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Eine zweite Urt des Nachtheils foll seyn: daß Flechten und Moofe einer großen Menge Insekten und ihren Eiern einen Wohnort und Schuß gegen die Ungemächlichkeiten der Witterung geben. Dies ist zwar wahr, allein ich zweifle ob man bey einer Untersuchung: was für Insekten hier eine Zuflucht suchen, unter ihnen vorzüglich wichtige-Feinde der Obstbäume finden würde; wenigstens habe ich noch nie Raus pen oder deren Eier unter einer Bedeckung von Moose, oder zwischen demselben gefunden; dieser Nachtheil würde alfe wohl nur sehr gering feyn.

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Die Hemmung der Ausdünstung und des Einsaugens der Bäume ist der dritt: Nachtheil der den Bäumen durch die Moose und Flechten nach der Meinung der Pomologen zuges fügt wird, und dieser scheint mir wichtiger zu seyn. Es ist zwar wahr, daß die Bäume vorzüglich durch die obere Seite der Blätter ausdünsten und daß bey der großen Menge von Feuchtigkeiten welche diese ausdünsten können, dasjenige was durch die Oberfläche der Haut abgeführt werden kann, und durch die Ueberzichung mit Flechten zurück gehalten wird, nur von geringer Bedeutung dagegen seyn kann; zumahl bey alten Bäumen, deren obere Rindenlagen schon trocken und holzig geworden sind. Allein es ist doch gewiß, daß die Oberfläche der Rinde mit einer Menge Defnungen versehen ist; sie müssen zur Oeconomie des Baumes und seiner Erhal tung nützlich oder nothwendig seyn, sonst würde die Natur sie nicht erzeugt haben. Durch ihre Verstopfung von Moosen und Flechten wird dieser Zweck und Nußen aber gehindert, und hieraus folgt meiner Meinung nach ihre Schädlichkeit. Der Umstand daß bey alten Bäumen durch die Verhärtung der Rinde, doch auch diese Defnungen verschlossen werden,

beweist

beweist nichts gegen die Schädlichkeit der Flechten; denn die auch im Obftgärtner angemerkte Erfahrung: daß wenn man solchen alten Bäumen die holzige Rinde nimmt und sie eine neue jarte erhalten, sie hierdurch einen frischen Trieb bekom, men; beweiser daß die Verstopfung der Poren des Baums, demselben nachthe lig gewesen ist, und daß also aus die Moose und Flechten welche es bewirken es seyn müssen.

Duhamel sagt in der Naturgeschichte der Obstbäume Th. 1. pag. 148:

Aus diesem erhellet, daß die Ausdünstung die ganz "gewiß sehr viel zu der Gesundheit oder Krankheit der Menschen beyträgt, noch viel wichtiger bey dem Leben der Gewächse sey, und daß die allzustarke oder allzuges „ringe Ausdünstung denen Pflanzen Krankheiten verurs sachen müssen."

und pag. 150.:

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Eine lange Zeit verhinderte Ausdünstung verursachet denen Pflanzen Krankheiten, wovon einige mehr Schas den leiden als die andern."

Duhamel redet zwar hier meist von der Ausdünstung durch die Blätter, ist nun die Ausdünstung durch den Stamm dieser nicht gleich, so können doch die Gefäße deffelben auch schon durch Verhinderung dieser schwächern Austerungen leis den. Diese Verstopfung bewirken aber die Flechten auf doppelte Art, theils daß sie selbst mit ihren, ihnen statt der Wurzeln dienenden Wärzchen in die Defnungen eindringen, theils aber daß sie das Absterben der äußern Rinde beschleus nigen.

Biertens follen fie dadurch, daß sie die Feuchtigkeiten in sich ziehen und lange behalten, den Bäumen nachtheilig werden, indem hierdurch das Crfrieren derselben befördert werden foll. Hr. Wildenow rechnet es dagegen gerade zu ihren Vorzügen, daß sie im Winter den Baum vor der Kåte schüßen. Nach den bisherigen Erfahrungen feibst in den kältesten Wintern schadet die Kåtte an sich, unsern meisten Obstbäumen nur sehr felten, sondern meistens nur dann, wenn Feuchtigkeiten vorhanden sind, die durch sie zum Gefrieren gebracht und hierdurch die Gefäße des Baumes zersprengt werden. Ein mit Moos und Flechten überzogener Baum wird aber, wie Hr Wildenow selbst zugiebt, weit später. trocken, als ein ganz reiner, den das kleinste Lüftchen trocknet. Hierdurch würde das Efrieren also offenbar erleichtert wers den. Es ist vielleicht möglich, daß man schon Erfahrungen darüber hat: ob nemlich von mehreren Bäumen die einerley Standort hatten, die mit Flechten oder Moos bedeckten, oder die reinen der Kälte mehr widerstanden haben, mir ist der eben angeführten Gründe wegen, das lehtere wahrschein: lich. Beim jeßigen harten Winter werden wirden wir leider Gelegenheit genug haben, diese Säße zu prüfen und ich bitte alle Obstfreunde hierauf aufmerksam zu feyn. Diese Ber deckung durch Flechten ist auch selten so dicht und über den gauzen Baum verbreitet, daß sie denselben sehr fæüßen könnte. Ueber dies kömmt es auch darauf an, ob die Moofe und Flechten im feuchten Zustande, als worin sie im Winter fast immer sind, so fühlechte Wärmeleiter abgeben, als zu einer guten Decke gegen den Frost erforderlich ist. Eben so ungegründet scheint mir der vom Hr. Wildenow angegebene Mußen zu seyn: daß sie den Baum bey feuchtem Wetter vor Fäulnis schüßten; mir scheint gerade das Gegentheil wahr

