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hauptet ward: daß auch ́ein Unbekehrter ein`geschickter, gelehrter und brauchbarer Theologe seyn könne; so oppos nirte Cramer gegen diese und andere Behauptungen so ernstlich, heftig und anhaltend, daß erst die hereinbres chende Dunkelheit der Nacht dem Disputiren ein Ende machte. Cramer brachte auch diese Streitfache auf die Kanzel, und warnte die Schüler öffentlich vor den Grrlehren ihres Rectors. Da aber obgedachter Spaigs mart, und der Prediger Kohibue an der Jakobskirche, ja endlich das ganze Ministerium, sich des Rectors ans nahmen, und selbst die Bedenken von den theologischen Faculs tåten zu Wittenberg und Helmstedt für ihn waren; so ließ Cramer eine heftige Streitschrift nach der andern dager gen drucken. Der Magistrat sah sich endlich genöthigt, den Druce solcher Streitschriften in Magdeburg ernstlich zu verbieten. Nun kamen an andern Orten zum Theil ohne Namen und Druckert, in den Jahren 1624 und 25 heftige Streitschriften von beyden Seiten heraus, wovon einige durch ihren heftigen Titel schon auf den Inhalt schließen lassen. In diesen Streit mischte sich auch der gelehrte und verdiente Magdeburgische Stadts Syndikus Werdenhagen, welcher bei aller seiner großen juristischen Gelehrsamkeit und politischen Einsichten doch in der Religion zur Schwärmerey neigte, ein großer Freund von des bekannten Schwärmers, des Schusters Jacob Böhmens, Schriften war, sich vermöge dieser Denkart für Cramern und seinen Anhang laut erklärte, und für ihn und feine Behauptungen bey jeder Gelegens heit, besonders bey Hochzeiten und Gastereien, eifrig sprach, sie auch in verschiedenen gedruckten Reden und kleinen theologischen Schriften lebhaft vertheidigte.

Er

zog sich aber dadurch so vielen Verdruß zu, daß er des wegen Magdeburg noch vor der Zerstörung verließ, und fast noch 20 Jahre in Holland lebte, wo er sein großes, gelehrtes und wichtiges Werk: de rebuspublicis Hanfeaticis, zu Stande brachte. Ueber dieses Streiten und Zanken, und über die der Stadt immer nåher kommende Kriegsgefahr, auch wohl aus Furcht vor dem Kaiser und den Katholiken, scheint die Jubelfeyer der im J. 1524 zu Magdeburg geschehenen Reformation, von den Predis gern fast ganz vergessen und unterlassen worden zu seyn. In der Stadtschule aber ward ein vom Subrector Block oder Blocius verfertigtes schönes historisches, lateinisch geschriebenes, Drama am 4. Jul. 1624, als am huns dertjährigen Gedächtnißtage der von Luthern in der Jos hanniskirche zu Magdeburg gehaltenen Predigt, aufges führt, welches noch vorhanden ist, und über die Mags deburgische Reformationsgeschichte manche wichtige Aufs schlüsse giebt. *)

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Mit dem J. 1625 gingen nun auch die Kriegsun, ruhen im Erzstifte und in der Nähe von Magdeburg an. Die Stadt hatte bis dahin noch keinen Antheil an den bisherigen Kriegsrüstungen des Niedersächsischen Kreises genommen. Denn die mehresten protestantischen Stände. dieses Kreises, und mit ihnen auch der Administrator Christian Wilhelm, hatten schon im J. 1619 zu Brauns. schweig, desgleichen auf dem vom König Christian den

*) Magdeb. Jubeljahr v. 1717 hiftor. Vorber. S. 102 - 113, Kettners Magdeb. Clerus. S. 98. 216. 217. 363. 756.. Controverf. Crameriana a Minifterio Magdeb, edita p. 68

95. fqq. Eufebia Magdeburgenfis. Drama etc. fcripfit M. Joh, Blocius 1624.

4ten in Dänemark zur Hülfe seines nahen Verwandten, des unglücklichen Friedrichs von der Pfalz, veranstaltes ten, Kreistage zu Segeberg im J. 1621, so wie auf ben Kreistågen zu Braunschweig im Febr. 1623 und zu Lüneburg im Oct. 1623; - zu ihrer gemeinschaftlichen Sis cherheit und Vertheidigung eine ansehnliche Kriegssteuer aufzubringen, Truppen zu werben und eine Armee aufzus stellen beschlossen, und dies bisher lebhaft betrieben. Die Stadt Magdeburg aber hatte seit jener Streitigkeit mit dem Domkapitel über die ausschließliche Kornverschiffung, im J. 1599, und seit der gewagten lauten Behauptung threr Reichsfreyheit, dem Administrator nicht nur die Huldigung, sondern auch ihren Beitrag oder ihre Quota zu den Reichs und Kreissteuern des Erzstifts, verweis gert. Sie fehrte sich auch nicht daran, daß die Kreiss stånde auf dem Kreistage zu Braunschweig im I. 1623 fie durch ein sehr ernstliches und dringendes Schreiben zum Abtrag ihrer schon bis auf 96410 Thaler gestiegenen Kreissteuer Rückstände aufforderten. Um nun die Stadt

