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in ihren Predigten zur Standhaftigkeit ermahnen. Der bey den Kaiserlichen viel geltende, und im kaiserlichen Lager befindliche, Magdeburgische Ratheherr, Johann Ahlemann, rieth in einem Schreiben an seinen Schwas ger, den Burgemeister Kühlewein, dringend zu einem Accord oder zur Uebergabe, und versprach, der Stadt gute Bedingungen verschaffen zu helfen. Die Mitglieder der Brauerinnung, und unter ihnen viele vormalige Mitglieder des alten Magistrats, versammleten sich auf dem Braus ergildehof, und stimmten sehr dahin, daß man`sich auf den vorgeschlagenen Accord einlaffen müsse, verlangten deswegen Mittheilung des Ahlemannschen Schreibens, und fragten an, durch welche Mittel man der Stadt zu hels fen gedächte? Der Magistrat verweigerte aber die Mits theilung des gedachten Schreibens, versicherte: daß er schon dienliche Maaßregeln zum Besten der Stadt ergreis fen würde, und verlangte, daß sie auseinander gehen, und ruhig das Weitere erwarten möchten; welches dann das Mißvergnügen der Oppositionsparthey nicht wenig vermehrte. *)

In dieser Lage der Sachen ließ Tilly am 24. April durch drey Schreiben an den Administrator, an Falkens berg und an den Magistrat, die Stadt zur Uebergabe auffordern; erhielt aber zur Antwort: daß man deswes gen erst an die Kurfürsten zu Sachsen und Brandenburg

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* D. v. Gericke v. d. Zerst. Magdeb. S. 68. 69. Calvif.
zerst. Magdeb. S. 9. 10. 32 35. 55. 56. 69 71. 97
99. Theatr. Europ, S. 360. 361.

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und an die Hansestädte schicken müsse, welche dabey ins teresfirt wåren. Tilly wollte dies anfänglich gestatten, und dazu die nöthigen Påsse geben; erklärte aber acht Tage nachher, daß er es nicht zugeben könne, und ließ unterdeß die Belagerung eifrig fortseßen.

Die Belagerten wagten dagegen an einem Lage drey glückliche Ausfälle, griffen den Feind in der Neustadt in den Laufgråben an, trieben ihn zurück, und hieben viele Arbeiter und feindliche Truppen nieder. Vom Marsch und dem Rothen: Horn wurden die Kaiserlichen, mit eis nem Verluste von 150 Mann und einigen Gefangenen, fast ganz zurückgesprengt, und schten sich erst daselbst wieder, nachdem ihnen ein ganzes Regiment zu Hülfe. gekommen war. Eine vom Feinde in der Neustadt am 1. May angelegte Batterie ward schon den folgenden Tag durch das Feuer der Magdeburger wieder zum Schweis gen gebracht, und dagegen von dem Thurm der hohen Pforte heftig auf die Belagerer kanoniet. Diese hatten bisher aus vielen Batterien die Stadt von allen Seiten her heftig beschoffen und bombardirt. Unter andern schös sen sie von einer Batterie hinter der Sudenburg heftig nach den Domthürmen, weil der fürstliche Obristlieutes nant Boye von diesen Thürmen mit langen gezogenen Röhren in die kaiserlichen Laufgråben schießen ließ, und dadurch großen Schaden that. Der Domthurm gegen Süden ward durch die Kanonen übel zugerichtet. Jede Nacht wurden 30 bis 48 Granaten und Bomben in die Stadt geworfen. Die Bomben aber wußte man geschickt zu löschen, und sie thaten wenig Schaden. Die Feinde Tießen darauf einige Tage ziemlich mit Feuern nach,· bis

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sie sich überall durch ihre Approchen und Minen dem Stadtgraben genåhert hatten. *)

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Tilly und die übrigen kaiserlichen Generale glaubten nun gewiß, daß die Stadt wegen der Uebergabe accordis ren würde. Allein die Magdeburger hatten kurz vorher bey einem Ausfalle, Tillys Adjutanten gefangen genoms men, und bey ihm einen aufgefangenen Brief Gustav Adolphs gefunden, worin er den Belagerten seinen Sieg über die Kaiserlichen bey Frankfurt an der Oder, und seis nen Anmarsch zu ihrem Entsaße, meldete, sie zur Einige keit und tapfern Gegenwehr ermunterte, und bey seiner, königlichen Ehre versicherte, sie nicht im Stiche zu lass fen. Diesen Brief hatte Tillys Adjutant an Pappenheim bringen sollen, und er war noch mit einem Schreiben Tillys an Pappenheim begleitet, worin er die Annåhe: rung des Königs von Schweden bestätigte, dem Pappens heim von den starken Werbungen der zu Leipzig versammlet gewesenen evangelischen Stände zum Entsaße Magdeburgs, Nachricht gab, und ihn bat, aus diesen Gründen die Belagerung möglichst zu beschleunigen. Diese Briefe und die Nachricht, daß die Schweden sich schon bey Zerbst ses hen ließen, bestårkten die Belagerten in dem vesten Ent: schluffe, sich aufs Aeußerste zu wehren, und an keine Uebergabe zu denken.

