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mit Bewilligung des Herzogs von Pommern, am 14. Jul. d. J. bescht. Allein der Rest seiner-Armee konnte ihm, des ungünstigen Windes und Wetters wegen, nur nach und nach aus Schweden in Pommern folgen. Er eroberte nun im Kurzen die von den Kaiserlichen stark bevestigten und beseßten Påsse, Garz und Greiffenhagen, schlug in Pommern die unter Conti stehende, ihm an Stärke überlegene, kaiserliche Armee mehrmalen, und nahm viel Volk von derselben in seine Dienste. Er vers folgte die von Garz und aus Pommern fliehenden kaisers lichen Truppen bis in die Mark, und håtte sie ganz zu Grunde richten können, wenn ihm nicht der Brandenburs gische Commandant in Cüstrin, alles Vorstellens und Bit: tens ungeachtet, den Durchzug versagt, und ihn dadurch am weitern Nachsaß der über Landsberg fliehenden Kais ferlichen gehindert håtte. *)

Unterbessen hatte der Kaiser am 14. Sept. d. J. sehr ernstlich und drohend, an den Magistrat zu Magdes burg geschrieben, und befohlen, daß die Magdeburger dem Administrator, als einem Reichsfeind, nicht weiter beystehen, sondern ihn aus der Stadt entfernen sollten. Der Magistrat erhielt dies Schreiben aus des Adminis strators Hånden, dessen Truppen es aufgefangen hatten, beantwortete es erst am 10. Nov. d. J., und bezeugte dem Kaiser: daß der Administrator, welcher ja noch

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• Otto v. Gericke Gesch. der Berst. Magdeb. S. 48. 52. 53.
Arlanib. Arma. Suecic. 6. 23 27. 66. 81. III. 112.
Wassenberg S. 208. Calvis. zerst. Magdeb. S. 94. Sa-
gitt. Hift. Magdeb. lib. 7. c. 9. §. 24. Theatr. Europ.
Th. 2. S. 236 -
240. 259 264.

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nicht rechtsfräftig abgefeßt, und in die Acht erklärt sey, mit welchem auch die neuen katholischen Domherren sich wegen seines Abtritts in Unterhandlungen eingelassen hätten,

wider ihr Wissen und Wollen unversehens in die Stadt gekommen sey, sich auf der Stiftsfreyheit am Neuenmarkt einquartiert habe, vom gemeinen Volk be: günstigt worden sey, Truppen geworben, und sie jest in die Vorstådte verlegt habe, daher stehe es nicht in der Gewalt des Magistrats, ihn zu entfernen, und er allein müsse für das, was er Feindliches vorgenommen habe, verantwortlich seyn. Zugleich aber führte der Magistrat die bittersten Klagen über die nun schon ins sechste Jahr erduldèten, harten Bedrückungen von den kaiserlichen Trup: pen, insbesondere auch über das harte Verfahren der kaiserlichen Commissarien gegen die evangelischen Doms und Stiftsherren, und über das heimliche Anschlagen des Cafsations Mandats gegen sie vom 6. Jul. d. J. Bald nachher ward auch eine weitläuftige Deduction vom J. 1629 über die der Stadt von den Kaiserlichen zugefüge ten Bedrückungen öffentlich bekannt gemacht. *)

Am 26. Nov. d. I., zwischen' 3 und 4 Uhr Nache mittags, erhob sich ein schrecklicher unerhörter Sturmwind, wodurch zu Magdeburg einige der höchsten und besten Thürme, nehmlich der Johannis, und der noch nicht lange neu aufgeführte, Katharinen: Thurm, desgleichen die Thürme von St. Annen und Gertrud, und der Sus denburger Kirchthurm, niedergeworfen wurden, welche mehrentheils auf die Kirchen stürzten, und diese sehr be:

*) D. v. Gericke Gesch. der Zerst. Magdeb. S. 48 - 52.
Calvis. serst. Magdeb. S. 137-160.

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schädigten. Dieser Sturm warf auch den aus dem Bi: schofshofe in den Dom führenden steinernen Gang ganzs lich nieder, zerstörte 5 Wind: und 6 Wassermühlen bey Magdeburg, und that auch sonst an Häusern und Gebäus den in der Stadt und auf dem Lande großen Schaden, Er ward nachher, wie einige andere ungewöhnliche Vors fålle, als eine Vorbedeutung der Zerstörung Magdeburgs angesehen. *)

