Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

es ist keine fremde ader in ihm; sie trägt fremde haare (fremde zähne sagt man nicht, nur falsche); fremde federn; der unglückliche günstling muste das vergnügen fremde federn eine kurze zeit getragen zu haben, theuer bezahlen. GÖTHE 18, 298; die krähe schmückte sich mit fremden federn; fremdes brot schmeckt am besten. sein hab und gut ist in fremde hände gefallen; fremde finger haben ihn gepflückt; und so ir in dem frembden nicht trew seid, wer wil euch geben dasjenige das ewr ist? Luc. 16, 12; er sucht sich mit fremdem geld wieder aufzuhelfen; er mengt sich gern in fremde händel oder angelegenheiten. fremde sitten, gebräuche können leichter die bedeulung von peregrinus haben als von alienus, doch fremde erfahrung, fremde fächer, geschäfte drücken letzteres aus.

6) aus 1) erwächst die abstraction befremdend, befremdlich, seltsam, wunderbar, unerhört, mirus, insolitus, fr. étrange: mhd. welt ir ein vremde mære

hæren, dag wil ich iu sagen. Iw. 4528; nhd. von dir hört ich vil fremder mär,

drümb bin ich zů dir kumen her. SCHWARZENBERG 117, 1; ich will euch frömde mår sagen. fastn. 502, 11; wiewol es ganz frembde ist, das wir euch sollen reizen und locken zu euerm natürlichen herrn. LUTHER br. 5, 79; das wahr, doch unerhört und uns frembd ding zu hören ist. FRANK weltb. 199; solches war mir ein fremde rede. SCHWEINICHEN 2, 261;

das aber ist mir frembd. WECKHERLIN 706;
so rund zu reden ist fürwar

gar frembd, ob es schon sonnenklar. 810;

o allmächtiger regierer, es wäre frembd, wenn du diesem todten nicht barmherzigkeit erwiesest, da sein todfeind bittere thränen über ihn vergossen hat. pers. baumg. 9, 9; über solch frembd werk (dasz ein hund redete) werden die pilgrim bestürzet. pers. rosenth. 1,6;

bei fremden seuchen greift man fremde mittel an.
GRYPHIUS 1, 58;

nach diesem macht er (der zauberer) einige fremde zeichen und murmelt eine weile. 1, 61;

die fürstenregeln sind sehr frembd und schwer zu fassen. 1,169;

was macht dann der soldat? das volk von fremden sinnen,
dasz menschen man hinfort nicht mehr wird achten künnen.
LOGAU 1, 58, 33;

mhd. si pflâgen zir gewinne
harte vremder sinne. Iw. 7196;

daher fand sie einen zufall nicht gar zu fremd, zu welchem

sie sich vorlängst bereitet hatte. CANITZ 193;

ich hätte manchmal mögen sehn

was die und die, die an den wallfahrtsort

mit heiligen gedanken kam

für fremde mienen an sich nahm,

wenn der verwegne eremit,

fein listig, schritt vor schritt,

vom geist aufs fleisch zu reden kam. LESSING 1, 116. zumal in der verbindung mich dünkt fremd', 'mir kommt fremd', 'mich nimmt fremd': das warben wir an die LX. die daucht das frembd, und wurden ze rat ze besenden ain gemain nach essens. Katzmair s. 19; die weil sandten herzog Ernsts rät hinein umb ain gelait, wann Casper Thorer solt rechten mit Ludwig Pienzenauer, und das daucht uns fremd sein. s. 28;

und dünkts euch fremde, dasz sich unser geist bekümmer? GRYPHIUS 1, 52; dünket euch das wol eine frembde und unthunliche sache zu sein? pers. baumg. 6, 11; 'kennst du mich nit, das nimpt mich frembd', ein alter spruch; lasz dich das nit frembd nemen. KEISERSB. postill 2, 14. 4, 16; nit sol dich das frembd nemen. bilger 155'; es wird dich frembd nemen. SCHADE pasq. 2, 130; das der frawen man etwas fremd nam. STEINHOWEL dec. 412, 15; do des der richter empfand, in fremd nam wie das zů gieng. 488, 15; derhalben nimt michs sehr fremd (bei MARNIX: derhalven geft het my seer vreemt), das unser guter m. Gentian hieruber den kopf prechen mag. bienenk. 70'; disz aber komt mir frembd, dasz ihr itzt hochzeit machet, warum ihr dieses nicht im winter habt gethan? RIST parn. 353.

man sagt heute 'mich nimmt wunder'. 'fremd thun' ist gleichfalls verwundert thun:

der arme hahn war also aus der welt.

die mädchen thaten fremd, und schalten

auf den, der diesen mord gethan. GELLERT 1, 180;

ich that ganz fremde und bat um seinen namen. KLINGERS th. 2, 322, was auch bedeuten kann, ich stellte mich fremd, hielt mich zurück. 'es sich fremd machen', von sich abwehren, verleugnen: ach du rabenas, mache es dir nur so fremde! wer weisz, wie viel buhlerbriefe du unter ihnen vertuscht hast. GÜNTHER 1002. nicht viel anders sich fremd stellen', sich verwundert stellen, von sich fern hallen: weil ich sehe, das sich der gemeine mann frembd stellet, gegen die schulen zu erhalten. LUTHER 5, 173. fremd sein' wiederum fern sein, abliegen der canonisten facultet were frembde von allen künsten. LUTHER tischr. 270";

ihn (den sohn) zu suchen war ihr so fremd; er entfernte sich
niemals
weit, er sagt es ihr denn, um zu verhüten die sorge
seiner liebenden mutter. GÖTHE 40, 266,

es war ihr seltsam, ungewöhnlich, dasz sie ihn suchen muste. 'einem nicht fremd sein', in etwas erfahren, mit etwas bekannt: ich bin diesen übungen nicht fremd, ich bin dem steigen aufs gebirg nicht fremd, hab es oft versucht;

und der äuszeren zierde bin ich von jugend nicht fremde, unsere nachbarn die Franken, in ihren früheren zeiten hielten auf höflichkeit viel. GÖTHE 40, 318.

