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ein freies lehen führen wir,

ein leben voller wonne. SCHILLER 133.

dein freies maul ist so bekannt. GÜNTHER 220; freie, freche worte, reden fielen unter dem erhitzten volk; nichts gefährlicher als ein allzufreies gespräch, das einen strafbaren oder halbstrafbaren zustand als einen gewöhnlichen, gemeinen, ja löblichen behandelt. Göruɛ 17, 113.

8) im gegensatz neigt frei in die vorstellung des anmuligen, schönen, heiteren, frohen, frischen. sp. 56 sahen wir das verwandte frank unmittelbar zu froh und fröhlich gesellt, frank und frei verhalten sich wie frank und froh, für frech bestand die edle bedeutung von kühn und mulig, gerade so ist auch in frei das frohe, freudige, frische gelegen:

vri si dër, swër eine reine lieplich mac umbevân.
MSH. 2, 395';
Ludewic der frie sine bürge sach. Gudr. 956, 1;

fri (al. vrô) und sêre fröudehaft. Trist. 16, 28;

vri unde vrœlich. 396, 20;

nhd. er hats gar wol gesungen

aus frischem freien mut. HILDEBRAND 159;

ei wer uns dieses liedlein sang?

ein freier reiter ist ers genant. lb. 1582, 138;

wer ist nun der das liedlein sang,

ein freier landsknecht ist ers genant, er hats so frei gesungen. SOLTAU 359. mutige und freie herzen verbindet LUTHER 3, 27'. seid ir nit freies lebens? STEINHOWEL dec. 528, 37, wo spätere ausg. setzen freies mutes, und der text hat se non vi dà il cuore d'esser ben sicuro; Freiesleben ist ein bekannter eigenname, der also einen freien, frischen mann bedeutet; bei WALTHER 11, 21 war friez leben das unknechtische. GÖTHE redet 60, 141 von höhen, abhängen, flächen, die mit weide, wiese, fruchtbau, wald immerfort abwechselnd, einen freien, frohen blick gewähren; 20, 115 von einem knaben, der durch felder und wälder laufend, neben einer freien und heiteren begleiterin sich bildet. der sorgenfreie mensch sieht heiter aus, der traurige niedergeschlagen. 'du siehst nicht ganz frei, was fehlt dir?' 8, 44. 42, 56. 279; 'willkommen Oranien. ihr scheint mir nicht ganz frei'. 8, 217; desto heitrer, freier werde ich zu dir zurückkehren. 42, 317. in den br. an frau von Stein 2, 326 geht aber wie hast du geruht? ist dein kopf frei?' auf abwesenheit des kopfschmerzes. jenes frei scheint nahe das nl. fraai, welchem sich buchstäblich unser froh vergleichen darf:

lasz die freien jauchzer klingen! GÖNTHER 912. menschen wie bäumen wird ein freier, schlanker wuchs beigelegt, gerade wie sich frech auf den frischen wuchs bezog (sp. 92). dies frei ist also schön und heiter:

o wie frei, wie schön ist sie. LESSING 1, 72. die natur ist überall schön und frei. der sprachgebrauch macht hiervon manche anwendungen. freie künste, arts libéraux und schöne künste, beaux arts grenzen an einander. der freien kunst, den freien künsten sind handwerk und strenge künste entgegengestellt, die freien künstler den handwerkern. GÖTHE 23, 159. 161. das grosze, freie talent, die dreiste hand des künstlers, 22, 141, der freie pinsel des mahlers unterscheiden sich von der beschränkten, gebundnen, zunftmäszigen hand. die freie übersetzung oder bearbeitung ist entgegengesetzt der knechtischen, strengen. es gibt zweierlei arten von schönheit, sagt KANT 7,51 und 74: freie schönheit und blosz anhängende, blumen sind freie naturschönheiten. das wolgefallen des geschmacks am schönen ist ein freies. nach allem diesem ist in der schönen nalur freiheit und heiterkeit gelegen, wie auch in den wortbedeutungen erscheint.

9) der mensch hat freien willen, ist freies mutes, seine gedanken, entschlüsse, handlungen sind frei, seine sitten und zustände, seine rede und sein betragen bilden sich frei aus. freies mutes, sua sponte. STEINHOWEL dec. 118, 7; aus freiem willen. Esra 1,4; freies lob, freier tadel, freie wahrheit, freies zeugnis und bekenntnis. wie er Ottilien in absicht eines freieren betragens, einer bequemeren mittheilung sehr zu ihrem vortheil verändert finde. GöTHE 17, 288;

sohn, mehr wünschest du nicht die braut in die kammer zu
führen,

dasz dir werde die nacht zur schönen hälfte des lebens,
und die arbeit des tags dir freier und eigener werde,
als der vater es wünscht und die mutter. 40, 273;

sein tagebuch das er mit der aufrichtigkeit der freiesten seele für seinen vater machte. J. P. Hesp. 2, 27; auch ihm war freie wahrheit der offene helm des seelenadels. Tit. 3, 16.

10) frei auf sachen, zustände, vorgänge bezogen: ein körper in freier bewegung. KANT 8, 32; freie schwingungen des pendels; freie, ungebundne wärme; der freie handel, freie umlauf des geldes; das freie geld, das überall gültige: sie sein komen in guter fruntschaft und haben aldo umb ir frei geld getrunken. NEUMANNS Magdeburger weisth. s. 34 (a. 1452. ein freier tag, dem die arbeit erlassen ist, eine freie nacht, die gesellschaftlich im wirlshaus zugebracht werden darf; freie stunden, denen das gewöhnliche geschäft entnommen wurde; freie, erübrigte musze, in welchem worte an sich schon diese vorstellung enthalten ist, ahd. muoga, olium; ich habe keine freie zeit, meine zeit ist nicht mehr frei; ich hasche nach freien augenblicken. freie kost, freie speise heiszt es vom empfang des sacraments im abendmahl; freie wohnung ist gefängnis oder sarg: so sehr das volk auch abendmahl, wie testament, für eine selbstverschreibung an den tod ansieht, so konnte seine zerronnene frau ihn doch nicht in dieser freien wohnung liegen sehen, ohne ihn zu freier kost zu bereden. J. P. Fibel 73 (51).

