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Auf einem im März 1568 zu Wollmirstedt gehalte: nen Landtage ward auf 10 Jahre vestgeseßt: daß die zu entrichtenden Reichs und Kreis: Steuern des Erze ftifts in 13 gleiche Theile getheilt werden sollten, wovon die Ritterschaft, Stifter und Aemter 7 Theile, und die Städte 6 Theile übernehmen mußten. Die leßtern 6 Their le sollten dann wieder in 11 Theile getheilt werden, und Magdeburg davon 3 Theile, Halle 2 Theile, und die übrigen Städte 6 Theile davon aufbringen. *)

Da der Administrator damals der einzige junge Prinz des Churhauses Brandenburg war, und die Nebenlinien dieses Hauses in 'Preußen und Franken auch nur noch aus einzelnen, mit männlichen Erben nicht versehenen, Pers fonen bestanden; so beschloß der Administrator, nach erhals tener Einwilligung seines Domkapitels, sich mit seines Großvaters Bruders, des Marggrafen Johann von Cus strin, 2ten Prinzessin Katharine am 9. Jan. 1570 zu vers mählen. In dieser sehr glücklichen und musterhaften Ehe wurden ihm sieben Prinzen geboren, und hiedurch sowohl, als durch die dritte Ehe seines Vaters Johann Georgs, ward das Haus Brandenburg wiederum reichlich mit Prinzen und männlichen Erben versehen. Die neue Ges mahlin des Administrators ward überall im Erzftifte, be: sonders auch zu Magdeburg, mit großen Ehren und Freudensbezeugungen empfangen. Sie hatte in der Folge großen Einfluß-auf ihren Gemahl, und vielen Antheil an dessen friedlicher, glücklicher und vortreflicher Regierungs Sie ward auch von den Unterthanen sehr verehrt, wels che sich häufig mit Bitten um ihr kräftiges Fürwort bey

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* Hall. Archiv. Nachrichten. S. 632.

ihrem Gemahl, an sie wandten, und selten eine Fehle bitte thaten. Indem auf die Art unter den evangelis schen Erz- und Bischöfen der Administrator einer der ers ften war, welcher sich verheirathete, und dennoch sein Erzstift behielt; so machte dies, besonders bey den Kas tholiken, großes Aufsehen. Der Papst bemühte sich aus allen Kräften, den guten, toleranten, den Protestanten nicht abgeneigten, Kaiser Maximilian zur Entschung des Administrators vom Erzstifte zu bewegen. Der Kaiser zögerte aber weislich damit von einer Zeit zur andern, ob er gleich von nun an den Administrator nicht mehr als Erzbischof und Landesregenten anerkennen wollte, wels chem man nun auch auf den Reichstägen Siß und Stim me streitig zu machen anfing. Unter den Domherren zu Magdeburg war Andreas von Holzendorf der erste, welcher nach dem Exempel des Administrators sich gleichs falls verheirathete. *)

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Auf einem am 26. Jun. d. J. zu Magdeburg eröff neten großen Landtage ward beschlossen: eine neue Kirs chenvisitation anzustellen, und die päpstliche Religion, Ces remonien und Messen in den Stiftern und Kidstern abe zuschaffen. Man machte damit am 30. Nov. d. J. den Anfang, jedoch ohne Zwang oder Gewalt zu gebrauchen ; daher man auch die Klöster, welche bey ihrer alten Weis se bleiben wollten, . E. das Agneten Kloster in der Neus Stadt, dabey ungestört gelassen hat. Im J. 1573 ents schlossen sich die Stiftsherren der beyden Stifter Nicolai

*) Chytr. Saxon. lib. 22. p. 661.
lib. 47. P. 635 Schard, fcript.
135. Håberlin Ch. 8. S.
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Thuan, histor, s. t. Tom. 2. rer. Germ. Tom. IV, p.

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und Sebastian zu Magdeburg,

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welche sich schon seit

1568 zur evangelischen Kirche gewandt, sich im Dom mit den Domherren zum Lutherischen Gottesdienst gehalten, und das Abendmahl unter beyderley Gestalt gebraucht · hatten, nun auch in ihre Stiftskirchen nach dem Mus fter des Doms den evangelischen Gottesdienst einführen zu lassen. Die in beyden Stiftern, Morgens von 6-7 Uhr, einen Sonntag um den andern, zu haltenden Predigs ten, wurden in der Sebastianskirche dem damaligen bes rühmten Magdeburgischen Schulrector, M. Georg Rollens hagen, und in der Nicolaikirche dem Gehülfen der Dom prediger, Martin Gallus, aufgetragen. Erst 18 Jahre nachher, im I. 1591, ward endlich auch im Kl, U. L. Frauen zu Magdeburg, die Reformation veranstaltet, und der evangelische Gottesdienst eingeführt. *)

