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fábelt. Hin und wieder wurden Mütter, mit ihren Kindern an der Brust, getödtet; andere, an ihrer tods ten Mütter Brüsten liegende, kläglich schreyende, Saugs linge, wurden mit langen Spießen durchstochen, und so daran steckend und schreyend, wie im Triumph, herums getragen. Ein Soldat rühmte sich gegen seine Kameras den, daß er wohl 20 solche kleine Säuglinge hingeopfert, habe; und als einer zu ihm sagte: ob er nicht gedächte, daß Gott ihn dafür strafen würde, antwortete er: es wären ja nur Rebellen und Keber: Kinder, und nichts bessers werth. Ein bey seiner todten Mutter liegendes Kind ward von zwey Soldaten bey den Beinen von ein2 andergerissen; und von zweyen kleinen Knaben, die ähne lichen Wüterichen entgegen kamen, ward eins auf eben die grausame Art ermordet, und das andere niederges hauen. Drey Bürgern, die schon Pardon erhalten hats. ten, spaltete ein Wüterich mit einem Schlachtschwerdte den Kopf. Ein anderer Bürger, der auf den Knien um Pardon bat, ward erst durchschossen; da er noch lebend sich in seinem Blute wälzie, schlug ihm ein Anderer mit seinem Spieße Wunden in den Kopf, und ein Dritter schlug ihm endlich mit einer Holzart den Kopf entzwey. Die abgehauenen Köpfe der Unglücklichen wurden hin und wieder von den wütenden Soldaten an Picken gesteckt, und zur Schau herumgetragen. Einem Angesehenen von Adel ward der Mund mit Pulver angefüllet, dann zuges bunden, das Pulver ängezündet, und ihm so der Kopf zersprengt. Die Frauenzimmer wurden ohne Unter: schied nicht nur ihrer Güter und Kleider beraubt, son: dern auch eine Beute der vichischsten Wollust und Schans dung, selbst auf öffentlicher Straße, und wurden dann

aufs grausamste, entweder gemordet, oder gemißhandelt und verkauft. Wenn irgend ein Streit unter den Uns menschen über ein Frauenzimmer entstand; so ward iht. gleich der Kopf gespaltet. Andere, und darunter Hochs schwangere und Gebährende, wurden getödtet, oder ins Wasser gejagt und gestoßen mit den Worten:,, So muß ,, man mit den Kehern umgehen!" Einige 20 Frauen: zimmer, die von wütenden Soldaten mit Hauen und Schießen verfolgt wurden, stürzten sich selbst in die Elbe. Eine andere, die ein Soldat mit Gewalt über die Strombrücke ins Lager führen wollte, stürzte sich, sobald sie die Hånde los hatte, von derselben herunter in die Elbe. Eine adeliche Dame stürzte sich in den Brunnen, um der Wut der Soldaten zu entgehen. Viele Frauens zimmer überließen sich unter den Dächern und auf den Böden lieber dem herandringenden Feuer, als daß sie fich auf die Straße, wo sie die gräßlichsten Schandtha: ten sahen, zu retten gesucht hätten. Eine Menge kleiner Kinder winselten und schrien kläglich neben ihren im Blute liegenden Eltern, oder suchten sie mit kläglichem Jammergeschrey unter den Erschlagenen. Alle Gaffen ertönten von dem Jammergeschrey, von dem Winseln und Röcheln der vielen Niedergeschossenen, Gemißhandelten, an Händen und Füßen Zerstümmelten, tödtlich Verwuns deten und Sterbenden. Die kleinen Kinder krochen auf ihren niedergehauenen, theils todten, theils sterbenden, Müttern herum, winselten und schrien: Ach Vater! ach Mutter! und auch diese schonte die Mordwuth der Sols Daten nicht. Vergebens bemühte sich selbst Pappen: Heim und einige gutdenkende kaiserliche Officiere,

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mit

bloßem Degen der Wut der Soldaten Einhalt zu thua. *)

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Nachdem Magdeburg glso, etwa von neun Uhr an, einige Stunden lang durch das Schwerdt der grausame ften und unmenschlichsten Feinde mit allen Arten von gråßs lichen Blutz und Mord: Scenen erfüllt worden war; ́so fing um 11 Uhr das hin und wieder angelegte Feuer überall überhand zu nehmen an.` Gleich beym ersten Eindringen in die Stadt hatte Pappenheim ein Haus nicht weit von der hohen Pforte anzünden lassen, um die sich muthig wehrenden Bürger von der fernern Ges genwehr abzuschrecken, und zum Löschen zu bringen. Da aber die Bürger nicht gleich von der Gegenwehr ablie: ßen, und zum Löschen keine Anstalt machten, da die Feinde auch am breiten Wege hin und wieder einige. Håuser ans zündeten, und da an etwa 18, oder nach andern Nachs srichten, an 50 bis 60 Orten, nach und nach Feuer, unter andern auch im Bettstroh und durch Pechkränze, angelegt und auffam, auch noch dazu Nachmittags ein heftiger Ostwind entstand; so griff das Feuer in wenigen Stunden so unaufhaltsam um sich, daß alle Löschungsans ftalten vergebens waren, daß die Soldaten vom Rauben, Plündern und Morden ablassen, und sich endlich gar,

