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dritte Bild zu den in Versailles am 18. Januar 1871 gesprochenen Kaiserworten: Seid stets eingedenk, daß der Sinn für Ehre, treue Kameradschaft, Tapferkeit und Gehorsam eine Armee groß und siegreich macht." Der Inhalt der mächtig bewegten symbolischen Composition war der Kampf und Sieg Deutschlands. Hoch auf goldenem Streitwagen in goldener Rüstung, den goldenen Flügelhelm auf den leuchtenden wallenden Locken, stürmte Germania daher, gezogen von weißen Rossen, Jünglinge, goldene Flammenschwerter schwingend, auf deren Rücken, neben dem Wagen schwebten gerüstet wallkürenähnlich, die Württemberger und Baiern versinnlichenden heroischen Frauengestalten heran. Ueber den im Sturz zusammengebrochenen Feind am Boden ging es unaufhaltsam da, hin. Auf schwarzem feurigen Roß eine hohe, königliche, blondbärtige Reitergestalt mit dem Eisenkreuz auf dem Rundschild wies rückblickend mit dem Schwert dorthin, wo in flammengerötheter, qualmiger Luft der Kaijeradler dem Königsadler im Kampfe unterlag. Neben dem Reiter stürmten die vereinigten deutschen Krieger vor, den afrikanisch-fränkischen Gegner blutend hinstreckend, seine Speere zersplitternd, seine Banner ihm entwindend.

Ernst Ewald malte das vierte Bild, am Uebergang der Friedrichs. straße. Es trug über und neben der Darstellung selbst auf goldenem Grund die Kaiserlichen Worte der Proklamation vom 18. Januar 1871 an das deutsche Volk. Allzeit Mehrer des Reichs, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an Gütern und Gaben des Friedens auf dem Ge biete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. Die jungfräulicher Anmuth volle und doch ernst erhabene Gestalt Gemania stand, des Deutschen Reiches Krone in der rechten Hand, auf einem Postament, das auf zwei gewaltigen goldenen Löwen ruhte. Die Ruhmesgöttin schwebte über ihr, und eine Gruppe voll bewegter Gestalten, mit Posau nenschall des Reiches Glanz und Wiederaufrichtung verkündend, umgab sie.

A. v. Heyden's Verherrlichung des Friedens schloß an der Char lottenstraße diese Bilderfolge. „Möge dem deutschen Reichskriege, den wir so ruhmvoll geführt, ein nicht minder glorreicher Reichsfrieden folgen! 21. März 1871." Die schöne Erfüllung des Wunsches, welchem diese Worte des Kaisers Ausdruck gaben, hier versinnlicht durch Gruppen bezeichnender, die Thätigkeiten des Friedens repräsentirender Gestalten des Berg- und des Landbaues, der Schifffahrt, des Handels, der Kunst und des Gewerbes, theils mehr idealen, theils mehr realistischen Charak ters, welche die in ihrer Mitte thronende Germania umgaben. Damit endete der bildliche Schmuck der Lindenpromenade selbst. Aber unmittel bar danach nahm ihn die Front des Akademiegebäudes zu ihrer Seite auf. Mitglieder der Akademie, von Kunstgenossen mit willigem Eifer unterstüßt, hatten die malerische und plastische Dekoration der ganzen Façade dieses Bauwerks ausgeführt. Auf dem Rande des Daches in seiner vollen Länge erschien eine mit zierlich gefaltetem, weißen, roth

