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ner so wichtigen Sache. Alle Vorstellungen und Bemů: hungen Poppings und seiner Anhänger, so wie der bey: den Rathsherrn Gerholds und Steinbecks, bewirkten nichts weiter, als daß die Sache einem Ausschuß von 5 Magistratspersonen zur nähern Untersuchung übertragen wurde. Ein einsichtsvolles Mitglied dieses Ausschusses, Jacob Alemann, widerrieth in einem schriftlichen Aufsag mit starken Gründen das ganze Bündniß, als für die Stadt bedenklich und gefährlich. Die mehresten Stims men des Ausschusses gingen dahin: daß die Sache nur mit Rath und Theilnahme der Hansestädte unternommen werden müsse. Dies antwortete man auch dem Adminis strator, und ernannte nun sogleich Deputirte nach Lus beck. Ehe sie aber abgingen, schrieb Stalmann als Schwes discher Gesandter an den Magistrat, daß er nach Mags deburg kommen werde, und im Namen seines Königs sehr vortheilhafte Antråge an die Stadt zu machen habe. Der größte Theil der Bürgerschaft, welcher damals durch jenes angeschlagene Mandat der kaiserlichen Commiffarien gegen die evangelischen Domherren, äusserst aufgebracht, und durch jene Verbundenen bearbeitet und für den Ade ministrator gestimmt war, wünschte eifrig die Verbins dung mit ihm, und war sehr unzufrieden mit seinem Magistrat, daß er dazu nicht gleich willig die Hände bot. Popping reisete nun eilig wieder nach Hams burg, unterrichtete seinen Herrn von dieser Stimmung der Bürgerschaft, und nun kam Christian Wilhelm, als ein Kaufmann verkleidet, mit abgeschnittenen Haaren und Bart, nur von Popping und Stalmann und 4 ans dern Personen begleitet, glücklich und in aller Stille, jedoch selbst wider Stalmanns Rath und Willen, am

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27. Jul. 1630 nach Magdeburg, `ritte mit Popping ins Ulrichsthor, ließ seine übrigen Begleiter durchs Kröcken: thor nachkommen, und kehrte als ein unbekannter Frems der in dem Anhåltischen Hof hinter der Sebastianskirche, bey dem Advokaten Christoph Schulze ein. Noch densels ben Abend begab sich der Oberstlieutenant Schneidewind zu ihm, und am folgenden Morgen der Rathmann Steins beck, denen also seine Ankunft nicht verborgen war. Am 29. Jul. machte Stalmann seine eigne Ankunft dem Mas gistrat bekannt, und bat um Absendung einiger Deputir ten an ihn, indem er äußerst wichtige Sachen für das gemeine evangelische Wesen, vom König von Schweden und vom Administrator, anzubringen hätte. Er wieders holte nun, im Namen seines Königs, den Antrag zu eis nem Bündnisse der Stadt mit dem Könige und dem Ads ministrator, unter den vorhin angeführten Bedingungen, und bat dringend um baldige Erklärung des Magistrats. Dieser erklärte darauf am 30. Jul., daß er die Sache dem Ausschuß vortragen, und mit dessen Genehmigung die Sache an die Hansestådte gelangen lassen wolle, wels ches sich auch am 31. Jul. die Mehrheit des zusammen berufenen Ausschusses gefallen ließ. Nur einige davon be: schwerten sich darüber, daß der Magistrat die Sache mehrere Wochen lang bey sich habe liegen lassen.

Darauf entdeckte Stalmann den an ihn gesandten Rathsdeputirten: daß der Administrator schon selbst in der Stadt gegenwärtig sey, und am folgenden Tage selbst mit einigen Rathsdeputirten über die Sache weiter zu tractiren wünsche. Da der Magistrat immer noch Bes denken trug, sich mit ihm einzulassen; so empfahlen die

