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und die Stadt sehr höflich und verbindlich ersuchen lassen, einiges Kriegsvolk einzunehmen mit der stårksten Versi: cherung, daß sie dadurch in ihrer Religion, in ihrem Handel und Privilegien, auf keine Weise beeinträchtigt, sondern vielmehr kräftig dabey geschüßt werden solle. Die Stadt aber schlug dies oft wiederholte Ansinnen wohlbedächtig und standhaft ab, und sicherte sich dadurch wenigstens in ihren Mauren vor den schrecklichen Plagen und Bedrückungen, womit das ganze Land mehrere Jahre hindurch von den Kaiserlichen heimgesucht ward. Die Stadt berief sich dabey auf die damals grassirende Pest, auf ihre Privilegien, und besonders auf das Ottonische, wornach sie von aller fremden Einquartirung, und von andern Beschwerungen, befreyt seyn soll. Sie erklärte aber auch, daß sie in ihrer Treue und Ergebenheit gegen den Kaiser standhaft beharren würde. Wallenstein bestand vorißt nicht weiter auf die Einquartirung, und ließ im Nov. d. I. durch seinen General, Grafen von Schlick den Magdeburgischen Deputirten zu Wollmirstedt erklås ren: daß der Kaiser und er durchaus nichts Nachtheilis ges gegen die Stadt im Sinne håtten. Dies bestätigte er durch ein sehr gütiges Schreiben an den Magistrat vom 1. Dec. d. I. und versicherte, daß er durch einen eignen Courier den Kaiser von der guten Gesinnung der Stadt benachrichtigt habe, daß er mit der Stadt in freundschaftlicher Correspondenz zu stehen, und ihr irgend gefällig oder nüßlich seyn zu können, wünsche, auch sei: nen Truppen befehlen werde, den Handel und das Ge: werbe der Stadt überall zu schüßen. Eben so gütig schrieb er am 8. Dec. an den Magistrat, als die Magdeburger es gewagt hatten, 6 von seinen Reutern, welche Excesse

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verübten, gefänglich nach Magdeburg zu bringen, und über den Straßenraub eines seiner Wachtmeister bittere Klage zu führen. Er versprach, die Schuldigen aufg strengste zu bestrafen. - Der Kaiser selbst erließ am 21. Nov. d. J. ein sehr gnådiges Protections: Schreiben an die Stadt, bezeugte sein großes Wohlgefallen über ihre von Wallenstein gerühmte Ergebenheit gegen ihn, versprach ihr kräftigen Schuß, Bestätigung aller ihrer Privilegien, auch noch Vermehrung derselben, und be: fahl am 2. Dec. d. J. daß Wallenstein die Hansestadte, und namentlich auch Magdeburg, mit allen Kriegsbe: schwerungen verschonen, und sie mit seiner Armee in seis nen Schuß nehmen sollte. Diesen Befehl übersandte Walk» lenstein in Abschrift an den Magistrat, mit dem Aufs trage, ihn auch den Städten Hamburg und Lübeck mits zutheilen, und versprach, diesem Befehl gemäß, von neuem der Stadt seinen kräftigen Schuß. Der Graf von Schlick! bewilligte auch am 3. Dec. das Gesuch der Stadt, die Vorstädte Neustadt und Sudenburg unbeseht zu lassen, und bedung sich nur die Contribution aus denselben aus. Auf Vorstellung der Stadt ward das ihr gehörige DorfGübs, an der Ostseite der Elbe, von aller Einquartirung und Contribution eine Zeitlang befreyt. Am 8. Jan. 1626 schrieb Wallenstein an den Magistrat: daß der Graf Schlick jemanden abschicken würde, welcher die bey ihm angebrachten Beschwerden der Stadt gegen seine Truppen an Ort und Stelle untersuchen solle. Ungeach tet aller diesen schönen Worte und Versprechungen, wurs den doch der Stadt schon jekt alle ihre Kornpåchte, Ze: henden und Erbenzinsen vom Lande, in Beschlag genoms men und vorenthalten. Mancher ihrer Bürger ward

außerhalb der Stadt beraubt und ausgeplündert, und ihr Handel gestört. *)

