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können. Gegen Abend um 9 Uhr aber zogen an die rooo Bürger und Soldaten hinaus, eroberten das Dorf, und verbrannten es bis auf die Kirche. Ihr tapferer Anfüh rer, der Kapitain Burchard, büßte dadey das Leben ein. Von den Feinden wurden 60 Mann niedergehauen, und über 70 verbrannten in den Häusern. Am folgenden Tage riffen die Bürger die aufgeworfenen Schanzen völlig nies Der, und verfolgten die Croaten, welche es wehren wolls ten, bis ins Biederiker Holz. Am 20 Jun. ward an des gebliebenen Burchards Stelle Gottfried von Leinern wieder Oberhauptmann oder Kommendant der Stadt. Die Kaiserlichen fingen nun an, durch zusammengetriebene Landleute eine Schanze nach der andern um die Stadt herum aufzuwerfen, um sie desto besser einzuschließen. Nach und nach wurden 16 dergleichen Schanzen aufgewor fen, nehmlich 2 vor Fermersleben, eine zu Klein: Ot: tersleben, desgleichen eine zu Wolpernhöhe, zu Lemsdorf und Diesdorf, bey der Pulvermühle, bey Olvenstedt, bcym Galgen, vor der Neustadt, auf dem Könnekenberg, zu Rotensee, im Orthorn, beym Herrnkruge, und 3 bey Prester. Die Magdeburger legten dagegen vor dem Krds fen und Brückthor ein Hornwerk, und um die Neus stadt Schanzen, Laufgråben und halbe Monde an. Als 50 Soldaten, mit 2 Compagnien Reutern und 100 Schanzgråbern, am 30. Jun. die der Stadt so nahe Schanze beym Galgen aufzuwerfen anfingen, ließ man mit 2 Kas nonen vom Weinberg vor der Neustadt stark darauf schie Ben, und tödtete viele von den Soldaten, besonders von den armen Schanzgråbern, welche mehrmalen davon liefen, aber von den Soldaten mit bloßen Säbeln zur Arbeit gezwungen wurden. Am 25. Jun. waren schen

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in einem heftigen Scharmüßel 16 Croaten und 20 Sol daten von den Kaiserlichen geblieben. *)

Der Kaiser sandte auf erhaltenem Bericht von diesen Vorfällen ein sehr ernstliches Warnungs Mandat v. 28. Jun. d. I. an die Stadt, und zugleich ein Nebenschreis ben an den Magistrat, worin er denselben, wegen des wider seinen Willen Vorgefallenen, für entschuldigt erklärt. Der Magistrat stellte in seiner Antwort vom 4. Jul. dem Kaiser alle die hisher erlittenen Bedrückungen beweglich. vor, und bat demüthig um Abstellung derselben. Allein der Obriste Becker wollte Niemanden mit dieser Antwort an den Kaiser passiren lassen, sondern verlangte, aber vergeblich, daß man sie an ihn abgeben solle. Der Mas gistrat hatte sich bey Wallenstein ebenfalls wegen des Vor: gefallenen bestens zu entschuldigen gesucht, welcher diese Entschuldigung gelten ließ, und den Gesandten der Hans sestädte Lübeck, Hamburg, Bremen, Braunschweig und Hildesheim zur Beylegung dieser Sache, freyes Geleite, øder die nöthigen Påsse nach Magdeburg, gab. Als diese Gesandte am 8. Jul. im Hauptquartier zu Klein: Otters: leben ankamen, zeigte der Obrist Becker ihre Ankunft zwar dem Magiftrat an, wollte sie aber nach einem ans geblichen Befehl Wallensteins nicht eher in die Stadt Jassen, bis die arretirten Mönche losgelassen, und das weggenommene Korn restituirt wåre. Nach einiger Weir gerung schickte der Magistrat die sämmtlichen katholischen

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* Magdeb. Deduct. v. 1629. S. 65
Piar, der and. Belag. Magdeb, v. 4
Furop, T, 2. S. 55-57.

