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Morgens, zwischen 7 und 8 Uhr, Lutherische Predigten darin gehalten; wozu der Canonikus und Lector im Dom, Valentin Engel, zuerst bestellt ward, und wofür er Freiz tags eine Mahlzeit, und jährlich 2 Winspel Weißen vom Kloster bekam. An die Anlegung einer Schule im Klos sted, oder an die möglichste Benuhung desselben zum gei meinen Besten, ward damals noch weiter nicht ernstlich gedacht. Das Kloster blieb nun unter 3 Propsten Luthes risch, bis kurz vor der Zerstörung Magdeburgs im J. 1628, da wieder ein katholischer Propst eingesetzt ward, und katholische Mönche wieder aufgenommen würden. *)

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In dem benachbarten Stifte Halberstadt führte der Bischof daselbst, Heinrich Julius, welcher seit dem J. 1589 auch regierender Herzog von Braunschweig: Wolfen? büttel war, im Jahre 1591 die Reformation, mit Zustims mung des Domkapitels, öffentlich ein. Viele Unterthanen waren aber schon lange vorher Lutherisch gewesen. Am 6. Jul. d. J. 1591 ward die Messe im Dom und in ans dern Stiftskirchen zum erstenmal eingestellt, und am 21. Sept. d. J. die Reformationspredigt im Dom gehalten. **)

In eben diesem Jahre gab der Administrator auf Fürbitte feiner Gemahlin der Gemeine zu Buckau bey Magdeburg die Erlaubniß, ihre zugleich mit dem Kloster Bergen im J. 1546 von den Magdeburgern niedergeriss

*) D. Sacks Einweihungspred. im Kl. U. L. Frauen, im-4ten Th. f. Evangelienpredigten fol. 207-212. Magdeburg. Jubelj. hist. Vorber. S. 95. 96. Vulpii Magnific. Parthenopol. S. 78. 79. Rötgers Magd. Reformationsgeschichte C. 81

85.

*) Winnigstedts Halberst. Chron. bey Abel S. 424 - 417 Abels Halberst. Chronik. S. 508. 509.

fene und zerstörte Kirche wieder aufzubauen. Er schenkte selbst roo Thaler dazu, und ließ im Erzstifte eine Collecte dazu ausschreiben. Da die Buckquer feit 1563 mit in die neuerbaute Klosterkirche eingepfarrt waren; so widerseßte sich der Abt Ulner diesem Kirchenbau aus allen Kräften. Er hatte aber doch seinen Fortgang, und die Kirche steht noch bis diese Stunde, *)

Der Administrator Joachim Friedrich hatte in seiner Familie die Freude, daß sein ältester Sohn Johann Siegs mund sich am 16. Dec, 1591 zu Berlin mit der Tochter des Herzogs Albert Friedrich von Preußen, Anna, verlobte. Sie erbte in der Folge von ihrem Vater, als er ohne männliche Erben verstarb, das Herzogthum Preußen, und von ihrer Mutter, einer gebornen Prinzessin von Jülich und Cleve, das Recht auf die reiche Jülich: Clevische Erbschaft, und brachte Beydes an das Haus Brandens burg. Die Vermählung dieser Verlobten ward aber erst im I. 1594 zu Königsberg vollzogen., **)

Der erst 15jährige zweyte Sohn des Administrators, Johann Georg, welcher im J. 1588 mit seinem áltesten Bruder nach Straßburg auf die Universität geschickt wors den war, und sich bis jezt daselbst aufhielt, auch Dom: herr zu Straßburg geworden war, ward am 20. May 1592 von den im Straßburger Domkapitel befindlichen evangelischen Domherren, zum Administrator des Bisthums Straßburg erwählt. Der Graf Ernst von Mansfeld, Dom:

•) Ausz. aus dem Klosterberg. weissen Buche ad a. 1563.

1591.

**) Angeli Mark. Chronik. S. 406, 413. Leuting, Comment, lib, 27. §. 17.

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herr zu Straßburg, brachte die Nachricht von dieser dem Administrator und dem ganzen Brandenburgischen Hause äußerst angenehmen Begebenheit nach Halle, undSward mit großen Freuden empfangen.:** Der Administrator eilte sogleich mit dem Marggrafen Georg Friedrich von Ans spach nach Straßburg, um seinem Sohn mit Rath und Hülfe beyzustehen, und dessen Gegner zu gewinnen. Da aber die evangelischen Domherren, welche sich im Besih des Bruderhofes, oder des Kapitelhauses zu Straßburg, befanden, und vom Magistrat daselbst unterstüßt wurden, schon seit mehr als 8 Jahren in heftigem Streit mit ihr ren katholischen Collegen, fo wie mit dem verstorbenen Bis schof, verwickelt waren; so wählten die katholischen Dome Herren am 30. May d. I. den Cardinal und Bischof von Met, Karl von Lothringen, einen Sohn des Herzogs Karl des aten von Lothringen, zum Bischof von Straße burg. Dieser fing sogleich an, mit Hülfe Lothringischer Truppen, Besik vom Bisthum zu nehmen. Da nun der neugewählte Administrator, Johann Georg, mit Hülfe der Stadt Straßburg ebenfalls verschiedene Oerter des Erzstifts mit gewaffneter Hand einnahm; so entstand dars. aus ein verderblicher Krieg, welcher mit abwechselndem Glücke viele Jahre fortdauerte, und viele Unruhe in Deutschland verursachte. Eine Zeitlang bemühten sich der Kaiser und viele deutsche Fürsten vergebens, diesen Krieg beyzulegen, bis im J. 1593 ein vorläufiger Vergleich und eine Theilung der Stiftsgüter zwischen beyden Competen ten zu Stande kam, Von Zeit zu Zeit erneuerte man diesen Vergleich. Endlich nach 12 Jahren, im J. 1604, entsagte der Administrator, Johann Georg, auf den Rath seines Vaters seinen Ansprüchen auf das Bisthum Straße

