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5. Division nun auch aus den obersten Stockwerken von Cavalchina im Rücken beschossen wurde, so benützte deren Commandant eine günstigere rückwärtige Position, um von dort aus jedes weitere Vordringen des Gegners in der erwähnten Richtung zeitgerecht vereiteln zu können.

Als in der Folge diese Division ganz zurückgenommen wurde, trennte sich durch die grossen Hemmnisse des Terrains ein Theil der 10. Compagnie von seinem Gros, und es kam diese Abtheilung, da dieselbe die BataillonsFahne bei sich hatte, in die Lage, dieses Ehrenpanier gegen anstürmende feindliche Abtheilungen standhaft zu schützen. Feldwebel Leichtag vertheidigte selbes mit dem aufopferndsten Todesmuthe, bis er, aus vielen Stich- und Schusswunden blutend, niedersank. Die Fahne wurde jedoch durch die Tapferkeit der Abtheilung gerettet.

Zur 6. Division zurückblickend, die eben in dem Momente nächst der Querstrasse von Gorgo anlangte, als die Kämpfe bei Baffi beendet waren, finden wir dieselbe in ein anhaltendes Feuergefecht verwickelt, das seitens des Feindes mit grosser Intensivität genährt wurde.

Der Gegner entrollte am Strassenknoten von Gorgo und längs des scharfen Terrain-Einschnittes nördlich dieses Punktes eine gewaltige Feuerlinie, welcher unserseits nur einige schwache Haufen entgegengestellt werden konnten.

Vorne an der Chaussée kämpfte nämlich die 11. Compagnie in zwei Schwärmen, links derselben der früher erwähnte Theil der 13. und eine kleine Abtheilung der 15. Compagnie, die südlich des Palazzo Baffi durch die Gestrüppe herüber zu kommen verstand. Als Unterstützung hielt sich 100 Schritte rückwärts die 12. Compagnie an der Strasse, alle diese Abtheilungen kaum noch die Hälfte ihres Standes zählend.

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Unter solchen Umständen jedes Nachschubes bar war an ein weiteres Vorwärtsdrängen nicht mehr zu denken; es machten sogar binnen Kurzem Verstärkungen, die der Feind nochmals durch sein 4. GrenadierRegiment von Monte Croce her erhielt, und welche jetzt die ganze linke Flanke des isolirt stehenden Regiments Nr. 66 bis Cavalchina zurück bedrohten, das längere Verweilen der losen Abtheilungen in den Culturen gegen so bedeutende Überzahl nicht mehr räthlich, und die 6. Division, nachdem sie durch ausgesandte Officiere wiederholt, aber erfolglos Verstärkungen begehrt, zog sich, vom Feinde hart gedrängt, auf das rückwärts gelegene, kurz vorher von ihr erstürmte Cavalchina wieder zurück.

IV. Der zweite Kampf um Cavalchina.

In jenem Zeitraume nun, als die so geschwächte 6. Division mit den beiden Annexen in den Culturen bei Gorgo à cheval der Chaussée kämpfte, und die andern 2 Compagnien des Bataillons nicht mehr zur Hand waren, versuchte die 9. Division auf specielle mündliche Weisung des Brigadiers

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- das vom Feinde durch sein 4. Grenadier-Regiment mittlerweile wiederbesetzte Cavalchina nochmals zu erstürmen.

Diese Division, die noch am östlichen Fusse von Monte Molimenti stand, sandte jetzt 2 Züge der 18. Compagnie in die Schwarmlinie und näherte sich unter starkem Tirailleur-Gefecht der Chaussée. Der Gegner, der diesmal nächst Cavalchina zahlreicher war und auch mehr Zeit zur Orientirung und zur vollständigen Occupirung des Gehöftes hatte, verwehrte aber durch ein ausgiebiges Schützenfeuer jede sofortige Gewinnung dieses Objectes, und die Division, im Sturmschritt gegen die nördliche Ecke angerückt, sah sich so hart bedrängt, nebstdem auch derart in's Bereich der feindlichen Geschütze gelangt, dass sie vorderhand in den Gräben der Chaussée Deckung suchen musste und zuerst von hier aus durch ein gut geregeltes Feuergefecht den Bajonnet-Angriff einzuleiten begann.