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bey dieser dem Kaiser angenehmen Stimmung zu erhals ten; und noch ferner alle Theilnahme Magdeburgs an den eifrigen Kriegsrüstungen des Niedersächsischen Kreises zu hindern; so erließ der Kaiser am 7. Jun. 1624 ein Schreiben an den Magistrat, daß er die Stadt wegen ihrer vortheilhaften Lage an dem Elbstrom wohl verwahs ren, und sich allen gegen den Kaiser gerichteten Verbins dungen und Rüstungen standhaft widerseßen möchte. Die Stadt hatte aber schon für sich und zu ihrer Sicherheit im J. 1623 mit großen Kosten 800 Mann Truppen ges worben, und zu ihrer Besaßung bestimmt, sie auch mit der nöthigen Artillerie versehen. Zugleich aber wünschte

und betrieb sie auf allen Hansetågen eifrig eine nähere Verbindung der Hanseståbte unter einander zu ihrer Vers theidigung bey der zunehmenden Kriegsgefahr. Sie bes mühte sich auch aus allen Kräften, daß man den Admir nistrator mit in den Hanseatischen Bund aufnehmen sollte. Denn dieser suchte aus Verdruß über die Einschränkung, welche ihm das Domkapitel durch seine harte Wahlkapis tulation vorgeschrieben, und ihn bisher darin erhalten hatte, sich jezt nåher mit der Stadt gegen das Domkas pitel zu verbinden, und ließ deßwegen ingeheim mit der Stadt eifrig unterhandeln ; — er konnte auch in dersele ben noch am ersten Sicherheit und Beystand gegen die zunehmende und ihm drohende Gewalt der Katholiken und des Kaisers zu finden hoffen. Die Hansestädte aber getrauten sich aus Furcht vor den überall sich verbreitens den und siegenden kaiserlichen Truppen nicht, sich enger mit einander zu verbinden, und den Administrator in ih ren Bund aufzunehmen, so ernstlich Beydes auch von der Stadt Magdeburg auf den Hansetågen zu Lübeck im J. 1623 und 1624 und zu Bergedorf im August 1625 betrieben ward. *)

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Nachdem der tapfere General der katholischen Ligue, der Graf Tilly, die beyden tapfern und kühnen Vertheis diger des unglücklichen Pfalzgrafen Friedrich, nämlich den Grafen Ernst von Mansfeld und den Herzog Chria

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•) Håberlin Th. 24. S. 434. Th. 25. S. 55. Werdenhagen de rebusp. Hanfeat. part. 3. cap. 18. P. 287 289. Mag. deb. Deduction von 1629. S. 6. Inform. Administr. Augufti die gegen Magdeburg verordn. Execut. betr. v. J. 1654. Bepl. 19. Calvifii zerstörtes Magdeb. S. 74.

75.

ian von Braunschweig, mehrmalen geschlagen, lehtern besonders am 23. Jul. 1623 bey Stadtlohn im Stift Münster gänzlich besiegt hatte, und gleichwohl noch ime mer mit einer starken Armee an den Grenzen des ganz protestantischen Niedersächsischen Kreises stehen blieb, auch schon einige Kreisländer mit Durchzügen, Einquartiruns gen und Contributionen, hart mitgenommen hatte; so ward die Furcht der Protestanten vor der katholischen und kaiserlichen = Uebermacht, besonders im Niedersächsischen Kreise, immer größer. Dem Kaiser schien nun nichts mehr im Wege zu stehen, die bey sich beschlossene, von ihm der heil. Maria zu Loretto und dem Papst angelobte, und in seinen Erblanden, so wie in der eroberten Pfalz, fast schon vollendete, Unterdrückung der protestantischen Religion, auch in dem fast ganz protestantischen Nieders fächsischen Kreise zu versuchen, und besonders das reiche ErzstiftTM Magdeburg, welches man vorzüglich im Auge hatte, so wie das Stift Halberstadt, wieder an die Kar tholiken zu bringen. Bey diesen Umständen wurden die Katholiken im Erzstifte immer lauter und dreüfter, ins dem sie auf Unterstüßung der kaiserlichen Truppen in der Nåhe rechnen konnten. Als daher drey widerspenstige kas tholische Mönche zu Ammensleben von dem damaligen luz therischen Abt excludirt wurden, und darüber am kaisers lichen Hofe Klage führten; so erging am 5. Dec. 1623 ein kaiserlicher Befehl ans Domkapitel zu Magdeburg, eine Visitation des Klosters gegen den Abt durch 3 dazu ernannte katholische Aebte von Hildesheim, anstellen zu laffen, die sich auch dazu einfanden. Das Domkapitel aber verwies sie den 6. März 1624 an den Administras tor, und dieser untersagte am 24. März d. I. alle Vis

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