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fich offenbahrt, daß die gesendeten Stämmchen nicht die vers langten Sorten find, einen desto größern Unwillen auf sich, und in der That mit Recht. Mann sollte lieber frey ges stehen, daß man sie nicht vorräthig habe, als unrichtig geben, und über die Vollständigkeit der Baumschule urtheilen lassen wie man will.

Daß aber jene Forderung an große Baumschulen, ber ständig alle Obstsorten vorräthig zu haben, unbillig sey, das ist die gegenwärtige Absicht kürzlich darzulegen. Man nehme z. B. an: daß jemand, der eine Baumschule anlegen will, in der die bis jeßt im T. O. G. beschriebenen beynahe 200 Sorten (ich nehme diese runde Zahl an; weil sie mit diesem Jahre nahe daran kommen) stets unterhalten werden follen, so fordern diese 200 Stämmchen nur allein in der Edelschule, wenn auf jedes Ståmmchen 11⁄2 Quadratschuh gerechnet wird, 300 Quadratschuhe, nur eine jede Sorte, einmal genommen. Es ist aber erforderlich, daß man jede Sorte zum wenigsten zehnmal hat; dies wären 3000 Quas dratschuhe. Man verlangt aber die Bäume nicht bloß hochs stämmig, sondern auch zwergstämmig und halbstämmig. Ich will beydes für eins nehmen und die Summe verdop peln, so kommen 12000 Quadratschuhe heraus. Soll die Baumschule nicht nach den ersten drey Jahren, in denen die. Stämmchen zum Verkauf bereit stehen, ihre Endschaft er: reichen, so muß man auch auf Nachwuchs rechnen, und da jedes Stammchen 9 Jahre in der Edelschule zubringen kann, so muß diese Summe verdoppelt verden; es würde das Her ein Raum von 24000 Quadratschuhen erfordert wers den., Mit diesem Plaß muß auch abgewechselt werden kön nen, denn es thut schlechterdings nicht gut, eine abgegan:

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gene Baumschule wieder an demselben Ort anzulegen, wo sie nur erst ausgehoben worden. Ich müßte also einen Plaß haben, der noch einmal so groß wäre, um nach und nach fortrücken zu können, so würde also ein Umfang von 48000 Quadratschuhen erforderlich seyn; dieses wären also 4080 Quadratruthen, und diese 4080 Quadratruthen würden den Acker zu 160 Quadratruthen gerechnet, mehr als 25 Acker Feldes erfordern. Wer ist im Stande so viel Acker Feld zu einer Baumschüle änzuwenden? Und hier ist noch kein Raum zu Gången, Wegen, Mauern oder äussern Ber: wahrungen gegen auswärtige Feinde gerechnet.

Aber die angenommene Summe der Obstsorten ist noch weit von der Totalsumme aller Obstsorten entfernt. Mut; terbåume, von denen die Reifer zur Beredlung genomment werden können, müssen auch zum wenigsten doppelt unter: halten werden, damit, wenn einer derfelben ausgehen sollte, dér andere davon noch vorhanden wäre. Man denke sich aber nun, daß die, oben angenommene Summa der Sorten auf deren Unterhaltung und Fortpflanzung Bedacht genom men werden solle, noch nicht die Summe aller Obstsorten find, wie groß würde der, Raum seyn müssen der sie umfaßt. Eine Pflanz und Mutterschule der allermeisten, vorzüglichen Obstsorten, würde gewiß eine Fläche von einer Quadrat meile bedürfen. So etwas auszuführen, läßt sich höchstens nur von einem Monarchen denken; von großen Königen, die ganze Strecken zu Lustwäldern hergeben und viele Menschen im Brode unterhalten können. Von geringern Erdensöhnen ist so etwas auszuführen nicht denkbar. "Aus allen diefen er; hellet aber auch zugleich, daß es eine ganz unbillige Forde: rung an große Baumschulen ist, die Sorţen bereit zu haben,

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deren irgend ein Pomologe, den man fo eben lieset oder nachschläget, gedenket. Was könnte die größte Baumschule mit den veredelten Obstbäumchen jedes Alters, wenn sie nicht abgingen, machen? Wegwerfen könnte man sie doch nicht. Ein großer König aber könnte sie in seinem weiten Reiche an seine Unterthanen verschenken, und doch würden sie nicht verschenkt, sondern nur ein großes Kapital würde für künftige Interessen sicher niedergelegt und angewendet worden seyn.

