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Aubervillers, Befestigungen von St. Denis) namentlich die unruhigen Stadttheile derselben (Montmartre, La Villette, Belleville) beherrschen. Die Stärke der deutschen Truppen auf dem occupirten Gebiete ist während dieses ersten Stadiums unbeschränkt, während die französischen Truppen gehalten find, Paris nur mit 40,000 Mann Linientrupen beseßt zu halten, im Uebrigen aber südlich der Loire stehen zu bleiben, welche sie erst nach Unterzeichnung des definitiven Friedensvertrages überschreiten dürfen.

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Das zweite Stadium beginnt mit der Zahlung der ersten halben Milliarde und läuft mit der Erlegung weiterer zwei Milliarden ab. Sobald die erstere entrichtet ist, räumen die deutschen Truppen die auf dem rechten Seine-Ufer gelegenen Forts von Paris, die nämlichen Theile der Departements Seine, Seine inférieure, Seine et Dise, Seine et Marne, sowie außerdem die Departements Somme und Dise. Auch während dieses zweiten Stadiums, welches voraussicht. lich Frankreich aus eigenem Interesse das laufende Jahr nicht wird überdauern lassen, obwohl es bis Ablauf 1871 nur zur Zahlung einer Milliarde Francs verpflichtet ist, find alle politischen und strate= gischen Rücksichten ins Auge gefaßt, welche zu berücksichtigen die zur Zeit in Frankreich und namentlich in Paris herrschenden Stimmungen geboten haben. Die Occupationsgrenze ist nur im Norden auf Deutsch. Land hin zurückgezogen, die Grenzlinie erstreckt sich noch von der Gegend um Cambray bis über Dijon hinaus, in Laon, La Fère c. stehen die deutschen Truppen nur einige Lagemärsche von Paris, die Zahl derselben ist in keiner Weise beschränkt.

Das dritte der Occupationsstadien ist das wichtigste, da es voraussichtlich von der längsten Dauer sein, vielleicht sogar drei Jahre und jedenfalls bis zur Deckung der Kriegskosten oder der Erlegung diesseits acceptirter finanzieller Garantien währen wird. Nach Zahlung von zwei Milliarden wird die deutsche Occupation nur noch die Departements Marne, Ardennes, Haute-Marne, Meuse, Vosges, Meurthe so wie die Festung Belfort mit deren Gebiete umfassen, welche als Pfand für die dann noch rückständigen Summen dienen sollen. Die Ostgrenze der vorgenannten Departements, im Norden die Festungen Sedan und Rocroy, im Süden Langres und Belfort, der Besiß von Rheims, Epernay, dem Lager von Chalons, all' diese Punkte lassen die Bedeutung des occupirten Territoriums erkennen, das an Areal über 700 Meilen umfaßt, also annähernd der Provinz Schlesien gleichkommt. Die Zahl der auf diesem Gebiet befindlichen deutschen Truppen wird 50,000 Mann nicht überschreiten, eine Stärke, welche in Anbetracht der immobilen französischen Armee sowie der starken im Elsaß sich befindlichen Reserven aber bedeutend genug und jedenfalls ausreichend ist.

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Ellah und Sothringen nach der jeßigen Bezirks- und Breiseintheilung.

1. Regierungs-Bezirk Deutsch-Lothringen, 8 Kreise: 1. Metz, Landkreis and Stadtkreis. 2. Diedenhofen. 3. Saarburg. 4. Chateau-Salins. 5. Bolchen. 6. Saargemünd. 7. Forbach. II. Regierungs-Bezirk Nieder-Elsass, 8 Kreise: 8. Weissenburg. 9. Hagenau. 10. Zabern. 11. u. 12. Strassburg, Landkreis und Stadtkreis. 13. Molsheim. 14. Erstein. 15. Schlettstadt. III. Regierungs- Bezirk Ober- Elsass, 6 Kreise: 16. Rappoltsweiler. 17. Colmar. 18. Gabweiler. 19. Thann. 20. Mühlhausen. 21. Altkirel.

Einzug in Paris.

Der Einmarsch der deutschen Truppen in Paris war auf Mittwoch (1. März) angefeßt: es handelte sich nicht um einen bloßen Durchmarsch, sondern um die zeitweise Beseßung einzelner Theile von Paris zur endgültigen Vollziehung der Friedenspräliminarien.

Die Pariser hatten Alles daran gefeßt, jeden Einmarsch deutscher Truppen in ihre Stadt zu hintertreiben, aber der Eifer und die Leidenschaft, womit sie es gethan, hatte nur dazu führen können, unsere Regierung von der moralischen und politischen Nothwendigkeit des Einmarsches immer mehr zu überzeugen.

Die Pariser Blätter erklärten es für eine Schmach, wenn die Feinde den vermeintlich geheiligten Boden der Hauptstadt beträten, und hatten im voraus nicht genug Worte der Schmähung für die Horden von Barbaren", welche ihnen auch noch diese Beleidigung anthun wollten.

