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ihrer ganzen Breite einnehmende Menge, zum großen Theil aus Offizieren und Soldaten bestehend, um die Fürsten und Deputirten bei ihrer Abfahrt zu begrüßen.

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Um 3 Uhr waren die Abgeordneten in die Villa Les Ombrages", das Hauptquartier der dritten Armee, eingeladen, wo noch eine besondere Begrüßung von Seiten des Kronprinzen stattfinden sollte. Derselbe hatte gewünscht, daß der Empfang der Deputirten einen durchaus privaten Charakter an sich trage. Umgeben war der Kronprinz von dem GeneralLieutenant von Blumenthal, dem Ober-Quartiermeister des Ober-Kommandos der dritten Armee, Obersten von Gottberg, den persönlichen Adjutanten, Major Mischke, Grafen Eulenburg und Freiherrn von Schleiniß, und den Offizieren seines Generalstabes. Er unterhielt sich etwa eine Stunde lang mit den einzelnen Mitgliedern der Deputation, befragte sie über die politischen Verhältnisse und gab einige Erläuterungen der militärischen Lage. Der Kronprinz schloß die Audienz mit einer längern Ansprache an die Deputation. Um 5 Uhr war Festmahl bei dem Könige in der Präfektur.

Die Reichstags-Deputation traf auf der Heimkehr von Versailles am 20. December, Abends 72 Uhr, mit Extrazug in Epernay ein und reiste von da am nächsten Morgen mit dem Postzuge in die Heimath weiter.

Fügen wir hier gleich hinzu, daß, nachdem der preußische Landtag am 14. December eröffnet worden war, das Herrenhaus am 22. December eine Adresse angenommen hatte, welche den König beglückwünschte. Der selbe empfing die Adresse des Herrenhauses am 1. Jan. 1871. Auch das Abgeordnetenhaus ließ am 26. Januar eine Adresse in Versailles überreichen.

Und noch eine andere Kundgebung können wir hier gleich anreihen: den Glückwunschs. Empfang bei dem Könige am Neujahrstage des Jahres 1871.

Der König hielt im Schlosse von Versailles am 1. Januar 112 Uhr Vormittags folgende Ansprache an die versammelte Gene ralität:

Große Ereignisse haben geschehen müssen, um uns an diesem Orte und an diesem Tage zu vereinigen, und Ihrem Heldenmuthe, Ihrer Ausdauer, so wie der Tapferkeit der von Ihnen geführten Truppen habe Ich es zu verdanken, daß es bis zu diesen Erfolgen gekommen ist. Aber noch sind wir nicht am Ziele, noch liegen große Aufgaben ver uns, ehe wir zu einem ehrenvollen und dauerhaften Frieden gelangen können. Ein felder Friede ist uns gewiß, wenn Sie gleiche Thaten, wie sie uns bis zu diesem Punkte geführt haben, auch weiter vollbringen. So können

wir getrost in die Zukunft schauen und erwarten, was Gott nach seinem gnädigen Willen über uns entscheidet."

Bei dem Festmahl hielt der König folgende Anrede:

Auf

Ich erhebe Mein Glas, um das neue Jahr zu begrüßen. das vergangene blicken wir mit Dank, auf das beginnende mit Hoffnun gen. Der Dank gebührt dem Heere, das von Sieg zu Sieg gezogen; Mein Dank aber den anwesenden deutschen Fürsten, die theils Führer in diesem Heere gewesen sind, theils sich ihm angeschlossen hatten. Die Hoffnungen richten sich auf die Krönung des Werkes einen ehren. vollen Frieden."

Darauf erwiederte der Großherzog von Baden:

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Gestatten Ew. Königliche Majestät, daß ich im Namen der hier anwesenden deutschen Fürsten aufrichtig danke für die wohlwollenden Ge finnungen, welche Höchstdieselben auszusprechen geruhten. Es sei mir auch gestattet, den Gefühlen der Freude Ausdruck zu geben darüber, daß es uns vergönnt ist, beim Beginn dieses vielverheißenden Jahres um den sieggekrönten Königlichen Heerführer versammelt zu sein. Das deutsche Heer hat unter Ew. Königlichen Majestät glorreicher Führung die Einheit der deutschen Nation gegen den äußeren Feind erkämpft. Ew. Kō. nigliche Majestät haben im Vereine mit den deutschen Fürsten und freien Städten den unschäzbaren Werth dieses heldenmüthigen Kampfes wohl erkannt und denselben bethätigt in dem Streben, die innere Einheit der Nation als schönsten Lohn für die großartigen Opfer zu dauernder Größe zu erheben.