Nach den Forderungen, die man an große Baumschu: len, die von Privatmännern unterhalten werden, thut, kann die Sache nicht anders gehen und wird noch lange so gehen müssen, wenn die Obstbaumzucht nicht mit Richtigkeit und mit einer gewissen Uebereinkunft der Liebhaber der Obstbaums pflanzungen unter einander getrieben wird. Man wird noch lange Sorten aus bekannten Baumschulen verschreiben und Sorten empfangen die man nicht wollte, aber gab, weil sie eben vorhanden waren, und der Wirewar in der Benen: nung wird nicht aufhören, vielleicht noch größer werden, eben deswegen noch größer werden, weil immer mehr Baum: fchulen angelegt werden, und jeder Besizer derselben nach seis ner eigenen Vorstellung handelt, die er sich von gewissen Sorten, macht, und also keine allgemeine Entscheidung darüber, noch angenommen hat; ich sage, diese Unordnung wird noch lange dauern, wenn Erzieher der Obstbäume und ihre pflanzluftigen Käufer keine befondere. Abrede darüber nehmen und keine gewissen Regeln hierbey festgesezt werden. Ich will versuchen einige Regeln darüber vorzutragen, die sowohl Käufern als Verkäufern, wenn sie beobachtet würden, zu Nuken und Zufriedenheit gereichen können.

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Erstlich derjenige, weicher Luft und Liebe Obst zu pflans zen besikt, muß in Befriedigung dieser seiner Neigung nicht zu schnell zu Werke gehen, und nicht heute Bäume haben wollen um sie morgen zu pflanzen, damit er Uebermorgen die Früchte davon genießen könne. Die Ungeduld verdirbt uns immer unfer ganzes Spiel Ist er nicht in der Ver: fassung die Obstbäumchen selbst zu ziehen, und muß er zu eis ner Baumschule feine Zuflucht nehmen, so besuche er zur Obst: zeit diese Baumschulen, und lasse sich die Früchte der Muts terbånme von den Sorten zeigen, die im Catalog der Baum: schule vorkommen, und die er zu besitzen wünscht, ober er wende so viel an das Porto und laffe sich diese Früchte zu dieser Zeit, wenn fie reifen, tommen. Sind die Früchte im Orte der Edelschule vorhanden, so giebt es schon eine gute Bermuthung, daß die vorgegebene veredelte Sorte, auch da seyn müsse. Ein schlechtes Obstjahr macht freylich eine Aus: nahme von dieser Forderung.

Zweytens sollte man nie Obst auf seine Kernreifer vers edeln, wenn man es nicht zuvor felbst gegessen hatte. Man bildet sich oft bey dem schönen Namen eine Frucht ein, wie vortrefflich und gut fie fey, und wenn sie angezogen und lange Zeit auf sie gewartet hat, so taugt fie in der Wurzel nichts. Sie wird ohnehin oft durch einen andern Stand und Bor den sehr zu ihrem Nachtheile veränder den sehr zu ihrem Nachtheile verändert, só wie es auch koms men kann daß sie verbessert werde. Indeffen wird doch im mer die Hauptsache bleiben. Ist die Frucht nicht in Natura zu haben, so sollte man zum wenigsten eine vollständige Ber schreibung und wo möglich Abbildung von dem ehrlichen Manne haben können, der sie mir überlassen will. Jede Baumschule follte nebst dem Catalog der nur die bloßen Nat

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men enthält, auch eine genaue Beschreibung und Abbildung der Obstforten enthalten, die vorgezeigt werden könnte. Es. bedarf eben feines Drucks weder der Beschreibung noch der Abbildung Es läßt sich immer machen, daß eine Beschreis bung von den Eigenschaften einer Frucht von einem geschick ten Manne aufgefeßt und reinlich abgeschrieben wird, so wie es auch Zeichenmeister und Mahler genug giebt, die für ein geringes jede Frucht nach und nách abzeichnen." # SE

Man kann mit Anlegung feiner Baumschule schon den Anfang dazu machen, die Sorten, wie sie nach und nach aufgenommen werden; beschreiben und zeichnen lassen. Viele Gärtner und Liebhaber der Zeichnungen thun es selbst, und wo sie unvollkommen ausfallen sollten, so helfen fie ihren Beinungen durch die Beschreibung nach, und dann werden diele Sorten den Baumliebhabern wie eine Musterkarte vors gelegt und so eingerichtet, daß man sie ihnen auch zusenden' kann. Für die hiesigen Gärten ist jest nun durch den T.. D. G. auf diese Weise gesorgt. Selbst der Bestß solcher Bes fchreibungen, der in unserer Baumschule aufgenommenen Obsts forten, wird für den eigenen Besißer ein großes Vergnügen feyn, und seiner Baumschule Grund und Festigkeit geben. Indessen versehen es nach obiger Regel zu handeln fehr viele. Sie hören nicht sobald den ihnen bis jetzt noch) unbekannt gebliebenen Namen einer Obstforte, als sie solche auch ohne alle vorhergegangene weitere Prüfung zu besißen wünschen, und am Ende zwar viele Namen, die einer einzigen Sorte gegeben worden sind, aber wenige gute Sorten aufzuweisen haben.

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