Gustav Adolph hatte, mit dem besten Willen dazu, bisher den Entsaß der Stadt noch nicht sicher wagen

*) Calvis. zerst. Magdeb. S. 10. 11. 35 36. 174. 180. 184. Theatr. Europ. T. 2. S. 361.

d. Zerst. Magdeb. S. 69. 70.

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364. D. v. Gericke v. 78. Arma Suec. S.

157.

163. Gründl. Ber. v. d. Zerst. Magdeb. S. 9. 10. 23. Sagitt, hift. Magdeb, lib. 7. c. 9. §. 33·

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und ausführen können. Gleich nach dem Anmarsch Tillys vor Magdeburg hatte er den Belagerten, welche eis nen Advokaten Herrmann Cummius an ihn geschickt, ihm die Unzufriedenheit der Bürgerschaft über den so lange gusbleibenden Succurs gemeldet, und um schleunige Hülfe gebeten hatten, bey seinem Königlichen Wort und Würde die möglichste Beschleunigung des Entsakes zugesichert, und ihn zu Ausgange des Aprils versprochen; äusserte aber auch, daß der Administrator ohné sein Wiffen zu früh losgebrochen sey. Um sich den Rücken zu sichern, hatte er die schon wieder auf 12000 Mann an: gewachsene kaiserliche Armee in der Mark erst bey Franks furt und Landsberg angreifen und schlagen müssen, wos mit der Monat April hingegangen war. Dann mußte er am 1. May bey seinem Rückzuge erst auf Berlin losges hen, und den Churfürsten Georg Wilhelm von Bran denburg zur Einräumung der Vestung Spandau ndthiz ́ gen, damit er sich auf seinem Zuge nach Magdeburg das Durch den Rücken sicherte, indem er sich auf den schwas chen Kurfürsten, und auf deffen treulosen, kaiserlich ges sinnten, ersten Minister, von Schwarzenberg, nicht vers lassen konnte. Darüber gingen wieder mehrere Tage vers loren. Ueberhaupt verhielten sich die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen so zweydeutig, daß der König nicht wußte, ob er sie für Freunde oder Feinde halten sollte. Der König dufferte seinen Unwillen darüber unter andern dem Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, indem er zu ihm sagte:,, Meine Reise gehet auf Mag ,,beburg, solches zu entsehen, nicht mir, sondern den Evangelischen zum Besten. Will mir Niemand beystes

hen; so ziehe ich von hier stracks wieder zurück, mache ,, mich in meinen Orten vest, biete dem Kaiser einen ,,Accord an, und ziehe wieder nach Stockholm. Ich ,, weiß, der Kaiser soll einen Accord eingehen, wie ich ,, ihn begehre. Aber am jüngsten Gerichte werdet ihr ,, Evangelischen angeklagt werden, daß ihr nichts bei dem ,, Evangelio habt thun wollen. Es wird euch wohl auch ,,hier vergolten werden. Denn ist Magdeburg weg, und ich ziehe mich zurück; so sehet zu, wie es euch gehen ,, wird." Indem der König nun nach der Beschung Spandaus am 6. May bis Potsdam vorrückte; so ließ er den Kurfürsten von Sachsen mehrmalen beweglich ers suchen, sich mit ihm zu verbinden, oder ihm doch den Marsch über Wittenberg und durch sein Land zu verstats ten, ihm auch die höchstnöthigen Lebensmittel und Mus nition aus seinem Lande zukommen zu lassen. Denn der Kurfürst von Brandenburg war theils nicht damit verses hen, theils hatte er auch nicht den Muth und guten Willen, ihm zu helfen, und berief sich auf der Chur fürsten von Sachsen. Dieser leßtere zögerte aber unnöthiager Weise mit seiner Antwort, und schlug endlich, aus Furcht vor dem Kaiser, das Begehren Gustav Adolphs rund ab. Darüber ging die beste Zeit zum Entsatz Magdeburgs verloren, und Tilly gewann Zeit, es zu erobern, da der König eben im vollen Anmarsch zum Entsah begriffen war, - da die Kaiserlichen aus Furcht vor den Schweden schon Brandenburg, Ratenau und an dere Oerter, endlich auch noch am 10. May die Dessau: ische Brücke und Schanze, verlassen und sich ins Lager vor Magdeburg geflüchtet hatten, und da die Schwe

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