11) frei bindet sich zum subst. im gen. oder durch praepositionen. des gen. bediente sich die alte sprache viel häufiger: néve, ich pin des mærs noch vri (weisz noch nicht),

wer diu clare fünfte frouwe si. Parz. 672, 23;

nn sprechent ir doch, ir sit vri

valscher rede, wie schinet dag? lw. 2510;

Ortrûn was alles arges gegen ir tugende fri. Gudr. 983, 1; dô was er des gedingen gar in herzen vri. Nib. 679, 2; daz si vor iu si spotes fri. LICHTENST. 618, 19. nhd. thue es in einen hafen, der innen verglast sei, daran pistu der farbe frei (er kann farbe haben, welche er will). HAUPT 9, 372;

pflag den leuten die schuhe zu flicken,
mit holz und henfen drat zu sticken,

jedoch war er seins mutes (in seinem mute) frei,
sang und war stäts frölich darbei. WALDIS 4, 32;
das ich nur wer des todes frei. froschm. Aa 3';
daher dan solcher müh und ruhm sie beede frei.
WECKHERLIN 611;

grunzt ein so hoher gott, als wenn er sinnen frei?
GRYPHIUS 1,711;

der lebte wol vergnügt und aller sorgen frei. CANITZ 91;
mach uns aller sünden frei. KLOPSTOCK 7, 185;

dann mag die todtenglocke schallen,

dann bist du deines dienstes frei. GōTHE 12, 86;

und ich fühlte frei mich aller banden. KÖRNER 1, 264;
komm und in stiller pflege

werd eitler arbeit frei. RÖCKERT 265.

solchen gen. kann die praep. von oder vor ersetzen: mhd. von dem mær was er der frie. Parz. 478, 29; nhd. vom bart der alten welt und von der alten treu ist unser glattes kinn und unsre seele frei. HAGEDORN 1, 41; der wald ist frei

von eis und reifgehänge. GÖTHE 1, 232; denn nu ir frei worden seid von der sünde. Röm. 6, 18; denn da ir der sünde knechte waret, da waret ir frei von der gerechtigkeit. 6, 22; er fühlt sich frei von vorurtheil, leidenschaft; ich bin frei von allem leid, von schmerz; das land ist frei geblieben von der seuche; frei von schuld, von klage, von vorwurf schuldfrei, klagfrei, vorwurfsfrei;

dein brief, dein brief allein kann meine ruhe stiften,
die liebe spricht mich auch von andrer arbeit frei.
ROST schäferg. 66.

mhd. mache unsich vor den heiden fri. Rol. 268, 19;
er wëste wol dag Keii

in niemer gelieze vri

vor spotte und vor leide. Iw. 1532;

si ist worden vri vor leide. MS. 2, 53°;
vor zagheit der vrie. Parz. 27, 26;

kint vor missewende vri. 87, 18. 234, 27;
vor valscheit diu vrie. 413, 2;
alrêst bin ich nu worden vri
vor vreuden. Wh. 172, 2;

manec hochgemüetic lip

und doch niht vor jåmer vri. 370, 7;

von und vor schwanken auch, z. b. Nib. 419, 8. nhd. das sie unter euch frei seien fur dem blutrecher. Jos. 20,3;

der wolf nimmt was ihm kümmt, ist feind für wild und vieh, was mensch und menschlich ist, ist frei für menschen nie. LOGAU 1, 108, 53.

auch kann mit auf frei folgen:

wer redlich ist im herzen und mit dem munde frei,
der wisse dasz bei hofe behäglich er nicht sei. 3, 11, 33;

FRAUENGÜRTEL, m. cingulum.
FRAUENGUT, n. was frauengeräth.
FRAUENHAAR, n. 1) crinis femineus:

och enist hie ninder frouwen hâr

weder so mürwe noch so clâr,

ez enwære doch ein veste bant. Parz. 299, 2;

si lesent an Tristande,

dag ein swalwe ze Irlande

von Kurnewâle kæme,

ein frouwen hår då næme

zir bouwe und zir geniste. Trist. 217, 10;

als er aber in diesen gedanken sasz, sahe er zwo schwalben miteinander streiten und sahe dasz ein schönes langes haar herab fiel. prosa cap. 9; frauenhaar ein festes band; frauenhaar ist lang, frauensinn ist kurz.

2) capillus Veneris, adiantum nigrum: frawenhaar, so die bletter daub gestreift, sehen die stengel dem haar gleich. LONICERUS 248, vgl. Freyju hår, name eines gleich dem haar der göttin leuchtenden krauts, hier steht Freyja der frau, wie Venus der qinô, vvý, in der sprache von Wales der gwen zur scite.

FRAUENHAFT, muliebris, wie mädchenhaft, knabenhaft. in folgender stelle ist das adv. gesetzt: man begriffe kaum, wo er alle zeit hergenommen, wüsten wir nicht, dasz eine abneigung gegen frauen ihn durch sein ganzes leben begleitet, wodurch er so manche tage und stunden gewann, welche von frauenhaft gesinnten glücklich vergeudet werden. GÖTHE 26, 46.

FRAUENHAND, f. manus feminae, die link frawenhand. chiromanzei durch Joannem Indagine. Straszb. 1523 fol. bl. 2. frauenhand, feine, weibliche hand:

handschuh für der männer hände wafnen ihre frauenhand. DUSCH schoszhund 41;

nun aber wünschten wir wol den nächsten zeitverlauf von einer zarten frauenhand umständlich geschildert zu sehen. GÖTHE 22, 94.

FRAUENHÄNDLEIN, n. orchis maculata.
FRAUENHANDSCHUH, m. digitalis.

FRAUENHASSER, m. vir mulieribus infestus, weiberfeind, engl. womanhater. (warum doch nennt LESSING seinen misogyn auf englisch Wumshäter?)

