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Fürbitten des Römischen Königs Ferdinand, des Königs von Dänemark, der Herzige von Bayern, des Churfürsten von der Pfalz und anderer Fürsten, unterstüßt, vom Kaiser die Loslassung seines Schwiegervaters, des nun schon im fünften Jahre wider gegebenes Wort gefangen gehaltenen Landgrafen Philipp von Hessen, für dessen Freiheit er sich mit dem Churfürsten von Brandenburg verbürgt hatte. Da der Kaiser seinen und den übrigen Gesandten lange keine Audienz gab, und sie endlich mit der nichts versprechenden Antwort abfertigte: daß er diese wichtige Sache mit dem Churfürsten selbst überlegen wollte, wenn er seinem Ver: sprechen nach zu ihm káme; so rüstete sich Morih ernstlich zum Kriege, und zum Angrif des Kaisers. Er hatte nebst dem Prinzen Wilhelm von Hessen, und dem Herzog Johann Albert von Mecklenburg schon am 5. Octob. 1551 in Geheim ein Bündniß mit dem König Heinrich dem 2ten von Frankreich gegen den Kaiser geschlossen, welches der König am 15. Jan. 1552 unterschrieb. - Um aber Zeit zu gewinnen, und um die zum Aufbruch seiner Truppen und zum Kriege günstige Jahrszeit abzuwarten, auch um beym Kaiser nicht zu früh Verdacht zu erwecken, und ihn sicher zu machen; so versprach er nicht nur, daß er selbst nach Inspruck zum Kai: ser kommen, und seine Theologen auf das, dem Kaiser so sehr am Herzen liegende, Concilium zu Trident schicken wolle: fondern er ließ sich auch zu Inspruck Quartier bestellen; sei: ne Råthe mußten sich dahin auf den Weg machen; er hielt Gesandte in Trident; seine dahin bestimmten Theologen reiseten bis Nürnberg, und er selbst trat die Reise nach Ins spruck an. Er war aber noch nicht weit gekommen, als er eine Krankheit vorschüßte, um einen seiner Råthe oder Mis nister der vom Kaiser bestochen, von Moriß aber als Spi

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on entdeckt worden war, zu seiner Entschuldigung an den Kaiser nach Inspruck schickte, so dieses Verräthers los ward, und dann wieder umkehrte. Darauf zog er in der größten Eile feine Truppen zusammen, vereinigte sich an der Spike von 20000 Mann zu Fuß, und 5000 zu Pferde in Franken mit dem Erbprinzen von Hessen, und bey Rotenburg an der Tauber mit dem Marggrafen Albert von Culmbach. Nun ging er mit einer ansehnlichen Armee auf den zu In: spruck sich aufhaltenden, nichts fürchtenden, in keiner Bereits schaft zum Kriege sich befindenden, Kaiser los. Augsburg und andere wichtige Pläße wurden im April d. J. ohne Widerstand erobert, und der Kaiser sah sich genöthigt, durch seinen Bruder Ferdinand Friedensunterhandlungen in Linz anfangen zu lassen. Da man hier nicht einig werden konn te; so beschloß man, die Unterhandlungen in Passau forts zusehen, und verabredete einen 14tågigen Waffenstillstand, welcher mit dem 26. May angehen sollte. Ehe derselbe aber noch anfing, eilten Moris und seine Verbündeten über Füssen nach der, den Eingang in Tyrol deckenden und stark beseßten, Ehrenberger Klause, nahmen sie mit Muth und Tapferkeit ein den 18. May, würden auch den Kaiser selbst in Inspruck unvermuthet überfallen und gefangen genom: men haben, wenn nicht ein Regiment von Morizens Trup: pen revoltirt, und dadurch den schnellen Marsch aufgehalten hätte. Der Kaiser eilte am 22 May bey schrecklichem Wetz ter, unter heftigen Anfållen vom Podagra, in einer dunkeln Nacht, mit Fackeln, von Inspruck nach Villach in Kärnthen, und setzte sogleich den gefangenen Churfürsten Johann Fries drich von Sachsen in Freiheit, der aber dennoch dem Kaiser folgte. Nun kam es endlich zu Passau, unter Vermittelung des Königs Ferdinand und einiger Fürsten, zu dem am 16.

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Jul. abgeschlossenen, am 31. Jul. und 2. August d. I. aber
ratificirten, wichtigen und merkwürdigen Vergleich,
durch die Protestanten im deutschen Reiche völlige Religionss
freiheit und zugleich das Recht erhielten, die bis dahin eins
gezognen geistlichen Güter zu behalten, wodurch aber auch

die Deutsche Verfassung und Freiheit gegen die kaiserliche
Uebermacht von neuem gesichert ward. 'Dieser Vergleich
ward auf dem Reichstage zu Augsburg im Sept. 1555
nochmals bestätigt, und in einen förmlichen Religionsfries
densschluß verwandelt.

