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Die dritte Regel: es muß uns nicht gleich viel seyn,, nur Obstbäume zu pflanzen, sondern theils auf die Größe des Plates, den man zu beflanzen sucht, theils auf die Lage und den Boden, in den sie kommen sollen, Rücksicht genom: men werden. Wenn man ein Haus bauet, so mißt man den Plaß auf den es kommen soll und richtet sich darnach mit der Größe des Hauses; eben so bey den Gärten. Viele Bäume auf einen kleinen Plas vereiteln einen Theil der Absicht. Die enge zusammen gefeßten Bäume treiben in die Höhe, machen Holz in der Luft und bringen weniger, auch keine guten und von der Sonne nicht recht ausgekochten Früchte. Beschränktheit ist freylich unangenehm, aber es ist doch besser, daß wenige gut als viele schlecht sind. Bey An legung einer Obftpflanzung muß auch noch diese vierte Regel befolgt werden; daß man, wenn man sich ausbreiten kann, für Sorten forge, die durch das ganze Jahr hindurch auf einander folgen, ja, wenn man sich ausdehnen kann, mehr rere Sorten neben einander gleichsam parallel laufen lasse. Es ist dieses von doppeltem Nußen und Bergnügen. Wenn man auch nur auf eine einzige Sorte im Monat das ganze Jahr durch, eingeschränkt seyn sollte, so findet man in guten Obstjahren gewiß alle Tage etwas zum frischen Genuß. Es ist selten der Fall, daß man in einem Monat alles und im andern nichts hat, oder wenn die Eingeschränktheit noch größer ist, nur Sommerobst und kein Herbst; oder Winter: obst, oder von beyden lehtern eins und des andern nichts hat. Kann man sich in seinen Obstpflanzungen so weit aus: dehnen, daß man in jedem Monat zwey oder drey Sorten in mehrern Bäumen in feiner ganzen Pflanzung haben kann, so wird selten ein Fall eintreten, daß man auch in ganz schlechten Jahren ohne Obft in diesen Monaten bliebe.

Es ist leicht zu erkennen, wenn man nur seine Aufs: merksamkeit darauf richten will, daß bey dem Fruchtbringen der Obstbäume gar viel auf die Jugend oder das Alter: deri Bäume, auf ihren Stand, ob sie gegen Morgen, Abend, Mittag oder Mitternacht stehen; ob sie einen guten oders schlechten Boden haben, ankommt; nach allen diesem richtet sich ihre Tragbarkeit ausserordentlich. Der Obkbaum bringt alle Jahre Blüten, wenn er nicht durch zu hohes Altek oder Krankheit daran verhindert wird, und er würde gewiß auch aus ihnen Früchte bringen, wenn ihn nicht ein Zufall daran hinderte. Bald leiden die Blüten durch Frost, weil er tief ftehet. Er treibt bald, weil er in der Tiefe Schauer und gewöhnlich Feuchtigkeit genug hat, und nun kommt ein Frost der den Blüten um so gefährlicher ist, weil er in der Tiefe Feuchtigkeit genug von aussen und Säfte genug von innen angezogen hat. Ein anderer Baum derselben Sorte leidet nichts auch in den kältesten Wintern. Er steht erhas bener und freyer. Die Säfte treten später in den Baum und werden überdies von der höhern und freyern Luft in ihrer frühern Wirksamkeit gehindert. Der neckende Frost geht indeffen vorüber und schadet ihnen nicht und eben diese Sorte bringt auf der Höhe Früchte die diesmal in der Diese verderben. Der Fall kann aber auch umgekehrt seyn. Rauhe und verzehrende Winde, denen nach der Blüte die ausgeschalten Früchte auf Höhen ausgesetzt sind, verursachen ihren Abfall, und Bäume von derselben Sorte in der Tiefe und im Schauer bringen Früchte, wenn jene, keine tragen. Eben diese Bewandniß hat es mit dem verschiedenen Stand und Boden. Es kann daher die fünfte Regel für die Liebs haber der Obftanpflanzung daraus abgeleitet werden; nicht allein mehrere Sorten von einerley Zeitigung in der Mos

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natsfolge in seine Pflanzung aufzunehmen, sondern auch denselben einen verschiedenen Stand und Boden, wenn er ihnen nut nicht sonst geradezu widerspricht, zu geben, und daher nie einerley Sorten neben einander zu sehen. Sols chergestalt wird ja, nachdem die Obstanpflanzung größer ist, tein Jahr ausfallen wo man nicht sein Obst erhält.

