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schießen und bestürmen. Beym ersten Sturm wurden die Feinde zwar mit einem Verlust von 500 Mann zu Wass ser und zu Lande zurückgeschlagen; sie wollten aber schon zum zweytenmal stürmen, und die Brücken abbrennen, wenn nicht ein heftiger Wind und Plakregen sie daran verhindert håtte. Da nun Falkenberg sich nicht getraute, diesen Posten gegen die überlegene Macht der Kaiserlichen långer behaupten zu können; so zog er, mit Bewilligung des in der Nacht um 11 Uhr zusammenberufenen, Mas gistrats, am 21. April in der Nacht die Besatzung heraus, und überließ also auch dieses wichtige Aussenwerk den Feinden, nachdem er ein Joch von der Zollbrücke hatte abwerfen lassen. In der Stadt war man aber das mit nicht zufrieden, weil man nun von der Elbe her ganz abgeschnitten war, und also von dieser Seite her keine Hülfe mehr erwarten konnte. Tilly hatte nicht geglaubt, daß man die Zollschanze so bald verlassen würde, getraute sich auch nicht, aus Furcht vor verborgenen Minen, diese Schanze sogleich zu besetzen. Erst gegen Abend ließ er etliche Compagnien hineinziehen, die Brücken abbrennen, und die Schanze gegen die Stadt bevestigen. Von allen Aussenwerken der Stadt jenseit der Elbe, hielt sich jetzt nur noch der Durchschnitt, oder das sogenannte Neues werk auf dem Marsch, wo jest die Citadelle 'liegt, ges gen den Feind. *)

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Tilly ging nun mit dem größten Theil seiner Armee bey Westerhüsen, wo er sein Hauptquartier nahm, auf

66.

Theatr. Enrop T. 2.

*) Otto v. Gerike Gesch. der Zerstör. Magdeb. S. 60
Calvis, zerst. Magdeb. S. 7. 8. 32.
Arma Suec. 6. 144 145

6. 359.
Eroberung Magdeb. S. 8. 9.

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Gründl. Ber. v. der Wassenberg S. 210. 211.

einer Schiffbrücke über die Elbe, um die Stadt auch von der andern Seite ernstlich anzugreifen. Nun konnte, man auch die Vorstådte, nehmlich die Sudenburg und Neus ́stadt, aus Mangel an Truppen nicht länger behaupten, und es ward daher einmüthig von Falkenberg, dem Adr ministrator und dem Magistrat, obgleich von Lehterm sehr ungern, beschlossen, sie zu verlassen. Als nun Tilly, welcher jekt sein Lager bey Fermersleben hatte, in der Nacht zum 21. April, die Sudenburg mit aller Ges walt angriff, und die Mühlenschanze vor derselben ers oberte; so brannte man gleich den 21. April gegen Abend die Sudenburg, nebst dem Flecken St. Michael, ab, und machte am folgenden Tage darin alles, was noch stehen geblieben war, der Eede gleich. Die armen uns glücklichen Einwohner mußten, mit ihren fortzubringen. den Haabseligkeiten, in die Stadt ziehen, und die Nis colaikirche ward ihnen vornehmlich zum Aufenthalt anges wiesen. Die Kaiserlichen aber seßten sich nun sogleich mit ganzer Macht in der Sudenburg vest. Pappenheim führte am 23. April fünf Regimenter über die Elbe, und lagerte sich damit in Rothensee und vor der Neustadt. Da man nun in der Stadt durch einen, bey einem Auss fall gefangen genommenen feindlichen General Adjutanten, Nachricht erhielt, daß Pappenheim die Neustadt am 24. April mit aller Macht angreifen würde; so steckte man auch diese am 23. April in den Brand, mit dem Vers sprechen, daß man beym König von Schweden Schadens ersas dafür auswirken wolle. Die in der Neustadt und Sudenburg gelegenen 1100 Mann Fußvolk und 250 Reus ter mußte man nun in der Stadt unterzubringen suchen. Pappenheim rückte gleich am folgenden Tag in die nuv

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halb abgebrannte Neustadt, und die Magdeburger bemüh ten sich vergebens, ihn durch einen Ausfall wieder daraus zu vertreiben. Er ließ darin sogleich die Laufgråben gei gen die Stadt eröffnen, und kam, unter dem Schuße der noch stehenden Mauern der Neustadt, damit bald nahe an die Stadt. *)

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Nun überzeugte man sich endlich in Magdeburg, daß es mit der Belagerung rechter Ernst sey, und ward dar über nicht wenig bestürzt, indem man sich weder mit Volk, noch mit Munition so versehen hatte, als die Vers. theidigung einer so weitläuftigen und irregulåren Vestung erforderte. Ueberdem waren die Vestungswerke lange nicht ausgebessert worden, und hin und wieder im schlech: ten Stande. Besonders waren manche neuangelegte Werke, vorzüglich nach der Neustadt hin, kaum halb fertig, und erleichterten den Feinden nachher das Eindringen beym Sturm. Die Besaßung war, ungeachtet einiger erhaltes nen Verstärkung, auch jetzt noch nicht über 2000 Mann zu Fuß und 250 Mann zu Pferde stark. Denn zu Neus haldensleben und in den Schanzen war viel Volk darauf gegangen. Viele Soldaten waren auch aus Mangel an gehöriger Verpflegung davon gelaufen, indem die Bürger nichts für sie, ohne baare Bezahlung oder Wechsel, hers geben wollten, überdem so schlechtes Bier brauten, daß piele Soldaten davon krank wurden und starben. Uebers haupt zeigten die Bürger, und vorzüglich die Reichsten

7.

