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durch ihren Scharfsinn, ihm sogar die Ehre der Erfindung raubten, indem sie auf die Entdeckung und die richtige Anwendung des hier vorherrschenden Princips gerechte Ansprüche machen konnten, und Adam wurde bei jeder Klage auf seinen Woulfischen Apparat zurück gewiesen.

11. Einige Hauptmomente.

Wenn man das bisher gesagte zusammenfaßt, so ergeben sich daraus folgende Hauptmomente, die bei der Einrichtung der Déstillivapparate zu beachten sind, wenn man vermittelst derselben Alkohol von beliebigen Graden erhalten will.

1. Hauptmoment. Es giebt zwei Mittel die mit dem Alkohol sich erhebenden Wasserdåmpfe zu verdichten: man kann sie entweder durch ein flüssiges Mittel, oder durch einen, von einem festen Körper gebildeten Hülle eingeschlossenen Raum durchführen.

Führt man sie durch ein flüssiges Mittel, so kann dieses entweder aus Wasser, oder aus Alkohol, oder aus dem zu destillirenden Stoffe, oder aus dem, sich durch Condensation in einem Mittelgefåsse sammelnden Pflegma, bestehen.

Das Wasser ist nicht rathsam: wozu neues Wasser, wo bereits Wasser entzogen werden soll? Alkoholl aber die Aufgabe soll so aufgeldset werden, daß aus den rohen Stoffen Alkohol nách beliebigen Graden erzeugt werde i das ist eben ein Fehler des Adam'schen Apparats, daß um stärkeren Weingeist zu erzeugen, Branntwein wenigstens zu 18 Graden nöthig ist, wenn die Eier nicht zu sehr vervielfältigt werden sollen. Die zu destillirende Stoffe. Aber sie bewirken eine zweite Destillation in dem ersten Ei, und heben durch die Wasserdämpfe die sie darunter mischen, die Früchte der ersten Rectification. Will man die Wärme der sich aus dem Kessel entwickelnden Dämpfe mit Vortheil Dingler's polyt. Journal, II, B. 4. Seft.

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benuzen, so ist es weit vortheilhafter, daß man sie unmittelbar, vermittels einer Schlange, in ein mit dem zu erwårs menden rohen Stoffe, gefülltes Faß steigen lasse. Hier werden sie schon einen Theil ihres Wassers absezen, und noch viel mehr wenn man die Schlange so einrichtet, daß jene Dåmpfe schon darin einige Rectification erfahren, ehe sie sich durch die eigentlichen Rectificatoren nach dem Kühlfaß hin begeben. -Es bleibt also nur noch das durch Condensation der Dämpfe gesammelte Pflegma. So bekommt man freilich nur anfänglich die geistige Flüssigkeit, wie der erste Kessel sie unmittelbar giebt, aber wie die Mittelgefässe sich durch die Dämpfe erwärmen, sammelt sich darin das Pflegma, das sich längst den Wänden des Gefäßses condensirt, und sobald das Ende der Röhre dadurch geschloffen wird, geht die Rectification vor sich. Breite mes tallene Gefässe, welche die Wärme schnell ableiten thun das zu die besten Dienste. Das Pflegma sammelt sich höchstens einige Zolle hoch, die wässerigten Dämpfe condenfiren sich schnell, die geistigen verlassen schnell das erkaltende Mittel, und es erfolgen erwünschte, durch keine Destillation geschwächte, Produkte. Die seiherförmigen Oeffnungen, mit ihren vies len kleinen Löchern sind nicht zu rathen; sie zerstäuben zu sehr die Dämpfe, vermehren zu sehr die Oberflächen, und befördern die Verdichtung des Alkohols selbst. Bei großen Massen besser weitere Röhren, die von einem Mittelpunkt aus, die Dämpfe in mehreren von einander entfernten Punkten in die erkaltende Flüssigkeit führen! Sollte sich, bei gar großen Kesseln, die Temperatur im Mittelgefäß so sehr ers höhen, daß einiger Nachtheil daraus erwüchse, zu läßt sich leicht, durch zweckmåssige Anwendung des Wassers das Uebel heben.

Was das zweite Mittel anbetrift, so folgen aus dem Princip selbst von welchem die Verdichtung der Wasserdampfe

hier abhängt, die Bedingungen, unter welchen sie möglich

werden wird.

Erste Bedingung. Die Seitenwände müssen eine höhere Temperatur haben; ist sie zu niedrig, so verwandeln sich in der Röhre selbst die Wasserdämpfe in leichte Nebel, die mit dem Alkoholdampfe fortgerissen werden. Sie verdichten fich ehe sie die Seitenwände berühren, und schlagen sich àn denselben nicht als Tropfen zusammen: dié Produktė zies hen davon keinen Nuzén.

Zweite Bedingung. Die Masse der Dämpfe die durch diese Hüllen durchziehn, muß wenig Tiefe haben. Sind dië Seitenwände zu sehr von einander entfernt, so wirkt ihre Temperatur nicht tief genug in die durchziehende Dämpfe; und die Meisten entziehn sich ihrem Einfluß. Das ist der Fall mit den Adam'schen Eiern. Breité Kanåle, mit gerins ger Tiefe, werden die besten Dienste leisten.