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Da die im Winter 1625 und 1626 zu Braunschweig versuchten Friedensunterhandlungen zwischen dem Kaiser und dem König von Dänemark, sich im März 1626 frücht: Ips zerschlugen, und der König endlich auch den Herzog Christian von Braunschweig und den Grafen von Manss feld, mit ihren aus Frankreich und England herbeyge: führten Truppen, in seine Dienste nahm, um der gros Ben Macht Tillys und Wallensteins gewachsen zu seyn; so gingen nun die Feindseligkeiten von neuem an. Mans; feld ging mit seinen bisher bey Lübeck gestandenen Trup pen durch Mecklenburg über Lenzen, Havelberg, Brandens burg und Zerbst anf die Kaiserlichen bey der Dessauer Brücke los, und der Administrator Christian Wilhelm, welchem die Kaiserlichen schon am 6 Jan. 1626 bey Júr terbock an die 400 Mann neugeworbener Truppen nies bergehauen hatten, stieß mit einem andern neugeworbnen Corps Truppen zum Grafen von Mansfeld. Dieser griff nun mit dem Administrator die Kaiserlichen, ungeachtet ihrer Ueberlegenheit, bey der Dessauer Brücke in ihren Verschanzungen tapfer an, ward aber vom Wallenstein durch einen Hinterhalt, nach tapferer Gegenwehr, mit einem Verlust von 300 Mann und der ganzen Artillerie am 15. April d. I. völlig geschlagen, Dem Administras tor, der dabey sehr tapfer fochte, ward ein Pferd uns term Leibe erschossen. Mansfeld zog sich mit dem Uebers

*) Der Stadt Magdeburg Deduction v. 1629. G. 7 14. Beylagen Nr. 1 7. 22. 23. Håberlin Th.

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rest seiner Truppen durch den Jerichauischen Kreis in die Mark, wo er Brandenburg und Havelberg beseßt hatte. Vergeblich bemühte sich der Churfürst Georg Wilhelm mit 800 Mann ihm das Eindringen in die Mark zu verz wehren. Hier schrieb er nun Contributionen aus, und sammlete bald wieder neues Volk und neue Kräfte. Wats lenstein konnte ihn jest nicht weiter verfolgen, indem er den tapfern Christian von Braunschweig nicht aus den Augen lassen durfte, welcher ihm schon mit seinem bey sich habenden Corps von 6000 Mann fast 500 Croaten niedergehauen hatte, und sich überall im Braunschweigts schen bis ins Stift Halberstadt und ins Erzstift Magdes burg hinein mit seinen und den Dänischen Truppen vers breitete. Allein Christian starb am 6. Jun. d. I., erst 27 Jahre alt, an einem auszehrenden Fieber, oder vom empfangenen Gifte, und Wassenstein hatte also nun von feiner Tapferkeit, und heftigen Feindschaft gegen den Kaiser und die Katholiken, nichts mehr zu fürchten. *)

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Unterdessen hatten sich Dänische und Niedersächsische Kreistruppen bis in die Nähe von Magdeburg verbreitet. Der Dänische Obriste von Fuchs fing an sich bey Roteni see zu verschanzen. Der in Dänischen Diensten ster hende Herzog Johann Ernst von Weimar rückte mit 5000 Mann von Mecklenburg her zur Verstärkung Mansfelds heran, und wagte mit dem Administrator Christian Wils helm einen Versuch, sich der Stadt Magdeburg zu bes

*) Theatr. Europ. Th. 1. S. 922. 923. Abels Halberft. ́
Chron. S. 528. Häberlin Th. 25. S. 454
458. 465.
466. Dreyh. Th. 1. S. 347. 348. Waffenbergs Deutsch.
Florus S. 101, 102. 105.

mächtigen. Der Administrator hatte den Oberhauptmann, d. i. den Oberbefehlshaber der angeworbenen Truppen der Stadt, oder der Besagung, den Obriftlieutenant Schneides wind in der Stadt auf seiner Seite, correspondirte mit ihm, und unterhielt durch ihn heimliche Verständnisse mit einis gen von der Bürgerschaft. Plötzlich erschien er nun mit dem Herzog Johann Ernst in Cracau, und an der Zoll schanze vor Magdeburg. Der Magistrat sandte ihnen so: gleich durch den Stadtfecretair ein Faß Wein. Sie ers flårten aber, daß sie sich mit dem Fasse Wein nicht "könni ten abweisen lassen, sondern in die Stadt eingelassen zu werden wünschten. Als der Secretair antwortete, daß er dazu keinen Auftrag håtte; so behielt man ihn. zurück. Der Herzog ritt allein an die Zollschanze, gab vor, daß der Magistrat ihn durch den Secretair in die Stadt zu kommen gebeten hatte, schenkte der Wache 20 Thaler, und ward durchgelassen. Er nahm sein Quartier im güldenen Arm, ließ den regierenden Bürgermeister Johann Dauth, nebst andere vom Magistrat und der Bürgerschaft, zu sich kommen, rühmte den Heldenmuth und die Tapferkeit ihrer Vorfahren bey Vertheidigung ih res Glaubens, und forderte sie dringend auf zu einem ähnlichen Verhalten, that große Versprechungen, und verlangte, daß man den Administrator allein oder höcht ftens mit 30 Pferden in die Stadt aufnehmen, und ihn zum Obristen darin bestellen, oder ihm das Commando in Kriegsfachen auftragen möchte.. Jm Biederiker Holze aber waren einige Tausend Mann, besonders Reuterey, versteckt, worunter viele Bürgerföhne waren. Diese foll ten bey der Einlassung der 30 Reuter gleich heranrücken, und mit ihnen und durch ihre Hülfe sich der Brücken und

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