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Im J. 1571 kam die Schiffahrt auf der Saale zu Stande, worüber der Administrator dem Amtmann von Schierstedt zu Giebichenstein, seinem Kanzler, dem D. Trautenbühl, seinem Kammerherrn von Münsterberg, dem Salzgrafen Paul Gerlig, und dem Doct. Lenern, schon im J. 1568 ein Privilegium auf 20 Jahre ertheilt hatte. In eben dem Jahre 1571 fiel das Schloß Sommerschens burg, als erledigtes Lehn, wieder ans Erastift. Die biss her verseht gewesenen Aemter Sandau und Ummendorf, so wie Kloster Jerichow, wurden in diesem Jahre wieder eingelöset. **)

*) Drenhaupt Th. 1. S. 303. Abels Halberst. Chronik S. 496 498. Pomar. ad. a. 1573. Siegfr. Sacks erste evang. Pred. in d. Sebast. Kirche S. 1.

• Hall. Archiv. Nachr. S. 634 (mfcr:) Drenh. G. 303. 304. Werners Magd. Chronik ad a- 1571.

Der Großvater des Administrators, der Churfürft Joachim der 2te von Brandenburg, starb am 3. Jan. 1571, nachdem er 36 Jahre sehr weise und vortreflich regiert, sich allgemeine Achtung erworben, und schon von fernher Anlagen zur Vergrößerung seines Hauses durch die erlangte Anwartschaft auf Preußen, und durch die Wahl seiner Söhne und eines Enkels zu Erzbischöfen von Magdeburg, gemacht hatte. Nur 10 Tage nach ihm starb auch sein einziger Bruder, der Marggraf Johann von Cüstrin, der Schwiegervater des Administrators, des fen Landesantheil nun wieder dem Churhause zufiel, weil er keine männliche Erben hinterließ. Dem Administrator ward am 3. Nov. 1571 zu Halle sein erster Sohn Jo hann Siegmund geboren, welcher nach ihm Churfürst von Brandenburg ward.

Der im J. 1538 zwischen den beyden Städten Hams burg und Magdeburg errichtete, zu seiner Zeit angeführ te, Vergleich über die Elbschiffahrt zog der Stadt Mag: deburg viele Streitigkeiten mit den Herzögen von Lúne: burg zu. Nach diesem Vergleich sollte an der Elbe nirs gends als zu Hamburg und Magdeburg eine Niederlage gestattet, das Korn von Magdeburg nirgends anderswor hin, als nach Hamburg, gefahren, und unterweges nichts ausgeladen werden, auch die von den angrenzenden Für: sten zu besorgende Erhöhung der Zölle auf der Elbe, mdgs lichst entweder in Güte, oder auf dem Wege Rechtens, abs gewandt werden. Dawider regten sich aber die Herzöge Wilhelm und Heinrich von Lüneburg, und hielten sich da:

Angeli Mark. Chronik. S. 368. 369. Abels Halberst. Chro nik S. 49o. Håberlin Th. 8. S. 642 — 649.

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durch in ihren Rechten gekränkt. Sie erhöheten deswes gen sogleich die Elb: Zölle zu Blekede und Schnackenburg, und geriethen darüber mit beyden Städten in Streit. Zu Magdeburg war man nicht sehr für die Beybehaltung jenes Vergleichs, indem man wohl einsah, daß Magdes burg von demselben mehr Schaden als Nußen hätte, und daß Hamburg dadurch ¡den ausschliessenden Kornhandel, auch die Elbe aufwärts, an sich bringen wolle, wie es ihn schon die Elbe abwärts nach der See zu gegen Holstein und Bremen, zu behaupten suchte. Da aber die Hamburger desto eifriger über dem Vergleich hielten, und durchaus nicht nachgeben wollten; so wollten die Herzöge von Lünes burg die Ausfuhr der Waaren von Hamburg nach Mags deburg auf der Elbe durch ihr Land nicht mehr gestatten, und sie nicht weiter durchlassen. Sie ließen also diese Waaren im ersten Lüneburgischen Zoll ausladen, dann nach Lüneburg schaffen, und stellten es nun den Eigenthümern frey, sie von da zur Achse weiter nach Magdeburg oder anderswohin zu bringen. Da hiedurch der ganze Magdes burgische Elbhandel gesperrt ward; so beklagten Magdeburg und Hamburg sich im 3. 1570 deswegen beym Kaiser, welcher bey einer Strafe von 50 Mark Goldes den Her: jögen von Lüneburg befahl, die Schiffahrt zwischen Mags deburg und Hamburg frey und ungestört zu lassen. Die Sache ging endlich an den Reichshofrath. Der Kaiser ließ durch eine Commission die Klagen beyder Theile un tersuchen, und nach vielen Unterhandlungen liessen sich beyde Städte die erhöheten Zölle zu Blekede und Schnas #enburg gefallen. Dagegen ward nun auch im August 1574 vestgeseßt: daß die Schiffahrt zwischen Hamburg und Magdeburg auf der Elbe hinauf und hinab mit allers

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