'es ist mir fremd', ich habe nicht, entbehre, es liegt mir fern, ich denke nicht daran:

mhd. in waren aller hande kleit

ze den zîten vremde. Iw. 4921;

liut unde lant, dâ ich von kinde bin erzogen,

die sint mir fremde rëht ob ez si gelogen. WALTHER 124, 8; nhd. es ist mir fremd ihn darum zu loben; es kann dem im samen verschlossenen, in der erde verborgenen keim nichts fremder sein als das licht. BETTINE tageb. 121.

7) da was verwundert und befremdet oft auch als neu erscheint, so verknüpfen sich fremd und neu, mirus et novus:

[blocks in formation]

stieszest mich vielleicht

dem elend zu, das jeden schweifenden,
von seinem haus vertriebnen überall

mit kalter fremder schreckenshand erwartet. GÖTHE 9, 14. 8) 'fremd sein' sagt man von handwerksburschen, die keine arbeit haben und wandern müssen.

s. landfremd, leutfremd, stockfremd, weltfremd, wildfremd. FREMDARTIG, alieni generis, heterogen: seine sprache hat etwas fremdartiges. fremdartige sitten sind weniger als fremde, welchen sie sich nur nähern.

FREMDBIER, alienigena. STIELER 146, wie man sagt landbier, rurigena, landmann.

FREMDE, f. terrae exterae, wäre goth. framapei, ahd. fremidi, mhd. vremede (wb. 394'): da Jacob der erzvatter auf rath und bewilligung seiner eltern in die frembde zu seiner mutter bruder ziehen solte. MATHESIUS 139'; sein aufenthalt in der fremde dauerte sieben jahre;

im haus und in dem kriege herscht der mann
und in der fremde weisz er sich zu helfen. GÖTHE 9,4;
kann uns zum vaterland die fremde werden? 9,6;
es ist so elend in der fremde schweifen,
und sie werden mich doch ergreifen. 12, 244;

dasz ich lieber mein vaterland, eltern und freunde verlassen und mein brot in der fremde verdienen, als gegen meine einsichten handeln wolle. 19, 300; wir fühlen dabei, dasz wir nicht ganz in der fremde sind, wir wähnen einer heimat näher zu sein, nach der unser bestes, innerstes ungeduldig hinstrebt. 20, 3;

denn tausende, wie mich, gebar die fremde. SCHILLER 333";
in meiner brust war meine that noch mein,
hinausgegeben in des lebens fremde

gehört sie jenen tückschen mächten an,

die keines menschen kunst vertraulich macht. 362;

[blocks in formation]

FREMDEN, alienare, abalienare, goth. framaßjan, ahd. giframidan (GRAFF 3, 644), mhd. vremeden, ein gutes wort, das heule sellen geworden und durch entfremden nicht ersetzt ist.

1) intr. fern sein, ausbleiben, fremd bleiben, fremd thun:
sin langez fremeden muoz ich klagen. MSF. 107, 23;
und ir fremeden krenket mir dag hêrze min,
sam daz wazzer die vil heize gluot. 126, 26;

sin fremeden tuot mir den tôt. 156, 8;

mir tuot ir fremeden anders bag.

213, 39;

[blocks in formation]

vremden wil, sone wirt mir niemer wol ze muote. MS. 1, 152"; vil wê tuot mir, daz ich die vrouwen min

so lange vremede, dast mir ze lanc. MSH. 1,91";

al eine vremdet mich ir lip,

si hât iedoch des herzen mich beroubet gar für elliu wip. 1, 212"; si wil iuch niemer fremeden, si hât sich bezzer dinge sit beråten. Gudr. 1289, 4;

sol aber ich dich fremden, so wære ich sanfter tôt. Nib. 284,3;

so wolt er doch gerne wizzen, waz er iu hête getân,
daz irn alsô vremdet unt ouch siniu lant. 1389, 1.
3) tr. einem etwas fernen, entfernen, removere:
und wiste ich es gewisheit,

als ir mir habet vür geleit,
daz ir mir woltet vremden dag,

dem ich wære gehaz,

sô erkande ich an dem mære,

dag ich iu liep wære. Trist. 356, 27.

4) sich fremden:

nu muoz si mir doch des gunnen,

swie sêre si sich fremdet mir. MS. 2, 186"; wan dû mir wilt vremden dich,

ez muoz iemer müejen mich. Gerh. 6533.

mit gen. der sache, sich eines enthalten, entäuszern:

daz êr mîner sêle sich

vremeden müeze. Barl. 391, 30.

nhd. bietet sich blosz dar in der dritten bedeutung: ich will dir thun, als ich christlicher pflicht meinem feind schuldig bin und mein gottes gabe dir nicht frembden. LUTHER 1, 379; in der vierten: indem meines herrn gut gemüth sich itzo in etwas gegen mir frembdet. pers. rosenth. 1, 27; dieses dein beginnen frembdet sich ganz von der weisen thun und fürnehmen. 2, 14. s. befremden, entfremden, verfremden.

FREMDENBUCH, n., dergleichen gastwirte führen. FREMDENFÜHRER, m. mystagogus, cicerone. in der Schweiz, in Rom gibt es viele fremdenführer. FREMDENFÜHRUNG, f. FREMDENGEMACH, n.

FREMDENSTUBE, f. wo die fremden einkehren.

FREMDESHER, e longinquo, gebildet wie rechtsher, linksber: grimme kriegesnoth, die frembdesher entbrennt. OPITZ 1, 49; ja ja bettelkerlen, die den hals bei uns wollen ernehren, kriegen wir genung daheim. wir dürfen sie nicht von fremdes her verschreiben. WEISE comödienpr. 310. heute, von fremdher. FREMDGEBOREN, alienigena, schon im voc. predicantium Straszb. 1486 B' ein fremdgeborner, herkommender.

