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daß während der Belagerung der Scheffel Roggen zum höchsten 1 Thaler, Weißen r. Thlr. 6 Gr., Gersten 21 Sr., Hafer 12 Gr., ein Pfund Butter 5 Gr., ein Pf. Speck 3 Gr., ein Pf. Rindfleisch 1 Gr. 3 Pfennige, Schöpfenfleisch 1 Gr. 6 Pfen,, Schweinefleisch 1 Gr. 8 Pfen., ein Huhn 5 Gr., eine Mandel Eyer 5 Gr., ein Maaß Bier 5 Pfen., ein Maaß Spanischer oder Rheinwein 8 Gr. galt.

Auch diese ate Belagerung der Stadt - - von einem fo allgemein gefürchteten, so troßigen, so wenig zum Nachs geben geneigten, so fast allgewaltigen, Manne, als da mals Wallenstein war, dem 50000 bis 100000 Mann zu Gebote standen, - endete sich für Magdeburg fast fo glücklich, so rühmlich, als die erste Belagerung, 80 Jahre früher, im Schmalkaldischen Kriege. Wer hätte es wohl

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denken sollen, daß diese Stadt, welche sich damals so tapfer, so heldenmüthig, so standhaft und unerschrocken vertheidigt hatte, anderthalb Jahr nachher dennoch ein Raub ihrer erbitterten Feinde, und von ihnen in einen grausenvollen Schutt und. Aschenhaufen verwandelt werden würde, und daß eben der Pappenheim, der ihr jezt den Frieden brachte, bald nachher mit seinen Schaaren ihre Stadtmauern zuerst ersteigen, und sie mit Brand, Tod und Verderben erfüllen würde!! *)

Nun hatte die Stadt Magdeburg zwar wieder Frie: ben von aussen; aber in ihrem Innern herrschte desto mehr Mißtrauen, Unsinigkeit und Zwietracht. Seit meh:

*) Diar. der andern Belagerung Magdeb. v. 12. August 29. Sept. 1629. Magdeb. Deduct. v. 1629 S. 128. 129. Theatr. Europ. Th. 2. S. 65. 66. Häberlin Ch. 26. S 34. 35. Dreyh. Th. x. S. 369. Wassenberg S. 164 -167.

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rern Jahren schon, war ein großer Theil der Bürgerschaft sehr unzufrieden mit seinem Magistrat, hatte sich auch im J. 1622 förmlich gegen denselben empört, weil er gegen das Kippen und Wippen, oder gegen die damals sehr überhand genommene Münzverfälschung, zu viele Nachsicht bewies, und sogar einige Mitglieder des Mas gistrats aus Gewinnsucht sich derselben schuldig machten. Diese innerliche Unruhe ward zwar endlich mit vieler Mühe wieder gestillet. Sobald aber im J. 1625 die Kaiserlichen unter Wallenstein ins Erzstift einrückten, und fich auch um Magdeburg herum einquartierten; so erhielt das noch fortdauernde Mißvergnügen vieler Bürger, best fonders der eifrigen Protestanten, und einiger Prediger, aber den Magistrat, neue Nahrung. Sie hatten den Magistrat wegen seines vorsichtigen, gefälligen und nachhe th gebenden, Benehmens gegen Wallenstein, und gegen seine so`nahen zahlreichen Truppen, in Verdacht, daß er sich i zu sehr auf die kaiserliche und katholische Seite hinneige, St das Papstthum befördern, und der evangelischen Religion 1 abtrúnnig werden, wolle. Die beharrliche vorsichtige Weis gerung des Magistrats, mit den Ständen des Nieders & sächsischen Kreises, mit dem Administrator Christian Wit helm, und mit den Dånen, als erklärten Vertheidigern der Protestanten, gegen den Kaiser und die Katholiken gemeinschaftliche Sache zu machen — so manche den Kais | ferlichen geleistete Hülfe und Gefälligkeit - die geduldige Ertragung so vieler Bedrückungen und Erpressungen der Laiserlichen Truppen besonders die für das erweiterte Vestungsrecht an Wallenstein gezahlte Contribution ́von 133000 Thaler, welche die Bürgerschaft zu ihrem großen Berdruffe aufbringen mußte, hatten diesen Berdacht ver:

