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aber, in der Mitte des Lustgartens, erhob Denkmal König Friedrich Wilhelm's III., der in Hoffnung auf Gott" lebte, eine Hoffnung,

sich unter der Hülle das seine Zeit in Unruhe und deren Erfüllung der Herr

feinem Sohne so über Bitten und Verstehen hat zu Theil werden laffen.

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Die Enthüllung des Denkmals fand in unmittelbarem Anschlusse an den feierlichen Einzug der Truppen statt. Zur Beiwohnung dieser Feier war von jeder Infanterie-Brigade des Garde-Corps ein Bataillon combinirt worden, und zwar derart, daß das ältere Regiment die 1. und 9., das jüngere die 1. und 5. Compagnie zur Bildung desselben abgab. Die 1. und 9. Compagnie des Garde-Füfilier-Regiments und die Züge

des Garde-Jäger, Garde-Schüßen- und Garde-Pionier-Bataillons bil deten ein zu 7 Zügen combinirtes Bataillon, das der Commandeur des Garde-Füsilier-Regiments befehligte.

Die 1. Compagnie des aus dem Königs-Grenadier-Regiment (2. Westpreußischen) Nr. 7 zusammengefeßten Bataillons trat als 9. und 10. 3ug an die Queue des aus der Armee combinirten Bataillons, welches somit aus 10 Zügen gebildet wurde und unter Commando des Obersten v. L'Estocq verblieben war.

Aus den 8 Garde-Cavallerie-Regimentern waren 4 Escadrons derartig formirt worden, daß das Regiment der Gardes du Corps und das Garde-Küraffier-Regiment die 1., die beiden Garde-Dragoner-Regimenter die 2., das Garde-Husaren-Regiment und 1. Garde-Ulanen-Regiment die 3., und das 2. und 3. Garde-Ulanen-Regiment die 4. Escadron durch Abgabe des 1. und 2. Zuges der 1. Escadron jedes Regiments zusammenseßten. Die aus der Armee combinirte Escadron trat als 5. Escadron hinzu. Das Garde-Feld-Artillerie-Regiment gab die 1. schwere und 1. reitende Batterie, welchen die combinirte Batterie hinzugetreten war, und zwar die Artillerie zu Fuß und ohne Geschüße, commandirt vom Regiments-Commandeur des Garde-Feld-Artillerie-Regiments.

Das Garde-Train-Bataillon deputirte 1 3ug zu Fuß, der mit der Deputation des Trains aus der Armee eine Compagnie formirte.

Die Fahnen und Standarten des Garde-Corps und der combinirten Abtheilungen der Armee waren sämmtlich zur Stelle. Die Musik und Spielleute des 1. Garde-Regiments zu Fuß, des 4. Garde GrenadierRegiments Königin und des Königs-Grenadier-Regiments (2. Westprenßischen) Nr. 7, sowie die Trompeter des Regiments der Gardes du Corps und des Garde-Husaren-Regiments standen in der Front der Truppen, deren gesammte Aufstellung der Prinz August von Württemberg, kom mandirender General des Garde-Corps, befehligte, unter demselben die Infanterie General-Lieutenant von Pape, Commandeur der 1. Garde Infanterie-Division, die Cavallerie, die Artillerie und den Train GeneralLieutenant Graf v. d. Golt, Commandeur der Garde-Cavallerie-Division.

Die sämmtlichen nicht in der Front befindlichen Musik- und Trompeter-Chöre des Garde-Corps standen in der Vorhalle des alten Museums, während auf der Treppe des Museums Deputationen der Invaliden des hiesigen Invalidenhauses, der Schloßgarde-Compagnie und Leib - Gendarmerie, bestehend aus den Mannschaften, welche noch unter König Friedrich Wilhelm III. gedient hatten, aufgestellt waren.

Für die nicht dienstlich betheiligten und disponiblen Offiziere des Garde-Corps und die Offiziere der Berliner Garnison war die größere Terrasse des Königlichen Schloffes freigehalten worden.

