich geschriben undt Einen Eigen Curir zu E. F. D. abfertigen wollen, den Ess seindt mir witer zeitungen Ein komen, dass der vohr zug dess Feindtss vil dausent- albereitss zu Ofen auf's bester (Pesth) Landt übergezogen, dass Lager sol nach folgen;aus dess Feindtss Lager hab ich auch Kundtschafft, Dass Er hat den auf zug undt Belagerung gran In seinem Lager öfenttlich aus Rufen lasen. glaub sie werten dess Ersten Dagss vohr gran sein, undt auch Einen starken streiff

Inss Landt gehen lassen. Da Es bei mir gestanden hat, wer ich also balt auf die Erste afisa mit aller Reuterey aufgebrochen, undt In aller Eil, In der stil mich auf neuheusel begeben undt nach dem gebirg, da mit, wann der Feindt seinen streif auf dass selbig Landt gehen lest, undt zerstreiter gewesen, undt von mir nichtss gewist, wollt ich Ihm Einen merklichen schaten gedan undt dass Landt zugleich beschuzt haben; dass Fusvolck wer algemach auf Commorn vort gezogen, da selbsten wehr die Reuterey witer zu Ihn komen, alssdann zu gleich fort geruckt, undt den posto zu defentirung der Vestung bey gran Eingenommen. Dises alless sage ich war albereitss Inss werck gericht worten, da ich nicht gefurcht E. F. D. zu ofentiren. Dan genedtigster Her, es ist mir der Kopf dermassen vehrwirt worten durch die seltzamen vohrschleg, welche mir befehlen, balt mit H. Consago (Herzog Gonzaga) undt balt dass ich undter Dero befellig undt Commanto sein soll, so von Rechtsswegen von mir commandirt werten solle, dass ich In warheit nicht gewist, wass ich zuvehrrichten gehabt, odter wass ich gewesen bin, odter ob ich In Lager vehrbleiben werdte oder nicht, Insonderheit weil mir von E. F. D. In Dero vohr Reisen andterss nichtss alss stil ligen, daraus Ich mir vihl gedanken geschepft, an befollen worten."

„E. F. D. Izigen befellich wil ich mit allen Eifer fleissig nach kommen, weil ich aber nicht gewist, wass ich wegen dess auf zugss odter mein person bedrefendt vohr befellich bekomen möcht, damit nuhn die Zeit nicht ganz vehrgebenss zugebracht undt verloren wurt, so hab ich wegen gewiser kundtschafft auch dem feindt Ein abbruch zu duhn, den h. Graff von Duerx mit 3000 Pferte In Einen sichern Halt, mit Rat und gutachten der anweseten obersten, aus geschickt, Undt 500 wol berittener Ungarn undt Cosaken an Einen gewisen ort, den Feindt an zu greiffen befollen. Hab solche vohrsehung undt anortenung gedan, dass ich vehrhoff, die unserigen werten morgen abendt mit guter vehrrichtung undt vicdoria witer bey mir sein. Interim wil ich mich mit dem ganzen Lager zum auf bruch Richten undt so balt sie komen, nach laut der kundtschafft vortt Rucken. Dess h. von schumbergss (Schomberg) Rigamendt (Regiment) ist albereitss In gran. Edtliche deren so von Ihr kay. Mst. undterhalten werten seindt zu wihn, so balt sie komen wil ich von den selbigen undt disen die so ich gut befindt hinein vohr ortesiren. Es wehr sehr gut, weil ich furcht man wert der vestung mit miniren hart zu sezen, dass man Ein odter 2, so sich auf die contermineh vehrstehen, hinnein schickt, weis zwar nicht ob der graff von sulz (Oberst Sulz) damit vehrsehen ist. Den h. natasti (Gf. Nadasdy) Erfortere ich auch zu mir. wer gut E. F. D. feierten nicht mit dem von hermestein (Graf Herberstein) weil die selbige grentzen Izo sicher seindt. Dass altdanisch Rigamendt (Althanische Reg.) wolen E. F. D. umb gotess willen beförtern, damit nicht wegen Einer miserio Ein unwiterbringlicher schadt vehrorsacht wert, dess gleichen bitte ich E. F. D, um Ein Eillendtss gelt vohr die 3 Companji Reuter den ich weis sie In warheit ohne gell nicht fort zu bringen weil ich selbst Ihre armut sieh.“

E. F. D. wollen auch Einen secredario schicken, damit ich alle Ratschleg undt gutachten kan aufschreiben und E. F. D. zu schicken lasen, auch dass Ehr mit gelt zu den Deglichen ausgaben so zu Ihr Mast. Diensten gereichten vohrsehen sei. Were gut es schickten E. F. D. auch die zwey neu geworben fenel (Fähnlein) Knecht aufs Ehste herundter den man mus alless zu samen suchen wass man kan. Hiermit E. F. D. mich zu genaten befellendt."

Datum den 12. September.

E. F. D. gehorshamer diner

H. C. Russwormb m. p,

Es scheint, dass der Erzherzog Russworm jene Stelle sehr übel genommen habe, wo sich derselbe über die Ungewissheit seiner Stellung, die bald durch den Herzog von Gonzaga und bald durch seinen eigenen (des Erzherzogs) Einfluss beirrt werde, beklagte. Dass aber Mathias Ursache gehabt hätte, sich über „Ränke" zu beschweren, welche Russworm angeblich gespielt, ist aus dessen ganzen Schreiben nicht zu entnehmen. Russworm hatte übrigens nur Recht, sich eine Einmischung Gonzagas zu verbieten oder über eine solche Beschwerde zu führen, denn er unterstand nur dem Erzherzoge und scheute sich auch nicht es diesem zu sagen: „so von Rechtswegen von mir commandirt werden sollte." Mathias beschwerte sich in seinem Schreiben vom 14. September darüber, dass Russworm im Lager mit der Reiterei "still" liege; nun geht aber aus dem Briefe des Feldmarschalls hervor, dass eben er Mathias es war, der ihm ja das „stil ligen", über welchen Befehl er sich „Gedanken" gemacht, angeordnet hatte. Russworm scheinen also schon Feinde entstanden zu sein, die auch den Erzherzog gegen ihn einzunehmen versuchten und diesen selbst zu ungerechten Vorwürfen verleiteten.

Nachdem der Feldmarschall die sichere Nachricht erhalten hatte, dass der Serdar mit seinem ganzen Heere von Stuhlweissenburg nach Ofen aufzubrechen und sodann Gran zu belagern Willens sei, entsendete er vorerst den Obersten Thurn mit 3000 Reitern, um über diesen Zug des Serdars Gewissheit zu erlangen.

Die erneuert empfangene Bestätigung dieser Kundtschaft hiess Russworm sogleich aufbrechen; in Comorn jedoch erfuhr er, dass der Serdar sich nicht gegen Gran, sondern nach Siebenbürgen wenden werde, was derselbe auch wirklich that. Allsogleich beschloss der Feldmarschall den Abzug des Serdars zu benützen, vor Ofen zu ziehen und dessen Belagerung, wozu zwar das nothwendigste Material vorderhand noch fehlte, ohne Verzug zu beginnen. Russworm erfüllte dadurch nicht nur den ausdrücklichen Willen des Kaisers, sondern es war diese Unternehmung wenn sie auch erfolglos blieb gleichzeitig eine kräftige Diversion zu Gunsten des von der ganzen Macht des Serdars bedrohten Siebenbürgen. Um jedoch nur einige Aussicht auf Erfolg zu haben, musste der Feldmarschall die Ankunft der Galeeren,

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