FRAUENHASZ, m. abneigung gegen frauen, weiberhasz. FRAUENHAUBE, f. calantica muliebris. voc. 1482 i 2". FRAUENHAUS, n. gynaeceum, lupanar, hurenhaus: auch ists nicht köstlichs, was die recht zulassen, lassen sie doch zu gemeine frauenheuser, die doch wider gottes gebot sind. LUTHER 1, 189; darumb ists gewis, das alle stift und clöster, darinnen der meinung geistlich leut seind, das der stand sie frum und selig mache, seind vi ärger dan die gemeinen frawenheuser, tabernen und mordgruben;

des zürnt der keiser überaus,

liesz füren sie ins frawenhaus. H. SACHS I, 94, hernach aber: und geh aus dem frawhaus darvon.

FRAUENHÄUSLERIN, f. lupanatrix.

FRAUENHERZ, n. cor femineum: dann weil es heiszet similis simili gaudet, so henget das frawenherz allezeit oder jo des mehrentheils an ihren zweizöptigen Eväbildichen oder megdlein, die bürstet, weschet, saubert und putzet sie und lesset das adamische erdmännlein als einen aschenprüdel ungeschmückt und ungeputzt hingehn. JoH. OLORINI VARISCI (d. i. Jon. SOMMERS) ethnographia mundi 2,98 (Magdeb. 1608); erweisen sie ein echtes frauenherz. HAGEDORN 2, 156. FRAUENHOLZ, n. lonicera xylosteum. FRAUENHOPFE, m. trifolium agrarium. FRAUENHÜNDLEIN, n. catellus, armhündlein, schoszhündlein, wie frauen sie im arm tragen, auf den schosz legen: frauenhundlein oder prack (bracke), gulgur. voc. 1482 i 2", bei DIEFENBACH 162 culpar. im voc. teut, ante lat. g4: frauenhindel culper, quia cum mulieres pedunt vel siphant, tunc inculpant illos canes (3, 1295. 1466).

FRAUENHUT, m. pilcus muliebris, wie mannshut. FRAUENKÄFER, m. coccinella, Marienkäfer, gotteskälbchen. FRAUENKIRCHE, f. aedes Mariae.

FRAUENKLOSTER, n. coenobium feminis habitandum. FRAUENKNECHT, m. vir mulierosus, vgl. frauendiener. 'frauen knecht, die ihm doch thun selten recht'. FISCHART groszm. FRAUENKOPF, m. caput feminae: sah einen frauenkopf auf einem geschnittnen steine FR. MÜLLER 3, 139. FRAUENKRÄMER, m. s. frauenbalg.

FRAUENKRANKHEIT, f. menstruum. voc. 1482 i 2′, zur arznei oder zu andern dingen gebraucht: nimb frawenkrankheit, geusz darauf. SEUTER 397; der see quellet schwarz bech auf, die mit den schiffen dran faren, an die legt es sich so fest, das mans allein mit frauwenkrankheit und brunzwasser ablösen kann. FRANK welth 163';

Morus klagt, dasz seine frau an der frauenkrankheit liege, dasz dafür noch teufelskoth, bibergeil noch feigbohn tuge. LOGAU 2, 83, 22.

heute steht das wort allgemein für morbus muliebris. FRAUENKREIS, m. circulus feminarum. FRAUENKRIEG, m. echium vulgare, scharfkraut, natterkraut, schlangenkopf. die ursache der benennung unbekannt. FRAUENKRONE, f.

die frauenkrone hast du nie besessen,

...

nie hast du liebend einen mann beglückt. SCHILLER FRAUENKÜHLEIN, n. coccinella, Marienkäfer, Marienkuh. FRAUENKUNST, f. ars muliebris :

wie zierlich schöpft aus der erdichtung borne nicht frauenkunst! RÖCKERT ges. ged. I, 207. FRAUENLIEB, m. verliebt in frauen, frauenliebhaber: David, den hirtensohn, glücksritter, helden, sänger und frauenlieb in éiner person. GÖTHE 44, 26. kaum den frauen lieb. das volk bildet auch bierlieb m., ins bier verliebt, bierfreund.

FRAUENLIEBE, f. muliebris amor: ich habe grosze freude und wonne an dir gehabt, deine liebe ist mir sonderlicher gewesen denn frawenliebe ist (vulg. amabilis super amorem mulierum). 2 Sam. 1, 26; er wird weder frawenliebe noch einiges gottes achten. Dan. 11, 37. LUTHER 3, 98*; herrengunst, aprillenwetter

frauenlieb und rosenbletter (dauern nicht);

wenn ich wüntschen solt ein pferd,
das des wüntschens wäre werth,

sollt es sein, wann mirs nur bliebe,

kurz gewand wie frauenliebe. LOGAU 1, 89.70;

feind von frauenliebe. irrg. der liebe 308. FRAUENLIST, f. dolus, astutia muliebris. LOGAU 2, 144, 18;

nichts übertreff auch itzt die frauenlist,

nichts meine kunst, mich glücklich zu verstellen.
HAGEDORN 2, 158;

der frauenlist, dem eigensinn getreu,

flieht Adelheid sogar der ehe schatten. 2, 161;

sie sind eine gescheide, listige frau, ihre list übersteigt frauenlist. WEISZE lustsp. 3, 201.

FRAUENLOB, n. laus, fama feminarum, sowol das ihnen ertheilte lob, als das sie ertheilen:

diese finden wir alldorten,
und wer frauenlob gepriesen
der verdient an ewgen orten

lustzuwandeln wol mit diesen. GÖTUE 5, 256.

ein alter dichter, der frauenlob gesungen hatte, hiesz danach Frouwenlop, gen. lobes, warum nicht Frouwenlobe, gen. loben? 'Heinrich der Frouwenlop' scheint ungefüg oder man fasse ihn, wie vorhin frauenlieb, als den frauenlobenden. man verstand auch unter Frauenlob ein lied Frauenlobs: wolt got, sie süngen niht wertleicher lieder, so singt der ainen Frawenlop, der ainen Marner, der ainen starken Poppen. MEGENBERG 197, 10.