FREMDGESITTET, peregrinis moribus praeditus. FREMDHEIT, f. peregrinitas, inscitia: man sah ihm die fremdheit an, an der sprache und an den kleidern; meine fremdheit setzte meinen wünschen nicht geringe hindernisse

entgegen. WIELAND 27, 124; seine fremdheit in den bekanntesten dingen setzte ihn zuweilen dem lächerlichen aus. SCHILLER 734; der accent des ausländers, eine fremdheit in seinen manieren stand ihm gut. TIECK ges. nov. 6, 21. FREMDHERLICH, alieni territorii. FREMDHERSCHAFT, f.

FREMDIGKEIT, f. res mira, singularis, sonderbarkeit: wann auch gewesen wer in Jesus zeit zu finden ein mittel und arznei für krüpel und für blinden, die keiser hetten sie gefunden, die mit lust zu aller frembdigkeit anlegten zeit und kost. OPITZ Hugo Grol. 376. FREMDIKEIT, f. was fremdigkeit, absentia, abwesen. vocab. variloquus.

FREMDIGUNG, f. alienatio: ain stain, wer den an dem hals tregt, dem vertreibt er die raup (scabiem) und die fremdigung seins sinnes (alienationem mentis). MEGENBERG 466, 9. FREMDIN, f. regio extera, fremde, wie mhd. menigîn, ûz dër menigîn für menege: ein kind das da an der frembdin ist. KEISERSBERG eschengr. 73.

FREMDLAND, n. terra peregrina.

FREMDLÄNDISCH, peregrinus: die nächsten künstler aber sind solche, bei denen wir eben so wenig als bei ihm (Joh. von Eick) genöthigt sind fremdländischen einflusz vorauszusetzen. GÖTHE 43, 424.

FREMDLING, m. peregrinus, hospes, gast, mhd. vremdelinc, in LUTHERS bibel über hundert mal, z. b. da zog Abram bin ab in Egypten, das er sich daselbs als ein frembdling enthielte. 1 Mos. 12, 10; und wil dir und deinem samen nach dir geben das land, da du ein frembdling innen bist. 17, 8; bist du allein unter den frembdlingen zu Jerusalem, der nicht wisse, was in diesen tagen drinnen geschehen ist? Luc. 24, 18; so seid ir nu nicht mehr geste und frembdlinge (goth. sai nu ju ni sijuþ gasteis jah aljakunjai). Eph. 2, 19; den frembling, welcher Filidor genant ist. WECKHERLIN 408; der ich ein fremdling hiesz. GÜNTHER 1018; wenn nicht thränen die seele vergieszt, unweinbar dem fremdling ernstes, edles gefühls. KLOPSTOCK 1, 20;

führ ihn auch in die stadt den unglückseligen fremdling,
dort sich kost zu erflehn, es geb ihm jeder nach willkür
etwas brosem und wein.
Od. 17, 10;

nur ein fremdling, sagt man mit recht, ist der mensch hier
auf erden. GÖTHE 40, 335;

da beugt sich jede erdengrosze

dem fremdling aus der andern welt. SCHILLER SO*;

ein fremdling tritt er in sein eigenthum,

das längst verlaszne ein. 336";

doch ich soll sterben unter fremdlingen,

nur eure thränen soll ich flieszen sehn? 441.

2) rudis, alienus, hospes:

ein fremdling aller freuden

leb ich noch um zu leiden. alm. der mus. 1773 s. 39;

er ist ein fremdling in dieser wissenschaft; ich bin arm an begriffen, ein fremdling in manchen kenntnissen. SCHILLER 757'. FREMDLINGE, f. peregrina. persönliche wörter auf ing und ling lassen sich eigentlich nicht movieren, doch wagt HOFMANNSWALDAU den ausdruck:

dasz ich kann zu weib und kindern eilen, hat diese frembdlinge, fast mehr als ich, gethan. heldenbr. s. 66.

STOLBERG Sogar mit getilgtem e, wodurch männliche und weibliche form verflieszen:

und willkommen ist die kühne fremdling (die muse) auch oft
unter den reigen der himmlischen.
1,226;

sie sei nur gut, so ist uns die fremdling willkommen! sprachs und hieng an des sohnes hals und herzte die fremdling. 3, 289. deutscher klingt fremdlingin.

FREMDLINGER, m. peregrinus, wäre mhd. vremdelingære, entspringt, wie Westfälinger, Thüringer aus Westfäling, Thüring und wie andere eigennamen, z. b. Birlinger entweder aus ahd. pirilinc, korbträger oder einem ort Birlingen. LUTHER wechselt ab mit fremdling und fremdlinger: aber am siebenten tage da soltu kein werk thun, noch dein son, noch deine tochter, noch dein knecht, noch dein magd, noch dein vieb, noch dein frembdlinger, der in deinen thoren ist. 2 Mos. 20, 10; aber kein frembdlinger sol davon essen. 3 Mos. 22, 13; welcher Israeliter oder frembdlinger sein opfer thun wil. 22, 18; hat sich sonst keiner funden, der wider umb keret und gebe got die ehre, denn dieser frembdlinger? (ni bigitanai vaurþun gavandjandans giban vulpu guba, niba sa aljakunja ?) Luc. 17, 18. spätere ausgaben ändern in fremdling.

FREMDLINGSFALK, m. falco peregrinus, wanderfalk. weidwerk 2, 14. 15, einfacher der fremdling.

