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Wenn man die in großer Menge vorhandenen Anweisungen zur Erziehung junger Obfbåuine durchgehet, so findet man ben mehrern Puncten eine Abweichung der Borschriften wie man dabey verfahren soll. Dieß ist auch in Rücksicht des, Zuschnitts bes Wildlings beym Spaltpfropfen der Fall. Ein großer Theil, besonders der neuern Pomologen fagen, man folle den Wildling gerade und horizontal durchfägen, die, Platte glatt schneiden und allenfalls wenn der Stamm stark, ist, zwey Reiser, auffeßen, um das Absterben der ändern Ecke zu vermeiden. Andere dagegen verlangen, man solle. den Wildling schräge wie einen Rehfuß zuschneiden und auf die hohe Seite das Reis in den Wildling einsehen. Nur wenige schreiben eine dritte Art vor, welche zwifchen beyden in der Mitte liegt, wo der Stamm zwar Horizontal durch; gefagt, die dem Reise gegenüber kommende Ecke aber schräge abgeschnitten wird, jedoch so, daß ein Theil der Platte, worauf der Wildling gefeßt wird, stehen bleibt. Diese lektere Verfahrungsart scheint mir die richtigste und beste, und es wundert mich daher sehr, sie im Obstgärtner nicht einmal angeführt zu finden. Deshalb und weit durch desser Billigung einer andern Methode Th. 2. Taf. 16. Fig. 2, diese noch mehr in Vergessenheit gerathen könnte, sie auch überhaupt nicht sehr bekannt zu seyn scheint, wird es viel:

leicht nicht überflüßig seyn, diese Methode genauer zu ben schreiben, und jede der drey angeführten zu prüfen, um den. Vorzug der leßten zu erweisen. Ich glaube nicht daß eine vorgefaßte Meynung mich hierin leitet, welches wohl sonst nicht ganz unmöglich wäre, denn ich hielt diese Manier ehes mals für meine eigene Erfindung und für solche pflegt man immer eine Vorliebe zu haben. Ich fand in einer Baums! schule bey den gepfropften jungen Bäumen fast immer die: dem Reise gegen über stehende Ecke abgestorben; ich schnitt: diese Ecke weg und die Stämmchen überwuchsen zwar die Rinde, jedoch nur mühsam, weil das to te als oft tief hin z ein ging. Ich gerieth daher auf den Gedanken, diese Ede beym Pfropfen felbst gleich wegzuschneiden, und es glückte mir, meine Bäumchen überwachsen die Pftopfstelle bald. und glücklich; ich war nicht wenig stolz auf meine Entdeckung, bis ich endlich dieselbe Methode im botanischen Garten in Halle antraf. Späterhin fand ich dieselbe auch bey Schrift; stellern, zuerst bey Senne, der fie mit bortrefflichen Grüns den, vertheidigt; dann im curidsen Pfropf und Deulitmeis) fter, neuerlich auch in des Abts von Vallemont Merkwürs digkeiten der Natur und Kunst, und wenn ich ihn recht vers stehe, begünstigt auch Öühamel diese Methode. Dieß find fie aber auch alle die mir bekannt sind, welche derfelben erwähnen.

Ich verfahre dabey folgender Gestalt: an der Stelle des Wildlings, die ich mir ausgesucht habe, um das Reis dort aufzusehen, fäge ich den Stamm zuerst wagerecht durchy und schneide die Platte mit dem Meffer glatt, Aisdenn mache ich den Spalt, in der Regel vom Morgen gegen Abend, sehe dann nach, an welcher Seite derselbe am reinsten, glätt

