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bann ist, tömmt nach dieser Vorschrift ein ganz verschiedenes Berhältniß und eine abweichende Figur hervor. Da aber bie meisten sich des Ausdruckes,,wie ein Rehfuß" bedienen, to schließe ich hieraus, daß die Spihe etwas höher als breit, øber doch wenigstens eben so hoch als breit gemacht werden foll. Das heißt, daß bey Fig. 5. die Linie a b größer ober eben so groß wird als b c. Ist aber dieß, so hat dieser Zus schnitt folgende Nachtheile:

1) Die Spise wird hierdurch sehr dünn, und ist der Ges fahr von der Hise and bem Winde ausgetrocknet ju werden, leichter unterworfen.

2) Eine folche danne Spitze hat weniger Kraft das Reis festzuhalten und es einzuklemmen, es steht also nicht fo fest darinn und ist der Gefahr verrückt oder abges Brochen zu werden, mehr unterworfen; diese Gefahr wird noch dadurch vermehrt, daß

3) am Reise teine Abfäße geschnitten werden kannen, wo mit es auf die wagerechte Platte aufliegt, und wenn man baran stößt, sich stüßt. Wollte man auch schräge Abfäße einschneiden, so würden diese doch nichts helfen, weil beym Mangel der geraden Platte, das Reis fich Doch darauf nicht würde flüßen können.

Wird dadurch, daß man dem Reise keine Absdbe schneis det, fondern es ganz einklemmt, der Spalt weiter und tiefer gemacht, folglich gehört mehr Kraft und Zeit zuam Berwachsen deffetben.

Ift hingegen e d långer als ad, so hat dieß 1) beynahé eben die Machtheile in Rücksicht des Verheilens, wie das

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wage!

wagerechte Abschneiden, und zwar immer um fo mehr, als der Schnitt sich dem Wagerechten nähert, und 2) fißt das Reis aus den eben angeführten Gründen auch hier nicht recht fest. Dieß sind die Gründe, aus welchen ich den gans zen Schnitt verwerfe. Die von mir angegebene Methode jiehe ich aber deshalb vor, weil die Wunde hier leichter vers heilt als beyin wagerechten Schnitt, und sie nicht die Nachs theile des schrägen hat.

Benn die durch das Pfropfen gemachte Wunde verheis len foll, so muß 1) der Spalt mit Holz ausgefüllt und 2). die Platte mit Rinde überzogen werden. Eine im Innern bes Baums gemachte Wunde, schließt sich auf folgende Weise: zuerst füllt sich dieselbe mit einem dicken körnigen Safte, wels cher sich nach und nach verhärtet und endlich zu Holz wird; ift diese Wunde ein Spalt wie beym Pfropfen, so steigt dies fer Saft in derfelben immer höher, bis er die schräge oder wagerechte Flatte erreicht und sich hier mit den aus der Rinde vorkommenden Wulsten vereinigt. (Duhamels Nas turgeschichte der Baume Th. 2. pag. 43 ganz unten und pag. 61. Henne's Anweisung wie man eine Baumschule im großen anlegen soll 4te Ausgabe pag. 252.) Der innere Raum des Spalts bey einem wagerechten Schnitt ist aber weit größer, als wenn eine Ecke weggeschnitten ist; um sich dieß deutlicher vorzustellen, denke man sich den leeren Raum des Spalts, als einen eben so großen Keil der genau hineins paßt, und dann fällt es in die Augen, daß dessen Maße weit kleiner wird, wenn man die Ecke, die beym schrägen Schnitt, abgeschnitten würde, daran wegnimmt. Bey_eis nem wagerecht zugeschnittenen Stamme, wo die gedachte Börnige Substanz den ganzen Spalt bis oben anfällen muß,

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wird also eine weit größere Menge davon erfordert, ald wenn eine Ecke weggeschnitten ist, der Spalt wird also in tårerer Zeit und mit weniger Aufwand von Saft ausgefüllt.