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burg gänzlich, gegen eine Summe von 130000 Guldent baar, und gegen ein Jahrgehalt von 9000 Gulden. *) C die Schon zu des Cardinals. Albert Zeiten hatten die von Kliking Jüterbock und Dahme vom Erzstift als Uns terpfand für eine vorgeschoffene Summe Geldes, jedoch wiederkäuflich, an sich gebracht. Der Administrator aber nöthigte sie, diese Besißungen herauszugeben, und brachte sle im I. 1592 wieder ans Erzstift, weil, wie es hieß, die von Klizing fie nicht ganz mit Recht an sich gebrachthåtten und besäßen, und weil sie die Unterthanen. mit neuen Auflagen und Frohndiensten so sehr gedrückt hatten, daß diese darüber beym Administrator viele Klagen führs ten. Dazu kam, daß die Gemahlin des Administrators auf ihrer Rückreise von Brieg, wo sie die verwittwete Herzogin, ihre Verwandtin, besucht hatte, in Dahme einkehrte, und sich daselbst ein Nachtlager bey dem von Kliking, auf seinem Schlosse, ausbitten ließ. Dieser war unvorsichtig genug, es ihr zu versagen, indem er sich vers leugnen und für abwesend ausgeben ließ. Sie mußte nun zu ihrem großen Verdruffe ihr Nachtquartier in einem gemeinen Bürgerhause nehmen, rächte sich aber dafür hart genug, indem sie durch ihren großen Einfluß bey ihrem Gemahl zur Einziehung jener Güter und zur Vertreibung der von Klißinge aus denselben nicht wenig beytrug. **)

Die Witterung des Jahrs 1592 war in Niedersach: fen, folglich auch zu Magdeburg, so ungewöhnlich und

Chytræi Saxon. lib. 29. P. 997. 908. Leuting. Comment.
de Marchia. lib. 28. §. 13. 14.
Schmidts Gesch. d. Deutschen,

Dreyh. Th. 1. S. 324. 8ter Th. S. 90. 91.

**) Leuting, Comment, de Marchia lib. 28. §. 3. 4. Dreyh.

Th. 1. S. 324.

C

sonderbar, daß es wohl bemerkt zu werden verdient. Der Winter hörte fast das ganze Jahr nicht auf. Zwar war

der Januar gelinder und wärmer als gewöhnlich. Im Februar aber folgte äusserst strenge Kålte und viel Schnee. Den ganzen März hindurch fror in den sehr kalten Näch ten alles wieder zu, was, bey Tage aufthauete, und be: sonders waren die leßten Tage darin sehr kalt. Der April war ziemlich gelinde; aber die ersten Tage im May was ren so kalt, daß alle Baumblüten erfroren, und daß es in diesem Jahre fast gar kein, oder doch nur sehr wès niges und ungewöhnlich kleines, Obst gab. Im ganzett Juni war anhaltende, kalte und regnigte, Herbstwitterung, besonders aber zeichnete sich der Johannistag durch Wins terkålte, Sturm und Regen aus. Erst gegen Ende des Jul. stellte sich warme, trockne, der Erndte günstige, Witterung auf kurze Zeit ein. Kaum aber hatte der Som mer sich gezeigt, so war er auch schon wieder vorbey, und nun folgten anhaltende Regengüsse und Sturmwinde, bes sonders den ganzen October hindurch. Dann folgte strenge Kälte bis zu Ende des Jahrs. Nach einigen folgens

den, ungewöhnlich nassen und kalten, Jahren, folgte von 1596 1597 ein sehr nasser und dabey so ungewöhnlich milder und gelinder Winter, daß um Weihnachten die. Frauenzimmer sich mit Blumenkränzen schmücken konnten. Darauf folgte im I. 1597 eine schlechte Erndte; indem auch die Mäuse und Hamster dem Korn unbeschreiblichen Schaden thaten. Nun entstand eine große Theurung, wobey der Wispel Roggen und Waihen kl. Maaß, bis zu 34 Rthlr., der Gerste und Hafer bis zu 20 Rthlr., stieg, welches damals unerhört theuer war. Aus Verzweiflung brachten sich viele Leute selbst ums Leben, und die Pres

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