Der heutige Tag ist dazu bestimmt, das ehrwürdige deutsche Reich in verjüngter Kraft erstehen zu sehen. Ew. Königliche Majestät wollen aber die angebotene Krone des Reiches erst dann ergreifen, wenn sie alle Glieder desselben schüßend umfassen kann.

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Nichtsdestoweniger erblicken wir heute schon in Ew. Königlichen Majestät das Oberhaupt des deutschen Kaiserreichs und in dessen Krone die Bürgschaft unwiderruflicher Einheit. König Friedrich Wilhelm IV. jagte vor 21 Jahren: „Eine Kaiserkrone kann nur auf dem Schlachtfelde errungen werden." Heut, da dieses Königliche Wort sich glänzend erfüllt hat, dürfen wir uns we Ale in den Buriche vereinigen, es möge Ew. Königlichen Majestät ozri Gorres Gnade noch recht lange und gesegnete Jahre vergönnt sein, dieses geheiligte Symbol deutscher Einheit und Kraft in Frieden zu tragen! Zur Bekräftigung dieses auf. richtigen Wunsches rufe ich die Worte aus, welche der hohe Verbündete Ew. Königlichen Majestät, der König von Bayern, zu geschichtlicher Bedeutung erhoben hat: Hoch lebe Se. Majestät König Wilhelm der Siegreiche!"

Am 18. Jan. 1871, dem 170ften Jahrestage des preußischen König. thums fand die feierliche Verkündigung des deutschen Kaiserreiches in dem Schlosse Ludwig's XIV., in dem alten Centrum einer feindlichen Macht, die

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Jahrhunderte hindurch Erniedrigung und Zersplitterung Deutschlands auf ihre Fahnen geschrieben hatte, statt. Wenn auch die Verhältnisse der Zeit es bedingten, daß bei dieser für ewig denkwürdigen Feier die Armee das

deutsche Volk zu vertreten hatte, so waren doch die Augen der ganzen Nation, erfüllt vom Dank für das erreichte Ziel der Einigung, auf die Stelle gerichtet, wo im Kreise der Fürsten, der Heerführer und der Truppen König Wilhelm verkündete, daß er für sich und seine Erben an der Krone Preußens den altehrwürdigen Titel des Deutschen Kaisers, auf den, troß mehr als 60 jähriger Unterbrechung, die Sehnsucht der Nation gerichtet blieb, in neuem Glanze wiederherstellen wolle. Noch gestattete die Verblendung des Feindes nicht, daß das Deutsche Reich die Wehr, die es zur Vertheidigung seiner Ehre ergriffen hatte, aus der Hand legte. Wie die deutsche Einheit in hartem Kampfe, so mußte auch das Deutsche Kaiserthum in den leßten sich vorbereitenden Kriegsthaten seine Weihe empfangen. Durch opfervolle Hingebung aller Stände hatte das deutsche Volk bekundet, daß die streitbaren Tugenden seiner Vorvordern mit unversehrter Jugendfülle in ihm weiterleben; es hatte sich im Rathe der großen Nationen eine Stellung errungen, die Niemand ihm mehr anfechten konnte und durfte auf dieser Höhe des Sieges, keinen Gegner fürch tend, aber auch keinem anderen Volke sein Glück beneidend, weise und maßzvoll in seinem Thun; es konnte die friedliche Bestimmung annehmen, die seines ersten Kaisers Verkündigung dem neuen deutschen Gemeinwesen vorschrieb. Diese Bestimmung aber, fie liegt ausgesprochen in dem Saße, daß der Kaiser sein will ein Mehrer des Reiches", nicht im Sinne der Eroberung, sondern im Sinne der Kultur, der Freiheit, der Gesittung. So viel am deutschen Volke liegt, werden nach diesem Kriege die Waffen Europa's schweigen, und anbrechen wird die Zeit, wo die Völker dem friedlichen Ausbau ihrer staatlichen Organisation leben können.

