Ulrich Hegner's gesammelte Schriften. 3. Saly's Revolutionstage

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Bei G. Reimer, 1828
 

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Seite 15 - ... wird, wie von allem Gewaltigen, anziehend. Nun kommen die Nachempfinder, und wollen den Eindruck ebenfalls haben, und täuschen sich selbst, wie jeder der nach fremder Empfindung hascht. Aber sie wollen auch erzählen, auch Theilnahme erregen, und suchen dann durch vornehme Redseligkeit oder studirte Phantasie zu ersetzen, was ihnen an wirklicher Empfindung abgeht; so entstehen dann die sublimirten Naturschilderungen, deren Farben nicht glühend genug aufgetragen werden können; und so entstand...
Seite 54 - Modifieationen haben, weil der Fürst ihr Geist ist, und mit Kraft und Klugheit aus ihr macht, was er will; da ist also ohnehin nicht viel zu studiren. — So redet er, so denken die meisten; wissen aber gar wohl, wenn sie es schon nicht gestehen dürfen, daß auch bey ihren Gemeinstaaten sammt und sonders die wirkliche Gewalt in den Händen von Wenigen liegt, die für das liebe Vaterland sorgen, wie sie es gut sin, 54 den.
Seite 69 - ... ist, daher sind die Stände weniger getrennt; ein buntes Band lebendiger Geselligkeit umschlingt sie, da bey uns alles gesondert, beschränkt, beschnitten und dürre ist. In der Schweiz findet man, sagte mir ein gelehrter Deutscher, noch viel in Sitten, Gebräuchen und Sprache von dem alten Deutschland, wie es vor dem dreyssigjährigen Kriege war. So lebten und webten unsre Väter, Bürger, Geistlichkeit und Bauern, mit Muth und Lust, unverkünstelt und kräftig.
Seite 10 - Zimmer das gewärmt werden kann, und für das Fräulein einen großen Saal, wie sie's nennen, hinten nach dem Gebirge hin, worüber sie eine große Freude hat, und die Berge, die noch hinter Mauern von Wolken verborgen liegen, schon vorläufig geistig empfindet. Empfindet man denn die Berge? wirst du sagen. Ja freylich mein lieber Freund, heut zu Tage muß das seyn! Wir haben Nürnberg empfunden, und die Donau, den Kaiserstrom; das Werk deutscher Art und Kunst, das Münster zu Ulm haben wir mit Innigkeit...
Seite 8 - ... ich Suschen. Ueber den Wolken, antwortete Tobias. Denken sie nicht mehr an den Bodensee, gnädiger Herr? entgegnete das Mädchen» — Und das ist wahr, Schwester, es war ein ganz artiger Anblick, als wir, aus Schwaben kommend, plötz, lich von einer Anhöhe den See mit seinen reichbewohnten Ufern, und hinter ihm die Hochgebirge von Appenzell im Glanze des Abends sahen. Die Sonne macht aber Alles schön; haben wir nicht auch oft an der Ostsee die Natur bewundert! . ,,, , . ^ Ueber die Kürze...
Seite 10 - ... gewesen, so hätten wir den Thurm erstiegen und von oben herab in der Fülle süddeutscher Natur geschwelgt; wir haben uns in den Fluthen des Bodensees erspiegelt, und gefühlt: »Wie's Fischlein ist So wohlig auf dem Grund.« Auf Flügeln der Phantasie schwebten wir wie junge Adler um die schneebekleideten Spitzen der Berge im goldenen Strahl der Abendsonne, und Suschen glaubte, schon von Lindau aus eine Gemse auf den fernen Alpen zu erblicken.
Seite 223 - Nheinthale hatten sich an einem fröhlichen Abend eine Gesellschaft junger Leute verabredet, bey dem ersten schönen Morgen den Flug, wie sie es nannten, auf eine benachbarte Höhe zu nehmen , um das Erwachen und Aufstehen der Sonne zu sehen. Große Vorbereitungen wurden dazu gemacht, und alle Sonnengedichte, deren man habhaft werden konnte, gelesen, und alle Dammerungslieder gesun, gen, ja sogar eigne versucht, um sich der Weihe em, pfanglich zu stimmen.
Seite 10 - ... verborgen liegen, schon vorläufig geistig empfindet. Empfindet man denn die Berge? wirst du sagen. Ja freylich mein lieber Freund, heut zu Tage muß das seyn! Wir haben Nürnberg empfunden, und die Donau, den Kaiserstrom; das Werk deutscher Art und Kunst, das Münster zu Ulm haben wir mit Innigkeit genossen, und wäre die Empfindung meiner Füße der Empfindung der Mädchenherzen nicht entgegen gewesen, so hätten wir den Thurm erstiegen und von oben herab in der Fülle süddeutscher Natur geschwelgt;...
Seite 10 - In Sonnenschein und Sturm, Hunger und Durst, haben wir das große Weltmeer befahren, im amerikanischen Krieg Ehre gesucht und Wunden davon getragen, uns in den Wäldern des Landes verirrt, mit den Wilden die Friedenspfeife geraucht, und ihre...
Seite 5 - Noch ärger aber machte es ihre Zofe, die du mir aufpacktest, in der Meinung, es schickte sich nicht für deine Tochter, ohne weiblichen Begleit zu reisen. Bin ich denn nicht der Oheim, der ihr nichts geschehen lassen wird! Und ist nicht der alte Tobias bey uns, ein treuer Kerl, der sie ja hätte begleiten können, wo sie Bedenken getragen, allein zu gehen! Die Kammermädchen sind mir ohnehin zuwider; sind sie häßlich, so thun sie so altklug, wie die Sibyllen, und sind sie schön, so meinen sie,...

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