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bas Aufkommen einer deutschen Marine zu verhindern wünschten. Die Flensburger Fischer hatten bereits erklärt, wenn sie nicht mehr unter dänischer Flagge fahren könnten, würden sie lieber unter der preußischen fahren, als unter der augustenburgischen, denn jene würde mehr Achtung genießen und ihnen mehr Sicherheit gewähren. Damit wurde die Sachlage richtig bezeichnet. Unter Preußen mußten die Elbherzogthümer ein Bollwerk Deutschlands, unter dem Augustenburger konnten sie nur wieder eine schwache Seite Deutschlands werden. Als integrirender Theil des preußischen Großstaats konnten fie für die deutsche Marine bedeutend werden, nicht aber als ein Kleinstaat, dessen Fürst aus Haß gegen Preußen immer dänische, englische und russische Hülfe ansprechen würde.

Wenn gerade dieser Umstand Desterreich abhielt, Preußen Conceffionen machen zu wollen, weil ihm das deutsche Nationalinteresse gleichgültig war und es in Preußen nur seinen Rivalen sah, so hätten doch die Mittelstaaten und die Fortschrittspartei, die immer für die deutsche Sache begeistert zu seyn affectirten, nicht verkennen sollen, Preußen allein könne die Elbherzogthümer fortan im deutschen Interesse mit starker Hand gegen das Ausland beschüßen und diese schönen Provinzen für die deutsche Marine nußbar machen. Das wurde aber vom Partikularismus und von der Fortschrittspartei blind verkannt. Die lettere ging in ihrer unverständigen Wuth so weit, in die Bevölkerung von Holstein und Schleswig die Parole auszuwerfen: lieber dänisch, als preußisch!

Preußen machte, wie billig, Anspruch auf den Dank des Bundes und des deutschen Volks, der ihm nicht passender und würdiger gewährt werden konnte, als wenn man ihm die Elbherzogthümer überließ, um dadurch mit seiner eigenen Macht die von ganz Deutschland zu stärken. Es brauchte dort nicht die Souveränetät zu erwerben, nur den militärischen und maritimen Oberbefehl. Aber weder Oesterreich, noch die Regierungen der Mittelstaaten, noch die Fortschritts

partei wollten ihm so viel gönnen. Da indeß Frankreich, England und Rußland sich zu keiner gemeinschaftlichen Politik in Bezug auf Deutschland vereinigen konnten und Oesterreich den Mittelstaaten nicht traute, zog es doch vor, sich mit Preußen auszugleichen.

So wurde nun am 30. October von Seite Desterreichs und Preußens der Wiener Frieden mit Dänemark abgeschlossen. Darin trat Christian IX. Schleswig, Holstein und Lauenburg an Desterreich und Preußen ab, welche frei darüber sollten verfügen können. Die Nordgrenze Schleswigs wurde berichtigt, die Kriegskosten sowie 29 Millionen Thaler der dänischen Staatsschuld (die im Ganzen zu 96 Millionen berechnet war) wurde den Herzogthümern aufgelegt. Gegenseitige Amnestie und in Bezug auf Handel und Schifffahrt gegenseitige Begünstigung gleich den bisher am meisten begünstigten Staaten wurde zugesichert. Da in dem Frieden das Erbrecht Christian IX. anerkannt war, weil er sonst kein Recht ge= habt hätte, die Herzogthümer abzutreten, beeilten sich der Augustenburger und der Oldenburger beim Bundestage zu reclamiren und Ritterschaft und Landschaft von Lauenburg baten, dem Königreich) Preußen einverleibt zu werden. Man ließ aber diese Fragen noch unentschieden, wie denn die Rechtsfrage überhaupt der Machtfrage untergeordnet blieb. Unmittelbar nach dem Wiener Frieden trat Graf Rechberg zurück und überließ seinen wichtigen Posten in Wien dem Grafen von Mensdorff-Pouilly, der anfangs noch das gute Einvernehmen mit Preußen fortsehen zu wollen schien.