FREMDLINGIN, f. peregrina, hospita: frembdlingin in der welt. Harnisch 164;

nicht für die heimat fleh ich um gnad, als fremdlingin kam ich. Voss Ov. melam. 5, 493;

ihr habt mich stets als eine feindin nur

und fremdlingin betrachtet. SCHILLER 428";

wie drängt sich in mein liebliches gemählde

das schicksal einer fremdlingin herein? PLATEN 186. FREMDLINGSFLUR, f. regio peregrina:

o du, in fremdlingsflur verbannter,

wie warst du freud und wehmut ganz,
begrüszte dich ein unbekannter

im holden laut des vaterlands. Voss 5, 61,

da wir uns unter fremdling mehr den wandernden pilger, den aus der fremde gekommnen, weniger den angesesznen ausländer denken, so scheint der ausdruck übel gewählt. das gleiche gilt von noch einigen der folgenden zusammensetzungen.

FREMDLINGSLEBEN, n.

zog sehnsucht mich vom irren fremdlingsleben

ins vaterland mit mächtiger gewalt. GRIES befr. Jer. 12, 33, da quella vita errante e peregrina nella patria ridurmi ebbi vaghezza. FREMDLINGSMAGD, f. serva peregrini:

ich knecht geboren von der fremdlingsmagd. STOLBERG 14, 239. FREMDLINGSRECHT, n. wonach dem landesherrn das vermögen der fremdlinge zufällt. FREMDLINGSREISETRITT, m.

leb wol!

o leite meinen gang, natur!

den fremdlingsreisetritt,

den über gråber

heiliger vergangenheit

ich wandle. GÖTHE 2, 183.

vorzuziehen ist nach dem ersten druck im musenalm. 1774 s. 23 die freie wortstellung:

o leite meinen gang,

natur, den fremdlings reisetritt.

unsere sprache wird von der menge uneigentlicher, die rede verklebender composita gedrückt und wo nur thunlich sind sie zu lösen. FREMDLINGSSPRACHE, f.

die fremdlingssprache des Grajers. Voss Virg. landbau 3, 148. FREMDLINGSSPUREN, externa vestigia:

immer befleckt sei dir von fremdlingsspuren das ehbett,
zugang biete der lust immer geöfnet das haus.
Voss Tibull 1, 10, 5.

FREMDLINGSUFER, m. ripa peregrina :

erst die entseeleten glieder und bald die gebeine nur suchend
fand die gebeine sie doch am fremdlingsufer bestattet.
Voss Ov. met. 2, 337.

FREMDLINGSVOLK, n. gens peregrina:

sendest du etwa hinweg so viel und erlesene güter
fern in ein fremdlingsvolk.

FREMDMÜTIG, alienus, abgeneigt: auch in freundschaft, sampt seinen befelchsleuten, durch schimpflichen und ernstlichen wandel, nicht zu frembdmütig erzeigen. FRONSP. kriegsb. 1, 175'.

FREMDNAMIG, peregrini nominis.

FREMDSCHEINEND, scheinbar fremd: und dann schien sie (die natur) wieder synthetisch zu handeln, indem ja völlig fremdscheinende verhältnisse einander angenähert wurden. GÖTHE 50, 52. warum nicht: fremd scheinende? FREMDSPRECHEND, βαρβαρόφωνος:

Nastes führte das volk der wild fremdsprechenden Karer.
BÜRGER 205",

so steht gedruckt, gemeint aber scheint: wildfremd sprechenden. FREMDSUCHT, f. nimia peregrinitatis admiratio, ausländerei. FREMDSÜCHTIG, peregrini cupidus: herr Bock gibt deswegen den fremdsüchtigen manchen harten stosz. PHILANDER 1,175.

FREMDVERWANDT, alienus conjunctusque:

dann wird mein sein euch und mein dasein im fremdverwandten busen graun. PLATEN 16. FREMDWORT, n. vox peregrina. FREMDWÖRTERBUCH, n.

FRENDSCH, peregrinus, ausländisch. nach STALDER 1, 397 entstellt aus fremdsch, fremdisch. richtiger das folgende.

FRENSCH, fränkisch, vgl. oben sp. 58. wein frensch und hunesch. weisth. 1, 527.

FRESEL, n. eine krankheit, für friesel oder freisel? weinrauten bewaret die kinder vor dem gegicht oder fräsel. TABERNAEMONTANUS 1588 s. 490; das biszweilen die ros die fallende sucht oder das fresel (es steht fressel) bekommen. ZECHENDORFER 2, 60.

FRESIEREN, componere capillum, frisieren: aufgeputzt, fresirt, um hals (= um den h.) da von beiden seiten ein paar schöne grosze braune haarlocken! WEISZE lustsp. 1, 153;

was gewe mer der herr,

wenn i ne gschwind fresier? ARNOLD pfingstmontag 44; wo hesch nur, spatzekind, gelehrt eso fresiere? 45. FRESIERER, m. compositor capilli:

sie wird krank. nicht schmuck und kleider,
nicht fresierer, goldschmid, schneider

sind mehr, was sie heilen kann. WEISZE kom. op. 2, 196. FRESSALIEN, pl. alimenta, esculenta, cibaria, lebensmittel. FRESSE, m. edo, ambro, ahd. filufrëzo commessator, vielfrasz. FRESSE, f. eine genuschige frau, die heimlich aus der hand, aus der tasche iszt. STALDER 1, 397. vgl. säckelsau.

FRESSE, f. derber und kräftiger ausdruck für das maul, ahd. frëzzâ, mhd. frëzze nicht aufzuzeigen, aber wol möglich, nd. frete (SCHAMBACH 279'), nnl. vrete. nhd. zuerst angetroffen bei TAUBMANN: Schmeisz dem schinder das geld für die füsz oder in die fressen. Plautus 550';

faste du, du fresser sonder gleichen!
toller, voller, grober eselskopf.

hüte dich, wo ich dich werd erreichen,

dasz ich dir die fresse nicht verstopf". GRYPHIUS 1, 643; aber haltet die fressen zu und höret was ich sagen werde. 1, 741; Dornrose 77;

wie schmeckt der fuchs? auf! fort, und schmeiszt
der vollen sau die fresse blutig.

