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Wollmirstedt, nehm die daselbst liegenden 6 kaiserlichen Soldaten gefangen, brachte das dasige Archiv und einen halben Wispel Mehl mit nach Magdeburg, und ließ eis nige Tausend daselbst gefundene Kanonen: Kugeln zu Wass ser nachkommen. Man überfiel auch an vielen andern Orten im Erzstifte die nur schwachen kaiserlichen Piquéts und Besaßungen, nahm sie gefangen, und vertrieb die Kaiserlichen fast überall ohne Mühe, indem man kaisers licher Seits dergleichen Veränderung nicht vermuthet, und das mehreste Volk aus bem Lande nach Pommern und Mecklenburg gegen die Schweden detaschirt hatte. Unter andern hoben am 4. August 30 Mann zu Fuß und 16 zu Pferde von Magdeburg, zu Calbe einen kaiserlis chen Lieutenant mit 20 Mann auf, und brachten sie ges fangen nach Magdeburg. Da die Truppen des Adminis strators hie und da Klöster, Amtshäuser, auch wohl Dörfer, plünderten, dadurch nicht wenig Vich und Ge traide in die Stadt brachten, und es dann auf dem Bis schofshofe zum Besten des fürstlichen Hofstaats verkaufs ten, und da viele von den gemeinen Bürgern und dem Pöbel mitliefen und an diesem Plündern Theil nahmen; so ließ der Magistrat am 4. August dieß allen Einwoh nern Magdeburgs bey Lelbes und Lebensstrafe verbieten, und ihnen alles Vergreifen am fremden Eigenthum ernsts lich untersagen. Am 6. August ließ der Administrator im ganzen Erzstifte ein Patent publiciren, wodurch er alle Unterthanen, besonders die Ritterschaft, einlud, mit ihm gemeinschaftliche Sache gegen die Kaiserlichen, als Religions und Landes: Feinde, zu machen, und sie übers all zu vertreiben; welches nicht ohne Wirkung blieb, und besonders viele vom Adel bewog, sich mit ihren Rit

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terpferden einzustellen. An eben diesem 6. August, gegen Abend, marschirte der Administrator mit einigen Compag: nien zu Fuß und 100 Reutern, erst nach Bernburg, übers rumpelte es, und nöthigte die Bürger, zu versprechen: daß sie die dasige Brücke über die Saale abwerfen und die Kaiserlichen nicht einlassen wollten, und eilte dann weiter nach Halle. Bey seiner Ankunft daselbst am 7. August in der Nacht, ward er von den Halloren ins Saal oder Hallpförtlein heimlich eingelassen, und ließ sogleich durch seine Truppen die kaiserlichen Wachen an den Thoren überfallen und gefangen nehmen. Die Bürs gerschaft bemächtigte sich des Morißthors und hieb es b auf. Die Besaßung der Morißburg aber, welche an denselben Tage mit 50 Mann aus der Dessauer Schanze verstärkt worden, und nun mit den aus der Stadt dahin retirirten Truppen 130 Mann stark war, ließ sich nicht überrumpeln, sondern wehrte sich tapfer. Der Adminis strator, zu schwach, mit seinen wenigen Truppen etwas Ernstliches unternehmen zu können, ließ mehr Volk wers ben erhielt durch Vorschub seiner Anhänger, aus dem Magdeburgischen Zeughause einige Centner Pulver, einen Feuermorser und andere Kriegsgeråthschaften, ließ auch 5 Kanonen, welche der kaiserliche General, Graf Schlick, zu Querfurt gelassen hatte, herbenbringen, beschoß das mit am 13. und 14. August, jedoch ohne Wirkung, die Morisburg, und ließ die Mansfeldschen Schlösser Rotens burg, Friedeburg und Bornstedt ausplündern. Auf ein verbreitetes falsches Gerücht vom Anzuge kaiserlicher Trups pen aber, verließ er am 16. August Halle, ließ die Kas nonen mit aller Munition zurück, und eilte wieder nach Magdeburg. Die Kaiserlichen in der Morißburg nahmen

unter großem Frohlocken Halle wieder in Besit, und lie: hen die Bürger von neuem schwören.

