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Der Endzweck dieser Landdkonomie: Commißion war nach dem von Sr. Durchlaucht selbst entworfenen Plan d. d. den 24. August 1792 die Gebrechen und Mängel der Landwirths schaft eines jeden einzelnen Orts auszufinden, und nach den Umständen des Locals zweckmäßige Vorschläge zur Abschaft fung derselben und zu bessern Einrichtungen zu machen. Im Anfang des Jahrs 1793 wurde dieses Institut nach allen seinen Theilen im Amt Schalkau organisirt, und es konnte nicht anders seyn, als daß auch die bisherige Berk nachläßigung der Obstkultur hiesiger Gegend zur Sprache kam, und mancherlei heilsame Vorschläge zur Verbesserung Derselben gemacht wurden. Dies war un destömehr zu er warten, da die vorsißenden Mitglieder der Schalkauifchen Amtst dkonomie: Commißion, die Räthe Rippel und Lito, und der Superintendent Volkhart sich schon vorher als sehr thätige Liebhaber der Obstkultur gezeigt hatten. Bald nach der Vrt richtung der Commißion wurde daher befohlen, daß alle Eine wohner der verschiedenen Amtsorte noch in demselben Früht jahre und in dem darauf folgenden Herbste auf ihren Grunde stücken, wo es ihnen beliebig wäre, so vicle wilde oder guti gemachte Obststämme, als ihnen nur möglich wäre, zu setzen und alsdenn eine Angabe, wie viel gescht worden, bei ihren Schultheißen, und durch diese bei der Commißion einreichen zu lassen. Es wurde ferner befohlen, daß nicht nur in der Stadt Schalkau, sondern auch in jedem Dorfe eine Get meindebaumschule angelegt, Kerne gusgefäet, und viele junge Stämme erzogen und veredelt werden sollten, um einen hin, länglichen Vorrath an jungen Bäumen zu bekommen. lim aber auch die Kenntniß der Obstbaumpflanzung allgemein zu verbreiten, wurde ein um die Obstbaumzucht sehr verdientes Mann, Hans Steiner zu Welchendorf, verpflichtet, gegen

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eine jährliche Besoldung von 5 Rthlr. alle Frühjahre einen oder zweien jungen Leuten aus jedem Dorf, die die Schults heiße dazu ihm senden würden, im Såen der Obstkerne, im Behandeln und Verpflanzen der Kernwildlinge, Brechen der Reiser, Copuliren, Pfropfen, und übrigen Baumpflege uns entgeltlich zu unterrichten. Um endlich die Lust zur Obsts kultur auch selbst den Kindern einzuflößen, erging auf Vers anlassung der Oeconomie Commißion den 20. Oktober 1795ein Herzogl. Consistorialbefehl an die Schullehrer des Amts Schalkau, nicht nur ihre unter sich habenden Schulkinder durch fachdienliche Vorstellungen vor Baumfrevel zu warnen, sons dern ihnen auch Unterricht im Såen der Kerne, und der Erziehung und Veredlung junger Obstståmme zu ertheilen, und ihnen zu dem Ende da, wo Gemeindebaumschulen vors handen waren alle Handgriffe zu zeigen, und, wo noch keine wären, bei der Dorf: Commision darauf zu dringen, daß ́ dergleichen für ihren Unterricht angelegt würden.

Wenn gleich alle diese Verordnungen und Beschlüsse noch nicht alles bewirkt haben, was man davon erwartete: so haben sie doch schon sehr viele heilsame Wirkungen hervorges bracht, von denen ich die vornehmsten hier anführen will.

Das erste, was, geschahe, war die Anpflanzung sehr vies ler theils schon, gutgemachter, theils wilder Obststämme. Nach der am Ende des Jahrs 1793 gefertigten Amtsökonos miecommißionstabelle waren in diesem Jahre im ganzen Amte 5004 neue Obstbäumchen gefekt worden, mobei sich Ehnes mit 495 und Almerswind mit 324 Stück besonders auszeichnete. Im folgenden 1794sten Jahre war die Zahl ber neugepflanzten 2592, und der veredelten 614 Stücke.

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Bon den folgenden Jahren kann ich die Summe der neuges pflanzten Stämme nicht angeben, theils weil die Amtsökonos miecommißionsacten dieser Jahre jest in Meiningen liegen, theils weil in den 2 lekten Jahren keine solche Tabellen vers fertiget worden sind. Aber nach dem zu urtheilen, was in meinem Pfarrspiel vorgeht, kann ich vermuthen, daß in diesen folgenden Jahren die Anpflanzungen mehr zu. als abgenommen haben, wo nicht an der Zahl, doch wenigstens as gutem Ers folge, der doch eigentlich nur wahrer Gewinn ist. Denn in jenen ersten Jahren seßte man, aus Mangel guter Stämme, was man nur bekommen konnte, Krúppel und Lahme; jetzt aber, da man schon aus Saamen gezogene Bäume hat, und immer mehr bekommt. scht man gute Bäume'; in jenen ersten Jahr ren wurde vieles gefeßt was gleich darauf wieder verdars, jest fest man durch bessere Kenntnisse geleitet so, daß felten ein Stamm durch die Schuld des Pflanzers verdirbt. In jenen ersten Jahren seßte man nur in den Gärten, nach der Zeit hat man angefangen auch aufs Feld zu sehen, worin das Dorf Welchendorf mit gutem Beispiel vorangegangen ist•