HAGEDORN im ersten druck der weinode 1728
(werke Hamb. 1800 4,98).

die spätere umarbeitung schwächt in maul; ich hab ihm (dem tod) wol hundertmal in die fresse gesehen. BODES Tristr. 5, 63;

wenn einer mir ins auge sieht,

werd ich ihm mit der faust gleich in die fresse fahren.
GÖTHE 41, 264;

und wär einer unter euch, der sein feind wäre, ich schmisz ihm den handschuh in die fresz. KLINGERS th. 4, 123. nd. ek slae dek in de frete, ek gewe dek enen up de frete. anderwärts das fresz, das gefrisz; bei DANNEIL 57 ik slao di int frät, holt de frät. kärnt. seina fresse überall drin habn, überall mitreden wollen. LEXER 102; einem eines auf die fressn geben, eine maulschelle. SCHÖPF 153; schles. gefräsz und fresse; eine fresse haben, beredt sein, im schlimmen sinne. lichtmesse schneefresse, hat schnee im maul, friszt ihn auf. WEINHOLD schl. wb. 23. bair. östr. gfräsz, gfrisz.

FRESSEN, vorare. goth. fraitan (dreisilbig), im praet. aber gekürzt frêt für fraat, frêtun für fraêtun, die praesensformen stets unverkürzt fraita fraitis fraitip, wonach auch im imp. frait (zweisilbig) zu erwarten ist. wahrscheinlich im part. praet. gleichfalls fraitans. ahd. hat sich die zusammenziehung aufs ganze verbum erstreckt frëzzan, frâz oder fraz, frâzun, part. frëzzan, imp. friz, wenigstens ist noch kein farëzzan zum vorschein gekommen. auch mhd. vrëzzen, vrâz, vrâzen, vrëzzen, imp. vriz, ausnahmsweise aber die volle form des part. praet.:

den hât der wurm verezzen. Karl 2513;
der wolf hæt mir den lip zerzorn

und hæte mich verëzzen.

des eides sol got vergezzen. BONER 35, 55;

wag man in gap, dag was vil schier

von den tieren verezzen gar. 47, 73;

ze spis wart er den tieren geben,

diu solten in verezzen. 47, 81;

min esel, der mir vil wol kan,
den hånt die wolf verëzzen. 82, 31.

doch mag, wie sich aus vrâzlich, vrâzheit 11, 12. 16 folgern läszt,
das praet. einsilbig gelautet haben vrâz und nicht veraz. nhd.
überall gekürzt fressen, frasz, fraszen, gefressen, frisz. im
part. praet. noch oft fressen, ohne ge, vgl. altfressen 1, 271.
ebenso ags. fretan, frät, fræton, nnl. vreten vrat. alln. kein
freta, frat vorare, und das aus ferta umgestellte freta pedere
berührt sich nicht damit; das schw. fräta praet. frätte wurde von
uns erborgt, dän. ist fraadse gebräuchlich. neben dem part, pract,
frëzzan, fressen, gefressen hat sich kein frâz, wie neben gëzzan,
gegessen ein gâz, gasz (3, 1160. 1161) entfallet.
bedeutungen.

1) fraitan, frëzzan, frëssen verhält sich zu itan, ëzzan, essen wie narediɛiv zu toJiew, peredere zu edere, fraitan, frëzzan,

fressen ist aufessen, verzehren, ganz verschlingen, vorare, devorare, während essen häufig den partitivbegrif hat und davon essen ausdruckt, also oft den gen. der sache erfordert (gramm. 4, 649), fressen fast nur den acc. da nun die thiere das ihnen hingeworfne futter, die ihnen zu theil gewordne speise verschlingen und verzehren, so bezieht sich auf sie die stärkere, rohere vorstellung des fressens. das thier friszt, der mensch iszt, und erst wenn er thierisch einschlingt, wird ihm auch fressen beigelegt, Nebucadnezar, wild geworden, frasz gras wie ochsen. Dan. 5, 21. begreiflich erfahrt dieser sprachgebrauch viele ausnahmen und oft heiszt es von thieren, besonders kleinen, zierlichen, dasz sie essen, wie umgekehrt fressen von menschen gilt im sinne des verzehrens, aufzehrens. hierfür sind schon 3, 1163. 1164 belege gegeben, es sollen blosz noch einige anwendungen des fressens hinzugefügt werden. der wurm und die molte fressen. Matth. 6, 19. 20. Luc. 12, 33. Es. 50, 9; die läuse fressen ihn; die raben sollen ihn fressen. man sagt von einem zahmen thier, dasz es dem menschen aus der hand friszt; der vogel war so vertraut, dasz er ihr aus dem munde frasz. in üblem sinn: die rasende megäre! ist das nicht der dritte reichsritter, den sie mir, einem hund gleich, auf den hals hetzt. ich glaube, das ganze reich friszt ihr aus der hand (sie hat es für sich gewonnen). KLEIST 2, 156. einen vogel kirre zu machen, wird ihm bestimmtes futter und kein anderes vorgesetzt: frisz vogel oder stirb! Felsenb. 4, 188, wenn eine schwere sache durchgeführt werden soll. 'es einem vor dem maul, vor der nase weg fressen'.

die gröbsten aber schlugen sich durch

und fraszens den andern vom maule. GÖTHE 47, 224;
juden und huren die werdens fressen. 47, 230;
er frasz den staub von seinen füszen. GÖKINGK 1, 28;

Hinz. was doch die groszen alles essen!

gar vogelnester, eins zehn thaler werth. Kunz. was nester? hab ich doch gehört,

dasz manche land und leute fressen. LESSING 1,7; das brot aus dem schimmel fressen (essen, dasz es nicht schimmelt). bienenk. 42'; alle tage was (etwas) gutes fressen und saufen thate sie auch. böse siebene 6; frasz er seinen bauch heimlicher weise voll. pers. baumg. 5, 12; er frasz es aus der faust; hat sich der kerl pumpsatt gefressen. GÖTHE 2, 214; da wir wol hinterm ofen saszen,

Borsdorfer äpfel weidlich fraszen. 56, 64;

ein schifferweib fand ich,

am wege sie sasz,

kastanien aus dem schosze sie frasz,

und frasz und schmazte und frasz.