Die Staats-Minister, begleitet von denjenigen Räthen ihrer Winisterien, welche zu der für den 3. August 1870 gebildeten Immediat

Commission gehört hatten, die Deputationen der Stadt, der Geistlichkeit u fowie diejenigen Personen, deren Anwesenheit der Kaiser besonders at geordnet hatte, waren in unmittelbarer Nähe des Denkmals aufgestellt, a deffen Rückseite der Königliche Dom-Chor in rother Uniform Aufstellun genommen hatte.

Zwischen dem zu enthüllenden Denkmal und einem zum Schuß gegen Regen oder Sonnenschein errichteten Pavillon für die Kaiserin und Kö nigin und die Prinzessinnen sowie für die fürstlichen Gäste hatten die StaatsMinister, obersten Hofchargen u. s. w. Aufstellung genommen, während vor denselben die auf die Stufen des Denkmals gesenkten erbeuteten Trophäen niedergelegt waren.

Die Vorhalle des Museums, die Fenster des Königlichen Schloffes, Zeughauses und Doms sowie die Dächer aller nur irgend naheliegenden Baulichkeiten waren dicht mit einer zahllosen Volksmenge bedeckt, welche jeden neuen Truppentheil aufs Neue mit lebhaften Hurrahs begrüßte, deren Begeisterung sich aber aufs Höchste steigerte, als der Kaiser und König um 32 Uhr über die Schloßbrücke zum Lustgarten ritt.

Sobald der Kaiser mit den Prinzen des Königlichen Hauses, der Fürstin von Liegniß und den fürstlichen Gästen 2c. auf dem Plaße erschien, wurde Gewehr auf! genommen und die eroberten französischen Adler, Fahnen und Standarten, deren Träger vor dem Denkmal, Front nach dem Königlichen Schloß, in 3 Gliedern Stellung genommen hatten, auf das Piedestal desselben niedergelegt. Die Tambours des 1. Garde-Regiments zu Fuß schlugen zum Gebet, alle übrigen Tambours und Trompeter nahmen das Signal sofort auf. Der Dom-Chor leitete durch Gesang die Feier ein. Der Feldprobst der Armee Dr. Thielen, welcher seinen Stand auf dem steinernen Unterbau des Denkmals genommen hatte, sprach so. dann folgendes Gebet:

Lobe den Herrn, meine Seele, und Alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er Dir Gutes gethan hat!

Herr Gott Zebaoth, allmächtiger, barmherziger, gnädiger Gott! Wir stehen vor Deinem heiligen Angesicht, niedergebeugt von der unermeßlichen Fülle Deiner Gnade, mit der Du uns gefegnet hast, und loben und preisen Deinen heiligen Namen, daß Du unser Volk so hoch erhöhet hast. Was unsere Väter gehofft und erstrebt, wonach fie in vielen heißen Kämpfen Jahrhunderte lang gerungen, das hat Deine große Barmherzigkeit uns weit über Bitten und Verstehen gege ben und damit das Sehnen der Edelsten im Volke gestillt, ein wieder geeintes, großes, deutsches Vaterland, mit dem auch die lange getrennten Glieder wieder verbunden sind, hoch geachtet unter den Staaten Europa's, ein Bollwerk des Friedens, ein Hort der Freiheit und des Rechts. Von Dir, o Herr, ist es geschehen und steht da als ein Wunder vor unsern Augen! Du hast Dein Volk nicht verstoßen und Dein Erbe nicht verlassen! Deß Zeuge soll auch dies Königliche Standbild fein, das die Liebe und Dankbarkeit des Sohnes, des Kaisers, unseres Königs und Herrn, seinem verklärten Königlichen Vater, Friedrich Wil helm dem Dritten, errichtet hat, und das in dieser feierlichen Stunde enthüllt

