Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

oculi omnium horum de capitibus eruantur, qui viderunt patrem meum pectinem in scutella vertentem. Hoc audiens imperator fecit inquiri quis vel qui viderint comitem vertere pectinem in scutella. Facta est inquisicio. Cogitavit unusquisque: Si ego dixero amitto oculos meos, et sic secundus, tercius et quartus. Unde omnes timuerunt veritatem dicere, ita quod non fatebatur unus se dixisse et vidisse illum vertere pectinem in scutella. Imperator hoc audiens dedit pro judicio ut comes sine lesione transiret et filius ejus filiam ipsius unicam in uxorem duceret, et sic est factum. Decedens imperator, filius comitis factus est rex illius regni, qui satis prudenter regnum regnabat*).

Außer diesen beiden Erzählungen bei Alexander Neckam und in den Gesta Romanorum gehören aber auch noch zwei etwas ferner abstehende hierher, die eine in dem Werk des Mönchs von Sanct Gallen über Karl den Großen, welches zwischen 884 und 887 verfaßt ist, die andere in Jans des Enenkels Weltchronik, welche der Mitte des 13. Jahrhunderts angehört **).

Der Mönch von Sanct Gallen (II, 6, in Ph. Jaffe's Bibliotheca rerum Germanicarum T. IV, S. 670) erzählt von Karls Gesandten an den König von Constantinopel unter anderm auch folgendes:

Tunc rex [Constantinopoleos] vocavit eum [sc. legatum] ad convivium suum et inter medios proceres collocavit. A quibus talis lex

*) In den drei unter sich sachlich übereinstimmenden, aber sprachlich verschiedenen alten deutschen Übertragungen der Geschichte bei Bodmer, Fabeln aus den Zeiten der Minnesinger S. 250, aus Handschrift CXIV, bei Grässe, Gesta Romanorum II, 168, aus Handschrift CXXV, und bei Maßmann, Kaiserchronik III, 744, aus dem Augsburger Druck von 1489, bittet der Grafensohn als erste Bitte, daß ihm der Kaiser seine Tochter als Weib gebe, und zwar heißt es dabei noch in der einen Handschrift, daß ein Priester dabei sei, in der andern, daß er sie ihm mit einem Pfaffen sende, im Drucke, daß ein Priester ihn segne. Als dann keiner gesehen haben will, daß der Graf den Fisch umgewendet habe, ist es die Kaiserstochter, die ausspricht, daß der Sohn billig freizulassen sei.

**) Österley hat in seinen 'Nachweisungen' zu Gesta Romanorum, Cap. 194, sowohl auf Alexander Neckam als auf Enenkel verwiesen, nicht aber auf den Monachus Sangallensis. Wenn er zugleich 'Holkot, Moralit. Confl. 44' citiert, so ist damit die von ihm S. 246-251 seiner Gesta Romanorum näher beschriebene Coblenzer Handschrift der Moralitates des Robert Holkot gemeint, wo sich nach S. 250, Z. 1 auch die Erzählung des Alexander Neckam findet (narrat Alexander de naturis rerum'). Auch in einer andern Coblenzer Handschrift, nach Österley S. 111, Nr. XXXII, einem Bruchstück einer besondern Redaction der Gesta Romanorum, findet sich, wie Österley S. 112, Z. 1, angibt die Geschichte aus A. Neckam ('Narrat Alexander de naturis rerum quod in domo cujusdam imperatoris').

constituta erat: ut nullus in mensa regis, indigena sive advena, aliquod animal vel corpus animalis in partem aliam converteret; sed ita tantum, ut positum erat, de superiori parte manducaret. Allatus est autem piscis fluvialis et pigmentis infusus, in disco positus. Cumque hospes idem, consuetudinis illius ignarus, piscem illum in partem alteram giraret, exurgentes omnes dixerunt ad regem: Domine, ita estis inhonorati, sicut nunquam anteriores vestri. At ille ingemiscens dixit ad legatum illum: Obstare non possum istis, quin morti continuo tradaris. Aliud pete, quodcunque volueris, et complebo, Tunc, parumper deliberans, cunctis audientibus in haec verba prorupit: Obsecro, domne imperator, ut secundum promissionem vestram concedatis mihi unam peticionem parvulam. Et rex ait: Postula, quodcunque volueris, et impetrabis; praeter quod contra legem Grecorum vitam tibi concedere non possum. Tum ille: Hoc, inquit, unum moriturus flagito: ut, quicunque me piscem illum girare conspexit, oculorum lumine privetur. Obstupefactus rex ad talem conditionem, iuravit per Christum, quod ipse hoc non videret, sed tantum narrantibus crederet. Deinde regina ita se coepit excusare: Per laetificam theotocon, sanctam Mariam, ego illud non adverti. Post reliqui proceres, alius ante alium tali se periculo exuere cupientes, hic per clavigerum coeli, ille per doctorem gentium, reliqui per virtutes angelicas sanctorumque omnium turbas ab hac se noxa terribilibus sacramentis absolvere conabantur. Tum sapiens ille Francigena, vanissima Hellade in suis sedibus exsuperata, victor et sanus in patriam suam reversus est.

