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Der erste Theil, in welchem sich an der nördlichen Wand sder Mauer das Gartenhaus befindet, ist ein aus geraden Linten und rechten Winkeln bestehender Plaß, der wieder drei besondere Abtheilungen hat. Die mittlere Abtheilung ist zum Theil eine grüne, viereckigte liegende Fläche, rund Herum mit Blumenbeeten umgeben. In der Mitte der grüs nen Fläche befindet sich ein Postement. Auf jene Beete würde ich die mannichfaltigen Blumen, wie sie näch Jahress jeit und Monat abwechseln, feßen lassen, um stets für das Auge etwas Angenehmes zu finden; felbst das Grüne würde ich mit einigen gemeinen Blumen hie und da besehen und, fchattiren lassen. Das Poftement würde ich mit einem Ges genstande sieren, der tiefen Eindruck auf Herz und Sing zugleich machte. Die Stücke zu beiden Seiten dieses Plates würde ich, den einen zu Gemüsen und Bedürfnissen der Küche, und den andern zu einer Baumschule gebrauchen und in Beete durch gerade Gänge und rechte Winkel abtheilen.

Die zweite oder mittlere Abtheilung der Länge dieses Gartens ist den Baumfrüchten gewidmet, und da die immer geradea Linien der ersten Abtheilung durch ihre Einförmigkeit das Auge ermüden würden, so fangen sich nach und nach die krummen Linien an, und zwar zuerst einige regulaire frumme Linien oder Zirkelbogen, unmittelbar über dem mittelsten Stücke der ersten Abtheilung, und dann auf beiden Seiten Teinige irregulaire krumme Schlangen's Linien zu Gängen unter den Obstbäumen; wobey jedoch die regulären Linien nicht ganz vernachläßiget worden sind, denn die Pflanzung der Bäume ist nach geraden Linten und zwar nach dem Quincunr geschehen.

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Die regulären krummen Linien oder Birkelbogen, die in der Mitte dieser Abtheilung angehen, werden auf den anges, gebenen Punkten mit niedern fruchtbaren Gefträuchen beseßt, als Johannis and Stachelbeerbäumchen ze die sich immer mehr und mehr erheben. Die lehtern mit Obstorangeries bäumchen in Töpfen oder Kübeln; hinter derfelben mit nies ``dern Obstbäumen, als Jacobsäpfeln, Borsdorfer · Holländis schen Zuckerbirnen 2c. und so kann man von allen Obfiforten Diejenigen aussuchen, deren Kronen sich immer mehr und mehr über die vor ihnen stehenden erheben. Auf beiden Setten dieser zweiten Abtheilung würde ich nun mein Steinovst in Hochstämmen bringen, und auf eben diese Weise von den Bäumen, die sich am niedrigsten hielten, b.8 zu denen, die + am höchsten hinauf steigen, und wo möglich in Gleichförmigs keit mit dem mittelsten Stück abwechseln. So würde ich zum Beispiel, bei den Kirschen auf der Morgenseite mit der Ostheimerkirsche anfangen, mit Amarellen, teutscher Pelzs weichfet abwechseln, und zuicht mit der großen, schwarzen Her firsche von hartem Fleische beschließen; so wie ich auf der Abendseite mit Zwergpflaumen, Schlehen, Mirabellen, Zwets schen und großen Damascenerpflaumenbäumen die Ordnung des Aufsteigens auf eben diese Weise beobachten würde. Untee allen diesen Bäumen müßte ein grünes Gras den Boden schmücken, damit das reife und herabfallende Obst durch keinen Schmuk befutelt würde.

Die dritte Abtheilung diefes Gartens wärde nunmehr die Form Englischer Gärten annehmen, doch so, daß nicht bloß, withe und unfruchtbare Gewächse, sondern auch gewisse fruchts bare Gesträuche und Häume sich darunter befinden und mit andern abwechseln müßten. Außer den frempen und auslän:

dischen

dischen Gesträuchen, die ich etwa pflanzen wollte, würde ich hie und da Quitten, Mispeln, Azerolen, verschiedene Sorten Hasel: Lamberts; und Zellernüsse hinpflanzen, sogar auch Ffirschen, Uprikofen und Mandeln, als Busch und nicht zum Tragen, sondern wegen ihrer schöuen Blüthen im Frühjahr, in die Höhe gehen lassen, damit sie dem Orte bald einiges Leben und Ansehen verschaffen möchten. Im Hintergrunde stånden nun einzelne Kastanien: Zwisselkirschen: und Welschenußs baume; und Italienische und andere Pappeln machten den Beschluß.

Nun waren noch die Mauren des Gartens gegen Abend, Morgen und Mittag mit Spalierbaumen zu befeßen, denn die, welche ihr Fläche dem Norden bloß stellt, würde von zu hohen Bäumen beschattet, als daß sie auf diese Weise benutzt werden konnte. Die, welche ihre Fläche der Morgensonne bloß stellt, würde ich mehr mit Wein, die gegen Abend mit Pflaumen und Aprikosen, und die gegen Mittag mit Pfir: schen besehen, soviel sich noch Raum für sie daselbst fände.