werden soll, damit die spätesten Geschlechter noch der großen Thaten gedenken, die Du, o Herr, durch Jhn, Dein auserwähltes Rüstzeug, zur Errettung und Beglückung Seines und des ganzen deutschen Volkes im Freiheitskampfe uns in Seiner langen, so reich gesegneten Regierung vollbracht haft, auf daß der Segen der Gottesfurcht, der unwandelbaren Treue, des Glaubens und der Liebe, worin der Seligvollendete seinem Königlichen Hause und dem ganzen Volke das edelste Vorbild gewesen ist, nimmer von uns weiche; damit wir in der Unruhe der Zeit ftets unsere Hoffnung auf Dich richten und es immer beherzigen, daß an Deinem Segen Alles gelegen ist. Laß dies Bild des frommen und gerechten Königs eine Mahnung für uns und unsere Kinder werden, fest und unerschütterlich zu stehen in dem theuren Evangelium Jesu Chrifti, Deines Sohnes, unsers Herrn, damit es auch an uns seine Gotteskraft als unsern einigen Troft im Leben und im Sterben, als das einige Fundament der Sicherheit des Thrones und der Wohl. fahrt des Landes erweise und wir treu bis an den Tod daran halten. Die Treue und der Gehorsam, mit dem unser Volk den Königlichen Vater geliebt hat, erhalte fie dem Königlichen Sohne, unserem theuren Heldenkaiser, durch den Du in die fer ewig denkwürdigen Zeit so Großes an uns und unserm ganzen deutschen Vaterlande gethan und dasselbe nach langer verderblicher Spaltung wieder geeinigt haft zu einem herrlichen deutschen Reiche und sein Recht und seine Ehre, seine Macht und Größe fest gegründet hast durch eine lange ununterbrochene Reihe glänzender Siege.

Die vielen Opfer, die gefallen, die heißen Thränen, die geflossen, die Werke der Liebe und Barmherzigkeit, die verrichtet, die inbrünstigen Gebete, die zu Dei nem Throne emporgestiegen sind, laß sie durch Deine Gnade eine Frucht des Friedens und der Gerechtigkeit bringen für unsern theuren Kaiser und Sein König. liches Haus, für das deutsche Vaterland und alle seine Fürsten und Stämme, damit wir unter dem Scepter unseres theuren Kaisers und Herrn noch lange ein stilles und gerubiges Leben führen können in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit, in Frieden und Wohlfahrt!

Tröste, barmherziger Gott, tröste Alle, die Leid tragen und um den Verluft ihrer Lieben trauern, tröste und richte sie auf mit den Erweisungen Deiner Gnade und Güte!

Kröne mit der reichen Fülle Deiner Gnade unsern Kaiser und Herrn! Segne Ihn, Seine Kaiserliche Gemahlin und Sein ganzes Haus, das siegreiche deutsche Kriegsheer, das sich um das Vaterland durch seine Treue, Tapferkeit, Mannszucht und Hingebung so wohl verdient und der vollsten Anerkennung des Volkes und seines wärmsten Dankes würdig gemacht hat, dessen Vertreter dieses Denkmal umstehen, segne es in allen feinen Führern und Gliedern, fegne unser deutsches Volk und Land! Segne die Fürsten und freien Städte des Reichs und laß Deine Gnade täglich neu über ihnen werden! Erbarme Dich, Du treuer, gnädiger Gott, des tief gebeugten Volkes, das Deine Gerichte in dieser Zeit so schwer heimgesucht haben; laß Deinen Frieden über dasselbe kommen und es inne werden, daß wahre Größe nur in der demüthigen Unterwerfung unter Dein heiliges Wort und Gebot besteht und Dauer hat, denn Du, o Herr, widerstehest den Hoffärtigen, aber den Demüthigen giebst Du Gnade und läßt es den Aufrichti gen gelingen! Wir aber vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern allein auf Deine Gnade und Erbarmung.