und gold gesäumten Vorhängen verkleidete Ballustrade. In dem Mittelbau vor dem Fenster der normalen Uhr war unter einem von Säulen getragenen Triumphbogen, die Kolassalbüste des Kaisers und Königs (von Prof. Drake modellirt) errichtet. Unterhalb derselben an ihrem Postament reichten die Statuen der Germania und der Borussia sich die eng verbundenen Hände. Darüber aber im Frontispice des Bogens gingen nach allen Seiten hin die Strahlen einer goldenen Sonne aus, über welcher wiederum das Banner mit dem Adler des Deutschen Reiches erhoben stand. Dem Sieger Gruß und Heil" las man auf der einen Seite dieser Front, „vom dankbaren Vaterland" auf der anderen. So. wohl die Fenster als die Pfeiler zwischen denselben in dem ersten Stockwerk der Façade waren bedeckt, geschmückt, verkleidet, theils durch Brustbilder, theils durch ganze Figurenportraits der verdientesten Heerführer und wechselnd damit durch Darstellungen, welche die verschiedenen Trup pentheile des deutschen Heeres in charakteristischen Gestalten und Situa tionen vergegenwärtigten. Zur Linken für den Beschauer jener mittelsten dekorativen Gruppe zeigte sich der württembergische Fußsoldat, zur Rechten der bairische, das Banner im Arm, beide nach Bleibtreu's Skizzen von Hallaß ausgeführt; neben dem ersteren auf Goldgrund gemalt, das Fenster dort deckend, die Kolossalgestalt des Kronprinzen, auf des Säbels Griff gestüßt (Oskar Begas), drüben neben dem Baiern die des Prinzen Friedrich Carl von Gustav Richter gemalt in rother Husarenuniform, den Marschallsstab in der Rechten, im weiten Mantel, der von den Schultern zum Boden niederwallte. Den Zwischenpfeiler neben des Kronprinzen Bild deckte eine Composition von Ludwig Burger: der preu Bische Ulan reicht vom Roß herab dem sächsischen Reiter die Champagnerflasche, im Mittelgrunde Militärarzt und Sanitätscorps, die Träger der weißen Binde mit dem rothen Kreuz. Jenseits, neben dem Bilde des Prinzen, G. Spangenberg's Composition: der preußische Garde. Füsilier, die eroberte feindliche Fahne schwingend, vor ihm der preußische Landwehrmann am Boden ausruhend, im Hintergrunde badische Schüßen. Den Fensterraum neben dem Ulanen deckte das besonders meisterhaft und wirksam auf Goldgrund gemalte Bildniß des Großherzogs Friedrich Franz von Mecklenburg in ganzer Gestalt von Friedrich Kaulbach. Er stand entblößten Hauptes, die große Ordenskette über dem einfachen Offizier Oberrock, zu seinen Füßen sah man Blumen und Lorbeerkränze. Drüben das Pendant dazu bildete die von Prof. C. Becker gemalte kriegerische Gestalt des Kronprinzen von Sachsen, den vom weiß und grünen Federbusch umwallten Helm auf dem Haupt, die Rechte am Griff des Schwertes, das die Linke an der Scheide gefaßt hielt. Auf dieser Seite des Mittelbaues machte den Schluß der malerischen Dekoration das Bild von Prof. Steffeck: der preußische Kürassier auf wild vorspren. gendem Roß, den tödtlichen Schwertstreich gegen den französischen Bajonet,

kämpfer zur Seite führend, deffen Kamerad bereits getroffen sich am Boden wälzte. Und jenseits den Abschluß zur Linken machte ein Gemälde von Prof. D. Heyden, preußische Jäger und Artilleristen, jubelnd bei dem eroberten französischen Geschüß, gefallene Turkes auf dem rom Kampf zerwühlten blutigen Boden des Schlachtfeldes. Quer über dem Mittelbau, oberhalb dieser Darstellungen, las man die Worte: „Aus frevelhaftem Angriff des deutschen Volkes Einheit."

Die auf Goldgrund von verschiedenen Berliner Künstlern im regsten Wetteifer gemalten Medaillon-Brustbildnisse des (vom Beschauer) linken Flügels des Akademiegebäudes waren, von der Charlottenstraße beginnend, die Generale v. Voigts Rheetz, v. d. Tann, v. Göben, v. Manstein, v. Werder, v. Roon, Prinz von Württemberg, v. Kirchbach; auf dem rechten Flügel v. Manteuffel, v. Fransecky, v. Asvensleben I., v. Alvens leben II., v. Bose, v. Steinmez, v. Zastrow, v. Tümpling. Zwischen den Bildnissen des Kriegs- Ministers und des Prinzen von Württemberg war in ganzer Gestalt in kolossalem Maßstabe das Portrait des Reichskanzlers Fürsten Bismarck, jenseits zwischen Fransecky und v. Alvensleben I. in gleicher Weise das des Grafen Moltke, von Professor Adolf Menzel ausgeführt. Jener war an einem mit Papieren bedeckten Tisch stehend, auf den er die Hände stüßte, dargestellt; dieser im winterlichen, schneebedeckten Felde, den Helm auf, den Gummimantel übergeworfen, das Doppelglas in der Rechten haltend, die Linke auf dem Rücken, scharfen Blicks in die Ferne hinausspähend.