FRAUENLOS, caelebs, chelos: denn derselbige prophet schreibt, wie er solle am ende der welt auftreten, das thut er auch itzt und spricht, das der endechrist solle stehen auf den zweien stücken, abgott und frawenlos wesen. das frawenlos wesen oder ehelos wesen (caelibat der priester) hat solchs alles bestettigt und die ganze welt generret. LUTHER 6, 121".

FRAUENMAGD, f. serva vidua. STIELER 1210.

FRAUENMANN, m. yvvaizozoaτovuevos, siemann: nun sag mir, wenn ein mann hin gieng und wüsch die windel oder thet sunst am kind ein verachtlich werk und iederman spottet sein und hielt in für ein maulaf und frawenman, so ers doch thet in solcher obgesagter meinung und christlichem glauben, lieber, sag, wer spottet hie des andern am feinsten? LUTHER vom eclichen leben 1522 c3; was solt ein bild eines nackenden schandparn jünglings anders deuten, dann ein lautern maulaffen und unzüchtigen frawenman? LUTHER wider den stand des bapsts c 2*.

FRAUENMANTEL, m. 1) muliebre pallium.

2) alchemilla vulgaris, mantel, den u. 1. fr. abgelegt hatte. FRAUENMÄNTELCHEN, n. 1) muliebre palliolum.

2) aphanes arvensis, malva rotundifolia, Marienmäntelchen, ackersinau, ladies mantle.

FRAUENMENSCH, vormals, gleich dem einfachen mensch, gültige und edle benennung einer frau, z. b. pers. baumg. 2, 15. STIELER 1239. nnl. vrouwmensch.

FRAUENMILCH, f. 1) lac muliebre: als si (die mutter) minen (mein) gnesen was, hand iren die brüst we than, das si mich nit hat mögen seugen, han ouch sunst nie kein frowenmilch gsogen, wie mir min mutter selig selber gsagt hat. PLATER 4.

2) frauenmilch, liebfrauenmilch, ein köstlicher wein, sp. leche de Maria, gr. Apgodirns yala. aus der göttin brust waren tropfen aufs land gesprützt und davon die reben erwachsen.

FRAUENMINNER, m. liebhaber. MEGENBERG 52, 8. FRAUENMINZE, f. mentha viridis, tanacetum balsamila. STIELER 1311 und LOGAU 3, 31, 51 schreiben münze: frauenmünze heilt viel leid,

wer sie braucht mit masz und zeit.

FRAUENMORD, m. wie männermord, kindermord.
FRAUENMÜTZE, f. frauenhaube:

die frauenmützen sind zu preisen,

allein weit mehr der jungfernkranz. DREYER ged. 237. FRAUENNABEL, m. cotyledon, nabelkraut, umbilicus Veneris. FRAUENNAME, m. nomen femininum.

FRAUENNEUGIER, f. muliebris curiositas. GOTTER 3, 84.
FRAUENORDEN, m. 1) ordo muliebris, frauenstand:

'kumm wieder Proculus! weil in den frauenorden
fast jede jungfer wil, ist Mars gar müde worden.
LOGAU 1, 27, 93.

2) ein eigens für frauen geslifteter orden.
FRAUENORT, m. platz in der kirche für frauen, wie männerort.
FRAUENPLAGER, m. feminarum vexator, eifersüchtiger mann:

doch werd er ja kein frauenplager,

und was er tragen musz, das trager. GoTTER 3, 327. FRAUENPUTZ, m. ornamenta muliebria, cultus muliebris. FRAUENQUÄLER, m. frauenplager.

FRAUENQUITT, der ehfrau ledig geworden, viduus. STIELER 1494. vgl. frauenschön.

FRAUENRATH, m. es get wol hin, das einer etwa einem guten frawenrath volget in haussachen, aber zu groszen wichtigen sachen sol man keines weibes rath leichtlich brauchen. BEUTHERS Reinike 1544 bl. 51.

FRAUENRAUB, m. mulierum raplus. im Kolmarer meisterlied 182,32 ein her Frouwenroup', parodie auf Frauenlob.

FRAUENRÄUBER, m. mulierum raptor: die pfaffen so Irawenreuber, eheschender, hurenjeger sind. LUTHER 3, 517'. FRAUENRECHT, n. privilegia mulierum. STIELER 1550. FRAUENROCK, m. vestis muliebris.

FRAUENROLLE, f. partes feminarum: frauenrollen auf dem römischen theater durch männer gespielt. GÖTHE 38, 174. FRAUENRÖSCHEN, n. agrostemma coronaria.

FRAUENROSE, f. rosa spinosissima, weinrose.

FRAUENSAAL, m.

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gedicht fastn. 704 ist überschrieben 'die frauenschender vasnacht';

welcher man ein frauenschender ist,

den sol man schwerzen als ein morn. 705, 23.

FRAUENSCHAR, f. feminarum turba:

der recke fiel. nun könnt ihr leicht erspüren,
wie sich die frauenschar der freud ergab.
GRIES Bojardo 3, 1, 62.

FRAUENSCHMACH, f. contumelia feminis facta:

man mag ietz liden frowenschmach

und gat darnach kein straf noch rach,

die mann stark magen hant im land.

sie mögen towen (verdauen) gar vil schand. BRANT 33, 13.

FRAUENSCHMEICHLER, m. GOTTER 3, 393.
FRAUENSCHMUCK, m. mundus muliebris.

FRAUENSCHNEIDER, m. sartor, qui mulieribus vestes conficit: wenn irgendwo frauenschneider und sättel nicht zu haben wären, so wärs im himmel. J. P. teufelsp. 1, 19.

FRAUENSCHÖN, reich an schönen frauen, mit frauen ge

schmückt:

des frauenschönen eilandes höchste zier. PLAten 34.

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in unserm hohen orden

ist frauenschutz als pflicht geheiligt worden.
GRIES Tasso 4, 80.

FRAUENSCHWÄCHE, f. muliebris infirmitas:

wann man sagt von frauenschwäche, lacht Peninna diser werke, was den andern bringet schwäche, dienet ihr zu einer stärke. LOGAU 2, 103, 25.

FRAUENSCHWACHHEIT, f. wer wollte nicht der frauenschwachheit jede verirrung der erhitzten phantasie verzeihen? GOTTER 2, 199.

