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Der Schluß steht im Anzeiger von 1857, p. 39 f. gedruckt (= 1, Seite der Hs.). Aber statt 3396 stan las ich ston, 3427 las ich Das dûnt.

LEIPZIG, im Januar 1876.

A. EDZARDI.

ZU WALTHER VON DER VOGELWEIDE.

Wir wissen aus Walther's Gedichten, daß er in Österreich „singen unde sagen" gelernt habe, daß er mit den Herzogen Friedrich und Leopold in inniger Beziehung gestanden sei. Aber sonstige urkundliche Zeugnisse für Walthers Aufenthalt in Österreich fehlten bisher. Herrn Professor A. Wolf in Udine, der in den Osterferien 1874 das Communal-Archiv in Cividale ordnete, gelang es, eilf Pergamentblätter*) zu entdecken, auf denen die Ausgaben eines Bischofs während seiner Reisen in Deutschland und Italien verzeichnet sind. Daß diese Aufzeichnungen vor dem Tode König Philipps (1208) gemacht worden, ergibt sich aus der Stelle: „Apud Widra. Nunciis Domini regis Philippi et marchionis de Landesperch unum tal." Auf demselben Blatte liest man: In die sancti Martini apud Niwemburch (Kloster Neuburg) cuidam regulari clerico dim. tal. Ottoni Bibbero, nescio quo eunti, LX. den. pro vadio XIII. den.

Sequenti die aput Zeize[murum]**) Walthero cantori de Vogelweide pro pellicio. v. sol. longos“.

Am Tage nach St. Martin erhielt also Walther in Zeiselmaur, wo er damals weilte, das Pelzkleid zum Geschenke. Die angezogene Stelle steht auf Bl. 11 nach der jetzigen Bezeichnung.

Bl. 9 enthält das Concept oder einen Auszug des eilften Blattes. Darin heißt es: „Apud Niwenburch cuidam clerico dim. tal. Otto ni Bibbero LX. den. Ibidem pro redemptione pignorum XIII. den. Walthero de Vogelweide pro pellicio v. sol. longos".

*) Es sind eigentlich nur zehn, da ein Blatt zerrissen worden und nun 2 Blätter gibt (Bl. 2 und 3).

**) murum ist weggerissen.

GERMANIA. Neue Reihe. IX. (XXI.) Jahrg.

13

Auf Bl. 11 ergibt sich folgende Reihe der berührten Ortschaften:

In monte Gotwicensi (Göttweih).
Aput Sanctum Ipolitum (St. Pölten).
Aput Zebbingen (Zöbing).

Aput Cremis (Krems).

Aput Znoym (Znaim).
Aput Rez (Retz).

Aput Aldemburch (Altenburg).
Aput Wichardeslage (Weikart-
schlag).

Aput Widra (Weitra).

Aput Senftenberch (Senftenberg).
Aput Zeizemurum (Zeiselmauer).
Aput Wiennam (Wien).
Aput Swabedorf (Schwadorf).
Aput Niwemburch (Kloster Neu-
burg).

Aput Zeize[murum] (Zeiselmauer).
Aput Thulnam (Tulln).
Aput Mutharne (Mautern).
Aput Chuonringen (Kühnring).
Aput Rez (Retz).

Aput Wasen (Wasen).

Aput Matse (Mattsee).

Aput Obremberch (Obernberg).
Aput Pattaviam )Passau).
Aput Engelhardescellam (Engel-
hardszell).

Aput Ascha (Aschach).
Aput Garsten (Garsten).
Liunze (Linz).

Aput Garsten (Garsten).
Aput Everdingen (Efferding).
Aput Niwenchirchen (Neukirchen
am Wald).

Aput Pattaviam (Passau).
Aput Walthusen (Waldhausen).
Aput Pattaviam (Passau).
Aput Everdingen (Efferding).
Aput Ebbelzperch (Ebelsberg).
Aput Thaversheim.

Aput Cremis (Krems).

Aput Kuonringen (Kühnring).

Aput Wichardeslage (Weikart Aput Schatowe (Schattau südwestl.

schlag).

Aput Thia (Thaya).

Aput Widra (Weitra).