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* Otto v. Gericke von der Zerst. Magdeb S. 96. Calvif.
serst. Magdeb. S.
17 21. 40. 60-64. III → 115.
125 -128. Theatr. Europ. T. 2. S. 368. 369. Gengens
bachs Beschreibung der Stadt Magdeb. S. 79. 80. Hå.
berlin Bd. 26. S. 292 295. Sagitt. Hift. Magdeb. 1,
c. §. 41. Friese v. d. Zerst. Magd. S. 62
74. Drens
haupt Th. 1. G. 389. Vulp. Magnif, Parthen. S. 251
256. Chemniß Schwed. Krieg. Th. 1. S. 159.

I.

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um nicht im Feuer umzukommen, theils auf der Stadt ganz heraus in ihre Låger, theils auf die Wâlle ziehen mußten. Die Lohe und Asche von der unglücklichen, bren: nenden Stadt führte der Wind in Menge bis nach Wanz. leben, Egeln und weiter. Nachts um 11 Uhr war es von der erschrecklichen Feuersglut im Lager bey Fermers leben so helle, daß man einen Brief dabey lesen konnte. Was nun noch von den unglücklichen Einwohnern dem Schwerdte der Feinde entgangen war, und sich verborgen hatte, mußte sich jest entweder den Hånden eines wüs tenden Feindes überliefern, oder erstickte und verbrannte in dem schnell und überall sich verbreitenden Feuer. Von II Uhr Mittags bis rr Uhr Abends dauerte die ers schreckliche Feuersbrunst, und in 12 Stunden lag Mags deburg, eine der schönsten, reichsten, blühendsten und berühmtesten Städte Deutschlands, nachdem es an die 700 Jahre gestanden, und florirt hatte, mit seinem schd: nen Rathhause, mit seinen 6 großen und schönen Pfarre kirchen, mit verschiedenen Collegiat und Klosterkirchen und Kidstern, mit so vielen andern schönen Private und öffentlichen Gebäuden, ja selbst mit seinen Thoren und deren Thürmen und Brücken, - außer der Brücke am Sudenburger Thore, in der Asche. Nur 139, meist kleine, Häuser am Fischerufer, ferner das Kloster U. L. Frauen, und der Dom, zu deren Rettung Tilly, auf Bitten der Mönche, 500 Soldaten zum Löschen kom: mandirt hatte, und einige wenige nicht weit davon gelegene Häuser, unter andern einige Domherrens Curien, das Doms syndikat: Haus, das Möllenvoigtey: Haus, und einige Vikarien Wohnungen im Trúllmönchen blieben vom Feuer verschont. Grausenvoll und entseßlich war der

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Anblick einer sonst so blühenden, jeßt durch Feuer und Schwerdt so gråßlich verheerten Stadt. Tilly selbst soll bey dem fürchterlichen Anblick der brennenden Stadt, der überall aufgehäuften Erschlagenen, und des überall vergossenen Bluts, sich der Thränen nicht haben enthals ten können. -*)

Die durchs Feuer aus ihren Häusern und Zufluchts Srtern hervorgetriebenen unglücklichen Einwohner versuchten nun durch schwere Ranzion, ihr Leben zu erhalten. Die Tillyschen Truppen, besonders die Deutschen unter ihnen, ließen sich noch am ersten zum Mitleiden und zur Scho nung bewegen, und gaben für ein Lösegeld nach eines jes den Vermögen, zu 200, 400, 500 und mehr, ja 1000 Thalern, Vielen Quartier. Allein die Pappenheimischen und Wallonischen oder Niederländischen Truppen, und die Croaten ließen sich häufig erst das Lösegeld geben, und hieben dann doch noch schändlich, und ohne Schonung und Erbarmen, die Unglücklichen nieder.

Unter den Gefangenen, welche Pardon bekamen, befand sich auch der berühmte Erfinder der Luftpumpe, Otto von Gericke, welcher ein eifriger Patriot und das mals Rathmann war. Aus dem Besitz eines ansehnlis chen Vermögens versehte ihn die Plünderung in die größte Armuth. Kaum hatte er noch einen elenden Anzug zu

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• Otto v. Gericke Gesch. der Zerst. Magdeb. S. 97. 101

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103. Calvis. zerf. Magdeb. S. 21. 22. 40. 41. 58. 116. 125, 126. Arma Suec. S. 171. Theatr. Europ. S. 368. 1369. Friese v. d. Zerst, Magdeb. S. 75. Sagitt Hift. Magd. 1. c. §. 42. Vulpii Magnif. Parthen, G. 253-258.

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