*) Otto v. Gericke Gesch. der Zerst. Magdeb. S. 66-68. Theatr. Europ. S. 359. 360. Sagitt, Hift. Magdeb. lib. c. 9. §. 29. 30. Arma Suec. S. 145. 146. Calvis. zerßt. Magdeb. S. 8. 9. 32+ 33. 56.

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unter ihnen, wenig guten Willen gegen die Besatzung, und machte sie dadurch mißmüthig und unlustig zum Dienste. So wenig auch an Lebensmitteln, besonders an Brod, Fleisch, Speck und Bier, in der Stadt Man: gel war, und so viel Vorrath auch noch nach der Erobes rung in den Kellern gefunden ward; so sehr litten doch die Soldaten Noth, hatten oft kein Brod, und der Mangel und Hunger war ihnen anzusehen. Als die Neu: stadt und Sudenburg abgebrannt waren, wo 1100 Mann und 250 Reuter ihr Quartier gehabt hatten, wollte man ihnen in der Stadt kein Quartier, geben, noch den Offis cieren die vorhandenen Gezelte leihen, und sie mußten. zum Theil Tag und Nacht unter freyem Himmel zubrin gen. Auch noch kurz vor der Eroberung erboten sich die Reuter, abzusißen, und die gefährlichsten Posten auf dem Walle zu vertheidigen, wenn sie ordentliche Quartiere von der Bürgerschaft erhielten. Man wollte sich aber an: fänglich nicht dazu verstehen, und sie mußten eine Nacht und zwey Tage, auf den Straßen halten, bis ihnen der Magistrat endlich Quartier verschaffte. Einige vermo gende Magistratspersonen brachten auch einige Hundert Thaler zusammen, damit den Soldaten wöchentlich 21 Gr. Sold gereicht werden könnte. Auch schickten mehi rere gutgesinnte Bürger den Soldaten zuweilen Speck, Würste, Bier und dergleichen auf die Wälle. Man' hatte zwar go Kanonen auf den Wällen, aber nur 150 Centner Pulver vorråthig. Souft hatte man gewöhnlich 600 Centner Pulver, und 500 Centner Salpeter vorz råthig im Zeughause. Allein durch die Belagerung der Stadt im J. 1629, und durch die bisherigen Kriegsvors R

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fålle, und Beseßung der vielen Aussenwerke
Vorrath bis auf 150 Centner geschmolzen. *).

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war dieser

Bey der schon so nahen und dringenden Gefahr vere theilte man nun am 24. April sorgfältig die verschiedenen Posten unter die Soldaten und Bürger. Erstern wurden die Aussenwerke, den Lehtern aber vornehmlich der Haupts wall zur Besehung und Vertheidigung angewiesen. Man zehlte in den damaligen 18 Vierteln der Stadt 2000 waffenfähige Bürger, und 3000 waffenfähige Bürgers söhne, Knechte und Handwerkspursche. Die Bürger bes trugen sich aber sehr unordentlich und nachlässig dabey. Verschiedene Viertel wollten die Posten nicht gehörig vers wechseln, und sich einander an gefährlichen Orten nicht ablösen. Darüber wurden einige zu müde und verdrossen, andere faul und unachtsam. Einige, die gut Kaiserlich gesinnt oder mißvergnügt waren, daß man sie nicht gleich anfänglich zu Rathe gezogen hatte, kamen gar nicht auf den Wall. Unter diesen waren sogar Verråther, die je: den Abend ins Kaiserliche Lager meldeten, was den Tag über in der Stadt geschehen sey, und die Nacht geschehen würde, wie Pappenheim in der Folge selbst versicherte. Der Administrator und Falkenberg hatten die größte Mühe, die Bürger nur einigermaßen bey gutem Willen zu erhals ten, und mußten sie daher oft auf die Annäherung des Königs von Schweden vertrösten, und gute Nachrichten davon verbreiten. Auch mußten die Prediger das Volk

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*) D. v. Gericke v. d. Zerst. Magdeb. S. 68. 73. Calvis. zerst. Magdeb. S. 33. 34. 99. Theatr. Europ. T. 2. G. 352. 354. Sam. Pufendor, Comm, de rebus Suec. lib. 25. 41. lib. 3. §. 15.

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