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fie muthwillig zertreten.

Handwerker und andere Bürs

ger, welche auf die benachbarten Mårkte zogen, ließen fie zwar heraus, aber nicht wieder hinein, nahmen ihnen Pferde, Wagen und Waaren weg, und machten sie Preis. Auch wurden schon im April bey der Neustadt Schiffe mit Holz angehalten, jedoch endlich wieder frey gelaffen. *)

Der Magistrat wandte sich in dieser Noth von neuem mit seinen Bitten an Wallenstein in Güstrow, und bes wog auch die Hausestådte, durch Gesandte von Lübec eine Fürbitte für Magdeburg bey Wallenstein einzulegen. Dieser verwies die Stadt aber an seinen Obristen Altrins ger, welcher nach vielen Bitten und Vorstellen nur noch die Unterhaltung eines halben Regiments, dann eine Summe von 100000 Thalern, und endlich nur noch 50000 Thaler, von der Stadt forderte. Da diese aber nicht mehr als 16000 Thaler geben wollte; so ward die bisherige strenge Sperrung oder Blokade vom 26. May d. J. an noch geschärft, und fast in eine förmliche Be lagerung verwandelt. Die Zufuhr aus dem Anhåltischen ward nun auch verboten. Das um die Stadt liegende Kriegsvolk ward verstårkt;/in die Neustadt, ward – ein Keutenant mit frischem Volk geschickt, der bisher in der Neustadt gewesene Fähnrich ward nach der Sudenburg Berlegt, und beordert, bey Fermersleben disseit und jen: seit der Elbe fleißig Wache und einen Kahn bereit zu hal

N. 247

*) Magdeb. Deduct. v. 1629 S. 41 49.51 58. Beyl. 26. Diar. der andern Belager. Magd. v. 1629 S. Theatr. Europ. T. 2. S. 53. 54. Calvis. zerst. Magdeb. S. 145

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ten, um die vorbeyfahrenden Schiffe anhalten zu können. Desgleichen ward am 27. May ein Commando Soldaten nach Hohenwarthe verlegt, mit dem Befehl, von der andern Seite der Stadt alle Zufuhr zu Wasser zu versperren, und nichts ohne einen Paß von Wallenstein selbst, passiren zu lassen. *).

Da man also die Elbe ober- und unterwärts ges sperrt hatte, und auch den Fischern das Auf- und Ab: fahren auf der Elbe, folglich ihr Fischen, gänzlich vers wehren wollte, ihnen auch eine von Havelberg geholte, und für 50 Thaler gekaufte, Ladung Fische bey der Neus. stadt anhielt und wegnahm, an den folgenden Tagen sie mit ihren Kähnen und Fischen ebenfalls daselbst anhielt, fie schlug, verwundete, ihnen Geld abnahm; so verging diesen Leuten endlich die Geduld. Sie rottirten sich mit mehrern vom gemeinen Volke, besonders mit vielen, in ihrem Gewerbe durch die Sperrung ebenfalls gehinderten, und nahrungslosen Schifferknechten, zusammen, und hiels ten am 28. May d. J. einige von Schönebeck kommende, bey der Stadt eben vorbey passirende, kaiserliche Schiffe an, welche mit Getraide nach Hamburg beladen waren, führ ten sie ans Fischerufer vor ihr Gildehaus, jagten die kaiserliche Bedeckung fort, und beseßten die Schiffe mit Bache, jedoch ganz ohne Wissen und Willen des eben zu Rathhause versammleten Magistrats. Am 20. May nahmen sie noch ein kaiserliches Kornschiff bey der Sus denburg, nebst allen daselbst gefundenen Rähnen weg, desgleichen alle bey der Neustadt liegende Kähne. Als

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*) Magdeb. Deduct. . 1629 S. 49 Theatr. Europ. T. 1. G. 54. 55.