Bevor aber dieser Choc mit der ganzen Division ausgeführt werden konnte, fiel der Commandant derselben (Hauptmann Haag), von einer Kugel mitten in die Stirne getroffen, und es gelang schliesslich nur unzusammenhängenden, durch die Terrainbildung vom Gros etwas getrennten Theilen der 17. und 18. Compagnie, unter Führung kühner Officiere beim westlichen Hauptthore in's Innere der Gebäude einzudringen. Der Rest der Division musste sich aber eiligst, und zwar mit dem Bajonnet, gegen feindliche Abtheilungen des östlichen Aussenfeldes wenden, die plötzlich in der linken Flanke der Division zahlreich auftauchten.

In diesem Momente war es nämlich, wo der italienische General-Lieutenant Brignone zwei Bataillons des ersten Grenadier-Regiments unter Anführung des Obersten Boni von Casa di Monte Torre gegen Cavalchina herab entsandte, um den Besitz dieses Gehöftes dauernd zu sichern.

Während also italienischerseits schliesslich 3 Bataillone hier am Kampfe sich betheiligten, konnten auf österreichischer Seite nur noch lose Reste zweier Divisionen vereint werden, um den nochmaligen Versuch einer Behauptung dieses Objectes zu unternehmen. Im Innern kämpfte zuerst Oberlieutenant Zitterer, mit beiläufig 50 Mann, und kaum war derselbe beim Strassenthore eingedrungen, als die vor Gorgo gestandene 6. Division, wie vorher erwähnt, sich ebenfalls dem Gehöfte näherte, jedoch diesmal um darin Schutz zu suchen.

Nicht wissend, was seither im Rücken ihrer Stellung vorging, nicht ahnend, dass der Hof mittlerweile neu vom Feinde besetzt sei, versuchte sie sofort den Haupteingang zu gewinnen, wurde aber mit lebhaften Dechargen allseits empfangen und konnte nur noch mit dem grössern Theile ihrer Mannschaft das Innere des Hofes erzwingen.

Hier entspann sich eine neue Mêlée, die diesmal nur von kurzer Dauer war. Oberlieutenant Zitterer drang schnell mit seinen Leuten in's Hauptgebäude ein und verfolgte dort den Gegner von Stockwerk zu Stockwerk. Hauptmann Schiller wehrte mit der 11. und 12. Compagnie auf das Standhafteste die beiden Eingänge; als aber der Gegner den Hof rings umzingelte,

durch die äussern Schiessscharten und aus allen Fenstern der Gebäude concentrisch den Hofraum bestrich, nebstdem immer zahlreicher durch die Fenster der südlichen Stallungen eindrang, war für die auch im Hofe umringte Division kein anderer Ausweg übrig, als sich mit den Bajonneten durch das nördliche Thor Bahn zu brechen. Rasch Alles an Mannschaft vereinigend, was eben zur Hand war, brach die 6. Division glücklich durch, und nachdem sie noch weit in den Culturen zahllose Anfälle feindlicher Schwärme zu pariren hatte 1), gelangte endlich der zu einer kleinen Zahl zusammengeschmolzene Rest der Mannschaft - auf's Äusserste, ja zu Tode erschöpft am Fusse der Molimentihöhe an, wo diese Division vom Bataillons-Commandanten die Weisung erhielt, im rückwärtigen Terrain ihre Rallirung zu bewirken.