FRAUENSEELE, f. die sanfte frauense ele schauderte; hat so viel hölle in einer frauenseele platz? SCHILLER. FRAUENSINN, m. lang ist frauenhaar, kurz ist frauensinn; veränderlich

ist frauensinn und nimmer gleicht er sich. SCHILLER ... FRAUENSLEUTE, pl. mulieres. das falsche frauens für frauen in dieser und den folgenden zusammensetzungen ist erst im vorigen jh. eingedrungen. nnl. besser vrouwlui, vrouwlieden, poln, kobiety. FRAUENSMENSCH, n. femina, nd. fruensminsche; HERMES Soph. reise 5, 544;

kein frauensmensch bei uns geboren wird
wie dame Kieselstein, die alie männer

verschworen hatte. gott soll uns bewahren! SCHILLER 587'. FRAUENSORGE, f. cura muliebris:

o wirf die trüben frauensorgen hinter dich. PLATEN 165'. FRAUENSPERSON, f. femina, ein falschgebildetes, schleppendes wort, das bei GELLERT, LESSING noch nicht erscheint, desto häufiger bei WIELAND und von ADELUNG ins wb. eingelassen ist. es musz wol aus einem nnl. vrouwspersoon herrühren und wurde im böhm, žemska osoba nachgeahmt; es soll eine weibliche, wie mannsperson eine männliche person ausdrücken, die man nicht frau, weib, mädchen, nicht mann, ker nennen will, einen unbestimmten begrif geben. sobald eine frauensperson zu interessieren anfängt, sobald entdeckt man reizungen an ihr. WIELAND 1, 313. 2, 47 u. s. w. vgl. weibsperson.

FRAUENSPIEGEL, m. campanula, speculum Veneris.
FRAUENSTAAT, m. frauenpulz.

FRAUENSTAND, m. conditio mulierum:

dann blick ich mit neide

den frauenstand an,

ja, mit einem mann

ist man besser daran. GOTTER 3, LXXVII.

FRAUENSTIFT, n. stiftung für frauen.

FRAUENSTIMME, f. vox muliebris, helle, weibliche stimme: frauenstimme im gesang.

FRAUENSTUBE, f. gynaeceum. STIELER 2216.

FRAUENSTUL, m. serapias helleboriae.

FRAUENSÜCHTIG, mulierosus: ob sie wol untüchtig sind zur ehe, so sind sie doch böser lust nicht los und werden frauensüchtiger denn vorhin und ganz weibisch. Luther 2, 164". FRAUENSZEUG, n. sexus muliebris, frauenvolk: das frauenszeug fragt so viel und ich antworte so ungern. LESSING 1, 543. FRAUENTAG, m. festum Mariae. in urkunden oft: zwischen den zwein frauentagen.

FRAUENTANZ, m. chorea mulierum. Voss 5, 75:
schickt euch brav auf deutsch, tirolisch,
englisch, menuet und polisch
und den lieben frauentanz!

FRAUENTAUBE, f. columba turtur.
FRAUENTÄUBLING, m. agaricus virescens.

FRAUENTHEIL, m. was in der erbschaft den frauen zufällt.
FRAUENTHRÄNE, f. lacrima muliebris, weiberthräne.

FRAUENTOLL, frauensüchtig, vgl. mannstoll
FRAUENTRACHT, f. vestitus muliebris.
FRAUENTUCH, n. zeug zur frauenkleidung.

FRAUENTUGEND, f. virtus mul. propria, vgl. männertugend.
FRAUENUMGANG, m. conversatio feminarum.

FRAUENUNSCHULD, f. innocentia muliebris, wie kinderun

schuld:

und frauenunschuld, frauenlieb

steht noch als höchstes gut, wo deutscher ahnen sitte blieb

und deutscher jünglingsmut. KÖRNER 1, 74. FRAUENVEREIN, m. unio feminarum.

FRAUENVERHÄLTNISSE, pl. er hatte lust sich krank zu melden, doch war er, geselliger als ich, durch frauen- und familienverhältnisse mehr in die societät verflochten, fast genöthigt diesen bittern kelch auszuschlürfen. GÖTHE 31, 125. FRAUENVOLK, n. 1) sexus muliebris, das frauenzimmer : jetzt trägt das frauenvolk auch grosze stutzerkrausen, die müssen vor der hand wie dicke wolken brausen. jungfernanatomie s. 116;

der facher ward dem frauenvolk gegeben.

ZACHARIA poet, schr. 1772. 2, 295. BROCKES 2, 549. WIELAND 18, 85. 22, 213.

2) steht aber auch für frau, wie ehevolk für ehefrau: alljetzo bitte ich demütigst um erlaubnisz, dasz ich kann drei frauenvölker zu ehefrauen heiraten, dasz sie mich können ernähren und mit leben erhalten. jurist. vademecum 1,36.

FRAUENWAARE, f.

ein handel ist, der heiszt 'ich gebe dasz du thust' (do ut facias),
drum kumts, dasz frauenwaar als andre mehres kost.
LOGAU 2, 126, 36.

FRAUENWASSER, n. lotium feminae, vgl. Herodot 2, 111: frauenwasser aus dem brunn, einem manne nur bekannt, soll ihm Pheron, wil er sehn, würklich bringen zu der hand, zweifelhaft und ungewis, ob und wo er solches find, geht er vor zu seiner frau, bleibet aber dennoch blind. LOGAU 2, 196, 1. FRAUENWEISE, f. ebenso wichtig ist es, dasz sie (Maani) unterwegs mit den sämmtlichen frauen in berührung kommt, und ihr gatte daher von den männern gut aufgenommen, bewirtet und unterhalten wird, indem sie sich auf frauenweise mit den gattinnen zu bethun und zu beschäftigen weisz. GÖTHE 6, 194. s. mannsweise.

FRAUENWELT, f. wie nun diese richtung seines geistes, unterstützt von einer edlen erscheinung und freien sitten, ihn in der frauenwelt ungemein empfahl, so unterschied er sich von fast allen seinen zeitgenossen durch die zartheit mit welcher er dieses verhältnis behandelte. DAHLMANN fr. rev. 28. FRAUENWERK, n. consuetudo feminarum carnalis: dasz sich e. gn. ein jahr lang oder doch den sommer und winter hinaus enthalte vor frawenwerken. PARACELSUS 1, 688°.