Aber nicht blos die Zeitungen stimmten diesen Ton an, sondern selbst Männer wie General Trochu wagten es, öffentlich gegen den Gedanken eines Einzuges in Paris als eine gehäffige Gewaltthat" zu protestiren, unter dem wahnwißigen Vorgeben, daß Paris nicht durch die Preußen, sondern lediglich durch den Hunger bezwungen worden sei.

Gegen eine solche Verirrung des öffentlichen Bewußtseins war mit Erörterung von Vernunftgründen allein nicht anzukämpfen, — eine solche Verunglimpfung und Verkleinerung der Thaten unseres Heeres konnte nur durch die volle Bethätigung unseres Sieges erwidert und berichtigt werden.

Paris hatte sich in der That den Wirkungen der Einschließung und der Beschießung ergeben, also den Wirkungen derjenigen Angriffsmittel, welche von unserer Heeresleitung nach wohlbedachtem Plan zur Bezwin. gung der feindlichen Hauptstadt in Anwendung gefeßt worden waren, und gerade bei Verwirklichung dieses Planes hat die deutsche Krieg. führung eine Leistungsfähigkeit bewiesen, welcher die Kriegsgeschichte aller Zeiten, neben der Einschließung von Mez, nichts Aehnliches an die Seite zu stellen vermag.

Die deutschen Heere hatten das anscheinend Unmögliche möglich ge macht. Es war ihnen gelungen, mit einer vergleichsweise mäßigen Truppenzahl alle zum Entsatz der Hauptstadt bestimmten Armeen zu vernichten oder aus dem Felde zu schlagen und schließlich den Widerstand der von den stärsten Festungswerken und von 500,000 Mann vertheidigten Hauptstadt zu brechen. Die Eisengürtel, mit welchem die deutschen Linien Paris in einem Umkreise von etwa 16 Meilen einschlossen, war so zweckmäßig angelegt, so trefflich befestigt und so tapfer vertheidigt, daß es

unseren Truppen möglich wurde, sich für ihre zahlreichen und schwierigen Aufgaben zu vervielfältigen, um gleichzeitig die Stadt nach außen hin vollkommen abzusperren und ihre eigenen Stellungen gegen wiederholte Angriffe großer Truppenmassen mit durchgreifendem Erfolge zu vertheidigen. Mit solchen Vorkehrungen und solchen Anstrengungen hatte der deutsche Kriegsplan endlich sein Ziel erreicht und die Hauptstadt Frank. reichs zur Waffenstreckung gezwungen.

Paris war also unzweifelhaft den deutschen Waffen erlegen, und der Sieg über die Riesenfestung stellt sowohl die Entschlossenheit und Um. sicht der Heeresleitung, als die Tapferkeit und Ausdauer unserer Truppen in das hellste Licht.

Der Einmarsch unserer Truppen beruhte daher nicht auf der Will. für des Siegers, sondern auf wohlerworbenem Recht. Die unbefangene Mitwelt und Nachwelt wird die politische Mäßigung und Großmuth be. wundern, welche uns von diesem unzweifelhaften und unbestreitbaren Rechte einen überaus bescheidenen Gebrauch machen ließ.

Vor dem Einzuge erließ die französische Regierung folgende zwei Proclamationen:

Die Friedenspräliminari en find unterzeichnet worden und werden der Natio nalversammlung unterbreitet werden. Der Waffenstillstand ist um vier Tage verlängert worden, und werden von jezt ab alle Contributionen und Requisitionen fortfallen. Troß aller Bemühungen ist es jedoch unmöglich gewesen, den Einzug eines Theiles der deutschen Armee in bestimmte Stadtviertel von Paris zu ver hindern. Wir haben nicht nöthig, den Empfindungen Worte zu leihen, welche diese neue Prüfung in uns erweckt. Die Regierung würde dieselbe gern Paris erspart haben. Indessen die deutschen Unterhändler machten den Vorschlag, auf das Einrücken in Paris nur zu verzichten, wenn ihnen der wichtige Play Belfort abgetreten werde. Es wurde ihnen darauf erwidert, daß, wenn es etwas gebe, was Paris in seinen Leiden trösten könne, dies der Gedanke wäre, durch seine Leiden dem Lande eines seiner Bollwerke wieder verschaffen zu können, welches noch in jüngster Zeit sich durch den Widerstand unserer Soldaten ausgezeichnet hat. Wir wenden uns an den Patriotismus der Einwohner von Paris und beschwören sie, sich ruhig zu verhalten: für diejenigen, welche das Geschick verrathen hat, bleibt immer noch die Hoffnung auf eine beffere Zukunft."