Nach Enenkels Erzählung endlich - bei Maßmann, Kaiserchronik III, 743 hat der König Domicianus zu Rom den Tod eines sehr klugen Knaben, des Sohnes eines seiner Räthe, beschlossen. Er ladet deshalb die Räthe und den Knaben zu einem Gastmahl für den folgenden Tag mit dem Befehl, daß keiner der Gäste den ihm vorgesetzten Fisch auf der Schüssel bei Todesstrafe umkehre. Am Tage des Gastmahls hält er erst mit den Geladenen eine Rathssitzung, die bis zum Abend währte:

daz tet er allez umbez kint,

daz ez der hunger machte blint.

Als sie nun bei Tische sitzen, kehrt der Knabe den Fisch um, und ein 'meldære' sagt es sogleich dem König. Der Knabe bittet dem König, ihm vor seinem Tod noch eine Gabe zu geben. Der König verspricht ihm seine Bitte zu erfüllen und fügt hinzu:

ûf die triuwe mîn

dû solt des gewis sîn,

daz ich dîns tôdes niht enger,

unz ich dich dîner bite gewer.

Darauf bittet ihn der Knabe um die Augen dessen, der ihm gesagt habe, daß er den Fisch umgekehrt. Sofort flieht der Angeber in ein ander Land, und der König muß den Knaben am Leben lassen. Der Knabe ward später nach dem Tode des Domician von den Römern zum König gewählt. Er hieß Antiochus.

WEIMAR.

REINHOLD KÖHLER.

ZU EGISDREKKA.

Egisdr. v. 19 schreibt Grundtvig (Edda, II. Aufl.): Loka þat veit, at hann leikinn er, ok hann fjörg öll frjá und erklärt das p. 198 durch: det hører jo Loke til at være spøgefuld, og alle væsener have ham dog kær. Loke har gjort sig guderne uundværlig på tusend måder og ikke mindst ved sin vittighed, der vel bringer dem i harnisk, naar den som nu mod målets ende, da ondskaben er ved at blive åbenbar, vender sig imod dem selv, men som dog forhen mangfoldige gange har moret dem kostelig."

Erstens wissen wir von diesem Amüsement, welches Lokis Streiche den Göttern bereitet haben, herzlich wenig und zweitens paßte auf eine solche beschwichtigende Rede der Gefion die harte Antwort Loki's im folgenden Verse sehr schlecht. Doch aber glaube ich, daß Grundtvig in Bezug auf die Erklärung von leikinn ganz recht hat, und möchte nur vorschlagen, statt frjá, fjár zu lesen, was durch einfache Umstellung von r gewonnen wird. Dann ist der Sinn der Stelle: „Das ist einmal Lokis Art, daß er ein Spötter ist und daß er alle Wesen haßt!" Dann ist Lokis Antwort gerechtfertigt. Die Schwierigkeit mit fjörg bleibt freilich bestehen.

Das. v. 243 heißt es: ok draptu á vett sem völur. vætt oder vétt erklärt Cleasby-Vigf. durch: the lid of a chest ar shrine. Egilsson s. v. vett: n. plur., veneficia, id qu. vit, vitt: draptu á vett veneficia tetigisti, tractasti, contrectavisti.

Holtzmann (Die ältere Edda übersetzt und erklärt. Vorlesungen von A. H. Herausgegeben von Alfred Holder. Leipzig 1875) p. 208 sagt: Es scheint vett zu schreiben (sic). vætt nach Egilsson = vitt n. veneficia. drepa mit â c. Dat. an etwas rühren (hendi) draptu á vett veneficia contrectasti; und Kopenh. vætt lesen und übersetzen (sic)

ædes und hast an die Häuser geklopft". Ganz willkührlich, oder vætt

[ocr errors]

für larva defuncti. (!)

Daß drepa mit á c. Dat. „an etwas rühren" heißen soll, ist einfach unrichtig. Vergleichen ließe sich allenfalls die Redensart: drepa sér á tungu meðalkafla = in gladium irruere, oder Hym. 30: drep vid haus Hymis, aber auch diese Stellen decken sich mit der unsrigen nicht. Und daß vætt = vit = veneficia ist, wird doch kein vernünftiger Mensch acceptieren.

