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verfloßne Jahr hier eine reichliche Obsterndtë lieferte: so kostete doch die Meze gewöhnlicher Aepfel und Birnen vom Baum weg 10 Kreuzer, die Meze Börsdorfer 15—20 Kr. und die Mehe Zwetschen auch 15 Kr. Vor 4 Jahren, da das Obst quch-an mauchen Orten des Amts sehr gut gerieth, verkaufte der Pachter eines Bauerguts in meinem Pfarrspiel aus den Obstgärten, die bei dem Gut sich befinden, für 60 fl. Fr. Obst, gerade so vicl, als'er für das ganze Gut Pachts geld gab. Es ist wahr, daß jemehr der Ueberfluß des Obstes in hiesiger Gegend zunimmt, auch der Preiß desselben fallen ́ wird, so daß ein Baum von gleicher Tragbarkeit nicht mehr so viel abwerfen wird, als jeßt. Demohngeachtet wird ein folcher Baum, da es an Abnehmern des Obstes hier nie feh, len kann, immer noch mehr eintragen, als in einem Lande, das mit Gegenden von gleichem Ueberfluß umgeben ist, und doch findet man in einem solchen Lande den Obstbau noch eins träglich genug, um ihn mit aller Sorgfalt zu erhalten, und immer neue Bäume nachzuziehen. Man nehme an, daß jeder erwachsene Obstbaum im Durchschnitt jährlich 4 Mehen Obst trage, welches, da wenigstens alle 5 Jahre eine reichs liche Obsterndte einfällt, und die übrigen immer etwas geben, gewiß nicht zu viel gerechnet ist; so werden 4000 neue Obsts bäume in meinem Pfarrspiel, die Meke Obst a 2 ggr. jährs lich einen neuen Ertrag von 2000 fl. Rhl. einbringen.

Mehrere Vorfahren, vermuthlich bewogen durch ähnliche Betrachtungen, haben sich auch ehemals die Obstbaumzucht sehr angelegen seyn lassen. Dies. zeigen nicht nur die hin und wieder befindlichen mit vielen alten Obstbäumen besetzten Gårten, sondern auch einzelne Anlagen auf den Feldern und an Feldwegen, von welchen lettern aber wenig mehr, als

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einzelne lleberbleibsel zu finden stad, Spuren von solchen einzelnen Liebhabern der Obfbaumzucht findet man 'außer den Gärten zu Schalkau vorzüglich in den Ortschaften Nückerswind, Welchendorf, Hohetenn, Allmerswind, Ehnes, ¦ Kazberg u. f. w. wo noch gegenwärtig viele Einwohner die Früchte des Fleißes ihrer Vorfahren durch das viele und zum Theil vortrefliche Obst, das sie bauen, genießen. Aber allge: mein konnte diese Obstbaumzucht nicht werden, weil man damals und nachher eine Menge Schwierigkeiten fand, die nicht so leicht zu überwinden waren. Ich will einige, davon hier anführen.

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Zuerst mußte das oben angeführte herrschende Vorurtheil, daß das hiesige Clima für die Obstbäume zu rauh sey, jeden abschrecken, große Versuche damit zu machen. Man begnügte fich daher meistens damit, Bäume nahe an die Häuser, in die Höfe, und diedaran stoßenden Gärten zu pflanzen, in der Hofnung, daß sie da Schuß gegen die rauhe Witterung finden würden. Einzelne kühne Männer wagten sich wohl auch damit ins Freie, oder versuchten es, die dort wild aufs gewachsenen Stämme zu veredeln. So ließ zu Anfang dieses Jahrhunderts der damalige Besiger des hiesigen Herrschaftl. Gutes Herr von Beuft nicht nur die Grasgárten um das Schloß, sondern auch viele Naine der Herrschafti. Aecker mit Obstbäumen befeßen, und pfropfe einige mit eigener Hand. Allein solche Versuche gewährten gemeiniglich nicht den Ers folg, den man erwartete, nemlich

Wegen einer zweiten Schwierigkeit, des Mangels an richtiger Einsicht, wie Obstbäume gezogen und behans belt werden müßten, um zn gedeihen. Die Methode, welche

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man damals und noch vor kurzem hier befolgte, war diese. Man suchte Obststämme in den Hecken und im Walde auf, wo fie lange dem Haafen und Wildsraß ausgesetzt, endlich emporgeschossen waren, hackte sie mit einer Rotthaue heraus, ohne sich um die Verlegung der Wurzeln zu bekämmerò, und® pflanzte sie in ein mit der nämlichen Haue gemachtes Loch. Viele verdarben dann bald nach dem Schen, andere wenige, nachdem sie lange kümmerlich gestanden hatten wuchsen fort, aber ohne daß sich jemand weiter um sie bekümmerte. Co blieben die meisten so wild, als sie vorher gewesen waren. Nach langer Zeit erbarmte sich vielleicht noch ein Mann über sie, der sich im Pfropfen üben mochte, um sie, wie man sagte, welsch zu machen. Aber oft war das Reis, das man auffeßte, nicht viel beffer, als der Stamm, worauf es gescht

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Es fehlte am Geschmack zu unterscheiden, was gutes oder schlechtes Obft sey. Man zeigt hier noch einen alten Birnbaum, den Hr. von Beust gefeht haben soll, und der eine sehr elende mir unbekannte Birn trägt. Nach der Vers edlung blieb der Baum sich selbst überlaffen, so fehr auch wilde und gute Aeste in einander wachsen mochten. Er trug denn natürlich nur wenig und schlechtes Obst, und wurde ends lich, wenn er jemand im, Fahren verhinderte, umgehauen, und zum Feuer verbraucht. So war denn jeder so vollführte Bersuch ein neuer vermeintlicher Beweis, daß das hiesige Clima und der Boden der hiesigen Gegend für den Obstbau undienlich seyn.

