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Brandstätten, wobey viele von ihnen durch den darin befindlichen Rauch und Dampf erstickten. Wei die uns glücklichen Bürger, aus Furcht vor dem Bombardement, schon vor der Eroberung ihre besten Habseligkeiten in dié mehrentheils feuervesten Keller verborgen hatten; so fans den die Soldaten darin viel Gold : und Silbergeråthe, Geld und andere Kostbarkeiten, ünglaublich viel Geschirr von Zinn und Messing, auch Eisenwerk, desgleichen eis nen großen Vorrath von allerley, besonders Spanischen, Weinen, an mehr als Tausend Faß Bier, eine große Menge Viktualien, als Fleisch, Brod, Speck, Butter und dergleichen. Daher sich Tilly selbst aufs höchste vers wunderte, daß, bey einem solchen Vorrathe an Lebensmitt teln in der Stadt, die Garnison während der Belagés rung oft kein Brod gehabt hatte, indem viele Bürger thre Habsucht so weit trieben, daß sie beynahe einen Aufs stand erregten, da sié, in den leßten Tagen der Belager rung, der Besaßung tåglich etwas Brod und Speck reis then sollten. Die Plündeter theilten die vorgefundenent Sachen vom Werth unter sich, und verzehrten den ges fundenen Vorrath von Lebensmitteln mit vielem Jubel und Jauchzen, nannten dieß die Magdeburgische Hóch że i t, - trunken sich dabeÿ toll und voll, trieben mit den vielen, in den Kellern und auf den Gassen gefundenen, Todtenkörpern allerley Muthwillen, schleppten sie in große Haufen zusammen, seßten sich oben darauf, fäwelgt ten, frohlockten und triumphirten auf denselben. Was sie an vorgefundenem Wein und Bier nicht genießen Conn ten, ließen sie übermüthigerweise in die Keller hintäufen, so daß sie hin und wieder bis an die Knie batin was deten. Dieß Unwesen trieben sie drey Tage hinter eins

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ander. Was sich auf den Brandståtten und in den Kels lern an Kupfer, von den zum Theil geschmolzenen, Braus pfannen, Glocken und anderm Kupfergeschirr, vorfand, das ließ der kaiserliche General der Artillerie, von Schom: berg, als seine, Beute, auf großen Haufen zusammens bringen, und für sich verwahren. Bey dem Abzug der Kaiserlichen aus Magdeburg, fiel es aber den Schweden in die Hände. Die prächtigsten Kleider, Decken, Seiden: zeug, Gold und Silberstoffe, allerhand Leinen: und anderes Hausgeråthe, was die Soldaten bey der Plún: derung geraubt hatten, verkauften sie für eine Kleinig keit an die Marketenter, welche damit zu ganzen Wagen voll im Erzstifte, im Anhåltischen und Braunschweigi: schen, herumzogen und es wieder verhandelten. Die gúl: denen Ketten, Ringe, Kleinodien und anderes Gold: und Silbergeräthe, konnte man von den Soldaten håu? fig wohl zehnmal wohlfeiler, als ihr wahrer Werth war, erkaufen. Das Stadt: Archiv, die Privilegien, Ur funden, und andere Documente und wichtige Acten der Stadt, welche in feuervesten Gewölben aufbewahrt wur: den, blieben wahrscheinlich vom ersten Feuer verschont. Allein man weiß nicht, wo sie geblieben sind. Sie sind vermuthlich von den kaiserlichen Soldaten, entweder bey Durchsuchung der Keller, oder in der Folge, vernichtet und dem Feuer geopfert worden. - *)

A

Am 12. May ließ Tilly die bis dahin mit einer Schildwache besekt gewesene, und dadurch vor der Wuth.

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105.

*) D. v. Gericke Gesch. d. Zerst. Magdeb. S. 103
Calvis. zerstört. Magdeburg S. 23. 24. 41. 42. 59. Theatr.
Europ. Th. 2. S. 369. Chemnik Schwed. Kriegshist.
S. 159. 160. Arma Suec. S. 171, 172.1

der Soldaten gesicherte, Domkirche eröffnen, wohin sich über 1000, oder nach Otto von Gericke an die 4000, Uns glückliche von allerley Alter, Geschlecht und Stande ges flüchtet, und daselbst nun drey Tage in banger Todesfurcht, ohne Essen und Trinken, geschmachtet hatten. Der erste Domprediger, D. Bake, ging dem Tilly entgegen, that ihm einen Fußfall, und redete ihn mit den aus dem Virgil entlehnten, und auf diesen Fall angewandten, Versen an:

Venit fumma dies, et ineluctabile fatum
Magdburgo. Fuimus Troës, fuit Ilium,
et ingens Gloria Parthenopes.