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Das zweite, was als Folge jener Verordnungen gesche: hen ist, ist die Aussaat vieler Obftkerne, sowohl durch Schul kinder als auch nach deren Beispiel durch mehrere Erwachsene. Auf obgedachte Herzogl. Consistorial Berordnung an die Schullehrer wurden diese anfangs aus Pflicht, nachher aus Lust thätige Beförderer der Obstbaumzucht. De Ober:Pfars rer Christs Obstbaumgärtner auf dem Dorf war ihnen hterbet zu einem großen Behuf. Sie fäeten nicht nur für sich, wenn fie Plah dazu hatten, viele Kerne aus, sondern ermunterten auch ihre Schullinder ein Gleiches zu thun. Hierin zeichnet. ten sich vorzüglich der Rauersteinsche und hiesige Schulmeister

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Truckenbrod, und Gdß aus. Da hier im Herbst und Win: ter die Kinder der eingepfarrten Dorfschaften, die wegen der Entlegenheit ihres Wohnorts bis Abends in der Schulwoh nung bleiben, zu ihrem Frühstück und Mittagsbrod viel Ohst in die Schule mitbringen, und zwischen den Stunden verzeh ren: so ließ sich der hiesige Schatmeister von ihnen alle Kerne liefern und wenn eine gewisse Quantität beisammen war: so. Bertheilte er sie zum Versien unter die größern Kinder, und ließ sich dann anzeigen, fahe auch wohl selbfi nach, wie viele daven aufgegangen, und herangewassen waren. Dieser Stämmchen waren im Herbst des 1796sten Jahre 383 Etücke. Diese lehrte er fie in der Folge copuliren, und vers sehen, Eigentlich waren dergleichen Kernfaaten von Kindern für die Gemeindbaumschulen bestimmt, um do unter der Aufs sicht der Schullehrer veredeit, und erzogen zu werden..

Aber die Anlegung dieser Gemeindbanmschulen fand faft allenthalben viele Schwierigkeiten. Bald war es Mangel an Plak, bald Kosten: Scheu, und, wenn ich aufrichtig reden foll, vorzüglich Mangel des Gemeingeißtes, der die Ausführung hinderte, wenn gleich der Beschluß, eine anzus Tegen, bald gefaßt war. Die Güterbefizer haben gemeinigs lich das Vorurtheil, daß alles, was die Erde bringt, vorzugs lich ihnen angehöre, und sehen daher scheel zu jeder Anstalt, die die Nichtbegüterten oder Hinterüßer veranlaßen könnte, auf die Erzeugnisse der Erde einen rechtlichen Anspruch zu machen. Dieser Egoismus der Güterbefiher flößt dann den Nichtbegüterten eine Abneigung ein, zu irgend etwas beizutragen, was auf die Verbesserung der Landwirth schaft abzielt. So wie nun diese Stimmung der Güterbes fizer und Nichtbegüterten gegen einander viel Gutes verhins

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dert: so war sie auch der vornehmste Anstoß bei der Anlage der Baumschule. Die Güterbefizer waren nicht geneigt dazu, weil sie fürchteten, die Hintersüßer möchten einmal Anspruch auf die Frucht der erzogenen Bäume und den Boden machen, worauf fie gefeht würden, und die Hintetsiher waren es eben fo wenig, weil sie fürchteten, ihre darauf verwendete Mühe. und Kosten würden umsonst seyn, weil die Begüterten ihnen keinen Antheil an dem Obst lassen würden, das von den darin erzogenen Bäumen erzielt werden würde. Aus dieser Ursache unterblieb die Baumschule im hiesigen Dorfe bis voriges Jahr, da-bloß die Besiker des Gemeinguts, die nur den geringern Theil der hiesigen Einwohner ausmachen, eine für sich anlegten; und aus der nemlichen Ursache unterblieb sie in Meschenbach, weil 2 Einwohner, die keine Güter haben, sich weigerten, daran mitzuarbeiten, und mitzubezahlen. Und doch sollte meinem Bedünken nach, der vornehmste End: zweck einer Gemeindbaumschule dieser feyn, daß darin gemeinschaftliche Bäume erzogen würden, welche auf Gemein pläße, als Straßen und Hutplåge gescht, gemeinschaftlich gepflegt und gewartet auch zu gemeinschaftlicher Benußung aller Einwohner ohne Unterschied bestimmt wären. Denn ich glaube durch viele Erfahrungen gefunden zu haben, daß der größte Theil der Baumfrevel und der Unsicherheit des Obsts bloß daher komme, daß im Dorf so viele Einwohnte. keine eigene Baume haben, und daher ohne Aufwand von Geld das sie oft nicht haben, dem schreienden Bedürfniß ihrer Kinder nicht abhelfen können. Sie nehmen es also, oder erlauben ihren Kindern, es zu hohlen, wo sie es finden, und der Banm wird theils aus Furcht ertappt zu werden, theils aus Nachgierde, weil man ertappt und gezüchtigt worden iss ehr übel zugerichtet. Berschaft man nun solchen Ciaohs

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