In Holstein standen noch die Bundestruppen, Sachsen und Hannoveraner. Desterreich und Preußen trugen am 1. Dezember beim Bundestage darauf an, sie zu entfernen, weil das Object der Bundesexecution nicht mehr bestehe. Es geschah unter den heftigsten, jedoch ohnmächtigen Wuthausbrüchen der preußenfeindlichen Presse, denn daß Preußen seine Eroberung festhalten würde, daran konnten Freund und Feind nicht zweifeln. Weil aber damals Desterreich noch

mit Preußen zusammen ging, konnten die Mittelstaaten nichts er= reichen, was ihrem Wunsche, das Bundesrecht gegen das einseitige Vorgreifen der beiden Großmächte zu schützen, entsprochen hätte.

Am 22. Februar 1865 formulirte Preußen seine Forderungen. in folgenden Punkten. 1) Preußische Truppen bleiben in den Herzogthümern, deren Wehrkraft zu Wasser und zu Lande mit Ausnahme eines Bundescontingents Preußen zu Verfügung steht; 2) Rendsburg wird Bundesfestung; 3) der Kieler Hafen, die den Alsener Kanal beherrschenden Plätze und die Ufer des künftigen Nordostseecanals kommen in preußischen Besik; 4) die Herzogthümer schließen sich dem Zollverein an; 5) Post und Telegraphen werden preußisch. Diese sehr billigen Forderungen, deren Befriedigung dem Gesammtinteresse Deutschlands diente, weil nur ein starkes Preußen unsern Norden schüßen kann, wurden von Desterreich abgelehnt. Hier dachte Graf Mensdorff schon wieder auf eine Frontveränderung der österreichischen Politik, die sich kein Jahr mehr gleich zu bleiben vermochte. Dadurch ermuthigt, trugen am 27. März Bayern, Sachsen und Darmstadt am Bundestage darauf an, der Augustenburger folle sofort in die Verwaltung der Herzogthümer eingesetzt werden. Desterreich stimmte zu, Preußen nicht. Der Antrag wurde mit neun gegen sechs Stimmen angenommen, man gab ihm aber keine Folge, sondern setzte die Unterhandlungen fort. Desterreich wollte Preußen nur den Kieler Hafen, die Besetzung Rendsburgs, die Oberaufsicht über den Canal und den Anschluß der Herzogthümer an den Zollverein zugestehen, nicht aber das militärische und maritime Commando, die Rekrutirung und Matrosenpresse. So stritt man sich fort, ohne daß es zu einem Bruche fam, der aber voraussichtlich doch einmal erfolgen mußte, wenn man fortfuhr, zum größten Nachtheil der deutschen Nationalinteressen, Preußen aus den Elbherzogthümern wieder verdrängen zu wollen. Als im April 1865 die vor Danzig stationirte preußische Flotte nach Kiel verlegt werden sollte, protestirte Desterreich.

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Im Anfang Juni erklärte Preußen, seine Forderungen seyen gerecht und mäßig, sie bezweckten nur die Verstärkung Deutschlands, des deutschen Wehrsystems, der deutschen Flotte, des deutschen Handels, identificirten in unwiderleglicher Weise das deutsche mit dem preußischen Interesse und verlangen nicht einmal eine Annexion, sondern lassen dem Prinzen von Augustenburg sein Erbrecht offen; wenn man aber Preußen diese billigen und nothwendigen Forderungen nicht bewilligen wolle, werde es vielleicht gezwungen werden, mehr zu fordern.

Sechstes Buch.

Das Treiben zum Kriege.

Desterreich benutte mit vieler Verschlagenheit die Mittelstaaten und die Partei des Augustenburgers, um seinen preußischen Bundesgenossen in der öffentlichen Meinung zu discreditiren und insbesondere den energischen Grafen von Bismarck unpopulär zu machen. Die deutsche Presse log sich in einen Haß gegen Preußen hinein, der in keiner Weise natürlich war, da sie nur particularistisches Interesse vertrat, während das große deutsche Nationalinteresse ohne Zweifel von dem so tief verhaßten Bismarck vertreten wurde.

Zu den schlimmsten Feinden Preußens in der schleswig-holsteinischen Frage gehörte das Abgeordnetenhaus in Berlin. Der König eröffnete die Kammern am 14. Januar 1865 in Person und bat um ihre Unterstüßung seiner eben so gut deutschen, als preußischen Politik. Aber Grabow, Präsident des Abgeordnetenhauses, hatte bei seiner Antrittsrede kein Wort des Dankes für die Armee und für das Menzel, der deutsche Krieg 1866. I.

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