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Mönche vom Kl. U. L. Frauen mit ihren Gütern zur Stadt hinaus, worauf auch die in Halberstadt arretirten Gesandten der Stadt losgelaffen wurden, und die Ge: sandten der Hansestådte sich nach Magdeburg begeben durf ten. Auf Begehren dieser Gesandten wurden, zür Be ruhigung der mißvergnügten Bürgerschaft, die schon aus jedem der 9 Viertel der Stadt gewählten 9 sogenannten Plenipotenzer, welche die Bürgerschaft repräsentiren, und für sie beym Magistrat sprechen sollten, noch mit 9 Per? sonen vermehrt, so daß ihrer nun aus jedem Viertel 2, folglich 18 waren, ohne deren Wissenschaft und Geneht migung der Magistrat nichts beschließen oder vornehmen. sollte. Nachdem die Gesandten die Forderungen Wal: lensteins dem Magistrat und der Bürgerschaft vorgetra gen, und sich mit ihnen darüber berathschlagt hatten; so begaben sie sich am 24. Jul. zu Wallenstein nach Wolls mirstedt, wo er am 22. Jul. von Güstrow mit seiner Leibgarde angekommen war. Am 26. Jul. gingen auch die Magdeburgischen Deputirten dahin. Diesen sowohl als den Gesandten erklärte nun Wallenstein ohne Rücks halt: daß es ihm nicht um den Ersatz des Korns zu thun wåre; sondern daß er der Stadt versichert seyn wolle, und eine Besatzung hinein haben müsse; er würde die Stadt sonst aushungern, und sie würde doch endlich vers schlungen. Ungeachtet aller dringenden Vorstellungen der Magdeburgischen Deputirten und der Gesandten der Städte, beharrte Wallenstein bey dieser Forderung; suchte sie aber durch die Versicherung annehmlicher zu machen: daß die Stadt zum Unterhalt dieser Besaßung nicht einen Heller hergeben, sondern das Domkapitel oder Erzstift sie bes zahlen, daß sie auch nicht bey den Bürgern der Altstadt,

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sondern am Neuenmarkt und in den Werken ihr Quartier haben sollte. Die Magdeburger ließen sich dadurch nicht blenden, sondern muthig und standhaft erklärten sie nun auch am 29. Jul.: sie könnten es in ihrem Gewissen und vor den Nachkommen nicht verantworten, bey jehis gen schweren Zeiten kaiserliche Garnison einzunehmen ; und damit ward die Unterhandlung abgebrochen. Wals lenstein befahl, die Belagerung der Stadt eifrig fortzu sehen, besahe am 30 Jul. selbst alle angelegte Schanz zen, und begab sich dann nach Halberstadt, Die Gesands ten der Städte folgten ihm von Magdeburg dahin; konne ten aber nichts weiter, nicht einmal eine Audienz, bey ihm erlangen. Er blieb bei seiner Forderung, und bes willigte den Magdeburgern endlich noch 5 Tage Bedenk zeit mit dem Bedeuten: daß dann weiter keine Tractas ten mehr State finden sollten. Den von den Magdes burgern verlangten Daß für ihre Abgesandte an den Kais fer selbst, schlug er mit Unwillen ab. Die Gesandten schickten diese Erklärung Wallensteins zwar nach Magdes burg. Da aber die Stadt durchaus von keiner kaiserli chen Garnison hören wollte; so mußten sie unverrichteter Sache wieder nach Hause reisen. *)

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Unterdessen hatten die Kaiserlichen das Gras und Heu der. Bürger an beyden Seiten der Elbe, sowohl zu Rotensee, als auf den Blicken, auf der Steinwiese, und anderswo, theils abgemåhet, theils mit den Pferden abs

Magdeb. Deduch v. 1629 S. 7o 85. Beyl. Nr. 32 —
41. Diar. der and. Bel. Magdeb. vom 1. Jul
gust. Theatr. Europ. T. 2. G.
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4. Au

gehütet, und Preis gemacht. Das Getraide der Bürger, im Stadtfelde ward von den Kaiserlichen abgemåhet, auf: gebunden, und mit 30, 40 bis 60 Wagen von den be nachbarten Dorfschaften weggefahren. Als die Bürger das nahe an der Stadt unter den Kanonen befindliche Getraide am 17. Jul. abbringen wollten, sprengten die Croaten auf sie los, erschossen einen Bürger, und führ ten eine Frau weg. Da man zum Schuß der Arbeiter 300 Soldaten aus der Stadt sandte; To rückten die Kaiserlichen gegen diese an, und es kam zu einem harten Scharmütel, wobey von den Kaiserlichen 100 blieben und ro gefangen wurden. Von Seiten der Stadt blies ben nur 8 Mann. Aus Rache verbrannten die Feinde noch denselben Abend die Mühlen der Stadt vor den Thoren, und den Siechenhof, zündeten auch das Getraide hin und wieder im Felde an. Da es nicht fortbrennen wollte, wiederholten sie es mit befferm Erfolg bey stårs kerm Winde am 20. Jul., nachdem sie abermals in ei; nem Scharmüßel, besonders durch die Kanonen der Stadt, viel gelitten hatten. Sie zündeten nachher wohl noch 6mal das Korn auf dem Felde an, bis nichts mehr übrig war. Die Croaten nußten jede Gelegenheit, Vieh zu rauben. Darüber entstanden mehrere kleine Scharmükel, worin die Stadtsoldaten, vom groben Geschüß auf den Wällen unterstüßt, gemeiniglich obsiegten. Am 7.

August mußte der Magistrat 20800 Thaler, welche im Asseburgischen Hause deponirt waren, an sich nehmen und erborgen, um die nach und nach mit mehrern Hunderten Soldaten verstärkte Besaßung bezahlen zu können. Bey einem scharfen Scharmüßel beym Siechenhofe am 10. August verbrannten die Magdeburger alle Gebäude und

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