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Cine dritte Schwierigkeit war, die jungen Obststämme gegen Verletzungen zu sichern. Alle Felder Hier sind hutbar, Die Bäume die darauf gefegt werden, müssen daher nicht nur gegen Haafenfraß, sondern auch gegen Verlegungen des

Rindvichs, der Ziegen und Schaafe verwahrt werden, wenn fie fortkommen sollen. Dies erfordert Kosten und fleißiges Nachsehen, wozu man damals keine Lust hatte. Das eins zige Verwahrungsmittel, das man anwendete, und vielleicht auch konnte, gegen alle diese mächtige Feinde der Obstbäume, war: entweder einen alten Tragkorb ohne Boden über den Baum zu stürzen, oder dünne Holzscheite gleich Faßtauben um ihn herum in die Erde zu schlagen. War dies geschehen, so fahe man nicht nach, ob er auch diese Bedeckung noch hatte, oder hoch genug, um das Abfressen der jüngen. Schößlinge zu verhüten. Wenn nun ein Stück Rindvich diese Hüllen zerstört, und die darauf folgenden Ziegen oder Schaafe den Baum beschädiget hatten: so gab man ihn feinen fernern Schicksalen Preis, weil man glaubte, daß mehr Aufsicht zu viel koste, und der Gewinn dabey zu unsicher sey. Denn

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Eine vierte Schwierigkeit war die große Gefahr, die die Bäume bedrohte, wenn sie endlich groß und tragbar gewors den waren; es blieb selten dem Eigenthümer so viel, um sich seines Baums zu freuen. Die Begierde nach Obst scheint ziemlich allgemein zu feyn. Wenn daher ein Baum nicht unter einer befondern Aufsicht steht, so ist zu erwarten, daß so bald seine Früchte zeitigen, jeder Vorübergehende von der Lust, davon zu essen, überwältiget werden wird. Diese Lust nimmt an Heftigkeit zu, je wenizer Obstbäume vorhanden find, und je feltener daher das Obst ist. Wenn daher auch gleich das Obft um das Haus oder in den daranstoßenden Garten ziemlich sicher ist, weil die Furcht, vom Eigenthümer gesehen und bestraft zu werden, die allzugroße, Luft darnach zurückhalt: so ist es doch nicht so bei einzelnen Obstbäumen auf dem Felde. Wer wird um eines oder einiger Bäume willen,

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willen, wenn sie auch noch so voll hängen sollten, einen beståns digen Wächter unterhalten; und Flurknechte, die ohnehin hier niemals waren, sind felten so aufmerksam auf ihre Pflicht, daß sie sich auch um die Sicherheit des Obftes auf dem Felde bekümmern sollten. Der mit Obst-behängte Baum wird also von Felddieben geplündert, oft ehe noch die Frucht zeitig wird, und der Eigenthümer hat nichts, als den Wers druß, das Obst verloren, und den Baum grausam verwüstet -zu sehen. Und dies war denn bisher immer der Fall bei den Obstbaumen auf den hiesigen Feldern. Seiten bekam man etwas von den wilden Obstståmmen; μnd an Einsammlung des guten Obstes war gar nicht zu denken, weil es son gestohlen war, ehe es ganz zeitig geworden war. Man darf es daher nicht wunderbar finden, daß noch zu Anfang dieses Jahrzehends ein hiesiger Gutsbesißer, gegen den ich mich erbot, ihm einen schön gewachsenen wilden Birnbaum mit Franzobst zu veredeln, mir zur Antwort gab, ich möchte das ja nicht thun denn er müßte sich sonst alle Jahre gewiß ein, mal årgern, wenn man ihm das Obst vom Baume gestohlen hätte. Diese Obstdiebe waren nicht allemal Einheimische, die man wohl in Ordnung hätte halten können, wenn man nur gewollt hatte; die meisten Frevel geschahen von Leuten aus den Waldgegenden. Zur Zeit der Obsterndte kamen sie vorzüglich die Sonntage, wo niemand auf dem Felde ist, und sie selbst Zeit haben, Schaarenweise herunter, bestiegen. die auf dem Felde stehende Bäumen, schüttelten sie, und nah; men mit, was sie nur fortbringen konnten. Ihre Dreiftig; keit hierbei ging so weit, daß sie die Ankunft einzelner Pers fonen, selbst des Eigenthümers des Baumes nicht scheuten, und unter dem Vorwande, daß das Obst für alle Menschen gewach fen sey, demjenigen Troz boten, der sie in ihrem Geschäfte zu

Stöhren

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