stärkt, und das Mißvergnügen vermehrt. Viele eifrige Freunde und Anhänger Christian Wilhelms, welche den bisherigen Magistrat schon lange vergebens für ihn zu gewinnen gesucht hatten, vorzüglich der den Kaiserlichen zu Gefallen arretirte, gewesene Stadthauptmann oder -Coms mendant, der Oberste Schneidewind, und seine Freunde und Anhänger, nebst einer Gesellschaft von unruhigen den Rath und dessen Regierung laut tadelnden, Weins und Bierhäuser fleißig besuchenden, Bürgern, welche man wegen ihres öftern Besuchs der Sudenburger Raths. schenke, die Dingebank genannt, die Dingebanken : Brús der zu nennen pflegte, unterhielten sämmtlich dies sich nach und nach in der Stadt zwey einander entgegengesehte Partheyen. Die eine war die des Magistrats und seiner Freunde, welche durch kluges und vorsichtiges Nachgeben, durch beharre liche Ergebenheit gegen den so mächtigen Kaiser, der Stadt aufs beste zu rathen, und auf diesem Wege die so lange gewünschte, Reichsfreyheit und Unmittelbarkeit für die Stadt, zu erlangen hofften. Die andere ober die Oppositionsparthey hatte schon långst bey den nun ins fünfte Jahr fortdaurenden, harten Bedrückungen der Kais ferlichen, und bei der durchs Reftitutions: Edict nur zu deutlich an den Tag gekommenen, Absicht des Kaisers, die Protestanten zu unterdrücken, es fürs rathsamste gea halten, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben, die Kaiserlis chen aus dem Lande zu verdrången, sich zu dem Ende mit andern Protestanten zu verbinden, und mit gewaffe neter Hand ihren Glauben und ihre Freyheit zu vertheis bigen. Die Erbitterung dieser Parthey gegen die Kaiser, lichen, so wie das Mißtrauen und die Unzufriedenheit der

Mißvergnügen. So bildeten 4

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Bürgerschaft mit ihrem Magistrat, waren durch die gänz liche Sperrung und harte Belagerung der Stadt im J. 1629, aufs höchste gestiegen. Daher drang die Bürgers schaft während der Belagerung darauf, daß dem Magis ftrat 18 Personen, aus jedem der damaligen 18 Viertel der Stadt, als Bevollmächtigte oder Plenis potenzer der Bürgerschaft, an die Seite gesetzt wurden, ohne deren Wissen und Willen der Magistrat nichts vornehmen durfte, die sich in vielen Stücken demselben opponirten, in deren Gegenwart die eingelaufenen Briefe erbrochen und beantwortet werden mußten, welche die Werbungen anordneten, und das Geld dazu nahmen, wo sie es fanden. Diese Deputirte, der Bürgerschaft bes hielten auch noch nach dem Frieden, wider des Magistrats Willen, der ihre Entlassung nicht wagte, ihre volle Ges walt. Eben diese hielten nun mit den Viertelsherren, und andern Bürgern von der Oppositionsparthey, unter der Leitung des bisherigen Landschafts Syndikus D. Markus, besonders in dem Quartier des Obersten Schneidewind zur gülduen Krone, ihre Zusammenkünfte, worin die Ents fernung des bisherigen Magistrats vom Nuder der Res gierung befchloffen ward. Sie schrieben im Nov. 1629 an das Directorium der Hansestädte zu Lübeck, unb bas ten im Namen der Bürgerschaft: daß man nun der Stadt Magdeburg auch zur Beylegung der innern Miß; Helligkeiten, und des Mißtrauens zwischen Magistrat und Bürgerschaft, worüber schon so viele Klagen geführt wors ben wären, behülflich seyn möchte. Der D. Markus ward deswegen auch von ihnen an den Hansetag zu Lú: beck im Dec. 1629 abgeordnet, wo die Sache in Weber: legung genommen werden sollte. Er ward zwar nicht zu

den Sigungen und Berathschlagungen der Deputirten zus – gelaffen, aber er wußte doch die Sache so gut einzuleis ten und zu befördern, daß die 5 Hansestädte, Lübeck, Hamburg, Bremen, Braunschweig und Hildesheim, am 29. Jan. 1630, zur Vollendung dieses Werks, Gesandte nach Magdeburg schickten. Diesen stellten die Bürgers Deputirte oder Plenipotenzer, ferner die von der Oppo fitionsparthey, und manche andere, gut und patriotisch denkende, Bürger, ja selbst einige aus dem Magistrat, vor: daß das beste Mittel zur Beendigung der Mißver ständnisse, und zur Verhütung weiterer Uneinigkeit, seyn würde, wenn der bisherige zahlreiche, jährlich zu wäh, lende, Magistrat, wegen seiner Weitläuftigkeit, vielfältis gen Abtheilung, und jährlichen Veränderung und Ab, wechselung, aufgehoben, und dagegen, zur bessern Bears beitung der Geschäfte, und mehrerer Einigkeit, wenigere Magistratspersonen auf Lebenszeit erwählt und eingeseht würden. Man wußte auch bald die Bürgerschaft für dies sen Plan einzunehmen, indem man ihr unter andern Hoffnung machte, daß die Generalstaaten von Holland, nach Ausführung desselben, der Stadt 50000 Thaler vors schießen wollten. Einige eifrige, gegen den alten Magis ftrat aufgebrachte, Prediger, riethen dringend dazu, und suchten eifrig, die Sache zu befördern, besonders der heftige Pastor Gilbert de Spaignart an der Ulrichs, kirche, welcher um diese Zeit an jedem Sonntage nach der Predigt den 109ten Psalm gegen den Magistrat zu verlesen pflegte, und ihn mit einer scharfen Erklärung zu begleiten drohte, wenn man ihm das Vorlesen zu verbies ten wagte.

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