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eine friedliche, parlamentarische und commerzielle Verständigung zu suchen. Es wählte das leßtere.

Wir schließen hier die Kriegsgeschichte, soweit sie den Kampf in Böhmen und Desterreich betrifft, und lassen erst im nächsten Bande die Geschichte der Kämpfe Preußens mit den Mittelstaaten bis zu den sämmtlichen definitiven Friedensschlüssen nachfolgen.

Desterreich verlor außer Venetien, was es ohne alle Noth dahingegeben hatte, kein Dorf in diesem blutigen Kriege, allein es erlitt die schwersten Verluste an Menschen und Geld und an seiner bisherigen Machtstellung. Im österreichischen Militärkalender wurde übersichtlich zusammengestellt, wie viel die österreichische Nordarmee an Mannschaft, ohne die Offiziere, eingebüßt hatte: 8484 Mann blieben todt, 19,896 wurden verwundet und 34,417 vermißt. Die meisten Verwundeten wurden auch gefangen, so daß, die Vermißten eingerechnet, die Zahl der österreichischen Gefangenen nach preußischen Berichten sich auf 49-50,000 belief. Davon wurden nach amtlichen Berichten nach dem Friedensschluß 41,800 allein mit der Eisenbahn bei Oderberg über die Grenze zurückbefördert. Unter den Gefangenen befanden sich nur 8000 Deutsche, fast alle verwundet, und 40,000 Ungarn, fast alle unverwundet. Die deutschen Truppen Desterreichs hatten am meisten geleistet und am meisten gelitten, mehrere Regimenter waren fast ganz aufgerieben. Die preußischen Siege und die rasche Verfolgung des Feindes erklären die große Zahl der österreichischen Gefangenen, die sich wie hundert zu eins zu den kaum 500 preußischen Gefangenen verhielt, welche die Desterreicher nach dem Friedensschluß auslieferten. In gleichem Verhältniß wurden über 20,000 österreichische Verwundete in preußischen Lazarethen verpflegt und nur 200 preußische Verwundete in den österreichischen.

Die Preußen verdanken ihren großen Sieg weder ihren Zündnadelgewehren, noch ihrer Tapferkeit allein, sondern in weit höherem Maaße ihrer Disciplin, der vollen Harmonie zwischen Generalen,

Offizieren und Gemeinen, der musterhaften Ordnung in der Armeeorganisation, in der Verwaltung, und der vortrefflichen Führung, überhaupt dem Geiste, der die ganze Armee durchdrang. Es war kein leeres Wort, wenn man sagte, daß man hier ein Volk in Waffen vor sich hatte. In der österreichischen, wie in andern Armeen herrscht ein Offiziercorps, welches sich ein für allemal dem Militärdienst gewidmet hat, gewissermaßen eine ausschließliche Zunft über dem gemeinen Volk der Soldaten, was eben so ausschließlich den niedrigsten und ungebildetsten Classen entnommen ist. In der preußischen Armee dagegen ist die große Lücke zwischen jenen beiden Classen dadurch ausgefüllt, daß junge Männer aller Stände und Bildungsgrade ohne Unterschied als Gemeine neben einander dienen und die Gebildeteren den Ungebildeteren zum Muster dienen, während zugleich Männer des verschiedensten Lebensberufs im Kriegsfall als Landwehroffiziere gleich berechtigt und gleich geehrt den Offizieren des stehenden Heeres sich anschließen. Dadurch allein wird es möglich, sowohl die Rohheiten des gemeinen Mannes auszurotten, als auch den Kastengeist der Offiziere einzuschränken und alle Bestandtheile der Armee wie mit dem Bewußtseyn der Ehre überhaupt, so auch mit dem gleicher Ehre zu erfüllen. Die großen Erinnerungen des Jahres 1813 lebten in der preußischen Linie und Landwehr fort, und die Söhne zeigten sich ihrer Heldenväter vollkommen würdig.

Den größten Antheil am Siege schrieb man allgemein dem Generalstabschef der preußischen Armee, General von Moltke, zu. Der Timescorrespondent während des Krieges schrieb über ihn aus Brünn: Dieser geschickte Stratege, welcher der Hauptleiter der Bewegungen war, durch welche die drei preußischen Armeen, von verschiedenen Punkten ausgehend, in der geeigneten Stunde bei Königgrät versammelt waren, erschien, mit Ausnahme in jener Hauptschlacht, nie in der Front der Armee. In einiger Entfernung im Rücken der Armee saß er ruhig vor seinem Pulte und zeichnete auf der Karte die

Menzel, der deutsche Krieg 1866. I.

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Bewegungen der Truppen vor, und vermittelst des Feldtelegraphen sandte er mit Blißesschnelle die Befehle an die commandirenden Ge: nerale, und that dies mit solcher Geschicklichkeit und Vorsicht, daß nicht Eine Bewegung fehlschlug und jede Combination im richtigen Moment gemacht wurde. Dabei rühmt der Correspondent den General wegen seiner Schweigsamkeit. Er habe große Sprachkenntnisse, aber man nenne ihn in der Armee nur den Mann, der in sieben Sprachen schweigt.

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Ein Artikel des Halleschen Volksblatts vom 18. Juli sagte mit Wahrheit: Wie Blitz und Schlag folgten die Begebenheiten, die ganze dumpfe, schwüle Atmosphäre plößlich abklärend, erfrischend und hell beleuchtend. Während man fast unsere ganze Armee am Ostende der Monarchie, an der böhmisch-mährischen Grenze versammelt wußte, sah man plößlich aus dem entblößten Rheinland und Westphalen von Westen her preußische Pickelhauben in beide Hessen und Hannover zugleich einrücken. Wie auf dem Schachbrett so sicher ohne Fehl, Zug um Zug gingen die Evolutionen. Eine feste, nicht zuckende Hand und ein helles, wachsames Auge im Mittelpunkt all der regierenden Blizdrähte ward offenbar. Nicht die knappen, wie am Schnürchen laufenden militärischen Operationen allein, die wundersame Organisation des ganzen Vorgehens, welche Verwaltungsmaßregeln, Verkehrsmittel, alles mit eins umfaßte, mußte Verwunderung erregen.“

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