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Oct. 1573 seine Lehnsrechte an die Grafschaft Mansfeld dem Churfürsten von Sachsen, und erhielt dafür von ihm seine Lehnsrechte an die Grafschaft Hohenstein. Nun blieben Chursachsen und das Erzstift Magdeburg allein Lehnsherren über Mansfeld, und liefsen obgedachte Seque: stration fast bis auf unsre Zeiten, und bis zum gänzlichen Aussterben der Grafen und Fürsten von Mansfeld, forts sehen. Diese Sequestration erregte damals bald bittere Beschwerden und Klagen, welche durch mehrere Vergleis che immer noch nicht ganz beygelegt werden konnten. Da die Mansfelder damals den irrigen Lehren ihres Hofs predigers Cyriaks Spangenberg hartnäckig anhingen, und man allerley Unruhen von ihnen besorgen mußte; so ließ der Administrator am 7. Sept. 1574 durch bewaffnete Bürger aus Halle und dessen Vorstädten, die Stadt und das Schloß Mansfeld beseßen, (ließ diese Mannschaft am 31. Dec. noch mit einigen Hundert Mann verstärken, ließ dann gedachte Stadt und Schloß Mansfeld vollends eins nehmen, und die Bürger entwaffnen. Spangenberg selbst entkam zwar, aber die Mansfeldischen Bürger, welche von seinen Lehren nicht lassen wollten, wurden gefangen nach Giebichenstein gebracht, und blieben da so lange im Arrest, bis diese Streitigkeiten beygelegt wurden. *)

Im J. 1576 ward das vom Administrator gebaute, für damalige Zeiten schöne und prächtige, Schloß zu Wols mirstedt völlig fertig. Der Administrator Joachim Fries

*) Magdeb. Informat, juris et facti gegen die Gr. v. Mansfeld. S. 11. 12. 77. Dreyh. Th. 1. S. 303. 305

ar. Halygr. S. 295. 296.

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drich sowohl, als sein Sohn und Nachfolger Christian Wil: helm, haben daselbst oft residirt. In eben diesem Jahre bemerkte man am 27. April ein Erdbeben in Magdes burg. Bald darauf wútete die Pest schon wieder daselbst. Vom 25. August bis Weihnachten d. I. starben in der Stadt 676 Menschen daran. *)

Das Deutsche Reich verlor durch den, am 12. Oct. 1576, gerade beym Schlusse des Reichstags zu Regens: burg, erfolgten Tod des Kaisers Marimilian des 2ten, einen der besten, einsichtsvellsten, wohlgesinntesten und thätigsten Regenten, die es je gehabt hat. Mit seltner Weisheit, Gerechtigkeitsliebe, und Güte, und mit uns ablässiger Thätigkeit führte er seine nur zu kurze zwölfjäh; rige Regierung, und ward nur 50 Jahre alt. Durch seine Klugheit, Vorsicht, Toleranz und Herzensgüte wußs te er den Frieden unter den Religionspartheyen in Deutsch: land zu erhalten. In frühern Jahren zeigte er viele Vors licbe für die protestantische Religion, gestattete auch des ren freye Uebung in seinen Erblanden; so wie er überhaupt Gewissensfreiheit ehrte, liebte und schäßte. Sein ihm nicht sehr ähnlicher Sohn und Nachfolger, Rudolph der 2te, überließ die Regierung bald seinen, vom Spanischen Hofe und den Jesuiten geleiteten Ministern, und erfüllte die großen Hoffnungen nicht, welche man sich von ihm ges macht hatte. **)

An den damaligen heftigen, unnügen, theologischen Streitigkeiten über die Abendmahlslehre, besonders

Werners Magd. Chron. ad a. 1576. Dreyh. Th. I. S.305.
Pomar. ad a. 1576. Dlear. Hatogr. S. 298.

** Chytr, Saxon. 1. 23. p. 626. Desf. Deutsche Ausgabe. Th. 2.
323. Håberlin. 1oter B. S. 419-430.

B. 23. S. 309

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über die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi beym Abendmahl, über die damit zusammenhängende Lehre von der Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in Christo, ferner über die Lehre von der Erbsünde und von dem freyen Willen des Menschen, nahmen die Geift: lichen zu Magdeburg nach der schon gedachten Verweisung einiger Strengorthodoren nur in sofern Antheil, daß die meisten unter ihnen sich zwar zur strengorthodoxen Pars they hielten, ohne jedoch überall, und in allen Stücken, ge, meinschaftliche Sache mit dieser Parthey zu machen. Ues brigens dachte auch selbst der Magistrat damals so strengs orthodox, daß er es im J. 1568 für nöthig fand, die Bürgerschaft zu ermahnen, sich der påpstlichen Abgötterey im Dom zu enthalten; weil daselbst, beym eingeführten evangelischen Gottesdienst, noch Chorrock, Meßgewand, horæ canonicæ, und manche, in den Kirchen zu Magdes burg abgeschaffte, Ceremonien beybehalten wurden, auch die Domprediger, hauptsächlich der D. Sack, aufgeflårs ter und toleranter waren; als viele andere damalige Thes ologen, und insbesondre für Melanchthon und seine Schrift ten große Hochachtung hatten und bewiesen. Diese Hoch: achtung hegten jedoch auch die meisten übrigen Magdeburs sischen Prediger, und konnten sich daher nicht entschliessen, mit andern Theologen gegen den unsterblichen Melanchthon zu Felde zu ziehen, wurden aber dafür zu den Philippt: kten, oder zu den erklärten Anhängern Philipp Melanch thons, gerechnet.