Aput Muthusen (Mauthhausen).
Aput Ebbelzperch (Ebelsberg).
Aput Everdingen (Efferding).
Aput Welse (Wels).
Aput Vecolabrucchen
bruck).

v. Znaim).

Aput Niwemburch (Kloster Neuburg).

Aput Wiennam (Wien).

Aput Dewin (Theben westlich v.
Preßburg).

Aput Stuotpherrich.

(Vöckla- Aput Curiam.

Die wiederholten Reisen zeigen als die äussersten Punkte Rom, Nürnberg, Theben bei Preßburg. Es fragt sich nun, wer war der Bischof, der diese Reisen unternahm und Walther das „pellicium" spendete. Die meisten Wanderungen geschahen in der Nähe von Passau, das in unsern Aufzeichnungen vierzehnmal genannt wird. Von Passau scheint der Reisende auszugehen, nach Passau zurückzukehren. Wir werden nicht irren, wenn wir in ihm einen Passauer Bischof annehmen. Daß er kein Patriarch war, als er diese Aufzeich

nungen machen ließ, ergibt sich daraus, daß er einfach episcopus genannt wird. Mit dem Patriarchen stand er aber in Beziehungen. Bischof von Passau war am Beginn des 13. Jahrhunderts Wolfger von Ellenbrechtskirchen und zugleich Canonicus von Aquileja *). Nach des Patriarchen Peregrinus II. Tode wurde ihm (24. Juni 1204) das Pallium angeboten und am 27. August d. J. feierte der neue Patriarch Wolfger seinen Einzug in Aglei**). Wenn wir in den Cividaler Blättern die Ausgaben des Bischofs Wolfger von Passau annehmen, so erklärt sich auch, daß diese Aufzeichnungen sich nur in Cividale befinden. Wolfger hat dieselben aus Passau mit sich genommen. Daß diese Aufzeichnungen zum Theile aus dem Jahre 1204 herrühren, bezeugt in schlagender Weise Bl. 8, worauf die Reise von Bologna bis Passau verzeichnet ist. Ich gebe das Itinerar:

In die ascensionis aput Bononiam (1204, 3. Juni).

Feria sexta ibidem (4. Juni).

Sabbato ibidem (5. Juni).

Feria secunda in quodam claustro (6. Juni).

Nocte aput Mutinam.

Feria tercia aput Karpam (8. Juni).

Nocte aput S. Benedictum.

Feria quarta aput Gubernum (9. Juni).

Nocte aput Veronam. Eine Ausgabe gilt: Wilhelmo Pattaviam

currenti.

Feria quinta ibidem (10. Juni).

Feria sexta ibidem (11. Juni).
In vigilia pentecostes (12. Juni).
In die pentecostes (13. Juni).

Feria secunda aput Clusam (14. Juni).

Nocte aput Ale.

Feria tercia aput Nuozdorf (Nogaredo, Nuceretum am rechten Etschufer in der Nähe von Rovoreto) (15. Juni).

Nocte aput Tridentum.

Feria quarta aput Sanctum Florianum (St. Florian zwischen Salurn und Neumarkt am linken Etschufer) (16. Juni).

Aput Bozam.

Feria quinta in ebdom. pentec. aput Lengenstein (Lengstein am Ritten) (17. Juni).

*) Grion Frîdanc in Zeitschrift für deutsche Philol. II, 416.
**) Ebendort 425.

Nocte et sexta f. aput Brixiam (18 Juni).

Sabbato aput Gozzensaz (19. Juni).

In octava pentec. nocte aput Insprurchen (20. Juni).

Feria secunda aput Zirle (21. Juni).

Nocte aput Barthinchirchen.

Feria quinta aput Within gowe (22. Juni).

Feria quarta vigilia S. Johannis aput Thiglingen (23. Juni). In die sancto ibidem (24. Juni).

Nocte et sexta feria aput Augustam (25. Juni).

Sabbato ibidem (26. Juni).

Dominica ante festum S. Petri (27. Juni.)

Nocte aput Werde.

Feria tercia in die S. Petri (29. Juni). etc.