Dritte Bedingung. So wie eine zu niedrige Temperaa tur hier schadet,, sö schadet auch eine zu hohe. Dieselbe hohe Temperatur an métallenen Wänden, und in einem flüssigen Mittel muß nothwendig auf die durchziehenden Dämpfe sehr verschiedene Wirkungen äussern. In dem flüssigen Mittel ist die kleine Dampfblase von der erkaltenden Flüssigkeit ganz umringt, sie wird kleiner in dem Verhältnisse, wie sie mehr wasserigte Dämpfe verliert, wie sie sich weiter hinaufwälzt, wird sie von frischen Wassertheilchen umhüllt; nicht so wenn sie sich in erwärinten metallenen Kanålen forts wälzen, ist ihre Temperatur sehr hoch so verdichtet sie nur einen sehr kleinen Theil der durchziehenden Dämpfe, so daß die Wirkung dieser Verdichtung fast unmerklich bleibt. Hiers aus folgt als

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vierte Bedingung, die Nothwendigkeit einer Vorkehrung die dahin wirke, die Wärme des Kanals, in welchem sich Ste Wasserdampfe niederschlagen sollen, bei der dazu schicklich

ften Temperatur zu unterhalten. Dazu ist Wasser das brauchbarste Mittel; um so mehr da sich leichte Einrichtungen erfinden lassen, durch welche es bei der nöthigen Temperatur erhalten werden kann. Endlich, als

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fünfte und lezte Bedingung wird es nůzlich seyn, den zu schnellen Lauf der Dämpfe in solchen Rectificatoren etwas aufzuhalten, damit die erkaltenden Wände auf sie zu wirken, die nöthige Zeit bekommen; ein Aufenthalt den man am füglichsten durch winkelförmige Beugungen erzielen wird. Der sich sehr schnell fortwälzende Dampf an diesen Beugungen zurückgestossen, und dadurch in seinem Flug aufgehalten, wird um so långer der verdichtenden Wirkung des Apparats ausgesezt bleiben, und desto mehr Wasser zurücklassen.

Da nun kein drittes Condensationsmittel der wåsferichten Stoffe bei der Destillation der geistigen Flüssigkeiten möglich ist, sehen wir jezt welchen Nüzen das Genie verschiedener Erfinder aus solchen Betrachtungen gezogen hat.

12. Solimani, erräth das Princip des
Adam'schen Verfahrens.

So geheim auch Adam seine Einrichtungen zu verfertigen bemühet gewesen war, so geheim blieben doch nicht seine Hoffnungen, und die Resultate seiner Arbeiten.

Es war schon genug, daß man wußte, daß es ihm ges lungen war, durch eine einzige Operation Kaufmannsgut zu erzeugen, um Nacheiferung, und ernstes Nachdenken über die dazu schicklichen Mittel zu wecken. Oft darf man nur wissen, daß eine Sache möglich ist, um zur Erfindung derselben schnell zu gelangen.

Edouard Adam fand einen gefährlichen Nebenbuhler in Laurent Solimani, Profeffor der Chemie an der Centralfchule, im Gard Departement. Es sey nun daß dieser Mann einige Kunde von Adam's Vorkehrungen erhalten, oder daß

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er bloß Kenntniß von den erzielten Resultaten bekommen hatte, genug; es gelang ihm das reine, in jenen Prozessen vorwaltende Princip zu entdecken, und nach den Forderungen desselben einen Destillirapparat zusammen zu sezen, der mit Leichtigkeit Resultate lieferte, die nur mit Mühe und durch complicirte Prozesse durch die Adam'sche Combinationen erreicht werden konnten.

Sein Erfindungspatent ist vom 6. Juni 1801. Er erhielt es also acht Tage später als Adam das Seinige.

Wenn man in dem Adam'schen bloß die Wiege der neuen Destillirkunst erblickt, so blicken aus dem Solimani'schen die mannigfaltigen Kenntnisse eines mit den Naturkräften, und den Wirkungen derselben vertrauten Mannes. Von dem Baue des Ofens an, bis zu dem lezten Ziel der Destillation hin, beruhen fåmmtliche Einrichtungen auf den richtigsten Grundsåzen der Wissenschaft, und auf den erprobtesten Era fahrungen.

13. Beschreibung des Solimani's chen

Apparats.

Solimani ließ diesen Apparat zu Calviffon im Gardz Departement aufrichten.

Fig. 14. Tab. XV. zeigt den Apparat in Thätigkeit. Fig. 15. Ein Durchschnitt desselben, um das innere des Ofens desto deutlicher darzuthun.

Der Apparat in dieser Brennerei ist doppelt, auf der rechten Seite dieser beiden Figuren sieht man an der Zeichnung die Linie die den Bruch audeutet, es wäre überflüssig gewesen den Apparat zweimal zu zeichnen. Sie stehen gegen einander umgekehrt, so daß die beiden Fäßchen S in welchen der Alkohol fich sammlet, neben einander stehen.

A A Röhre die den Wein, nach Oeffnung des Hahnes B durch die Röhre CC in den Keffel leitet,

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