Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

dienformel zu erinnern und einzuwenden fanden; so wurs den sechs der damaligen berühmtesten Theologen, welche zan der Verfertigung der Concordienformel zu Torgau gros Ben Antheil hatten, dazu bestimmt, die eingelaufenen Urs theile und Erinnerungen über dieselbe durchzugehen, und ihr Urtheil darüber zu fållen. Diese Theologen waren: 1) Jacob Andreå aus Tübingen, 2) Nicol. Sel: necker aus Leipzig, 3) Christoph Cornerus, und 4) Andr. Musculus aus Frankfurt an der Oder, 5) Martin Chemniß aus Braunschweig und 6) David Chytraus aus Rostock. Der damalige vortrefliche Abt zu Kloster Bergen, Peter Ulner, bot sein Kloster zum Versammlungsort dieser Theologen an, bewirthete sie aufs beste, und war ihnen auf alle Weise zu ihrem Geschäfte so behülflich, daß man ihn allgemein deswegen rühmte, und daß ihm auch der Churfürst August von Sachsen in einem eignen Schreiben vom 11. May 1577 sehr verbind, lich dafür dankte, ihn auch um fernere Aufnahme gedachs ter Theologen sehr gnådig ersuchte. Von diesen Theolo gen kamen erst drey, nåmlich Andreå, Selnecker und Chemnih, am 1. März 1577 zu Kloster Bergen zusam men, und statteten schon am 14. März d. J. dem Churs fürsten August einen umständlichen Bericht ab, über die s eingelaufenen Erinnerungen, und über ihre darnach einges richteten Veränderungen und Verbesserungen der zu Tore gau verfaßten Concordienformel. Im May kamen nach dem Wunsch des Churfürsten zu den drey genannten Theo: logen noch Musculus, Cornerus und Chytraus, welche sechs nun nach der Mehrheit der Stimmen, und vorzuge lich nach den Vorschlägen des D. Andrea, am 28. May d. I. die endliche völlige, Berichtigung oder die Revision

[ocr errors]

V

und Ausfertigung der Concordienformel zu Kloster Bers gen zu Stande brachten. Daher dieselbe auch wohl das Bergische Buch, und ihre Verfertiger die Bergischen Väs ter genannt wurden. Das Versammlungszimmer, wo sie verfertigt, oder eigentlich revidirt, und in ihre jeßige Form gebracht ward, war das damalige Bibliothekzimmer über der Klosterkirche. Es ist noch vorhanden, und ward lange, fast bis zur jeßigen Zeit, als eine Merkwürdigkeit angesehen und gezeigt. Die Feinde der Concordienformel machten es schon damals ihren Verfassern zum Vorwurf, daß sie zu Kloster Bergen weidlich gegessen, getrunken, und herrlich und in Freuden gelebt hätten.

1

Die evangelischen Churfürsten, Fürsten und Stånde waren anfänglich entschlossen, auf einer Synode, oder in einem General: Convent ihrer Theologen, welcher nach dem Vorschlage des Churfürsten von Sachsen zu Magde: burg gehalten werden sollte, die Annahme und Unterschrift der Concordienformel zu Stande zu bringen. Aber die Verfasser derselben, und mit ihnen der Churfürst Jo: hann Georg von Brandenburg, hielten dies für bedenk lich, und riethen: daß man die nun genugsam verbesserte und revidirte Formel sogleich ohne weitere Umstånde une terschreiben lieffe. Die Churfürsten von Sachsen und Brandenburg liessen in ihren Landen mit der Unterschreis bung derselben den Anfang machen. Sie ging fast ohne Widerspruch von statten, und mit eben so glücklichem Ers folg ward sie in vielen andern protestantischen Ländern forts gefeßt und zu Stande gebracht. Allein in der Pfalz, in Hessen, Pommern, Anhalt, Holstein, und in verschiedes nen andern protestantischen Låndern und Städten fand die

[ocr errors]

Unterschrift vielen Widerspruch, und ward endlich hie und da ganz verweigert.

Im Erzstifte Magdeburg waren zwar nicht nur der Administrator, sondern auch die Ritterschaft, sehr für die Concordiensache, allein ein großer Theil der Geistlichen war damit sehr unzufrieden, und verzögerte die Erklärung darüber so lange als möglich; ja das Domkapitel wollte nicht einmal auf Verlangen des Administratörs dem Doms prediger Sack Befehl geben, sich mit den Verfassern der Concordienformel über dieselbe zu besprechen und ihren Conferenzen in Kloster Bergen beyzuwohnen, welches der Administrator sehr übel nahm, und sich bitter darüber beklagte. Er entschloß sich endlich, noch mehreren Ernst in der Sache zu zeigen, und ließ im Dec. d. J. die ges sammte Geistlichkeit des Erzstifts nach Magdeburg zur Unterschrift der Concordienformel entbieten. Allein sehr viele Prediger, besonders der Domprediger Sack, der Hallische Superintendent Majus, und die Magdeburgis schen Stadtprediger, verweigerten ihre Unterschrift, und überreichten dem Administrator deswegen eine Erklärung, mit einem harten Nebenbedenken begleitet, jedoch ohne Namensunterschrift. Der Administrator ließ darauf im Jan. 1578 die gesammte Geistlichkeit zweymal zu sich nach Wollmirstedt kommen, und gab sich vergeblich alle mögs liche Mühe, sie in Güte zur Unterschrift der Concordiens formel zu bewegen. Endlich verlangte er von jedem eine bestimmte Antwort blos mit Ja oder Nein, ob er unters schreiben wolle oder nicht? Nun weigerten sich nur noch zwölf Geistliche aus dem Erzstifte, wovon der Dompres diger Sack zu Magdeburg, und der Superintendent Majus aus Halle die vornehmsten waren. Allein auch