Noch blieb Oberlieutenant Zitterer, dem sich schliesslich der im Hofe verweilende Theil der 6. Division anschloss, in dem Hauptgebäude des Gehöftes Cavalchina, und es trat der seltene Fall hier ein, dass eine Örtlichkeit dieser Art, im Hofraume und im obersten Stockwerke vom Feinde besetzt, dennoch zuletzt in die Hände der im ersten Stocke eingeschlossenen Truppe gerieth. Der Feind, der nämlich nach dem Abgange der 6. Division in grosser Zahl in das Gehöfte eindrang, begnügte sich, die in den ebenerdigen Ubicationen zurückgebliebenen und von ihren Compagnien im Handgemenge abgeschnittenen Rotten der Regiments - Abtheilungen gefangen zu nehmen, und räumte dann sofort den Hof. Oben aber, im Innern des Hauptgebäudes kämpfte Oberlieutenant Zitterer von Zimmer zu Zimmer, sperrte schliesslich die auf dem Dachboden concentrirte feindliche Abtheilung ab, hielt sie durch eine Stunde dort festgebannt und machte, als durch 2 Züge des österreichischen 48. Regiments ein Succurs im Hofe anlangte, nicht nur die feindliche Besatzung von 4 Officieren und 50 Mann zu Gefangenen, sondern befreite auch noch mehrere der eigenen Regiments - Mannschaft aus den Händen der GegCavalchina blieb aber dann fortan in den Händen der Österreicher. So ehrenvoll für das Regiment durch die endgiltige Behauptung dieses Objectes die Kämpfe um Cavalchina geworden sind, so gross waren auch hier die Verluste an Officieren, Chargen und Mannschaft.

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Hauptmann Haag blieb todt auf dem Platze; Oberlieutenant Zitterer und Lieutenant Schwarzleitner wurden schwer, Hauptmann Schiller durch Bajonnetstiche leicht verwundet; nebstdem mussten 2 Officiere und bei 30 Mann das Los der Gefangenschaft theilen. An Chargen büsste die 11. Compagnie allein 8 Unterofficiere am Platze ein.

Der Verlust des Gegners war aber hier ein so bedeutender, dass haufenweise die Leichen im Hofraume, in den Stallungen und in den Gemächern lagen, und es gibt der Bericht des italienischen 1. Armee-Corps speciell an, dass von Casa Cavalchina nur Trümmer seiner Abtheilungen zu den Fahnen zurückkehrten.

Nicht unerwähnt soll aber hier gelassen werden, wie die italienischen 1) Kein Mann hatte mehr Patronen bei sich.

Truppen mit ausserordentlicher Bravour, mit wahrhaft staunenswerther Ausdauer gefochten haben. Officiere sprangen bis auf 10 Schritte an unsere Schwärme heran (Capitaine Rameau) und feuerten ihre Revolver ab. Die lombardischen Grenadiere führten die kühnsten Bajonnet - Angriffe aus. Ihre Vehemenz und Findigkeit zugleich sind aller Beachtung werth.

V. Betheiligung des Regiments an den NachmittagsKämpfen am Belvedere und nächst Monte Croce.

Major Siebeneicher, welcher nunmehr den aus dem Gefechte gezogenen Abtheilungen des 2. Bataillons den Auftrag gab, im rückwärtigen Terrain zu rasten und sich neu zu ralliren, wirkte jetzt persönlich auf das Thätigste ein, um die vielen, in den dichten Culturen versprengten Soldaten und die nach und nach zurückkehrenden kleineren Abtheilungen des 2. und 3. Bataillons wieder zu sammeln.

Mittlerweile waren die Gefechte bei Baffi, Gorgo und Cavalchina zu Ende geführt, der Feind zum Aufgeben dieser Positionen genöthigt, und es concentrirte sich in den Nachmittagsstunden die Schlacht vorzüglich auf die Höhenpunkte Monte Croce, Monte Torre, Custoza und Belvedere.

Als nun Major Siebeneicher an 200 Mann verschiedener Compagnien bei sich vereint hatte, rückte er sofort über Molimenti gegen Monte Arabica vor und verband sich hier mit dem auf dieser Höhe postirten 3. Bataillone des Infanterie-Regiments Nr. 5. - Auf dem Marsche dahin übernahm Oberstlieutenant Karojlovic, der wegen der erlittenen Beschädigung zurückgeblieben war, das Commando dieser Regimentstruppen, welche nachdem sie nochmals durch heftiges Geschützfeuer bis an Casa Bagolina gedrängt worden endlich gegen 4 Uhr sich dem durch das 7. Corps ausgeführten Hauptsturme auf Custoza anschlossen und an dem auf diesem Punkte erkämpften Hauptsiege thätigen Antheil nahmen.