Die friedlichen werkthätigen Kräfte waren in der Lindenpromenade durch Ehrensäulen mit Emblemen charakterisirt. Gereimte Sinnsprüche und Citate waren ihnen beigeschrieben. Die Auswahl besorgte Eggers. Die Anordnung war die folgende:

1) am Eingang zu den Linden: die Eisenbahn,

2) an der Wilhelmsstraße: die Eisenbahn und die Telegraphie, 3) an der Schadowstraße: die Post,

4) an der Neustädtischen Kirchstraße: die Liebesgaben, die Diakonissen und die grauen Schwestern,

5) an der Friedrichsstraße: die Malthefer, die Johanniter, die Feld. diakonen und die Feldgeistlichkeit,

6) an der Charlottenstraße: die Aerzte, die Invaliden,

7) an der Mündung der Linden auf den Opernplag: die sich auf Hilfe und Pflege beziehende Vereinsthätigkeit.

Der weite Plaß von dem Standbild König Friedrich's II. bis zur Schloßbrücke war, um den hier vor dem Kaiser vorbeimarschirenden Truppen Raum zu lassen, von Masten freigeblieben, aber der Plaß hatte durch die sich auf dem Opernplak, vor der Universität, dem Zeughause u. f. w. erhebenden Tribünen, sowie durch das prachtvoll dekorirte Kron prinzliche Palais eine wahrhaft festliche Ausschmückung erhalten.

Unter begeistertem Jubel bewegte sich der Kaiserliche Zug durch die Mitte der Lindenpromenade bis zum Denkmal König Friedrich's II.; der Kaiser begrüßte im Vorbeireiten die auf dem Trottoir zwischen feinem Palais und dem Opernhause aufgestellten Offiziere der Garnison, die kaiserlich russische Deputation und die Deputationen der Marine, des Sanitäts-Corps und der Feld-Beamten, sowie die Mitglieder des Reichstages, und nahm sodann an der Blücher Statue Aufstellung.

Der Vorbeimarsch fand auf dem ganzen Plaße zwischen der Universität, der Neuen Wache und dem Zeughause einer und andererseits dem Palais des Kaisers, dem Opernhause und dem Palais des Kronprinzen statt. Die Kaiserin und Königin hielt während des Vorbeimarsches mit der Kronprinzessin zu Wagen neben der Blücherstatue.

Als das combinirte Bataillon der deutschen Armee vor dem Kaiser auf dem Platz vor dem Zeughause defilirte, rief derselbe den Träger der zerschossenen Fahne aus dem Zuge und wies denselben an die Kaiserin. Bei dem Vorbeimarsch des 1. Garde-Regiments 3. F., des aus dem ge sammten deutschen Heere combinirten Bataillons, des 4. Garde-Grenadier-Regiments Königin und des Sanitäts-Corps erhoben sich die Kaiserin und die Kronprinzessin im Wagen und nahmen erst wieder Platz, nach. dem diese Truppen vorüber waren.

Ueber die mit Schiffen, zahlreichen Flaggen und Laubgewinden reich verzierte Schloßbrücke gelangten die Sieger nach ihrem Ziele, dem Lustgarten.

Vor dem Hauptportal des Königsschlosses erhob sich das Riesenbild der Germania mit ihren beiden lang entfremdeten, nun wieder gewon nenen Kindern Elsaß und Lothringen neben sich. Ein hches, reich geschmücktes Piedestal von cylindrischer Form trug diese von Albert Wolff in erhabener Schönheit und monumentaler Macht ausgeführte Gruppe. Den untersten Theil des Sockels umgab ein von Walkleben modellirtes Relief, die deutschen Flußzottheiten darstellend. Den verjüngten Theil des Postaments darüber deckte ein 6 Fuß hohes Relief von Siemering In 27 lebensgroßzen Gestalten (die Thiere und Kinder nicht mitgezählt), war die Wirkung des königlichen Aufrufs an sein Volk darin dargestellt. Die Gestalt der Germania hatte sißend auf ihrem mit dem Reichsadler geschmückten Thronseffel bis zur Spite der Kaiserkrone auf dem edlen Haupte eine Höhe von 19 Fuß. Sie hielt in der Rechten das in einem goldenen Adler endende Reichsscepter. An ihr Knie schmiegte sich, bereits zutraulicher geworden, die stehende Figur des Elsaß (15 Fuß hoch) die Harfe in der rechten Hand haltend. Auf der anderen Seite der „großen Mutter" stand, noch etwas ferner, Lothringen, auf seinen Wappenschild gestüßt. Auf dem Schooße Germania's ruhte der kaiserliche Adlerschild. Seitwärts der Germania befand sich derselbe Pavillon, der im Jahre 1866 bei der Siegesfeier errichtet ward. Vor demselben

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