FRAUENWIRT, m. leno:

er sol des frauenwirts diener sein. fastn. 158, 22;
ich wil werden ein frauenwirt

und ein padknecht, der leszt und schirt. 659, 11.

FRAUENWIRTIN, f. lena:

hielt bei den frawenwirtin haus,

mit gmeinen weibern lebt im haus. H. SACHS II. 3, 109". FRAUENWORT, n. asseveratio mulieris :

ach wer hat euch der sinn beraubt,

das ir den frawenworten glaubt? H. SACHS I, 115". FRAUENWÜRDE, f. dignitas feminae, würde der frauen. SCHILLER 80; ein Jupiter mit einem donnerkeil im schosz, eine Juno, die auf ihrer majestät und frauenwürde ruht. GÖTHE 38,39;

allein auch reiz der anmut währt nicht immer,
doch ewig wird auf deiner stirne glänzen

das reine diadem der frauenwürde. GRIES ged. 1, 198. FRAUENWUT, f. furor muliebris:

schuldlos sank Orpheus einst durch frauenwuth ins grab.
GOTTER 3, 394.

FRAUENZIEFER, n. frauenvolk. SCHм. 1, 597: betrachte diese alte narren dort, welche damit sie in allem, insonderheit bei dem urtheilfälligen frawenziffer, einem jungen mann gleich geachtet würden, ihre haare und bärte mit schwarzer farbe und bleinen strählen büffen. PHILANDER 1, 65;

dort wo der spitzge latz, da grunt der sommergarten,
da hat man immer fort riechbüsche zu gewarten,
das frawenziefer all steckt strauszgen forne für,
als wenn am selben ort sie schenkten stetig bier.
jungfernanatomie 118.

kaum umdeutung von frauenzimmer. s. geziefer, ungeziefer. FRAUENZIERDE, f. mundus muliebris. SERRANUS synon. 71*, frauenschmuck, frauengeräth, schon ahd. wîpzierida (GRAFF 5,702), im teutonista vrouwen tzirait (zierat) an arm und bein.

FRAUENZIMMER, n. das uralte goth. timr, timbr, akd. zimpar bedeutete holz, bauholz, den aufgeführten bau, die wohnung, das gemach.

1) frauenzimmer ist also frauengemach, frauenkammer, frauenstube, wo sich frauen oder weiber aufhallen, wo sie unterhalten werden, auch wo sie arbeiten, frauengaden war ein mhd. wërcgadem, was wir heute fabrik nennen. seit dem 15 jh., vielleicht vorher schon wird gynaeceum verdeutscht frauenzimmer. in TETZELS Rożmital (nach 1467) heiszt es s. 146: mein herr markgraf liesz im im frauen zimmer tenz machen. den ausdruck hat JoA. ALTENSTEIG in seinem 1516 gedruckten, schon 1508 fertigen vocabularius, woher ihn dann DASYPODIUS 90*. 330' entnahm, FRISIUS 615, MAALER 140; weitläuftiger erklärt SERRANUS syn. 72': frauenzimmer, nobilium et honestarum feminarum, virginum et mulierum coetus sive congregatio. der üble sinn, den frauenhaus und auch gynaeceum hat, blieb ihm fern, es gilt für den aufenthalt sittsamer oder doch vornehmer frauen, hoffrauen und der könig bestelte schawer in allen landen seines reichs, das sie allerlei junge, schöne jungfrawen zusamen bringen solten gen schlosz Susan ins frawenzimmer. Esther 2, 3; und er thet die dirne an den besten ort im frawenzimmer. 2, 9; und Mardachai wandelte alle tage fur dem hofe am frawenzimmer. 2, 11; sendbrief an die drei hofjungfrauen, die aus dem frauenzimmer zu Freiberg umb des evangelii willen vertrieben sind. LUTHER 2, 274'; der churfürst hat erstlich sein gemahel, darnach etliche fürstin im frauenzimmer, danach viel edle jungfrauen. tischr. 312*; wenn man sagt, Salomon hat viel frawen gehabt, so wil man sagen, Salomon hat ein grosz frauenzimmer gehabt. ebenda. eine herzogin schreibt im j. 1574: herzliebe schwester, ich kann e. 1. auch freundlichen nicht verhalten, das wir itziger zeit zwei frawenzimmer haben, die alte herzogin und ich mit den dreien jungfern sein hunten in unserm gemach, so musz

mein armes kind der andern deckmantel sein und leszt sie denn mein herre holen in seinen gemach, und gehet der Kitlitzin dochter mit sambt der mutter mit, und sein dan den ganzen tag bei meinem herrn. zeitschr. des schles. vereins 4, 163; weisz aber nicht, was die ursachen sein gewesen, das ich von herzog Heinrich nicht ablassen kunte, ob die jungfern im frauenzimmer zu schön waren, oder was es mochte für eine gelegenheit haben. SCHWEINICHEN 1, 86; bin ich wieder nach hause geritten, zuvor aber mit den schönen jungfrauen im frauenzimmer erlustiget. 1, 87; waren ifg. vom hern bischof ins alte frauenzimmer erfordert. 2, 62; wenn denn ifg. dem alten Simon Hanewald seinem sohne mit einer jungfrau, so unter ifg. verwaiset und in derselbigen frauenzimmer war, hochzeit machen sollte. 2, 283;

mit den (frauen) bin ich gezogen fer

in vil königreichen hin und her

zu manchem schönen frawenzimmer. H. SACHS I, 284";
ihr zarten jungfraun grosz und klein,

kompt mit uns ins fraunzimmer rein. AYRER 134°; Phronesis aufseherin über das kaiserliche frauenzimmer. GRYPHIUS 1,6; das frauenzimmer (frauengemach). pers. rosenth. 7, 20; eine von den mädgen in seinem frauenzimmer. 5, 18; als er sich bei ihro im frauenzimmer verspätet. ZINKGREF apophth. 13, 5;

in der tugend frauenzimmer, da ists gut die braute wehlen.
LOGAU 3, 85, 45;

eh ich und der Paulin einander angetroffen,
zu meinem glücke stund das frauenzimmer offen,
da trat er ganz bestürzt heraus. GÜNTHER 971;

der persische frauenname Zebdelcaton bedeutet 'blume des frauenzimmers' d. i. flos gynaecei. 1001 viertelstunde Lp. 1738 1,10; das fräulein blieb indessen im frauenzimmer der königin. WIELAND 18, 269. einem herrnzimmer steht das frauenzimmer entgegen.