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Morik rückte nun zwar, seinem Versprechen nach, mit seinen Truppen im August 1552 dem König Ferdinand zur Hülfe nach Ungarn gegen die daselbst immer weiter um sich greifenden Türken, ging aber gegen den Winter in fein Land zurück, ohne etwas Wichtiges unternommen zu haben. Im Herbst und Winter des J. 1552 versuchte der Kaiser noch mit einer großen Armee, die vom König von Frankreich im Frühjahre mit List weggenommene wichtige Stadt Met, nebst Toul und Verdun, wieder zu erobern, müßte aber mit einem großen Verlust von 30000 Mann von Meß wieder abziehen.

A

Da der Marggraf Albert von Culmbach den Passauis schen Vertrag nicht annahm; sondern seine zahlreiche Armee im Sold behielt, damit sowohl im Nürnbergischen und Uls mischen Gebiete, als in den Stiftern, Bamberg und Wirzi burg, so wie in den Rheinischen Stiftern, große Verwüstuns gen anrichtete, und ungeheures Geld erpreßte; so zog er fich im Sommer 1553 auch nach Niedersachsen, um den Hers zog Heinrich von Braunschweig zu befriegen, brandschaßte das Stift Halberstadt, und verlangte gleichfalls vom Erzs fifte Magdeburg, jedoch vergeblich, 25000 Gulden, weil

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das Domkapitel dem Herzog Heinrich 5000 Thaler bewils ligt hatte. Um diesem Umwesen ein Ende zu machen, ging der Churfürst Morih nebst dem Herzog Heinrich dem Marg grafen Albert mit einer ansehnlichen Armee entgegen, und es kam bey Sievershausen nicht weit von Peine am 9. Jul. 1553 zu einer blutigen Schlacht, worin 2 Prinzen des Hers zogs Heinrich, ein Prinz von Lüneburg, viele von Adel und 4000 Gemeine ihr Leben verloren. Als die Schlacht schon geendigt war, und Moriß völlig gesiegt hatte, bekam er aus Unvorsichtigkeit oder Verrätherey von hinten zu einen tödli: chen Schuß in den Unterleib, woran er 2 Tage nachher im 32sten Jahre seines Lebens seinen Geist aufgeben mußte. Er würde bey seinem vielumfassenden großen Unternehmungss geiste noch große Dinge ausgeführt, besonders mit Magdeburg, welches er zu seinem Waffenplaß und leķten Zufluchtsort bestimmt hatte, noch manches Wichtige unter: nommen, und vieles für Magdeburg gethan haben, wenn er långer gelebt hätte. Die Stadt Magdeburg verlor an ihm einen eifrigen Gönner, und alle die vortheilhaften Ver sprechungen blieben nun unerfüllt, welche die Stadt von ihm und seinem Günstling, dem Baron Heideck, ingeheim ers halten hatte. Sein Bruder August war sein Nachfolger in der Churwürde und in seinen Låndern, welcher sich auch noch im J. 1553 von der Stadt Magdeburg durch Bevollmäch: tigte huldigen, und die von Morih in der Stadt gelassene Besatzung aus derselben abziehen ließ. Bald nach Morik starb auch der durch ihn um die Churwürde, und um einen Theil feiner Lånder gekommene, unglückliche Churfürst Johann. Friedrich am 3. März 1554 zu Weimar, nachdem er ro Tas ge vorher seine Gemahlin durch den Tod verloren, und noch an seinem Todestage den zu Naumburg zwischen ihm uns

dem Churfürsten August abgeschlossenen Vergleich unterschries ben hatte, wodurch die größtentheils noch jezt bestehende Låndertheilung zwischen der Ernestinischen und Albertini s schen Linie des Hauses Sachsen vestgesetzt ward. *)

Der junge Erzbischof Siegmund hielt nach seinem ́ans getretenen 16ten Jahre am 21. Januar 1554 mit seinem Vater, mit seinem Bruder, dem Churprinzen Johann Ge: org, mit dem Fürsten Karl von Anhalt Zerbst, und den Bis schöfen von Merseburg und Lebus, seinen feierlichen Einzug zu Halle, und ließ sich am 23. Jan. daselbst huldigen. Der Magistrat zu Halle stellte ihm bey dieser Gelegenheit vor: daß er doch die reine Lehre bey ihnen erhalten, sich zu fal: scher Lehre nicht verführen lassen, hingegen das Mönchswe: sen und andere Mißbräuche abschaffen möchte; und er erklår: te sich auch sehr geneigt und bereitwillig dazu. Er trat nun die Regierung selbst an, und auf dem am 25. Jan. zu Halle eröffneten Landtage wurden die Landstånde vom Dom: kapitel an ihn verwiesen. Zur Bezahlung der sich auf 260551 Gulden belaufenden Stiftsschulden ward auf dem Landtage eine Steuer bewilligt, wozu Halle allein 59000 Gulden beytragen mußte. **)

Die Wahl Siegmunds zum Bischof von Halberstadt fand einige Jahre hindurch Widerspruch, indem einige Dom: herren den dasigen Dompropst, dem Grafen Poppo von Stollberg ihre Stimmen gegeben hatten, welcher auch lange

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