Eben so bedeutungsvoll sahe man es nach der Denks art jener Zeit an, daß Tilly, in einem mit Pappenheim und andern Generalen zu Hameln in seinem Logis auf dem Rathhause, gerade während dieses Sturms gehals. tenen, Kriegsrath, beschloß, Magdeburg ernstlich anzus greifen, und die Eroberung dieser Stadt zu versuchen. zu gleicher Zeit seßte der Sturm eine nahe Pulvermühle in den Brand, welche mit entseßlichen Krachen in die Luft flog. Pappenheim verlangte zur Eroberung Mags deburgs nur 2000 Mann zu Fuß und 2000 zu Pferde. Tilly antwortete er wolle ihm gern 3000 Mann zu Fuß und zu Pferde dazu geben, indem er bedenken müsse, daß er nicht Bauern vom Lande, sondern einen guten Ball und Soldaten vor sich haben werde. Pappenheim hatte kurz vorher im Octob. d. J., nebst dem aus Ost, friesland herbeygeeilten Obristen Reinacher, die vom Hers zog Franz Karl von Lauenburg für Schweden geworbes nen Truppen, womit er dem König Mecklenburg erobern helfen, und ihm den Weg nach Magdeburg bahnen wollte, völlig geschlagen, zerstreut, und zum Theil in kaiserliche

*) D. v. Gericke Gesch. d. Zerst. Magdeb. S. 55. Arma Suec. S. 83. Friese von der Berst. Magdeb. S. 56. 57.

Dienste genommen. * Darauf marschirte er mit seinem, über 10000 Mann starken, Heere ins Magdeburgische, näherte sich gegen den Winter der Stadt mehr und mehr, und bereitete alles, unter andern auch eine Menge Sturms Leitern, und andere Kriegsgeråthschaften, besonders in Wolfenbüttel, zur Belagerung vor. *)

Der nunmehrige Schwedische Kommendant von Fals kenberg in Magdeburg, traf aber auch alle nöthige Ans stalten zur tapfern Gegenwehr und zur Vertheidigung der Stadt. Christian Wilhelm hatte ihm den Oberbefehl über alle seine neugeworbnen Truppen gänzlich überlassen, und sich nur seine Leibcompagnie von 250 Mann vorbes halten. Falkenberg ließ nun überall, besonders in Sachs sen, heimlich werben, und borgte dazu soviel Geld, als er bekommen konnte, in Magdeburg auf Wechsel, welche in Hamburg bezahlt werden sollten. Die Werbuns gen gingen gut von Statten, und hatten keinen geringen Zulauf. Falkenberg bemühte sich lange vergeblich, die Bürgerschaft zu Magdeburg dahin zu bringen, den neu: geworbnen Truppen in der Stadt Quartier zu geben. Das Erempel der Vorstådte stand den Bürgern zu lebs haft vor Augen, und man hatte ja der Stadt verspros chen, daß der Krieg ihr nichts kosten solle. Endlich aber nahm man doch zu den 2 Compagnien Stadtsoldas ten noch das Falkenbergische, 800 Mann starke, und im besten Ruf stehende, Regiment unter dem Obristlieutenant Trost in die Stadt auf, und bewilligte für jeden Mann

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wöchentlich 21 Gr. Servis.

Sie mußten aber vorher der Stadt und dem Magistrat schwören. *)

Um nun den übrigen neugeworbnen Truppen Beschäfs tigung und Quartier zu verschaffen, ließ Falkenberg im Nov d.J. zu Prester eine starke Schanze, desgleichen auf dem Mühlberge, einen Flintenschuß von der Zoll, oder Thurm, schanze, eine starke Redoute, anlegen, welche er Trop Kaiser benannte. Auch ließ er die Neustadt mit Paliss faden und aufgeworfenen Gråben noch mehr bevestigen. Zu gleicher Zeit und zu gleichem Zweck ließ er mit 800 Mann`zu Fuß und 200 Mann zu Pferde unter dem Ober; sten Schneidewind, die Kaiserlichen in Neuhaldensleben angreifen, und sie von da vertreiben. Durch einen zweys stündigen Sturm ward die Stadt erobert, und dabey 60 Mann Kaiserliche niedergehauen, und 100 Mann ge: fangen genommen, auch eine Menge daselbst gefundenen Proviants und Munition nach Magdeburg gebracht. Paps penheim aber erschien bald mit einigen Tausend Manh und 8 Kanonen vor Neuhaldensleben, und brachte es bey eingefallenem heftigen Frost am 15. Dec. d. I. durch einen Accord bald wieder in seine Gewalt. Die fürstlis chen Officiere und Soldaten mußten sich zu Kriegsgefan: genen ergeben, mußten ihr Gewehr und ihre Pferde abs liefern, und schwören: daß sie nie wieder gegen den Kaiser dienen wollten. Ihr auch gefangener Befehlshas ber, von Schneidewind, ward bey öffentlichem Trommels schlag von Falkenberg citirt, sich zu verantworten.

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» D. v. Gericke v. d. Zerst. Magdeb. S. 53. 54. Sagitt, Hift. Magdeb. lib. 7. c. 9. §. 26. Calvif, serst. Magdeb.

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