2) frauenzimmer bezeichnete nun collectiv die in ihm wohnenden frauen, die weibliche dienerschaft, das gefolge der fürstin, wie der hof die hofleute, das dorf die bauern, noch keine beispiele aufgenommen aus SCHWARZENBERG, STEINHOWEL, WILE, Keisersberg, BRANT, später fehlen sie nicht:

das frawen zimer den held lobt. Teuerdank 20, 123;

was die künigin auch gefaren

mit irem frawenzimer schon

zů zesehen dem tewern man. 101, 13;

der keiser mit seim frawenzimmer. UHLAND 472;

das er das frawen und kebsweiber zimer von im thet. MÜNSTER 1119; sampt graf Gebharts gemahl und irem frawenzimmer. LUTHER 8,387; kaiser Heinrich liesz dazu nach Magdeburg alle fürsten. grafen und vom adel sampt ihren frawen und jungfrawen einladen und liesz einen jeden seine tapferkeit in beisein des hochansehnlichen frawenzimmers beweisen.

MICRALIUS 2, 177; die herzogin mit sampt irem frawenzimmer und Fridrichen auf einen hohen thurm giengen. Galmy 85; es war auch dem ganzen frawenzimmer verbotten nicht zu der herzogin zu gehen. 287; da die herzogin und das frauenzimmer auch mit naus fuhr. SCHWEINICHEN 1, 95; die musik war lieblich, der wein gut, das frauenzimmer schön. 1, 95; der Kriechen vil zu grunde giengen,

auch (die feinde) vil des frawenzimmers fiengen.
H. SACHS 1, 147*;

die weil das frawenzimmer schleft,
wir ausrichten des weidwerks gscheft. II. 3, 16";
die (kirch) war zu klein und vil zu eng,
das nicht jederman hinein kund,

das frauenzimmer auch da stund

in irer allerschonsten wat. AYRER 140",

wo irer sich auf den in frauenzimmer steckenden gen. pl. frauen bezieht es folgte die groszfürstinne mit den jungen prinzen und freulein in einem groszen. wagen, nach diesem folgete das zaarische frauenzimmer in 22 wagen. pers. reiseb. 1, 12; zog der könig auf die jagd und zwar mit seinem frauenzimmer. 4, 44; er fragte nach unserer beschlieszerin, die sich eben damals beim frauenzimmer befand, dabei sie die jungfer hatte rufen lassen. Simpl. K. 2, 27; das frauenzimmer stund auf und verfügte sich in sein gemach. 2, 26; bestellete sie ihm ein ganzes frawenzimmer (weibliche dienerschaft), die seiner statt der kindermägt pflegen und auswarten solten. SPEE g. tugendb. 148; die königin mit ihrem vornehmsten frauenzimmer. Felsenb. 1, 494; vielleicht finden sie bei meinem frauenzimmer zerstreuung? SCHILLER 148.

3) nahe lag, dasz dieser collectivbegrif auf frauen übertragen wurde, die nicht in besonderm gemach zusammen wohnten, man belegte damit frauen insgemein, in der regel vornehme, wolgesittete: das löbliche frauenzimmer, sexus muliebris inclytus, ordo laude dignus matronarum. STIELER 2351; der herren gnad und gunst und des frawenzimmers favor zu erlangen. MESSERSCHMIDT narrenspital. Straszb. 1618, 141; das ohrenzart frawenzimmer. Garg. 7;

des frawenzimmers jugend

wird sonder sorgen grosz. OPITZ;

vertraue dich der see, dem frawenzimmer nicht. derselbe; denn sie (die poeten) auch das frawenzimmer zu lesen und ofte in gold zu binden pfleget. poeterei 73; Lucidor an das frawenzimmer, Venus an das frawenzimmer, überschriften bei WECKHERLIN 837. 838; Heinrich Frauenlob mit vielen getichten, so er zu liebe des frauenzimmers aufgesetzt, zu wege gebracht, dasz solches seine leiche bis in die kirche getragen. HOFMANNSWALDAU heldenbr. vorr.; man musz sich so nit förchten, wenn man zum frauenzimmer geht. Simpl. K. 550; weil ich bei solchen gelegenheiten mit dem frauenzimmer in kundschaft kam. 483; da bei sich viel andere grosze herren und ansehnlich frauenzimmer befand. 2, 142; nichts desto weniger habe ich den titel gleichgültig und unempfindlich bei dem meisten frauenzimmer allhier erworben. CANITZ ged. 210 (1676); das frauenzimmer hatte über den ernsthaftigen reden wenig ergetzlichkeit, drum suchte es mit manier von dem tische zu kommen. WEISE kl. leule 376; es sei zwar viel frauenzimmer gebeten. erzn. 129;

und ich entsinne mich, mit was für buhlerliedern er ehmals in Athen, wo ich mit ihm studiert,

dem frauenzimmer oft die letzte gunst entführt. GÜNTHER 1011; wenn nur auf diesem Cap noch mehr so schönes frauenzimmer anzutreffen wäre. Felsenb. 1, 37; ich werde in kurzem ein kochbuch schreiben, und wollte das frauenzimmer über mein kochbuch spotten, so u. s. w. RABENER 2, 221; das frauenzimmer (serus) war mir auch sonst nicht allzu gleichgültig. LESSING 1, 347; dieser streich ist unter den schlimmen streichen, die mir das frauenzimmer gespielt hat, der kleinste nicht. 1, 385;

ihr, die ihr, ganz von neid entzündet,
des frauenzimmers wert verhöhnt,
sagt, ob man was von gaben findet,

das nicht die seligste bekrönt. DROLLINGER 264;

mit dem sämtlichen frauenzimmer von Abdera an ihrer spitze. WIELAND 19, 119; alles frauenzimmer. KANT 5, 147; das frauenzimmer (die frauen im gegensatz zu den männern). 7, 405;

ich kam hieher und fand das frauenzimmer

ein biszchen, ja man sagts nicht gern, wie immer. GOTHE 56, 57; Civitella blieb ganz weg, weil er bei dem frauenzimmer in Venedig in zu übelm rufe stand. SCHILLER 745"; entehrten das frauenzimmer selbst an heiliger stätte. 925'. ausnahms

weise auch von übeln frauen: etliche suchten mich (Courage) wie das frauenzimmer im bordell. Simpl. 2, 218.

