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Denkwürdigkeiten

des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-
Schillingsfürst

Im Auftrage des

Prinzen Alexander zu Hohenlohe-Schillingsfürst
herausgegeben von Friedrich Curtius

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Alle Rechte, insbesondere das Leber-
sehungsrecht, vorbehalten

Published October 10, 1906

Privilege of Copyright in the United
States reserved under the act approved
March 3, 1905 by Deutsche Verlags-Anstalt
in Stuttgart

Papier und Druck der

Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart

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Vorwort des Herausgebers

Am

"

m 31. März 1901 feierte Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der im Herbst vorher das Amt des Reichskanzlers niedergelegt hatte, zu Colmar im Hause seines Sohnes seinen Geburtstag. Nach dem festlichen Mahle nahm er den Unterzeichneten beiseite und überraschte ihn durch die Frage: Wollen Sie mir helfen, meine Memoiren zu schreiben?" An diese Frage knüpfte sich eine Unterredung, in welcher der Fürst mir aussprach, daß es sein Wunsch sei, den Rest seines Lebens dafür zu verwenden, seine schriftlichen Aufzeichnungen zu ordnen und deren Veröffentlichung vorzubereiten. Er wollte alle seine Papiere und Akten nach Schillingsfürst schaffen und lud mich ein, ihn im Laufe des Sommers auf einige Wochen dort zu besuchen. Da sollte das Material der Arbeit gesichtet und deren Plan festgestellt werden. Für den Fall seines Todes, sagte mir der Fürst, werde sein Sohn, Prinz Alexander, die Verfügung über seinen schriftlichen Nachlaß haben und in die Beziehungen zu mir, mit denen er einverstanden sei, eintreten. Die Entscheidung über Einzelheiten wurde auf weitere Besprechungen verschoben, die im Laufe des Sommers stattfinden sollten und die nicht mehr stattgefunden haben. Anfang Juli 1901 berührte der Fürst Colmar noch einmal, als ein Sterbender. Wenige Tage darauf endete sein Leben in Ragaz. So war es ihm nicht vergönnt, die letzte Arbeit, mit der er sein langes und arbeitsreiches Leben abschließen wollte, selbst anzugreifen. Für den Prinzen Alexander und für den Unterzeichneten ergab sich hieraus die Verpflichtung, den leßten Willen des Fürsten, soweit möglich, auszuführen. Freilich konnte nach dem Scheiden des Fürsten seine Absicht nur in unvollkommener Weise erfüllt werden. Er hatte gehofft, bei Durchsicht seiner Aufzeichnungen und Akten seine Erinnerungen zu beleben und so sein eigner Biograph zu werden. Nach seinem Scheiden kann es sich nur darum handeln, die hinterlassenen Aufzeichnungen, soweit sie zur Veröffentlichung geeignet sind, gemäß dem Willen des Entschlafenen weiteren Kreisen bekanntzumachen.

Seit dem Jahre 1866 hat der Fürst seine Erlebnisse und Eindrücke in fortlaufenden Aufzeichnungen, die er als sein „Journal“ bezeichnete, niedergelegt. Die Mitteilungen dieses „Journals" werden ergänzt durch

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Konzepte und Abschriften von Berichten und Briefen, die der Fürst ihres autobiographischen Wertes wegen für diesen Zweck zurückgelegt hatte. Wäre es dem Fürsten vergönnt gewesen, die Redaktion seiner Denkwürdigkeiten selbst zu leiten, so würde er vermutlich das Journal und diese Aktenstücke zu einer einheitlichen Darstellung verschmolzen haben. Da dies nicht geschehen ist, mußte der Herausgeber auf eine einheitliche Gestaltung verzichten. Denn es konnte ihm nicht in den Sinn kommen, den schriftlichen Nachlaß des Fürsten nur als Material für eine Biographie zu verwerten. Eine Biographie gibt immer das Bild einer Persönlichkeit, welches die Betrachtung ihres Wirkens in dem Geiste des Verfassers gestaltet hat. Selbst wenn ich mir daher die Fähigkeit zutraute, eine Biographie des Fürsten zu schreiben, so würde mich der von diesem empfangene Auftrag daran hindern. Denn dieser ging dahin, daß ich ihm helfen sollte, seine Memoiren zu schreiben. Die größte Zurückhaltung des Herausgebers war die Bedingung für die Erfüllung dieser Aufgabe. Hieraus erklärt sich die Form des vorliegenden Werks, welche dem, was der Fürst wünschte, so nahe kommt, als dies nach seinem Tode zu erreichen war. Der Leser steht nur dem Fürsten selbst gegenüber, er hört ihn reden oder betrachtet die urkundlichen Belege seines Wirkens. Nur was von tatsächlichen Notizen für das Verständnis des Gebotenen unentbehrlich schien, ist hinzugefügt worden.

Für die Zeit vor dem Beginn des Journals hat der Fürst nur Einzelaufzeichnungen über Reisen, politische Reflexionen und Beobachtungen hinterlassen. Ein in Koblenz im Jahre 1842 begonnenes Tagebuch gibt für die Vergangenheit nur einige Notizen, die zur Unterstüßung des eignen Gedächtnisses bestimmt waren, und ist auch für die Folgezeit unvollständig. Zur Ergänzung konnten Briefe an die Mutter und an die Schwester, Prinzessin Amalie, benußt werden. So ist es gelungen, auch für die Jugend des Fürsten eine Selbstdarstellung seiner Entwicklung zu gewinnen, für deren fragmentarischen Charakter die Authentizität des Gebotenen entschädigt.

Wertvolle Ergänzungen der eignen Aufzeichnungen des Fürsten boten dem Herausgeber Mitteilungen der verwitweten Prinzessin Konstantin zu Hohenlohe, geb. Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, und der überlebenden Schwester des Fürsten, Prinzessin Elise zu Salm-Horstmar. Dem gütigen Interesse beider hohen Frauen ist es zu danken, daß auch in den späteren Zeiten, in denen die eignen Aufzeichnungen des Fürsten sich wesentlich auf Politik beschränken, das persönliche Leben und allgemeinere Interessen nicht unberücksichtigt bleiben. Dies gilt besonders von den Mitteilungen der Frau Prinzessin zu Salm-Horstmar über die lezten Monate des Lebens.

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