52. Beyl. 27. 28.

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Die

an eben dem Tage die Croaten eine Ehefrau ihrem Mann in einem Garten raubten und öffentlich schåndeten, ei: nen Soldaten im Werder erschossen, auch das Vieh der Bürger wegtreiben wollten; so fielen die Fischer und ihre Helfer voller Erbitterung und Wuth am 30. May zum Brückthor hinaus, verjagten die Croaten aus Cracau, und erbeuteten alle ihre Sachen. An demselben Abend fielen sie noch in die Sudenburg hinaus, wo man den Bürgern, die um Zulassung des Proviants baten, mit losen Worten begegnet, die eingebrachte Butter und Kåse mit Füßen getreten, die Eyer zur Erde geworfen hatte. Hier tödteten sie den Fähnrich, der ihnen bey der Neus stadt ihre Fische geraubt hatte, nebst 8 Soldaten. andern liefen davon. Als dies die in der Neustadt lie: genden kaiserlichen Soldaten hörten, ergriffen sie ebens falls die Flucht, und eilten nach Gardelegen; den Was gen aber, der ihnen ihre Sachen nachbrachte, plünder: ten die Magdeburgischen Brauerknechte. Am 1. Jun. brachten die Fischer noch 2 kaiserliche Kornschiffe ein, so daß es in allen 9 Schiffe waren. Unterdessen hatte der Magistrat den Stadtkåmmerer Matthias, und den Obers Stadtsecretair Friese zum Obersten Becker nach Halbers stadt geschickt, um das Anhalten der Getraideschiffe zu entschuldigen. Sie hatten ihren Auftrag auch schon nach Wunsch ausgerichtet, als die Nachricht von dem in der Sudenburg mit 8 Mann getödteten Fähnrich nach Hal: berstadt kam. Sie waren auf der Rückreise schon bis Heimersleben, als sie arretirt und nach Halberstadt zu: rück geführt wurden, wo sie über 6 Wochen im Arrest waren. Damit ihnen kein Leid widerfahren möchte, so ließ der regierende Burgemeister Brauns sogleich 5 katho:

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lische Mönche im Kloster U. 2. Frauen, und 2 Standes: personen mit Arrest belegen, und nach Halberstadt schreiben: daß man mit den Mönchen eben so zu Magdeburg, wie mit den Gesandten zu Halberstadt, verfahren würde. Endlich kamen die Gesandten gegen die Mönche los. Am. 3. Jun, ließ der Magistrat die Bürgerschaft mustern, und zur Fahne und dem Rathe schwören. Darauf ward das Korn aus den kaiserlichen Schiffen ausgemessen, und in sichere Verwahrung genommen. Man fand in allem 700 Centner. Am 4. Jun. ward Capitain Burchard vom Magistrat in Bestallung genommen, und ihm Geld zur Anwerbung von 300 Mann gegeben. Bey einem Ausfall auf die Croaten in Diesdorf am 4. Jun. verbrannte man die Pulvermühle, und hieb verschiedene Croaten, auch den Schwager des Obristen Becker, nieder.*)

In diesen bedenklichen Umständen hatte sich der Magistrat an die beyden nächsten Hansestädte, Brauns schweig und Hildesheim, gewandt, welche durch Schreis ben, die am 7. Jun. von den Kanzeln verlesen wurden, die Stadt zur Beylegung der Sache in Güte vermahns ten, und Gesandte zu schicken versprachen. Die Kaisers lichen aber wollten sie nicht durchlassen. Auch der Fürst Christian von Anhalt erbot sich zur gütlichen Vermittes

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65. Beyl. 16. Dia

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4. Jur.

• Magdeb. Deduct. v. 1629 S. 57 rium von der andern Bel. Magdeb. v. 19. Maŋ – 1629. Walthers 100jähr. Denkfeyer der Zerkt. Magdeb. -G. 48 52. im 2úng. D. Sriefen. Calif. derft. Magoch.

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lung durch Gesandte, welchen man die Beschwerden der Stadt schriftlich mittheilte, womit sie unverrichteter Sache wieder abreiseten. Am 9. Jun. erschien eine Compagnie Croaten, am Brückthor, und marschirte dann nach Bie: derik, kam aber am folgenden Tage wieder, und trieb den Bürgern an 2000 Stück Schweine von der Weide weg. 3000 Soldaten und 200 Bürger sehten ihnen zwar nach, konnten sie aber nicht mehr erreichen, und hörten zu Neddlik, daß sie schon bis Altenplato weggetrieben wåren. Als nun die Croaten auch vor der Neustadt am II. Jun. 30 Kühe wegtrieben; so fielen die erbitterten Fischer mit vielem andern Volk in der Nacht auf der Elbe hinaus nach Kloster Bergen, plünderten es rein aus, und nahmen alles mit, was sie an Victualien ́fan: den, erschoffen auch einen Croaten. Dann fielen sie auch in › die Neustadt ein, plünderten das Agneten : Kloster ebenfalls rein aus, und schlugen wåthend alles entzwen, was sie nicht mitnehmen konnten, wobey auch ein Mann ums Leben kam. Den Neustädtern ward auch am 15. Jun. angedeutet: daß man die Neustadt abbrennen würde, wenn sie es ferner mit den Kaiserlichen hielten, und sich nicht in der Stadt Schuß begåben; worauf sie das Lek: tere wählten. Am 16. Jun. trieden die Croaten den Bürgern wieder 400 Hammel von der Weide vorm Brückthore weg, ohne daß die Bürger sie ihnen wieder abnehmen konnten. Am 17. Jun. berennte ein Com mando feindlicher Reuter die Zollschanze. Unterdessen fins gen 200 Soldaten und etliche Hundert, mit Gewalt zus fammengetriebene, Bauern an, das Dorf Crakau zu vers schanzen, um der Stadt näher zu kommen, und desto besser den Bürgern das Vieh von der Weide rauben zu

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