Tilly begnadigte ihn und die andern Unglücklichen, ließ ste speisen, und dann sicher, erst in den Bischofshof und in die Möllenvoigtey, hernach ins kaiserliche Lager, brins gen. Den D. Bake fuhren die anwesenden Jesuiten undandere katholische Geistliche hart an, und suchten ihn durch Drohungen und Verheißungen zum Uebergang zur katholischen Kirche zu bewegen. Da man aber alles vers gebens versucht hatte, nahm man ihm seine Stelle, vers wies ihn von Magdeburg, und überließ ihn der Discres tion der Soldaten, welche ihn barfuß und halb nackend, gefangen wegführten. Tillys geheimer Secretair aber, Namens De Bosst, ein Italiener, nahm sich aus edlem Mitleid seiner sehr thätig an, sprach für ihn, schoß ihm Geld vor, und ruhete nicht eher, als bis er ihn in völliger Sicherheit wußte. Er ward nun Superintens dent zu Grimma, und ward von da im J. 1640 wieder zu seiner Stelle am Dom zurückberufen. Der zweyte Domprediger M. Decenius, ein bekannter eifriger Ans hänger Christian Wilhelms, so wie der Protestantischen

und Schwedischen Parthey, sollte als ein Keher und Aufrührer hingerichtet werden, ward auch schon aus dem Dom in einen von den Soldaten vor der Kirche ges schlossenen Kreis geführt, und der Scharfrichter stand schon mit dem Schwerdte hinter ihm; allein ein edels denkender italienischer Officier fühlte bey seinem Anblick das innigste Mitleid für ihn, nahm sich seiner lebhaft an, bat für ihn, rettete ihn vom Tode, führte ihn dann mit den Seinigen sicher aus der Stadt, und vers sahe ihn mit Wagen und Pferden, daß er seine Zuflucht' zum König von Schweden nehmen konnte, der ihm nach: her seine Stelle in Magdeburg wieder gab. *)

Endlich am 14. May ließ Tilly das Plündern, Raus ben und Morden verbieten, zog die Truppen alle aus der Stadt heraus, und ließ allen, auf den Brandstätten und unter den Schutthaufen etwa noch Lebenden, bey of fentlichem Trommelschlag, Pardon, auch Sicherheit des Lebens, und des etwa noch übrigen, nicht geraubten, Eigenthums, versprechen. Zum Erstaunen kamen nun noch unter den großen Haufen von Todten viele Mens schen hervor, die noch am Leben, und theils mehr, theils minder, beschädigt waren, sich aber zu ihrer Rettung unter die Todten verkrochen hatten. Verschiedene hatten auch noch in die Gårten sich vor dem Feuer und Schwerdt gerettet. So hatten auch viele in dem mit Mühe vom Feuer geretteten Kloster U. L. Frauen so lange Sicherheit

*) Otto v. Gericke Gesch. der Zerfk. Magdeb. S. 99. 100. Kettners Magdeb. Clerus S. 14. 15. 50. Calvis. zerit. Magdeb. S. 26, 43. Dreyh. Th. 1. S. 389.

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gefunden, bis das Morden und Plündern ein Ende hatte. Dahin rettete sich unter andern z. E. ein junger Kaufs mann, Heinrich Vollrath, dessen Nachkommenschaft noch ' in Magdeburg blühet. Schon wollten ihn drey, ihm auf der Straße begegnende, Feinde niederhauen, schenkten ihm aber auf seine flehendliche Bitte, und weil er sich zu ihren Diensten anbot, das Leben, und gaben ihm ihre Renzel zu tragen. Als sie aber in den Schmiedehof gingen, um zu plündern, und er vor der Thür warten sollte; so eilte er geschwinde davon nach dem Neuenmarkt zu, ward ins genannte Kloster aufgenommen, und da während des viertägigen Mordens und Plünderns beim Leben erhalten. Sein Wohnhaus fand er nun in der Asche liegen, und von seinen unglücklichen, ohne Zweifel mit ermordeten und verbrannten, Eltern konnte er, alles Nachforschens ungeacht tet, keine Nachricht erhalten.

An eben diesem 14. May kam im Tillyschen Lager. bey Fermersleben Feuer aus, wodurch die in Magdeburg gemachte Beute den Soldaten meistentheils wieder ents rissen ward, und wodurch mancher von den Gefangenen Gelegenheit bekam, sich in Freyheit zu sehen.

Am 15. May ward von den Kaiserlichen ein Sie: gesfest gefevert, dabey eine große Procession angestellt, das Te Deum im Dom gesungen, und die Kaiserlichen sowohl, als die Magdeburgischen, Kanonen durch einander über die Ruinen der noch vom Feuer und Blut rauchens. den, Stadt dreymal abgefeuert.

Dem Kaiser ward die Eroberung Magdeburgs von Pappenheim mit der Aeusserung gemeldet:,,daß seit der ,,Zerstörung Jerusalems und Trojas keine größere Victos ,,rie erfahren und erhört worden sey."

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