Da einem Garten, der nicht an der beståndigen Wohnung selbst ist, ein Haus nöthig ist, in welchem nicht nur ein Gårts ar oder die Person, welche zur Verrichtung der Gartenges Schäfte gebraucht wird, einen Aufenthalt haben muß, sondern der Besitzer selbst, wenn er sich im Garten befindet, Bequems ihkeit, so ist diesem Hause seine Stelle billig beim Eingange anzuweisen. Die unterste Etaje sei dem Gärtner bestimint, Zur red ten des Eintritts vom Garten herein sey seine Woh nung; links eine Abtheilung zu allerhand Gartengeräthen, und in der Mitte eine breite Hausflur, weil Manches in nangenehmen Wetter, wenn man nicht noch ein Nebenges

bäude

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bäude dazu widmen will, darin vernichtet werden muß. Die zweite Etage kann ganz zum bequemen Aufenthalt des Be: fikers eingerichtet werden. Die Ecken an beiden Seiten des Hauses sind bequeme Pläße zu einigen Mistbeeten oder kleis nen Gewächshäusern. Von der Mitte des Hauses läuft eine gerade Linie durch die Länge des Gartens, nicht eben als Weg, fondern als Abtheilung der fernern Bäume, welche dem Auge, besonders vom obern Theile des Hauses, eine freie Aussicht nach Süden verstattet, die auch dazu dienen könnte, den Einzug der Luft auch auf dieser Stelle zu befördern.

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Da es auch zum Schmuck der Gårten gehört, Statuen und Vasen in demselben zu finden, so trist man auch verschies dene Gelegenheiten dazu in diesem an. Ich habe einige Pläße in den Ecken und an den Wegen bemerkt, welche wegen der Gleichförmigkeit nicht füglich mit Bäumen besegt werden konnten, wo sie aufgestellt werden können. Aber was sollen diese vorstellen? alte Götter der Heiden, die zum Theil abgeschmackt und unzüchtig, vormals in den Gärten der Großen und zum Theil auch wohl jezt noch, aufgestellt wurs den? Ich würde diese nie wählen; theils, weil sie mit unsern Begriffen von Gott und der Tugend gar nicht übereinstims men, ja sogar auf unmoralische Abwege leiten können; theils weil der große 'Haufen und besonders der gemeine Mann, der in solche Gärten kömmt und darin arbeitet, gar keine Vorstellung dabey hat. Wer Mythologie lernen will, lerne fie aus Büchern, um alte Schriftsteller zu verstehen; für den großen Menschenhaufen haben dergleichen Vorstellungen in öffentlichen und großen Gärten gar keinen Nußen und auch wenig Vergnügen. Was für fonderbare Ideen ders

gleichen

gleichen Dinge erwecken können, beweiser folg nde kurze Anekdote. Zwei nicht ganz ungebildete Jünglinge, die aber noch ́nte in einen für filichen Garten gekommen waren, und die heidnischen dtter Saturn, Jupiter, Venus bis zum Priap herab mit allen ihren ge ffenbarten – Heimlichkeiten za vorgestellt fanden, zerbrachen sich lange die Köpfe, besonders der Jüngste, wer diese hier abgebildete Menschen seyn möcht zen, dem endlich der Aeltere, der klüger seyn wollte, und es sich ausgedacht zu haben glaubte, die Antwort gab; siehf du, das sind unsers Fürsten Vorfahren.

Wir Deutschen sind gewiß nicht so arm an großen Mens fchen, die auf die Achtung sowohl ihrer Zeitgenossen, als auf die der Nachkommenschaft so gut Anspruch machen können, als jene, welche die Alten vergöftert haben. Es ist billig, daß wir uns ihre Thaten durch Darstellung ihrer Abs bildung erinnerlich machen, um dadurch sowohl einen Theil der Dankbarkeit gegen sie an den Tag zu legen, als auch uns und unsern Nachkommen dadurch zu ähnlichen Thaten zu ers muntern. Wenn kann dies aber am besten geschehen, als wenn wir froh und heiter in unsern Gärten lustwandeln, und ohne tiefsinnige Speculation einigen Stoff zu Betrachtungen haben wollen. Hier dürfte es nur auf die Wahl ankommen, welche von jenen großen Menschen man aufstellte. Es manz gelt uns ja aber nicht an guten Fürsten, Staatsmännern, Gelehrten, Helden, Vätern und Müttern, deren Bildnisse aufgestellt zu werden verdienen, um ihr Andenken zu erhals ten, und uns zu ähnlicher Thätigkeit zu erwecken. Gewis wir bedürfen es nicht, daß wir diese Art der Ermunterung aus der heidnischen Welt der Vorzeit holen.

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