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ringe Leistungsfähigkeit zurückzuführen ist. Bereits der Beginn der Aufmarschtransporte hatte infolge der mangelhaften Friedensvorbereitungen ein derartiges Chaos auf allen in Betracht kommenden Bahnen zur Folge, daß schon nach sieben Tagen der gesamte Militärverkehr auf drei Tage eingestellt werden mußte. Auch im weiteren Verlauf der Aufmarschtransporte war man wiederholt gezwungen, Transporte ausfallen zu lassen, was natürlich große Unordnung in der Zusammensetzung der Heereskörper und in deren Lebensbedingungen verursachte.

Nach der (am 12./24. April 1877 erfolgten) Kriegserklärung mußte die Verschiebung der russischen Armee von der rumänischen Grenze an die Donau fast ganz mit Fußmärschen erfolgen, da die geringe Leistungsfähigkeit der einzigen zur Verfügung stehenden rumänischen Linie (über Jassy-Bukarest nach Giurgevo) kaum für den Transport der schweren Geschütze, Pontons und zerlegbaren Überschiffungsmittel, die sobald als möglich an die Donau geschafft werden sollten, ausreichte. Erst im weiteren Verlaufe des Krieges wurden die rumänischen Eisenbahnen auch zum Truppentransport verwendet, und insbesondere in der ,,Krise von Plewna" kamen sie und die russischen Bahnen der russischen Heeresleitung sehr zu statten, da nur durch sie die rasche Verstärkung der Operationsarmee durch die neu mobilisierten, über 2600 km weit entfernten drei Armeekorps ermöglicht wurde. Auch als Nach- und Abschublinie erlangten die rumänischen und russischen Bahnen eine große Bedeutung, wobei sich die gerade, selten die Ortschaften berührende Linienführung der russischen Bahnen und die Notwendigkeit des Umladens aller Transporte an der rumänischen Grenze infolge der verschiedenen Spurweite höchst nachteilig fühlbar machten.

Von besonderem Werte erwiesen sich auf russischer Seite die Eisenbahntruppen, die sich anfangs in zwei Bataillone gliederten und im November 1876 um ein drittes Bataillon vermehrt wurden. Die Unzulänglichkeit der einzigen nach Rumänien führenden Linie (Rasdelnaja-Kischinew-Ungheni-Jassy) führte mitten während der Operationen zur Herstellung der Linie Bender-Reni-Galaz (304 km), die mit Hilfe der Eisenbahntruppen schon nach dreimonatiger Bauzeit dem Betrieb übergeben werden konnte. Überdies wurde die 90 km lange Strecke Fratesci-Zimnicea zur Verbindung der rumänischen Bahnen mit der von den Russen zwischen Zimnicea und Svištov (Sistowa) über die Donau geschlagenen Brücke erbaut, um die Märsche von Truppen und Kriegsmaterial auf der elenden Straße Giurgevo-Sistowa zu vermeiden.

Die Türkei verfügte zu Anfang des Jahres 1876 wohl über

1616 km Eisenbahnen, die aber in fünf nicht zusammenhängende Linien zerfielen.

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Legende. Überdies bestanden die Bahnen: Constanţa-Cernavoda

(siehe Skizze 5), Banjaluka-Doberljin (siehe Skizze 7), Smyrna-Alaseher

und Smyrna-Aidin (siehe Skizze 9).

Konstantinopel

Die Leistungsfähigkeit dieser Eisenbahnen war infolge des vollständigen Fehlens einer Organisation für ihre militärische Benützung und wegen des großen Materialmangels (ein Ausgleich war unmöglich) sowie des schlechten Zustandes des Oberbaues sehr gering. Sie entsprach aber den an sie gestellten Anforderungen, die deshalb keine allzu großen waren, weil der Aufstand in Bosnien (1875) und der serbisch-türkische Krieg (1876) ganz allmählich zum Konflikt mit Rußland führte, weshalb die Verstärkung der Truppen an der rumänischen Grenze nach und nach erfolgte. Immerhin betrug die Gesamtleistung vom Mai bis Dezember 1877 bei der Hauptlinie Konstantinopel-AdrianopelJambol 115.000 Mann, 11.000 Pferde und 242 Geschütze, auf der Linie Varna-Ruščuk ca. 50.000 Mann.

Auch die im Jahre 1878 durchgeführte Okkupation Bosniens und der Hercegovina führte zu einer großen militärischen Inanspruchnahme der Eisenbahnen, die entsprechend dem schrittweisen militärischen Machtaufgebot Österreich-Ungarns in drei Etappen erfolgte; kurz vor Beginn der Transporte war eine Neubearbeitung der ,,Vorschrift für den Militärtransport auf Eisenbahnen“ erschienen, die auf den bisherigen Kriegserfahrungen fußend wesentliche Verbesserungen in der militärischen Verwertung der Bahnen einführte.

Die Transportleistungen der in Betracht kommenden durchwegs eingeleisigen Bahnen waren sehr befriedigend, umsomehr, als der Zivilverkehr auf diesen Strecken nie vollständig eingestellt worden war.

Bei der Okkupation spielten auch Bahnherstellungen eine hervorragende Rolle. So wurde zur leichteren Verpflegung der Operationsarmee die 190 km lange schmalspurige Eisenbahn im Bosna-Tal (Brod -Dervent-Doboj-Maglaj-Ženica) gebaut, wobei der Baufortschritt anfangs 1.5 km, später 0.8 km pro Tag betrug. Außerdem wurde die normalspurige Eisenbahn von Dalja nach Brod (98 km, Baufortschritt 1.2 km pro Tag, 300 Arbeiter) gebaut und die seit 1875 aufgelassene, ganz verwahrloste 101 km lange Bahn Banja Luka-Doberljin wieder hergestellt.

Zur Durchführung dieser Bahnbauten waren von den vorhandenen ,,Feldeisenbahnabteilungen“*) neun mobilisiert worden; die mit diesen

*) Der Beginn der Errichtung von Feldeisenbahnformationen in Österreich-Ungarn fällt in das Jahr 1870, in dem zehn Feldeisenbahnabteilungen als Neuformationen im Mobilisierungsfalle organisiert wurden; deren Zahl wurde 1873 auf 15 vermehrt, von denen fünf bereits im Frieden einen (sehr schwachen) Kader erhielten.

Streffleur 1914. I.

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Abteilungen gemachten Erfahrungen führten 1883 zur Errichtung des Eisenbahn- und Telegraphenregiments, das 1890 auf drei Bataillone erweitert und 1912 in ein Eisenbahn- und ein Telegraphenregiment geteilt wurde.

Skizze 7. Die bosnischen Eisenbahnen Ende 1878.

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Bei Ausbruch des serbisch-bulgarischen Krieges im Jahre 1885 war sowohl das serbische als insbesondere das bulgarische Eisenbahnnetz noch sehr wenig entwickelt.

In Serbien bestand nur die Bahn Belgrad-Niš-Vranje (mit einer Abzweigung nach Semendria); die Strecke Niš-Vranje war erst kurz vor Kriegsausbruch neu eröffnet worden. Da Serbien bereits am 21. September mit der Mobilisierung seiner Armee begann, der Krieg jedoch erst am 13. November ausbrach, überdies aus finanziellen Gründen und infolge Unterschätzung der bulgarischen Streitkräfte auf serbischer Seite nur etwa die Hälfte der organisationsgemäßen Kraft mobilisiert wurde, so konnte die Mobilisierung und der Aufmarsch der serbischen Armee trotz der wenigen vorhandenen Bahnen und deren sehr geringer Leistungsfähigkeit anstandslos erfolgen.

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