Da ein Sohn des Schwedischen Gesandten Stals mann, unterdessen in der Kirche zu Köthen sich verschiede: ner Kisten und Kasten mit 25000 Thalern in Golde und Silbergelde, dem kaiserlichen Obersten von Stammer ges hörig, bemächtigt, und sie in den Palast des Adminis strators zu Magdeburg abgeliefert, man auch sonst überall Geld zur Werbung zusammengesucht, und überdem aus: gesprengt hatte: daß der Administrator durch Schwedis sche Fürsprache schon 90000 Thaler in Hamburg erhalten habe; so gingen die Werbungen nun unter dem in Frey heit gefeßten, vom Administrator an die Spike des Kriegswesens gestellten, und zum Obersten ernannten, Schneidewind, und unter dem Obersten Boyé, desto glücklicher von Statten, und das viele geworbene Volk ward in die Neustadt, in die Sudenburg, nach Calbe, Egeln, Wanzleben, Staßfurt und Calvörde, verlegt. Es gerieth bald mit den heranrückenden kaiserlichen Truppen vom Holkischen Regiment an einander, schlug sie am 5. Sept. bey Germersleben, und an mehrern Orten. Auch schlugen und zerstreuten die fürstlichen Truppen 300 Croa= ten bey Calbe, und bald nachher noch 4 Compagnien Croaten, welche die Stadt Wanzleben überfallen und hart behandelt hatten, aber das Schloß vergeblich ans griffen, welches aber doch bald nachher am 13. Sept. von den Kaiserlichen mit Accord erobert ward. In Ots tersleben kam es gleichfalls zu einem heftigen Scharmü zél. Der fürstliche Oberstlieutenant Bock eroberte durch Kriegslist, indem er Soldaten auf angeblichen Kornwas sen versteckte, am 7. Sept. das Schloß Mansfeld. Bey

einem Aufstande der Halloren gegen die kaiserliche Be: sahung in der Morisburg, wurden am 14. Sept., bey der Flucht der Halloren nach Passendorf, 18 von ih nen erschossen; jedoch auch von den Kaiserlichen 16 Mann getödtet. Bis dahin schien noch alles gut und glücklich für den Administrator zu gehen, und die Wiedereroberung des Erzstifts schien fast vollendet. *)

Da aber nach allen Nachrichten die Kaiserlichen von allen Seiten her sich dem Erzstifte näherten, und wieder in dasselbe eindrangen, auch die Schwedische Hülfe sich verzog; so mußte man eine baldige Belagerung Magde: burgs befürchten. Der Magistrat stellte deswegen dem Administrator, vor: daß er von den Aemtern und Klö: stern beyzeiten Getraide und Proviant in die Stadt bringen lassen möchte. Man machte auch damit einen guten Anfang. Allein da der Oberste Schneidewind dages gen einwandte: daß seine Truppen in ihren Quartieren auf dem Lande und in den kleinen Städten am Ende dabey Noth leiden würden; so wurden die Lieferungent Bald wieder eingestellt. Das vorråthige Getraide fiel gleich darauf in die Hände der anrückenden Kaiserlis chen, und es fehlte ftrators, in den Vorstädten und in der Stadt, gänzlich an Proviant. An Pulver fing es noch früher an zu fehlen. Da das bey den Kaufleuten erkaufte Pulver nicht weit

pernach den Truppen des Adminis

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Otto v. Gericke Gesch. der Zerst. Magdeb. S. 47
Calvis. zerst. Magdeb. S. 93. Theatr. Europ. S. 265
267. Sagitt. Hift. Magdeb, lib. 9. S. 121. 122. Arla-
nibaei Arma Suec. C. 41 78. Waffenbergs neuer
Deutsch. Florus S. 201

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reichen wollte; so wußten es die Anhänger des Adminis ftrators, trok alles Widerspruchs der Mehrht des Mai gistrats, dahin zu bringen, daß ihm aus dem Stadt: Magazin an die 100 Centner Pulver nach und nach vers abfolgt wurden, welches den, nachher bei der Belagerung der Stadt so nachtheiligen, Pulver: Mangel veranlaßte.

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Wegen der von Halberstadt her anrückenden kaiserli chen Truppen, verließen die fürstlichen Truppen im Sept. Egeln und Staßfurt, und zogen sich an die Elbe nach Calbe, Salze, Schönebeck und Frohse. Schon am 17. Sept. zeigten sich 50 Croaten vor Magdeburg, und wolls ten sich der in die Stadt gehenden Gerraide: Wagen be: mächtigen. Die Stadtsoldaten lockten sie aber in einen Hinterhalt, hieben 15 von ihnen nieder, und jagten die übrigen in die Flucht. Am 19. Sept. eroberten die Kais serlichen Frohse nach tapferer Gegenwehr mir stürmender Hand, und hieben alles nieder, was sich nicht mit der Flucht rettete, nahmen Salze ebenfalls ein, und rückten 200 Mann stark vor Schönebeck. Da hier die Bürger mit zu den Waffen zu greifen sich weigerten; so retirirte fich 'bie fürstliche Besatzung in aller Eil auf Schiffen nach Magdeburg. Die Kaiserlichen rückten sogleich weiter vor Calbe, nachdem sie Schönebeck mit 36 Reutern besett hatten. Diese aber überfiel am 20. Sept. in der Nacht, der zum Entsah anrückende fürstliche Oberste Boye, hieb 14 von ihnen nieder, und führte die übrigen mit ihren Pferden gefangen nach Magdeburg. Unterdeffen ward Calbe von 2 kaiserlichen Regimentern am 22. Sept. mit Geschüß und stürmender Hand angegriffen, und ungeach tet einer Sfündigen tapfern Gegenwehr der, 750 Mann

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