[ocr errors]

diese wurden endlich am 30. Jan. d. J. dahin gebracht, die Formel unbedingt zu unterschreiben. Da aber der Hallische Superintendent Majus dennoch nicht aufhörte, heftig gegen die Concordienformel zu predigen; so ward eine Commission gegen ihn angeordnet, wovon Kornerus und Musculus aus Frankfurt an der Oder Mitglieder was ren. Diese erklärte den Majus für einen Calvinisten, und erkannte auf seine Abseßung, welche auch im J. 1579 wirklich erfolgte. Im ganzen Erzstifte war nun die Stadt Magdeburg noch allein übrig, welche sich weigerte, die Concordienformel anzunehmen. Man hatte zwar die Stadt um ihren Beytritt ersucht. Allein da dies nicht gleich an: fänglich, auch nicht in der vom Magistrat verlangten Form, geschehen war, und da die vielen Anhänger und Verehrer Melanchthons im Ministerium sehr gegen die Concordiens formel eingeommen waren; so fand die öffentliche Annah: me derselben, besonders von Seiten des Magistrats, lange Widerspruch. Man verfaßte auch noch ein starkes Beden; ken dagegen, obgleich fast alle damalige Prediger und Schulcollegen zu Magdeburg, so wie ihre Nachfolger im Amte, wenigstens bis zum J. 1679 für ihre Personen sich derselben unterschrieben haben.

Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen, die mit dieser Formel noch unzufriednen protestantischen Fürsten und Stände derselben geneigter zu machen, und sie zu ihrer Annahme zu bringen, schritt man zur Abfas: sung der Vorrede und zur Bekanntmachung der Formel. Ihre Verfasser, und die Råthe einiger evangelischen Fürs sten, hatten zu diesem Zweck sich zweymal in Jüterbock, und dann im Febr. 1579 und 1580 zweymal wieder im Kloster Bergen versammlet, und alles dazu vorbereitet.

Im J. 1580 erschien endlich zu Dresden die Concordiens formel, mit den andern symbolischen Schriften der Luthes rischen Kirche, im sogenannten Concordienbuche abgedruckt. Sie war von den drey Churfürsten von Sachsen, Brandens burg, und von der Pfalz, von 21 Fürsten, worunter auch der Administrator war, von 22 Grafen, und 4 Freyher: ren, von 35 Reichs und andern angesehenen Städten, und von mehr als 8000 Theologen, Predigern und Schulleh: rern unterschrieben. Sie ward noch im J. 1580 mit des Administrators Privilegium zu Magdeburg in 4to nachges druckt. Wegen glücklicher Vollendung und Annahme der felben, ließ der Administrator am 24. Jul. 1580 im Erzs stifte ein Dankfest feiern, und das: Herr Gott dich los ben wir, fingen. Schwerlich wird man irgend eine Schrift aufzuweisen haben, auf welche man soviel Fleiß, Mühe, Sorgfalt und Kosten verwandt håtte, als auf diese Concordienformel, welche jedoch wegen der dadurch zu sehr beschränkten Gewissens's und Glaubensfreiheit, und wegen der darin herrschenden strengen Orthodorie, bey der besten Absicht ihrer Beförderer, den Nußen nicht stifs ten konnte, welchen man davon erwartete. *).

Wegen der vom Kaiser ausgeschriebenen Türkensteuer ward im I. 1578 zu Magdeburg eine Zusammenkunft

Acta formulæ concord, in Heinecc. fcript. rer. Germ. p. 1.
12. Werners Magd. Chronik ad a. 1576 1579. 1580.
Olear. Halygraphie S. 297. 304. Chron. Berg. ap.
Meib, Tom. III. p. 217. Drenh. Th. 1. S. 305. 321.
Hutteri Concord. concors cap. 9 36. Häberlin Th. 9.
S. 617 662. Th. 10. S. 582 740. Th. 11. S. 333.
Kettners

[ocr errors]

353. Magdeb. Jubeljahr. S. 90 Magd. Clerus, S. 311.

[ocr errors]

95.

« ZurückWeiter »