Die Zeitangaben passen hier nur auf das Jahr 1204 und als das pellicium dem Walther geschenkt wurde, war der Geber noch Bischof. Denn es kommen Stellen auf dem nämlichen Blatte vor, wie: equis domini episcopi IIII. den. - pro cirotecis episcopi IIII. den. - pro duobus calciolis episcopi. Postea cum per Wiennam transiremus et episcopus in domo decani pranderet.

Daß der Reisende, dessen Ausgaben verzeichnet sind, Bischof von Passau war, bestätigt auch die Stelle, die unmittelbar der schon anfangs mitgetheilten: „Nunciis domini regis Philippi et marchionis de Landesperch etc." folgt.

„Aput Senftenberch pro pignore X. den. Nuncio, qui attulit catulum de Pattavia, XXIIII den. und Bl. 8, das wir schon berührt, liest man: „Sabbato aput Ratisponam (10. Juli) scolari Pattaviam precurrenti." Aus dem Gesagten können wir annehmen, daß das Geschenk an Walther von Wolfger war, als er noch Bischof von Passau war, also vor 1204, spätestens im November 1203, gespendet wurde.

Diese Cividaler Urkunden sind nicht nur Walther's wegen, sondern auch in anderer Hinsicht bedeutungsvoll. Nicht nur der Culturhistoriker, sondern auch der Historiker wird darin manche merkwürdige Mittheilung finden. Mir liegt eine genaue Abschrift vor und es freut mich, mittheilen zu können, daß die Cividaler Ausgaben-Verzeichnisse noch im Verlaufe des Sommers in der Wagner'schen Universitätsbuchhandlung erscheinen werden. Für die Entdeckung schulden wir immer Herrn Prof. A. Wolf in Udine großen Dank.

J. ZINGERLE.

ZWEI BRUCHSTÜCKE EINER BISHER UNBEKANNTEN HANDSCHRIFT DES WILHELM VON

ORLENS.

Zu den 31 Handschriften des noch immer der Herausgabe wartenden Wilhelm von Orlens, die Fr. Pfeiffer im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Neue Folge 1854 aufzählt, bin ich im Stande eine neue, wenn auch nur in Bruchstücken zu fügen. Durch die Güte der Beamten des Breslauer Staatsarchivs, des Herrn Archivraths Prof. Dr. Grünhagen und Herrn Dr. Ermisch wurde ich aufmerksam gemacht auf ein der Stadt Duisburg gehöriges Rechnungsbuch, das im genannten Archive benutzt werden durfte. Die Deckel des im Jahre 1540 angelegten Buches bildeten Blätter einer Pergamenthandschrift in 4o eines mhd. Epos, das aus 2 Versen nahe am Schluße sich als der Wilhelm von Rudolf von Ems deutlich kundgab. Die Handschrift gehört dem Ende des XIV. Jahrhunderts an, ist gut geschrieben und nur an mehreren Stellen stark abgerieben, so daß zu Reagentien gegriffen werden mußte. Dadurch wurde fast alles lesbar bis auf wenige Worte und Buchstaben. Der vordere Deckel enthielt zwar 3 Spalten, davon ist jedoch eine unbrauchbar, weil das Blatt in der Mitte der Spalte zerrissen ist; der hintere Deckel bot dafür auf beiden Seiten je 3 Spalten zu 40 Zeilen. So sind 2 Bruchstücke von 80 und 240 Zeilen gewonnen. Wie Herr Prof. Dr. Bartsch die Güte hatte mir mitzutheilen, gehören sie einem recht guten Texte an und verdienen den Abdruck. Sie sind aus dem Ende des Gedichtes und umfassen V. 13622 bis 13861 und 15356-15435 der Haager Handschrift. Ob sie zu einer der schon bekannten gehören, vermag ich nicht zu beurtheilen. Nach ihrer Orthographie sind sie gar nicht verwandt mit der Tambacher welche Prof. Study im Programm des Coburger Gymnasiums vom J. 1872 beschreibt; sehr nahe dagegen stehen sie dem Kölner Bruchstücke, das Director Knebel im Programm des Kölners Friedr. Wilhelms-Gymnasium vom J. 1852 veröffentlicht.

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