4) kühner war, dasz zuletzt aus dem collectivum wieder die vorstellung des individuums hervor trat, in der weise wie wir es bei den wörtern bursch und camerad wahrgenommen. das frauenzimmer erst ein ort, dann eine mehrheit von hoffrauen, hernach von frauen überhaupt geltend, ist endlich eine einzelne und zwar eine feine. gebildete frauensperson, etwas mehr als dies letzte wort besagt, worunter auch eine gemeine, gewöhnliche frau gedacht werden kann. die frühste stelle für diesen gebrauch findet sich bei OPITZ (2, 257. Amst. 1645) in der bereits 1622 geschriebenen schäferei: wie nun ein mensch in einem bilde die kunst und nicht das bild, in einer pflanze die frucht und nicht die pflanze liebet, also müssen wir in einem schönen frawenzimmer nicht die gestalt, sondern die schönheit des gemütes erheben und hochhalten. das einem' entscheidet, stände in dem schönen frauenzimmer, so liesze sich das schöne geschlecht verstehn. doch scheint die individuelle bedeutung nicht sogleich in die sprache eingedrungen, wenigstens sind mir von 1622-1730 keine weiteren belege zur hand, STIELER hat sie noch nicht vermerkt, zwischen 1730 und 50 tauchen sie auf: ich gelangete an eine halb offen stehende kleine gartenthür, trat hinein und sahe ein gewis recht schön und wolgekleidetes frauenzimmer nach dem klange einer kleinen trommel recht zierlich tanzen. Felsenburg 1,35 (zuerst 1731); und also empfinde ich auch weder liebe noch begierde zu einem frauenzimmer bei mir, sie mag auch noch so schöne sein. irrg, der liebe (zuerst 1740); mitten in diesen ängstlichen sorgen kam jemand von meinen leuten und sagte mir, dasz mich ein frauenzimmer höchlich bitten liesze ihr zu vergönnen, dasz sie auf einige augenblicke mit mir sprechen dürfte. ehe eines mannes (1735) s. 261; frauenzimmer, eine vornehme weibsperson. FRISCH 1, 289 (1741); ich wuste, ehe ich meinen sohn auf reisen schickte, dasz er ein gewisses frauenzimmer von bürgerlichem stande liebte. GELLERT 4, 201 (schwed. gräfin, zuerst 1747); und dieses ist eben das frauenzimmer, das sie itzt gesehen und nach der gemeinen rede für eine witwe gehalten haben. das.; als wenn ein frauenzimmer nicht für alle wolgemachte mannspersonen einerlei neigung hätte. LESSING 2,368 (1747); du wirst es ja wol noch an meinem beispiele wissen, wie es einem frauenzimmer ist, wenn man ihr das erstemal dergleichen vorsagt. 2, 398 (1748). FRISCHENS einschränkung auf vornehme ist nach den gellertschen ausdehnungen auf burgerliche zu eng. in der zweiten hälfte des 18 jh. greift der ausdruck allgemein um sich: unmöglich kann ein frauenzimmer von vierhundert wochen so richtig und so fein schreiben. RABENER an Charitas (1757); er ist es auch in der that schon werth, dasz ein frauenzimmer um ihn seufzet. LESSING 1, 380; bin ich denn nicht frauenzimmers genug, um einer kurzen unterhaltung werth zu sein? 1, 319; ich ent-" schuldige jedes frauenzimmer, das ohne merkliche fehler nicht hat aufwachsen können. 1, 433; sie ist zu wenig frauenzimmer, als dasz ich sie als ein frauenzimmer lieben könnte. 1, 434;

was für ein held ich bin!

ich kann mit frauenzimmern spielen. BURMANN fabeln 37;
und scheint den frauenzimmern

sich schlecht um sie zu kümmern. BÜRGER 22";

sie werden ein schönes frauenzimmer kennen lernen. GÖTHE 16, 25; ich forderte éin frauenzimmer nach dem andern auf und just die unleidlichsten konnten nicht dazu kommen, einem die hand zu reichen. 16, 31; mein chapeau walzt schlecht und dankt mir, wenn ich ihm die arbeit erlasse. ihr frauenzimmer kanns auch nicht'. 16, 32; man betrachte ein frauenzimmer als liebende, als braut, als frau, hausfrau und mutter. 17, 281; er kündigte ihr die ankunft eines frauenzimmers an. die hier herein ziehen sollte. 17, 385; als ich im fenster ein frauenzimmer sitzen sah, das mir unter einem spitzenhäubchen gar jung und hübsch und unter einer seidnen mantille sehr wolgebaut schien. 24, 282; mein freund eilte die frauenzimmer aufzusuchen. 25, 341; und ich wuste bei solcher gelegenheit etwas zum lobe der wirtin, oder eines frauenzimmers, die sich am artigsten gegen mich erwiesen hatte, vorzubringen. 26, 14. diese stellen ergeben, dasz wie nach weib oder weibchen auch nach frauenzimmer, auszer dem neutralen ebenwol ein weibliches pronomen folgen darf. vor dem häufigen gebrauch der individuellen bedeutung hat in der späteren sprache sich die örtliche und collective fast verloren. so seltsam und ungelenk der ausdruck aussieht, hatte er sich doch unentbehrlich

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