Die andere Proclamation lautete:

„Einwohner von Paris! Die Regierung appellirt an Euren Patriotismus und an Eure Klugheit; Ihr habt das Schicksal von Paris, von ganz Frankreich in Eurer Hand, von Euch hängt es ab, Hauptstadt und Vaterland zu retten oder zu verderben! Nachdem Ihr durch Hunger bezwungen, nach heroischem Widerstande, dem siegreichen Feinde die Forts überliefert hattet und die Feldarmeen fich jenseits der Loire hatten zurückziehen müssen, war die Nationa. Versammlung genöthigt, die Verhandlungen einzuleiten. Während des Verlaufes von 6 Tagen haben die Unterhändler Alles aufgeboten, fie haben Alles gethan, was menschenmöglich war, um weniger nachtheilige Bedingungen zu erlangen; sie haben die Friedenspräliminarien unterzeichnet, welche der Nationalversammlung unterbreitet werden. Während der Discussion der Friedenspräliminarien würden die Feindseligkeiten wieder begonnen haben, würde unnüßes Blut vergossen sein, wenn nicht der Waffenstillstand verlängert worden wäre. Die Verlängerung desselben

konnte nur erlangt werden durch Einwilligung in die theilweise und vorüber, gehende Besetzung bestimmter Pariser Stadttheile. Wenn die abgeschlossene Convention nicht respectirt und der Waffenstillstand gebrochen wird, so würde der Feind, der schon Herr der Forts ist, mit Gewalt die ganze Hauptstadt beseßen. Eure Befisthümer, die Meisterwerke der Kunst, die jezt durch die Convention garantirt sind, würden alsdann aufhören, gesichert zu sein. Das Unglück würde ganz Frankreich erreichen; die schrecklichen Drangsale des Krieges, welche bisher die Loire nicht überschritten haben, würden sich_bis zu den Pyrenäen ausbreiten. Es ist also absolut wahr und richtig, daß es sich um die Wohlfahrt von Paris und ganz Frankreich handelt. Verfallt nicht in den Fehler Derjenigen, welche uns vor 8 Monaten nicht haben Glauben schenken wollen, als wir sie beschworen, von diesem Kriege abzulassen, der uns so verderblich werden sollte. Die Linien truppen, welche Paris so muthvoll vertheidigt haben, werden das linke SeineUfer befeßen und die loyale Ausführung des neuen Waffenstillstandes sicher stellen. Die Nationalgarde wird sich mit ihnen vereinigen, um die Ordnung in den übrigen Theilen der Hauptstadt aufrecht zu erhalten. Dasselbe werden alle guten Bürger thun, welche sich ausgezeichnet haben durch Tapferfeit vor dem Feinde. Diese graujame Situation wird ein Ende finden durch den Frieden und durch die Rückkehr des öffentlichen Wohlergehens. Thiers. Favre. Picard."

Der Kaiser und König hatte den General-Lieutenant und GeneralInspekteur der Festungen und Pioniere, v. Kamecke, zum Commandanten desjenigen Theiles der französischen Hauptstadt, welcher nach dem Präli minar-Tractate von deutschen Truppen besetzt werden sollte, und den Flügel-Adjutanten Oberst - Lieutenant Graf Waldersee zum Chef des Generalstabes desselben ernannt, und ein Bataillon, eine Escadron und eine Batterie für die Vorbereitung zum Einmarsch zur Disposition der Comman dantur gestellt, auch beide höhere Offiziere in besonderer Audienz empfan gen. Da nicht ganze Corps und Divisionen einmarschiren konnten, so wurden die einzelnen Corps so zusammengestellt, daß von jedem Regimente derselben wenigstens ein Bataillon an dem Einmarsch Theil nahm. Es herrschte also in allen Cantonnements Quartieren auf der ganzen Südseite der Hauptstadt ein reges Leben, um sich auf den festlichen Tag vorzubereiten, und auch durch Versailles marschirten am 27. Febr. noch Truppen aus weiter zurückliegenden Cantonnements, um am 28. Februar rechtzeitig auf den Rendezvouspläßen zu sein.

Eine Vorfeier fand schon am 28. Febr. statt, denn nach dem Ende eines Gala-Diners, welches der Kaiser und König im Präfectur-Gebäude zu Ehren der Anwesenheit des Königs von Württemberg und zur Feier des Geburtstages des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin gab, hatten fich neun Militair-Musikcorps in dem Hofe des Präfectur-Gebäudes zu einer Serenade und großem Zapfenstreiche vereinigt. Sie waren auf der Place d'armes des Schloffes angetreten, wurden von einer beweglichen Hecke, welche Stocklaternen trug, begleitet und marschirten unter den Tönen des russischen Zapfenstreiches die Avenue de Paris hinauf in den Hof des Präfectur. Gebäudes, während sich vor dem Gitter eine große Menge von Zuhörern versammelte, die nach jedem Musikstücke in den

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