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zu feyn. Es ist zwar ausgemacht, daß diese Gewächse viele Feuchtigkeiten einfaugen, und ich will auch zugeben, daß dies eingesaugte und vielleicht in Pflan; nfazy se wandelte Wasser dem Baume nicht nachtheilig seyn kann; aliein es bleibt dennoch zwischen den Stengeln und Blättern derfelbe eine Menge Wasser hängen, welches eure autniß hervorbringen kann; da hingegen an einer glatten ebenen Rinde das Wasser nicht allein leichter abläuft, sondern auch die wenige hangen bleibende Feuchtigkeit weit schneller verdünftet.

Bey eintretender Dürre follen sie dem Baume thre Feuchtigeit geben; allein dieser Nugen kann nur sehr gering feyn, wenn er ja vorhanden ist, da bey einer anhaltenden Dürre die in den Moosen und besonders den Flechten ents haltene Feuchtigkeit wohl früher verdünstet ist, als der Baum, dem durch Wurzeln und Blätter weit mehrere Feuchtigkeiten zugeführt werden, genöthigt ist, von ihnen feine Nahrung zu borgen; auch wird wohl der Zugang der Feuchtigkeit aus ihnen in die Gefäße des Baums durch das Verhärten und Absterben der äußern Rinde, welches jie befordern, meistens unmöglich gemacht.

Daß sie den Stamm und die Wurzeln gegen die Strahs fen der Sonne schüßen, möchte ich auch lieber, wenn es wirks lich der Fall seyn sollte, unter ihreachtheile als Vort eile. rechnen; den Fall ausgenommen wo startes hohes Moos einen fandigen Boden bedeckt und ihn so vo dem Austrocks nen verwahret, welches aber wohl nie in Garten der Fall ift; ganz anders verhalt es sich aber mit den Flechten und Moosen, die ven Stamm und die Zweige überztchen. Bey uns fengt die Sonne wohl schwerlich so start, besonders bey freistehenden Bäumen, daß sie den Stämmen gefährlich wers Teutsch. Objgart, 12. Bd. IV, St.

den

den könnte, und wenn es geschehen sollte, so möchten die trocknen verfd rumpften Flechten wohl schwerlich einen großen Suh dagegen gewähren. Dagegen scheint es mir zum bessern Kochen und Bereiten der Säfte weit nüßlicher, wenn die Sonne ungehindert auf die Rinde und ihre Gefäße wirz ten fann.

Demnach scheinen mir weit mehrere Gründe für die Vers tilgung der Flechten und Moose, als für ihre Verschonung zu sprechen; mag aber auch ihre Schädlichkeit nicht eben in den von mir angeführten Umständen liegen, so werden wir doch wohl, da die Erfahrung gegen sie entscheidet, forts fahren müssen, für die Reinigung unfrer Bäume zu forgen. Indeß ist es doch nüßlich und angenehm, sich die Gründe einer Erscheinung und feines Verfahrens angeben zu können, und deshalb wünschte ich sehr, daß ein geübter Botaniker dies näher prüste,

Nach schrift.

Ich gestehe daß ich mich oben geirrt habe, denn so eben finde ich in einer Schrift betitelt: Anweisung zu sicherer Bertilgung des schädlichen Blütenwicklers, Berlin 1790. ven C. T. L. Feige pag. 16. folgendes: „Der weibliche Schmets terling des Blütenwicklers fehet nach Verschiedenheit der Bäume seine Eier entweder an einer oder mehrern Stellen. und vornemlich an folchen ab, welche mit Moose bewachsen find, wovon ich sogleich etwas specielleres angeben werde. Das Moos befindet sich nach dem Alter bald häufiger bald

feltener

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