Du, Herr Gott Zebaoth, warst mit uns! Darum, Herr, nicht uns, nicht unë, sondern Dir allein sei die Ehre! Amen.

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Diesen Worten folgte das Vater unser" und der Segen, nach deffen Ertheilung der Kaiser und demnächst die Truppen das entblößte Haupt wiederum bedeckten.

Hierauf wandte sich der Reichskanzler Fürst von Bismarck an den Kaiser mit der Bitte, den Befehl zur Enthüllung des Denkmals zu ertheilen. Sobald dieser Befehl ertheilt war, fiel die Hülle des Denkmals.

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Die dasselbe umgebenden Fahnen und Standarten wurden gesenkt, die Truppen präsentirten und riefen Hurrah! bis geschultert wurde; die Tambours schlugen, und die Musik-Chöre spielten Heil Dir im Siegerfranz". Zugleich wurde dieser feierliche Moment durch 101 Kanonenschuß, welche Seitens der Ersaß-Abtheilung des Garde-Feld-Artillerie-Regiments in der Cantianstraße abgegeben wurden, und durch das Geläute aller Glocken der Stadt verkündet.

Im Lustgarten richtete der Kaiser nach der Enthüllung des Denk mals an die Deputationen, welche das Denkmal König Friedrich Wil helm's III. umstanden, folgende Worte:

Was wir in tiefstem Frieden ersonnen und vollendet, was wir hofften im tiefsten Frieden enthüllen zu können, dieses Standbild ist nun auch zum Denkmal des Schlusses eines der glorreichsten, wenn auch blutigsten Kriege der Neuzeit geworden. Wenn der König uns sehen könnte, so würde Er mit Seinem Volke und Seinem Heere zufrieden sein. Möge der Friede, den wir mit so vielen Opfern erfochten, auch ein dauernder werden! An uns Allen ist es, die Hand anzulegen, daß es also geschehe. Das walte Gott!

Den Rittern des Eisernen Kreuzes aus den Feldzügen der Jahre 1813-1815, unter denen sich der Feldmarschall Graf von Wrangel, der General Feldmarschall von Steinmeß, der General der Infanterie Vogel von Falckenstein, die Präsidenten von Franckenberg und von Göt befanden, sagte der Kaiser:

Es wird Ihnen eine wehmüthige, aber doch sehr hohe Freude sein, daß Sie diesen Augenblick und in dieser Umgebung mit Mir durchleben, da Sie ja Alle das Eiserne Kreuz von dem hochseligen Könige, Meinem unvergeßlichen Vater, erhalten haben. Niemand von uns hätte es wohl geglaubt, daß dieses Kreuz jemals wieder aufleben würde, und zwar zu einem fast gleichen Zwecke wie damals. Nicht Mich möge das Mir zugerufene Wort preifen, aber allerdings können wir in aller Demuth stolz darauf sein, daß die Vorsehung uns zum zweiten Male ausersehen und uns die Kraft verliehen hat, in einem so gerechten Kriege ihren Willen durchzuführen!

Zum Schluß der Feier intonirten die in der Vorhalle des Museums aufgestellten Musik und Trompeter-Chöre den Choral „Nun danket Alle Gott!" worauf, nachdem der Kaiser nach Verabschiedung von den fürstlichen Damen und der anwesenden Generalität in sein Palais zurückritt, der Abmarsch der Truppen in die Quartiere erfolgte.

Die Enthüllung des Reiterstandbildes des Königs Friedrich Wilhelm's III. sollte ursprünglich am hundertjährigen Geburtstage deffelben, am 3. August 1870, stattfinden. Es wurde eine besondere Festcommission eingesetzt, die erforderlichen Anordnungen zu treffen. Bereits lagen die ausgefertigten Einladungsschreiben zur Unterschrift vor; doch im Augenblice, als dieselben an die aus allen Kreisen des preußischen Volkes und Heeres Eingeladenen so wie an die Kampfgenoffen des Befreiungskrieges

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