Auch die Platte, ohnerachtet sie weit mehr Fläche har, als eine wagerecht geschnittene, erwächst weit schneller. Hr. pon Wilke in seiner monatlichen Anleitung zur Erziehung Des Obstes S. 48. und 48. läugnet dieß, und behauptet sei ner Erfahrung nach das Gegentheil; er spricht zwar nur von einer ganzen schrägen Platte, und scheint den in Rede stehens den Zuschnitt nicht gekannt zu haben, allein da feine Gründe fich auch auf diesen anwenden lassen, und er der einzige mir bekannte Schriftsteller ist, der den Vorzug des wagerechten Schnittes vor dem schrägen, mit Gründen vertheidigt, so fehe ich dieselben her. Er sagt: er läugne nicht, daß ein Schnitt, der nur ein ganz klein wenig schräg läuft, früher als ein völlig platter erwachsen könne, er behaupte aber eben so sicher, daß, wenn diese Schräge nur einigermaßen zu merklich und beträchtlich, folglich ein Rehfußschnitt daraus werde, das glückliche Zuheilen des Schnitts ausnehmend, erschwert, ja fogar, wenn der Schnitt etwa gar mehr schråge als platt geschehen, unmöglich gemacht werde. Er habe sehr viele Wildlinge, die bepfropft und nicht angeschlagen gewesen uns tersucht, und gefunden, daß die Pfropfwunde platt ungleich glücklicher erwachse, als wenn man sie auch von einer Seite gefchräget habe. (Es könnte hieraus gefolgert werden, daß er hier die von mir begünstigte Methode insbesondere meine, es erhellet aber aus dem übrigen und den Kupfern, daß er bloß von einer ganzen schrågen Platte spreche.) Er habe nemlich mit voller Deutlichkeit wahrgenommen, daß die uns tere Seite des schrägen Schnitts, an der es mehr platt ais

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fchrag ist, einen sehr glücklichen Anfang zum Verwachsere gemacht habe, jemehr es aber hinaufwärts gekommen, wo es mehr schrag als platt geworden, desto weniger habe er Spuren eines vorhanden gewesenen Anfanges zum Verheis len gefunden.

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Ich könnte dém Hrn. von Wille hier meine eigene Erfahrung vom Gegentheil entgegenseßen, ich bin aber weit entfernt meiner Stimme ein gleiches Gewicht als der feinis gen beyzulegen, und laffe an meiner Stelle den Dühamrel und seine mit vielem Fleiß angestellten Versuche sprechen. Dieser sagt Naturgeschichte der Bäume Th. 2. S. 43. „Die Verlängerungen oder Wälfte, welche die Wunde zuheilen follen, tommen eher aus den nach der Länge gemachten ,,Rindenschnitten, als aus denen in die Quere gemachten „und cher aus dem obern Theil der Wunde als aus dem uns tern." Er sagt ferner S. 48. Es ist doppelt vortheilhaft, „den Schnitt øder Hieb ganz schråg zu führen, wie Fig. 92, denn 1) bleibt kein Waffer oben stehen und also fault das alte Holz desto weniger. 2) Die Seiten der Bunde, Die fast vertical find, treiben Bufßte hervor, n welche zu baldiger Verheilung der Bunde vieles beyttagen, besonders wenn die Bäume nicht ju dick find."

S. 42 führt er folgende Versuche an, die diese Bes Hauptungen völlig bestätigen, er sagt: „ich machte an einer jungen Ulme einen Einschnitt bis ins Herz des Baumes Fig. 88. (ich mahle diese Figuren nicht nach, da viele Leser den Duhamel ohne Zweifel besißen, und also gefälligst dort selbst nochfehen können.) „Den 21ßten April zeigte sich die Wulft

sim Mittel a; turze Zeit darauf erfchien dieselbe am oberw Theile b, und ging endlich von a bis c. 3u Ende des Jahs res war nur etwas Wentges in der Mitte nicht überlaufen.

"

26* 14, An andern Bäumen machte ich eben dergleichen Eins schnitte, aber umgekehrt Sig. 89. Den 21ften April ers schien der Wulst im Winkel a aber nicht so stark als an den sobern Theil der Wunde im vorhergehenden Versuch. Die Buift ging nach und nach bis zum Winkel b aber immer dünner, je weiter sich dieselbe vom Winkel a entfernte, an dem Theil c erschien gar nichts. Im folgenden Herbst war die Wunde bey weiten nicht so weit zugeheilt, als die „im vorhergehenden Versuch. Diese Versuche haben die größte Aehnlichkeit mit der beym Pfropfen vorgehenden Opes ration; Fig. 89. bey c zeigt die Gestalt eines wagerecht abs geplatteten; Fig. 88. bey die eines schräge zugeschnittenen Wilblings, das Rets vertritt die Stelle des stehengebliebenen Stammes, nur mit dem Unterschied, daß das schwache Reis lange nicht nicht so viel zum Verheilen der Wunde von oben her beytragen kann, als in diesen. Verfuchen der Stamm, und daß bey gepfropften Stammen also das Verwachsen größtentheils von unten her geschehen muß.

Duhamel fagt ferner S. 52.,,Sind aber die Stamms ,,chen zu dünn, als daß man zwey Reiser aufftecken könnte, so schneidet man dieselben schief zu, bis an den Ort, wo ,,bas Reis aufgesezt ist. Durch dieses Mittel verheilt sich ,,die Wunde." Bey diefen sich widersprechenden Behaupt tungen, des Duhamel und Wilke, würde ich, wenn auch eigene Erfahrung mich nicht dazu nöthigte, dennoch unbedenk lich dem Duhamel glauben, deffen Kenntniffe in der Physik der Pflanzen, und viele mit Fleiß angestellte Versuche ihm

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