Das Regiment selbst, das in seinen einzelnen Divisionen zur Mittagszeit wie bereits erwähnt theils bei Bagolina, theils auf Boscone dei Fitti Stellung nahm, wurde als das Infanterie-Regiment Nr. 29 derart vorgeschoben ward, dass die Ablösung der eigenen Bataillone auf allen Punkten vollständig bewirkt worden war auf Anordnung des Brigadiers zurückgezogen und Nachmittags zur Besetzung von Berettara und Casanuova beordert.

Hier entspann sich nämlich gegen 4 Uhr ein neuer heftiger Kampf um Monte Croce, welcher, obschon in der Hauptsache vom Infanterie-Regimente Nr. 7 durchgeführt, dennoch auch der bei Casa del Sole gestandenen dritten und der dahin abgerückten 4. Division des 66. Regiments Gelegenheit gab, sich an diesem Angriffe activ zu betheiligen.

Hauptmann Schroft erhielt vom anwesenden Corps - Commandanten die Bewilligung zum Vorrücken und bildete mit den ihm unterstehenden 4 Compagnien die Unterstützung von Maroičić-Infanterie.

Letztere Truppe erstürmte die Höhen von Vegruzzi und hielt dieselben besetzt; die beiden Divisionen des 66. Infanterie - Regiments rückten jedoch über diese Stellung des 1. Treffens hinaus auf Monte Torre, woselbst ein Verbandplatz des Feindes, viele Waffen und Geräthe, dann ein feindliches Geschütz erbeutet wurden.

Dieses combinirte Bataillon nahm weiters auf dem südlichen Abhange des Höhenzuges Position und verblieb in dieser Stellung so lange, bis es Abends vom 23. Jäger-Bataillone abgelöst wurde.

Das Regiment hielt aber bald wieder in allen Theilen vereint die nur noch durch feindliches Geschützfeuer bedrohte Stellung von Berettara fest, in welcher dasselbe bis zum folgenden Tage verblieb.

VI. Schluss- Betrachtungen.

In dieser Art war nun das 66. Infanterie-Regiment am Schlachttage des 24. Juni 1866 in seinen verschiedenen Theilen meist einzeln und ohne alle Unterstützungen gegen bedeutende Heeres - Massen des Feindes in Verwendung gekommen.

Es hatte dasselbe trotz der gänzlichen Loslösung von der Brigade und der äusserst ungünstig wirkenden sonstigen Verhältnisse, sowie trotz des Umstandes, dass die meist allein und gegen zwei bis dreimal so starke Feindestruppen kämpfenden Divisionen an allen Punkten nur auf sich selbst beschränkt blieben dennoch sehr bedeutende Resultate für das Geschick des Tages erfochten.

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Der Feind vermochte über keines der Kampfobjecte hinaus Terrain zu gewinnen; die Molimenti-Höhen blieben ihm verwehrt; - die Brigade Scudier, rechts des Regiments, versuchte in Folge dessen bis auf Custoza zu gelangen, und der spätere Angriff des Regiments Thun Nr. 29, sowie der schliessliche Massen - Angriff des 7. Corps konnnten Nachmittags über freien Boden direct auf Belvedere und Custoza erfolgen.

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General-Lieutenant Brignone, der Commandant der feindlichen Grenadier-Division, gibt in seinem Schlachtberichte ausführlich an, dass er nach Niederwerfung der Brigade Weckbecker mit aller Kraft seiner GrenadierTruppen über Baffi und Cavalchina vorzurücken bestrebt war, um in Besitz des Monte Molimenti zu gelangen. Es kämpften auch um Casa Cavalchina, als um den am meisten in die österreichische Stellung des linken Flügels hineinragenden Punkt, schliesslich drei Bataillons seiner Division.

Wenn es diesen letztern nie gelang, sich durch längere Zeit hier zu behaupten, wenn auch die Truppen des Prinzen Amadeo bei Casa Baffi den ganzen Vormittag festgebannt blieben, und es dadurch dem auf Custoza, Belvedere und Monte Arabica später nochmals vordrängenden General-Lieutenant Govone unausführbar war, den österreichischen Truppen dort mit voller Macht zuvorzukommen, so muss das Verdienst dieser Thatsachen in

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