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testen, ohne Splitter ist, diese wähle ich, um auf ihr das Reis aufzufeßen, nehme aber sonst in der Regel hierzu die gegen Abend stehende Seite, der Westwinde wegen. Hierauf schneide ich die entgegen stehende Ecke mit einem Rehfußs schnitt weg, jedoch so, daß ich einen Theil der Platte stehent ́lasse, auf welchen ich dann das Reis fehe. Um mich deuts licher zu machen, lege ich eine Zeichnung auf Taf. 17. bey, welche unter den Figuren 1. 2. 3. 4. den zugeschnittenen Wildling und das eingefeßte Reis unter mehrern Gesichtss puncten darstellt: Wie groß der Theil der Platte ist, den Ich stehen lasse, und wie schräg ich den Rehfußschnitt mache, richtet sich nach dem Verhältniß des Reises zum Stamm; bestimmte Regeln, habe ich mir hierüber noch nicht festgefeßt, Ich folge bloß dem Augenmaße und einem Gefühl vom Schickt lichen. - Bey den Schriftstellern die meiner Meynung find,` finde ich auch keine bestimmten Vörschriften hierüber. Ich suche nur die Ecke so weit wegzuschaffen, als sie, wenn man fie stehen läßt, gewöhnlich abstirbt. Ist der Wildling nicht sehr start, so schneide ich nur wenig weg, ist er nur ein weniges stärker als das Pfropfreis, gar nichts. Ist der Wildling saber viel stärker, so mache ich auch den Rehfußs schnitt länger, bas heißt, ich sehe das Messer beym Abschneis den der Ecke tiefer unter der Platte an; jedoch beobachte ich dabey eine gewisse Grenze, um die Wunde nicht ohne Noth größer zu machen. So würde ich bey Figur 4. nur den Schnitt ba® nicht aber den ca führen. Wie größ der Theil der Platte ist, den ich stehen lasse, richtet sich auch nach der Stärke des Reises, ich laffe ftets die Platte etwas größer als das Reis ist und zwar deshalb, damit die Spise des Wildlings nicht zu dünn werbe, und dies vermeide ich aus den nemlichen Gründen, aus welchen ich hernach den bloß › schrát

fchrägen Schnitt verwerfen werde. Ich schreide also hicht die Platte von b bis d sondern nur bis a weg. Dieß mit Beyhülfe der Zeichnung, wird, glaube ich, hinreichend feyn, mein Verfahren anschaulich zu machen

Um den Vorzug dieser Methode zu beweisen, fange ich damit an, die Nachtheile der beyden andern zu zeigen.

Die meisten der Schriftsteller, die den wagerechten Schnitt vorschreiben, gestehen selbst ein, daß ein fo suger schnittenes Reis schwer überwachse und geben deshalb den Rath, zwey Reiser aufzusehen, damit das Absterben der sweyten Ecke verhindert werde; und wenn beyde treiben pas eine wegzuschneiden. Ich gebe zu, daß auf diese Weise selten trocken Holz in den Stamın kömmt allein folgende Gründe machen sie weniger vortheilhaft.

1) Es wird gerade doppelt so viel Zeit erfordert, zwey Reiser zuzuschneiden und einzusehen als eins, auch muß das Verbinden des tamines mit: größerer Behutsams teit, also mit größerm. Zeitverluste geschehen. vief es aber oft, zumal in größern Baumschulen, auf Ersparung der Zeit ankömmt, ist jedem Baumerzicher bekannt.

Wie

22) Hieraus folgt, daß gleich viel Arbeiter in weit fürzer rer Zeit, und weniger Arbeiter in eben so langer Zeit mit dem Pfropfen fertig werden können, wenn ein Rets aufgefeßt wird, als wie bey zweyen, es wird also am Tagelohn erspart.

3. Teutsch. Obsigärt. 12. Bd. V. St.

8) Muß das eine der ausgetriebenen Reiser wieder wegs

geschnitten, und die Wunde verbunden werden; neuer Aufwand von Zeit, Kosten und Materialien zum Verband.

4) Geschieht es sehr oft, daß, wenn die Arbeiter nicht sehr behutsam sind, beym Wegschneiden des einen Reis fehr behutsam find, fes, das andere mit beschädigt wird.

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5) Ist das zweyte Pfropfreis jedesmal weggeworfen, wenn man nicht viel Pfropfreifer übrig hat, so ist diese Ersparung wichtig.

25 67 Wenn eins von beyden Pfropfreisern nicht treibt, fø makstirbt diese Ecke boch ab, man bekömmt also trocknes

Holz in den Stamm, oder man muß die Ecke hernach wegschneiden, welches man mit weit weniger Umstäns den und Mühe gleich beym Pfropfen thun konnte.

Was die Verfahrungsart derer betrift, die bey wage rechter Abplattung nur ein Reis aufseßen, es sey mit eins feitigem oder durchgehenden Spalt, fo werde ich deren Nachs theile, und daß sie dem schnellern Ueberwachsen nachtheilig ift, weiter unten zeigen.

Bey der Methode den Wildling schräg zuzuschneiden, Lömmt es zuerst darauf an, wie schräg diefer Schnitt geführt werden foll; eine genaue Bestimmung hierüber, hat, keiner berer, die davon geschrieben, angeführt; bloß Lüder sagt pag. 6. der Schnitt solle schräge gemacht werden, daß der Stamm einen Zoll langen Rehfuß bekomme; allein auch dieß ist sehr unbestimmt, denn je nachdem der Stamm stark oder

dúna

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