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Dieß alles zeugt aber auch von der Nothwendigkeit. viele Sorten in einer Baumschule zu unterhalten, oder viels mehr sie zu schaffen zu wiffen. Viele Menschen haben es sonderbar finden wollen, warum man denn so viele Obstsors ten unterhielte. Zehen oder zwölf Sorten Lepfel nnd Birs nen und so nach Beschaffenheit von andern Sorten die sich nicht so lange halten, wären nach ihrer Meynung genug für die Unterhaltung des frischen Oostgenusses das Jahr durch; ein Blick aber zurück auf das gesagte wird ihnent begreiflich werden lassen, warum man in seinen Obftanpflan zungen, wenn sie einigermaßen vollständig heißen foll, mehrere Sorten zu sorgen habe.

für

Hieraus entstehet aber für die Liebhaber die besonders ihre Anpflanzung weitläuftig und groß, und so machen wollen, daß sie ihrer Erwartung entsprechen sollen.

Die siebente Regel, daß sie, weil sie nun wissen, daß nicht immer alle Sorten in einer Baumschule unterhalten werden können, und sie auch selbst, um bald zu ihrem Zweck zu kommen, nicht erst mit der Kern und Edelschule anfangen wollen, sich mit den Besißern solider Baumschulen bespre: chen oder sonst überein kommen müssen, diejenigen Sorten die sie wünschen, für sie zu veredeln. Dieß wird wenig Schwie:

Schwierigkeit haben, wenn nur von dem Liebhaber die erste der angefüheten Regeln beobachtet wird. Denn die Einrich: tung kann in der Baumschule so gemacht werden, daß die bestimmten Sorten in

werden können.sey Jahren als Bäumchen geliefert

werden können. Diese kleine Wartzeit ist doch viel besser, als wenn man 4, 6 und 8 Jahr, nach dem Versehen in fine Pflanzung gewartet hat, und nun mit Leid gewahr wird, daß man eine Sorte hat die man nicht verlangte, und welche der Baumhändler aus Noth weggeben mußte, weil er die verlangte nicht hatte und diese doch auch los seyn wollte. Ein Mann aber, der mit aller Ehrlichkeit und Treue eine follde Baumschule unterhalten wollte, müßte fürs . 1) die tragbaren Mutterbäume aller seiner im Catalog vers zeichneten Obstsorten wo möglich selbst besigen, oder doch zum wenigsten gewiß wissen, wo sie in den Gärten feiner Gegend anzutreffen. 2) Die Sorten genau kennen und ges gessen haben, damit er hinlänglich zu beurtheilen im Stande fey, die verlangte Frucht sey dieselbe Sorte; und auf die und die Weise von andern unterschieden und durch kleine Abs weichungen in der Farbe, Gestalt und Geschmack, die vom Stand und Boden herrühren, sich nicht irre machen laffen, die Sorte für die bestimmte zu erkennen; denn es ist traurig, daß bisher viele Sorten in Baumschulen gezogen werden, deren Besiter die Frucht daran im Leben nicht gesehen hat. Sie erhielten den Stamm oder das Reis in ihre Edelschule unter einen zwar bestimmten aber doch unrechten Namen; führten diese Sorte unter derfelben Nummer in ihre Edels schule ein; von diesen veredelten nahmen sie wieder Edels reiser zu künftigen Stämmchen und so ging es viele Jahre fort, ohne je selbst die Frucht gesehen zu haben. 3) Es müssen immer eine große Anzahl Kernreiser aller Arten vors

han:

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gen.

handen feyn, auf welche man die bestellten Sorten gleich sehen und veredeln kann. Dieses läßt sich leicht bewerkstellis Man fået over vielmehr, man steckt die Obstkerne etwas weitläuftig. Wenn Bestellungen im Herbste gemacht werden, so nimmt man sie frühzeitig heraus, veredelt sie Durch das Copuliren zugleich und setzt sie in die Edelschule, schlemmt sie gut ein, und wartet fie in diesem ersten Jahre

fleißig und hauptsächlim dürfenden Falls, durch das Be

gießen. Oft sind sie im ersten Jahre schon so gut gewachsen, daß sic, wenn es die Noth erforderte, schon im folgens den Frühjahre fortgeseht werden können. Stehen sie zwey Jahre unter guter Wartung und Pflege, jedoch ohne daß sie durch den Dünger in die Höhe getrieben werden, so werden fie desto schöner. Freylich muß man sich hierbey von dem Vorurtheil befreyen, daß die Stärke des Baums seine Güte ausmache. Der Vortheil bey dieser Einrichtung wird auch noch der seyn: daß man die von einem Liebhaber bestellten Bäumchen in ein Quartier oder Stück Land zusammen fehen und solcher Gestalt beym richtigen Numeriren der Sor ten nicht irren kann, und beym Berfenden alles bey der Hand hat.

Sollte man diese Vorsichtsregeln gebrauchen wollen, so, ist kein Zweifel, daß die Forderungen sowohl derer die Obstbäumchen verlassen können, als auch derer die sie suchen, erfüllt werden dürften. Dieß wird viele Unterschleife, Mis: bräuche und Betrügereyen abkürzen; dieß wird einen großen Theil der Verwirrung der Namenbenennung der Obstsorten verbeugen und dem Obstbaumpflanzer das gesuchte Vergnüs gen gewiß gewähren.

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