H. L. WAGNER Macbeth 11;

man berechnet aus den angaben des textes, dasz den monat bindurch, auf welchen die wachteln vorhalten sollten, jeder Israelite in der wüste täglich 288 wachteln zu essen gehabt hätte: 'nun so frisz denn, dasz du fleisches satt werdest!' REIMARUS Schulzschrift s. 102. gestern und heute war ich an einer tafel, wo gefressen ist worden, dasz ich erstaunt bin. TISCHBEIN bei Göthe 29, 19. man sagt auch sich besoffen fressen'. fressen und saufen stehn als roh dem edleren essen und trinken entgegen.

2) ein menschenfresser, anthropophagus, hiesz ahd. manëzzo. unterm volk und in der sprache hat sich die uralte ausdrucksweise fortgepflanzt, dasz man einen, so süsz und appetitlich sei er, nicht grausam und blutdürstig, sondern aus liebe roh aufessen, für zucker oder brot essen möchte:

für zucker gæzen in diu wip. Parz. 50, 16;
für zucker möhten in diu wip

durch sine friheit (schönheit) niezen. Nanteig 189,3;
möhte si in also gëzzen hån

daz hætes sicherliche getân,

diu vil reine, diu vil zart. GA. 1, 296;

disen sumer hat er si gekouwen

gar vür brôt. NEIDHART 41, 25;

seht des gie ir grôziu nôt,

wande er kou si tegelich vür schenez brôt. 42,31;
sam si in well vor lieb zekiuwen. Ls. 1, 395.

he is lecker nüdlik darto, ik wolln gans wol upfreten roh ut reinem water. hanenreierei 1618 D2"; kwoln hatt hebben, wenken (wenn ich ihn) ok scholl roe upfreten hebben. TEWESCHEN hocht. 1663 A 6'; wer war in seinen gedanken glücklicher als ich, dasz eine so wunderschöne person, die ich ungekocht gerne in einem bissen verschluckt hätte, mich mit seiner gewogenheit und gunst beehrete? ehe eines weibes 213;

bald fresz ich sie aus lust und bald verstosz ich sie.

GÜNTHER 385.

nun wird man das heutige freszlieb und die folgenden redensarten nicht verfehlen: er ist zum fressen, der kleine narr! man musz ihm gut sein, nicht ob man will. WAGNERS kindermōrderin 8; ich war schön, o schön, schön! ich war zum fressen. LENZ 1, 334; du hättest den buben sehn sollen, wie er so heran wuchs, er war zum fressen. GÖTHE 57, 153; zuem fresse scheen. ARNOLD pfingstm. 154. über die person hinaus, abstract gebraucht, wird der ausdruck schief: o hor, neulich ist wieder ein streich mit ihm gewesen, der zum fressen ist. LENZ 1,300; was hältst du, freund, von diesem neuen trauerspiel? 'o zum entsetzen meisterhaft, zum fressen schon'. PLATEN 298,

denn wer friszt einen streich oder ein trauerspiel? es heiszt auch blosz fressen' oder 'mit den augen fressen', oculis vorare; ron einem brautwerber, der dem mädchen seinen antrag gestellt hat: 'nimm ihn!' sagte die mutter, und frisz ihn!' sagte die base. MORIKE Martin 52;

alle böse und gute geister sollen mich nicht abhalten, diese thür zu erbrechen, um diese göttin schlafen zu sehn, sie mit diesen augen zu fressen. KLINGERS th. 4, 197. geradezu vom verzehren des feindes:

der ungenante sprach 'ich ægin halben,

ich slüeg in uf als ein veiste kalben'. MSH. 3, 199*; mnl. dien geve god selke pine,

dat icse met minen tanden

eten moete, ocht met minen handen
jammerlike verslaen moete,

dies oune mi god die soete! Karel s. 180 v. 3306.

sie werden dich erwürgen. was wöllen sie darnach thun? vielleicht wieder aufwecken und noch einmal tödten. oder werden vielleicht den leib auch leiblich fressen, das niedliche biszlein! LUTHER 5, 51'; das weisz man wol, das ir die welt nicht so rohe fressen werdet, als irs gedenkt. 4, 539';

wolt ir in noch zu einem man?

'ee wolt ich mich hie lassen fressen'. fasin. 550, 18,

nemlich von dem ungeheuer. man sagt:

i will mi la fresse,

wanns nit wahr isch. CORRODI herr prof. 44.

3) HANS SACHS im gedicht vom narrenschneiden I, 466 erzählt von dem kranken, den eine menge narren besessen hat, die ihm durch die kunst des arzts nacheinander aus dem bauch geschnitten werden. sie haben ihn gefressen, z. b. der arzt sagt:

des nechsten glück das bracht dir schmerz,
also nugst du dein eigen herz.
mich wundert, das der gelb unflat
dein herz dir nit abgfressen hat.

der kranke: herr doctor, es ist entlich war,

er hat mich fressen lange jar. 468".

hier also fressen die narren den menschen. in einem andern gedicht der narrenfresser' I, 535 tritt hingegen ein dürrer mann auf, der männer friszt, welche im haus herren bleiben, da er ihrer aber nur wenige auftreiben kann, ganz abmagert. den gegensatz bildet ein feister mann, der narren friszt und reiche nahrung findet. die narren werden gefressen. wahrscheinlich gab es noch andere ähnliche erdichtungen und auf einer solchen beruhen musz der glaube, dasz man sich an etwas einen narren fressen, unmäszige neigung zu etwas gewinnen könne: ich will so klein und lieblich reden, dasz der könig und die königin an mir den narren fressen sollen. GRYPHIUS 1, 725; maszen ich geargwohnet, dasz mein gadendiener den narren an ihr (der beschlieszerin) gefressen. Simpl. K. 2, 533; meine phantasie, die bereits einen riesengleichen narren an seiner figur gefressen hatte. ehe eines weibes 211; den narren an den kindern fressen. WEISE erzn. 373; wenn man nicht, wie man im gemeinen leben sagt, einen narren an kindern gefressen hat. HAMANN 2, 447.