Die unabweislichen Pflichten des Kriegsdienstes verhinderten, daß alle Theile des um Paris lagernden deutschen Heeres sich in gleichmäßiger Stärke an der Kaiserfeier betheiligten. Von den entfernter liegenden Truppen, wie von denen der Maasarmee hatten nur einzelne Deputatio nen entjandt werden können. Die obersten Führer aber und mit ihnen. Abgesandte der Offiziercorps waren zur Stelle erschienen. Auch für den Bereich der dritten Armee hatte die Ordre des Kronprinzen bestimmt, daß von jedem Regiment 3-4 Vertreter in Begleitung der Fahnen und außerdem von den höheren Offizieren nur diejenigen nach Versailles sich begeben sollten, denen die dienstlichen Interessen eine kurze Abwesenheit von ihrem Kommando erlaubten. Den beiden bayerischen Corps war freigestellt worden, ob sie an der Festlichkeit Theil nehmen wollten. Sie entsprachen dieser Aufforderung, indem sie den größten Theil ihrer Fah. nen nach Versailles abschickten und außerdem sich durch die sämmtlichen Prinzen des bayerischen Königshauses, die im Felde vor Paris standen, sowie durch zahlreiche Deputationen der Offiziere und mehrere Detache ments Königlich bayerischer Soldaten vertreten ließen.

Für die Einleitung der Feier war Abends vorher beschloffen wor

den, daß der Kronprinz sich von seinem Hauptquartier aus zu Pferde, gefolgt von seinem Stabe, in die Präfektur begeben, und von hier aus den König, die Avenue de Paris entlang, in das Schloß geleiten sollte. Die ungünstige Witterung jedoch verhinderte diesen Festzug. Der Kronprinz fuhr daher, den Stabschef, General-Lieutenant von Blumenthal, an seiner Seite, und seine Adjutanten im Gefolge, die zum Hauptquartier kommandirten Feldgendarmen, Preußen, Württemberger, Badener, Bayern an der Spiße, und einen Zug vom 2. schlesischen Dra. goner-Regiment Nr. 8 als Begleitung, nach dem Schloß, um hier in der Säulenhalle des östlichen Eingangs, an der Treppe der Prinzen", seinen erlauchten Vater zu empfangen. Auf dem Schloßhof stand, ebenso wie vor der Hauptwache, die sich an der Avenue, gegenüber der Präfektur befand, als Ehrenwache eine Kompagnie des (7.) Königs-Grenadier-Regiments mit der Fahne. Der König Wilhelm hatte sein Hauptquartier Schlag 12 Uhr verlassen. Vor dem Schlosse angekommen, ließ derselbe es auch heute sich nicht nehmen, die Truppen der Ehrenwache zu in spiziren.

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Während der König, umgeben von den Prinzen, den Fürsten, Generalen und Ministern, noch einige Augenblicke in den Vorzimmern der Festräume es waren, wie am 1. Januar, die „chambres de la Reine", - verweilte, hatte sich in dem Saale, wo die Feierlichkeit stattfinden sollte, der Galerie des Glaces, die Versammlung folgendergestalt geordnet: An dem Mittelpfeiler der Südseite, die nach dem Park geht, rechts und links von dem mit einer rothen Decke bekleideten Altar, welche als Symbol das Zeichen des Eisernen Kreuzes trug, standen die Truppen, welche die Fahnen nach Versailles begleitet hatten. Die Fahnen selbst, von den Fahnenträgern gehalten, hatten ihren Plaß auf einer Estrade an der schmalen Ostseite des Festraumes. Es waren 5 Fahnen des Gardecorps, und zwar eine des ersten Garde-Regiments und 4 von 4 Garde - Landwehr-Regimentern, die letteren begleitet von 12 Fahnen Unteroffizieren der 12 Bataillone. Ferner waren aufgestellt: 18 Fahnen des V. Corps, 10 Fahnen des I. bayerischen, 8 Fahnen des II. bayerischen, 10 Fahnen des VI. Corps, 5 Fahnen von der 21. Division des XI. Corps, im Ganzen also 56. Die Württemberger, die zur Zeit zur Maasarmee gehörten, hatten keine Fahnen gestellt, wohl aber eine größere Anzahl von Offizieren deputirt. Auf der nördlichen Langseite des Saales ordneten fich die Offiziere, jedoch so, daß der Mittelraam vor dem Altar frei blieb. Die Zahl der anwesenden Offiziere betrug zwischen 5 und 600. Die Offiziere der verschiedenen Truppentheile hatten sich so rangirt, daß bei dem Vorbeimarsch vor Sr. Majestät die ganzen Bataillone vereinigt blieben.

Am Altar fungirten Vertreter der Feldgeistlichkeit: Hof- und Garnison Prediger Rogge, der den Gottesdienst verrichtete, die Divisions.

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