Der Satz mit „oder" bei Holtzmann ist mir zu hoch. Das éine können wir uns aus seinen Erörterungen annehmen, daß die Übersetzung der Kop. Ausgabe willkürlich" ist, denn das ist in der That der Fall. Und doch wird gerade dieser Sinn hier gefordert; vgl. Grimm, D. Myth. S. 375, wo es von der vala heißt: „Man glaubte, daß sie umherziehe und in die Häuser einkehre; dies „til húsa koma“ gemahnt an das: drepa á vett sem völur; Saem. 63" wie auch anderwärts von weissagenden, begeisternden und heilbringenden Frauen angenommen wurde, daß sie durch das Land fuhren und an die Häuser der Menschen klopften, die sie beglücken wollten".

Ich schlage deshalb vor, für á vett [denn so, nicht vætt, liest R] á vegg zu lesen an die Wand, d. h. ans Haus; vgl. innan veggjar innan stokks within walls, indoors (Cleasby-Vigf. p. 689"). So

wird der geforderte Sinn durch eine kleine Änderung gewonnen.

BRESLAU.

E. KÖLBING.

ZUR ENTSTEHUNG DER RELATIVSÄTZE IN DEN GERMANISCHEN SPRACHEN.

I.

Über die Entstehung der deutschen Relativsätze haben nach Erscheinen meines kleinen Buches: „Untersuchungen über den Ausfall des Relativ-Pronomens in den germ. Sprachen, Straßburg 1872" ausführlicher gehandelt: Jolly, Ein Capitel indogerm. Syntax, in G. Curtius Studien, Bd. VI, und Oskar Erdmann in seinen Untersuchungen über die Syntax der Sprache Otfrids, Theil I. Halle 1874, ersterer, wie es scheint, ohne meine Arbeit zu kennen, während Erdmann, dem dieselbe erst nachträglich zugegangen war, sich im Vorwort p. VI ausdrücklich gegen dieselbe wendet. Beide vertreten betreffs dieser Frage eine der meinigen strict entgegenstehende Ansicht

und je sorgfältiger und überlegter im Allgemeinen besonders Erdmann's Buch gearbeitet ist, um so mehr habe ich es für meine Pflicht gehalten, die Sache nochmals unbefangen und gründlich zu erwägen. Das Resultat war, daß ich aus den unten summarisch aufgeführten Gründen mich Erdmann's Auffassung der deutschen Relativsätze nicht anschließen konnte.

[ocr errors]

Zwar, um dies vorauszuschicken, so weit, wie Herr E. p. VI selbst meint, ist die Kluft zwischen den beiderseitigen Anschauungen zum Glück nicht. Ich kann in der That nicht begreifen, wie Herr E. aus meinen Worten p. 52: „Hinsichtlich des althd. und mhd. ist zunächst zu berücksichtigen, daß ein dem jetzigen rel. Pron. entsprechendes Pron. dort auch in früherer Zeit, als der Satzbau vorherrschend parataktisch war, nicht gefehlt hat; es war sogar ihm gleichlautend, hatte aber demonstrativen Werth" hatte schließen können, ich nehme für das ahd. den Dualismus des dem. und rel. Pron. ohne Erklärung als gegeben an, während ich für die nord. Sprachen und sogar für das Gothische den dem. Charakter des ther betont habe. Ich habe vielmehr p. 45 u. ganz direkt von der nach und nach vor sich gehenden Formation subordinierter Sätze durch „Übergang von dem. pronominibus in relativa" gesprochen; vgl. p. 43: „Sehr richtig bemerkt Steinthal, daß das deutsche Relativum nur das Demonstrativum ist, welches durch die Weise der Verwendung und Betonung relativen Sinn erhält. Vgl. auch p. 51 u. Daraus erhellt wohl zur Genüge, daß eine so thörichte Inconsequenz mir nie in den Sinn gekommen ist. Auch die zweite Behauptung Erdmann's ist unrichtig: ich erklärte die Fälle des nur einmal gesetzten Pronomens .... durch Wegfall des Relativi; denn betreffs des Hochdeutschen, um das es sich bei E. doch nur handelt, habe ich p. 43 f. ausdrücklich hervorgehoben, ein alle Stellen treffendes Gesammturtheil lasse sich nicht fällen. Ich bedaure, daß Herr E. mein Schriftchen so flüchtig gelesen zu haben scheint.

Worin besteht nun aber die wirklich vorhandene Differenz?

Herr E. will das im Ahd. entwickelte relative Satzgefüge nicht aus einer bloßen Rückweisung vom Nebensatze aus *) erklären, sondern vielmehr durch das Überwiegen der dem. Hinweisung auf den gemeinsamen Gegenstand im Hauptsatze, in der Art, daß der Nebensatz ohne eigene Bezeichnung dieses in der Vorstellung noch mächtigen

Mit welchem Rechte Piper Germ. XIX, p. 437 in einer Besprechung von Erdmann's Buch, betreffs der rel. Verbindung sagen kann, der Verf. erkläre dieselbe mit Windisch durch eine anaphorische Hinweisung des zweiten Satzes auf den ersten, ist mir unerfindlich. Gerade das Gegentheil ist der Fall.

« ZurückWeiter »