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Mehrere gutdenkende protestantische Fürsten damaliger Zeit, vorzüglich der Churfürst August von Sachsen, dess gleichen der Administrator Joachim Friedrich, wünschten und bemühten sich unablässig, diesen, damals immer

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mehr zunehmenden ärgerlichen Streitigkeiten unter den protestantischen Theologen, besonders auch dem Streit über den heimlichen Calvinismus, ein Ende zu machen, und Einigkeit, Frieden und Ruhe unter den Protestanten wie: derherzustellen. Nach einem in dieser Hinsicht veranstal teten, aber ganz fruchtlos gebliebenen, Religions: Gespräch zu Altenburg im F. 1568, und nach einem von verschie: denen angesehenen Theologen gehaltenen Convent zu Zerbst im J. 1570, sehte der Würtenbergische Theologe, D. Jacob Andreå zu Tübingen, der geschickteste, eifrigste und thätigste Beförderer des vorseyenden Vereinigungswerks, im Namen der Kirchen in Schwaben über die bisherigen Streitigkeiten eine Erklärung auf, welche, nach einigen vom D. Chemnitz und Chytråus darin gemachten Verans derungen, auch die Niedersächsischen Theologen annahmen, und welche bald nachher, nebst einer zu Maulbronn abges faßten ähnlichen Erklärung, die vornehmste Grundlage der Concordienformel ward. Der Churfürst August von Sach: sen hatte bisher auf dringende Vorstellungen einiger pro: testantischen Fürsten, sich vergeblich bemühet, den sich ims mer mehr verbreitenden heimlichen Calvinismus in seinen Landen, besonders zu Wittenberg, zu unterdrücken, und entschloß sich, nun einen desto ernstern Antheil an dem Vers 6 einigungsgeschäft zu nehmen. Er ließ also zu Anfang des J. 1576 auf seinem Schlosse Lichtenburg bey Torgau, zwölf angesehene protestantische Theologen zusammens kommen, und sich über die Beylegung der vornehmsten Streitigen Puncte berathschlagen. Diese stellten über diese Sache am 16. Febr. 1576 ein merkwürdiges Bedenken an den Churfürsten aus, und brachten dann mit noch sechs andern Theologen, und besonders mit dem vom Churfürs

ften dazu erbetenen Würtenbergischen Theologen D. Jac. Andreå, am 7. Jun. 1576 auf dem Schlosse Hartenfels zu Torgan, das sogenannte Torgische Buch, oder den ersten Entwurf der so berühmten Concordienformel zu Stande, wobey sie die schon vorhandenen Schwäbisch, Niedersächsischen und Maulbronner Erklärungen zum Gruns de legten. Dies Torgische Buch, oder die Concordiens formel, ward nun an die evangelischen Fürsten und Städs te zur Beurtheilung und Annahme herumgeschickt, und fast überall mit vielem Beyfall angenommen. - Auch der Administrator Joachim Friedrich ließ, als ein eifriger Gönner und Beförderer des Concordienwerks, am 9. Nov. d. F. einige vorzügliche Theologen des Erzstifts in seiner Residenz zu Magdeburg oder in dem sogenannten Bischofss hof, zusammenkommen, um sich über das vorgelegte Torgis sche Buch, oder die Concordienformel zu berathschlagen und ihre Meinung und ihr Urtheil darüber zu sagen. Da aber die beyden Domprediger und der Hofprediger des Administrators, als eifrige Verehrer des unsterblis chen Melanchthons, die Verwerfung seiner Schriften und Lehren, und manches Andere in der Concordienformel, mißbilligten; so wollten sie sich nicht sogleich zur Appros bation und Annahme derselben verstehen. Der Adminis strator veranstaltete zwar eine neue Zusammenkunft seiner Theologen auf dem Bischofshof, welche vom 9. --- -18. Dec. d. I. dauerte; allein man konnte auch diesmal die Annahme der Concordienformel noch nicht durchseßen.

Weil nun nicht nur die Theologen des Erzstifts Mags deburg in ihren dem Administrator übergebenen Bedenken vom 21. Dec. d. J. fondern auch viele andre Theolos noch Manches in Nebendingen gegen die Concors

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