beyden Rathmánner, Gerhold und Steinbeck, das vorge: schlagne Bündniß aus allen Kräften, und erklärten dreist: ,,Daß die Bürgerschaft auch wider den Willen des Mas gistrats sich dazu bereit finden lassen würde." Am I. August wurden also die Burgemeister Brauns und Schmidt, der Syndikus Denhard, und die Rathmånner Gerhold und Buchau, an den Administrator abgesandt, und zugleich an diesem und den nachfolgenden Tagen, auf Verlangen des Administrators, die Thore verschlossen ges halten, auch den Schiffern und Fischern verboten, irs gend jemand über die Elbe, zu sehen. Da man aber auch jest, in Gegenwart Christian Wilhelms, über das durch Stalmann abermals in Vorschlag gebrachte ́ Bünds niß nicht einig werden konnte; so forderte der Adminis Strator endlich um 10 Uhr die anwesenden Deputirten auf, ihn in die Domkirche zu begleiten, und bey ihm zur Tafel zu kommen. Kaum konnten sie durch die Menge des jauchzenden Volks zur Domkirche hinkommen, wo der erste Domprediger, D. Reinhard Bake, gerade über das Sonntags: Evangelium von der Zerstörung Jes rusalems, predigte, welches man als eine schlimme Vors bedeutung anfal. - Nach der Tafel sollten nun die Des putirten dem Magistrat Bericht von den Anträgen des Administrators abstatten. Popping mußte zugleich vom Burgemeister Brauns die Zusammenberufung der ganzen Bürgerschaft verlangen, indem der Administrator ihr selbst seinen Antrag eröffnen wollte. Der Burgemeister berief aber nur den Magistrat, den bürgerlichen Aus: schuß, und die 18 Viertelsherren, der Verfassung gemäß, aufs Rathhaus. Kaum hatte er die Anträge Christian Wilhelms bekannt gemacht, und sie um ihre Meinung

darüber befragt; so erschienen der Administrator und Stalmann unerwartet auf dem Rathhause, und verlangs ten Antwort auf ihre Anträge. Die Mehrheit bat auch diesmal um Aufschub und Bedenkzeit, damit die Sache erst an die Hansestådte gebracht werden könne. -- Stal: mann aber drang auf schnelle Antwort auf der Stelle, und empfahl das angetragene Bündniß aufs stärkste, vers sprach der Stadt nach dessen Abschluß eine Summe von 90000 Thalern, zu ihrer bessern Bevestigung und Vertheis digung, vom König von Schweden und dem Administras tor; desgleichen die Garantie des Bündnisses von den Churfürsten von Sachsen, von Brandenburg, und von denvereinigten Niederlanden oder Holland; — drohete aber auch unverholen : daß der Administrator die Sache sogleich an die auf dem Markte vor dem Rathhause zahls reich versammlete, ihm freudig zujauchzende, Bürgerschaft gelangen lassen wolle, wenn man sich nicht auf der Stelle und nach Wunsch erkläre. Bestürzt fragte der Syndikus die Anwesenden um ihre Meinung. Einige antworteten: daß man billig bei Gottes Wort vest stehen, und dess wegen dem Administrator und den Schweden den Elbpaß der Stadt nicht versperren müsse; - andere schwiegen. Nach einigem Hin und Herreden erklärte endlich der Syndikus ohne förmliche Berathschlagung und Auftrag : daß man zur Beförderung des allgemeinen evangelischen Wesens sich nicht länger bedenken; sondern den Schwe: den und ihren Bundsgenossen die Stadt und den Elbpaß sffnen wolle. Darauf reichten der Administrator und Stalmann jedem der Anwesenden die Hand, und begaben sich in ihr Quartier zurück. So ward der Magistrat, wenigstens der unbefangene, bedächtlichere Theil desselben,

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zu einem Schritt gezwungen, den er nachher nicht zus ruck thun konnte, und der endlich die Stadt ins åus: serste Elend und Verderben stürzte. *)

Am folgenden Tage, den 2. Auguft, verlangte der Ad: ministrator von den für die Stadt geworbenen Compage nien, wovon jede 200 Mann stark war, eine auf 14 Tage zu seinem Dienst, um seine, vorgeblich hin und wies der geworbenen und versteckten, Truppen desto sicherer sammlen und herbeyführen zu können. So ward unter andern fälschlich ausgesprengt daß in der Gardeleger Heide 6000 Schweden versteckt wåren. Als die Mehr heit des Magistrats die verlangte Compagnie herzugeben sich weigerte; so ward die Bürgerschaft nach Vierteln, in der Viertelsherren Häuser zusammenberufen, und um ihre Meinung gefragt. Die Viertelsherren erklårten darauf einstimmig im Namen der ihnen untergeordneten Bürger: daß sie dem Fürsten nicht nur die Compagnie Soldaten zu seinem Dienst bewilligten, sondern auch im Nothfall felbst mit zu Felde gehen wollten. Die Anhänger des Administrators führten ihn nun ins Zeughaus, lichen ism Pulver und Geschütz, und versahen ihn mit Geld und Victualien. Die in der Stadt und auf dem Lande sogleich angestellte Werbungen hatten großen Zulauf. Noch an 2. August Nachmittags marschirte man mit der Koms pagnie Soldaten, und dem neugeworbenen Volke, nach

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*) Otto v. Gericke Gesch. der Zerst. Magdeb. S. 22 - 37.
Calvis. zerst. Magdeb. S. 88 93. Arlanibaei Arma
Suecica. 40. 41. Theatr. Europ. S. 264. 265. Sagitt
Hift. Magdeb. lib. 7. P. 121. Dreyh. Th. 1. S. 382.

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