4) fressen lassen, zu fressen geben heiszt fültern und wird vom vich gesagt: der fuhrmann hielt eine viertel stunde, um die pferde fressen zu lassen; gib den hünern zu fressen. aber auch von menschen: ich wolt in wasser und brot lassen fressen acht tage. LUTHER br. 2, 206; dasz ich einem beständigen schreiber zu fressen geben (ihn unterhalten) will. J. P. teufelsp. 1, 95. einem ze fressen geben, etwas eingeben, ihn bezaubern. fastn. 867, 9.

5) fressen auf unlebende dinge bezogen.

a) zwar das feuer galt für ein lebendiges thier, das los bricht, seine zunge streckt, damit leckt und alles holz verzehrt, ignis grassatur, serpit, lambit, vorat oder wenn man einen hahn in ihm sieht, das auf die dächer fliegt und kräht (akad, ber. 1850 s.114): lêztu eld éta iöfra bygdir. edda Sæm. 143";

que maus feus le puist devourer. Eraclius 2540;

dazu fuhr das fewr aus von dem herrn und frasz die zwei hundert funfzig menner. 4 Mos. 16, 35; denn fewr ist aus Hesbon gefaren, eine flamme von der stad Sihon, die hat gefressen die bürger der höhe Arnon. 21, 28; da fiel das fewr des herrn erab und frasz brandopfer, holz, stein und erden und lecket das wasser auf in der gruben. 1 kōn. 18, 38; bin ich ein man gottes, so falle fewr vom himel und fresse dich und deine funfzige. 2 kön. 1, 10. 12; und das fewr wird die hütten fressen. Hiob 15, 34; fressend fewr gehet fur im her. ps. 50, 3; ire junge manschaft frasz das fewr. 78, 63; wo seine fürsten wohnten,

nun einsam elend ist,

und räuberische flamme friszt

was geiz und plünderung verschonten. Uz 1, 145;

das feuer frasz haus und weib zugleich. GOTTER 1, 163;
und holz genug der ofen friszt. 3, LXXII;

anbete du das feuer hundert jahr,

dann fall hinein, dich friszts mit haut und haar. GÖTHE 4, 353; bei dem barbaren war der heroismus eine helle fressende flamme, die immer tobte und jede andere gute eigenschaft in ihm verzehrte, wenigstens schwärzte. LESSING 6,378. b) das wasser reiszt und friszt:

stille wasser fressen grund. flohatz 835;
wann die gewalt vereinter quellen

um Quebeck wühlt und felder friszt. HAGEDORN 2, 17; die stillen wasser fressen tief. Simpl. K. 2, 564; sein ansehen nimmt zu wie ein strom, der nur einmal ein paar bäche gefressen hat. GÖTHE 8, 128. 42, 166; der flusz frasz schäumend an felsenstücken und am morschen ufer. J. P. Tit. 2, 220; rothe ströme wälzen sich schwer um den berg der tiefe und fressen die schönen gärten. flegelj. 1, 72.

c) das schwert friszt, wie es beiszt, 3, 1162 sahen wir, dasz das essen und fressen eigentlich ein beiszen ist: soll denn das schwert on ende fressen? 2 Sam. 2, 26; denn das schwert frisset itzt diesen, itzt jenen. 11, 25; und der wald frasz viel mehr volks des tags, denn das schwert frasz. 18, 8; denn ewr schwert frisset ewr propheten wie ein wütiger lewe. Jer. 2, 30; das fressend schwert des herrn. 12, 12; ein tag der rache, da das schwert fressen und von irem blut vol und trunken werden wird. 46, 10;

STOLBERG 1, 46.

(er sah) das schwert die jünglinge fressen. Messias 11, 694; dein schwert frasz ganze reihn. LESSING 2, 513; deine brüder frasz das schwert. im alterthum wurde das schwert oft persönlich gedacht und angeredet, um so mehr kann es fressend sein.

d) gift und eiter fressen, brennen, ätzen, ebenso die wunde, das geschwür, das übel: und wenn er am siebenden tage sihet, das das mal hat weiter gefressen. 3 Mos. 13, 51. 14, 44; dem übel musz einhalt gethan werden, eh es um sich friszt. WIELAND 8, 287; genug die wunde friszt, itzt schwäret (für schwiert) sie unter sich, sie wird sich schon vollends entzünden. WEISZE lustsp. 3, 79; ein fressend gift; der fressende krebs; und ir wort frisset umb sich wie der krebs (jah vaurd izê svê gund vulip). 2 Tim. 2, 17; der fressende magensaft. J. P. Tit. 3, 172; wie lange friszt der sultanismus schon am ätherischen Griechenland. dămm. 1, 2.

e) es friszt mir das herz, am herz, ins herz: das gefühl seines standes friszt ihm das herz. GÖTHE 8, 15. 42, 17. 252; doch meines weibes entehrung

friszt mir das herz, ich räche sie auch, es werde was wolle. 40, 6;

er friszt mir das herz noch ab. WAGNER reue nach der that 17; es friszt mir am herzen, der fürchterliche gedanke. GÖTHE 8,129;

und das friszt mir ins herz hinein. 12, 183;
ich musz für unruh heulen

die mir mein leben friszt. FLEMING 19.

das auge friszt: mein auge friszt mir das leben weg umb die tochter meiner stad. klagl. Jer. 3, 51; die rache gehüllt in blutgewand, ihr aug wild fressend. KLINGERS th. 4, 130, vgl. mit den augen fressen.

g) der fluch, hunger, eifer: darumb frisset der fluch das land. Es. 24, 6; auf den gassen gehet das schwert, in den heusern gehet pestilenz und hunger. wer auf dem felde ist, der wird vom schwert sterben, wer aber in der stad ist, den wird die pestilenz und hunger fressen. Ez. 7, 15; der eiver umb dein haus hat mich fressen. Joh. 2, 17 (würde goth. gelautet haben: aljan gardis þeinis fraitip mik); gewissen und schande sollen ihn zu tode fressen. GöTHE 8, 127. 42, 403.

h) noch in anderen abstracteren fällen für wegnehmen: es frasz die eroberung der schiffe in etwas mehr volk. Felsenb. 4, 70; meine grosze übersetzung, herr Sandel, die friszt zeit weg. FR. MÜLLER 2, 39; die pandekten, die ohnehin schon doppelte zeit fressen. LICHTENBERG 4, 232. oft um sich fressen, um sich greifen, latius serpere, was man auf feuer oder gift zurückführen kann: so hat auch diser Nimrod von anfang imer umb sich gefressen und ein grosz regiment unter sich bracht. LUTHER 4, 64'; und weil die Chamiten gewaltig, reich und auf erden glückselig waren und fraszen umb sich, wie heut der Türk thut. MATHESIUS 12; die Saracenen fraszen so lang umb sich, bis die Türken, so von den Tattern herkamen, irer mechtig wurden. 87*. man sagt auch das wunder friszt mich, ergreift mich, ich bin neugierig auf etwas:

so möcht si das wunder fressen,

wes die alt vergessen. des teufels netz 10378; da het michs wunder mögen fressen.

FERBER schieszen zu Dresden J1".

6) etwas fressen, in sich fressen, verschlucken, still ertragen müssen ir trurigkeit schlucken und in sich fressen. KEISERSB. bilg. 115; aber schweig stille und frisz in dich. LUTHER 4, 76'; als wolt er sagen, ah lieber son schweig stille, es möcht mir das herz brechen. das musz er (Abraham) auch noch fressen. 4, 120'; darumb hab ich auf sein unfürstlich und ungeschickte antwort nichts geantwortet, sondern mit hoher gedult in mich gefressen. 4, 633'; und müssens in uns fressen und überwinden, und uns imer des trösten, das es umb iren willen nicht ist angefangen. 6, 59; wenn ein prophet oder prediger so heftig wider falsche lerer und böse regierer schriebe, solt er wol aufrübrisch gescholten und verdampt werden. nu aber ist er (David) ein könig und thut solchs selber, er möcht doch der ehren verschonet und zum wenigsten etliche stücke in sich gefressen und gebissen haben, wie on zweifel sonst manch könig und fürst gethan, vielleicht auch noch thun. 6, 165; denn indem er so (als belller) herumb zeucht, musz er manch unnütz wort mit underfressn. KIRCHHOF mil. disc. 215;

ach nein, ich liebe mehr alldar die rauhen steine,
in welchen Echo sitzt und jeder wort nachspricht,
das leh vor weinen oft verschluck und in mich fresse.
GRYPHIUS 1,227;

halt an betrübter geist,

und frisz dein leid in dich, verdrücke was dich beiszt. 1,306; so habe ich, wegen meines lieben weibes abstattung, viel zu thun gehabt und deswegen viel schmähung in mich fressen müssen. SCHWEINICHEN 2, 245; welches ich mit geduld in mich fressen müssen. 3, 61; also frasz er die kurze lection mit aller gedult in sich. WEISE erzn. 43;

er stürzt hinab in einen myrtenhain,

frasz seinen schmerz drei tage lang. GÖTHE 2, 77; das arme ding friszt seinen gram so ganz in sich hinein. WAGNER reue nach der that 118; findet er dich nun vollends so niedergeschlagen, so musz ich gewis alles allein fressen. kindermörderin 37; der alte Berthold frasz seinen zorn in sich. ARNIM kronenw. 1, 81.

7) es an etwas fressen (wie essen 3, 1165, 7), an etwas holen, bei etwas versehen, verschulden: sie (die satyri) sagten einem gar bald, was ihm zu sagen war, woran ers gefressen hatte. PHILANDER 2, 4; den tod daran fressen. 2, 623; woran ich es gefressen. ZINKGREF 169, 7.

8) einen fressen wollen, groszsprecherei (vgl. 2): wie manchem geschehen ist, der uns ganz und gar fressen wolt, in dreien wochen, und doch jetzt da ligt und faulet unter den würmen. LUTHER 5, 51'; es war ein hauptmann, der wollte sonst alle leute fressen. SCHWEINICHEN 1, 266; wer gewalt hat, kan zwar wol das volk fressen und ihr bestes verschlucken. pers. rosenth. 1, 23. ähnlich ist, allen verstand, alle weisheit gefressen haben wollen:

der mann denkt aber doch indessen,
er habe die weisheit alle gefressen,
schimpft, tadelt ungeschliffen darob.

Rost der teufel an herrn Gottsched) in
SCHMIDS anthologie 1,217.

er wird dich nicht fressen, non is est quem metuas; wir wollen ihn nicht fressen, er soll wol aufgehoben und versorgt sein. GOTHE 10, 108.

9) 'reime dich oder ich fresse dich' ist Jou. RIEMERS bekanntes buch, Nordhausen 1673 überschrieben, der spruch musz äller sein und von einem ungedultigen versmacher ausgehen, der seine verse, wenn sie sich dem reim versaglen, aufopferle. reim

« ZurückWeiter »