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terien der Division und dem 1. Reserve Ulanen-Regiment, fand 9 Uhr Morgens bei ihrer Annäherung die Stadt Villerserel, welche sich am jen. seitigen Ufer des Dignonfluffes einen ziemlich steilen Hügel hinaufzieht und von seinem alterthümlichen, in baulicher Ausdehnung bedeutenden Schloffe gekrönt wird, vom Feinde stark besezt und lehteren zur Vertheidigung entschlossen. Doch der Widerstand war bald gebrochen. Unter dem Feuer unserer Batterien überschritten einige Kompagnien des 25. Regiments den Dignon auf einem schmalen Stege, erstürmten von dort aus das Schloß, machten darin mehrere hundert Gefangene und erbeuteten eine Fahne. Danach konnte auch die große steinerne, in die Stadt füh. rende Brücke, worauf der Feind zahlreiche Todte und Verwundete zurücklafsen mußte, von demselben Regimente, dessen 1. Bataillon inzwischen gleichfalls herangezogen war, unter sehr geringen Verlusten genommen werden. Bald war die Stadt vom Feinde völlig geräumt, und kurz dar auf gelang es der Ulanen - Escadron des Rittmeisters von Wernstorff, schon in einem der nächsten jenseits belegenen Dörfer durch eine kühne Attake eine nicht unbedeutende Anzahl Gefangene zu machen.

Durch den Angriff auf Villerserel und eine vorübergehende Besetzung der dortigen Position wollte man den Feind so lange als nöthig und so weit als möglich von seinem Vormarsch auf Belfort abziehen und dadurch unseren Links Abmarsch und das Vorlegen des Werderschen Corps zwischen Belfort und den Feind am Lisaine-Bache ermöglichen. In wie hohem Grade diese Absicht erreicht wurde, zeigte sich bereits am Mittage des 9. Januar, als der kaum aus Villerserel entflohene Feind von allen Seiten starke Kolonnen und Batterien zu heftigem Angriffe auf die von uns genommene Stadt concentrirte. Lettere wurde von unserer, durch mehrere Landwehr Bataillone des Gros der Division verstärkten Avantgarde bis nach 2 Uhr Nachts siegreich behauptet.

Nicht minder als das Gefecht von Villerserel werden auch die Tage von Héricourt und Montbéliard für die 4. preußische Reserve-Division Gedenktage ruhmvoller unvergeßlicher Erinnerung bleiben. Sie wurden von dieser Division durchgekämpft, nachdem unsere Truppen unmittelbar zuvor durch Kälte und Eilmärsche bis aufs Aeußerste angestrengt worden waren, und als nun mit Gott für Kaiser, König und Vaterland wieder frohen Muthes zur Offensive übergegangen werden konnte, da mußten von unsern Truppen abermals alle Anstrengungen über. wunden werden, welche die unausgefeßte Verfolgung des fliehenden Feindes bei harter Kälte und in einem schwierigen Gebirgsterrain bedingte. Ermuthigend mußte es freilich wirken, daß bei dieser Verfolgung sehr bald die Ueberzeugung gewonnen wurde, den Feind zu einer Flucht gezwungen zu haben, wie sie in der Kriegsgeschichte aller Zeiten wohl selten vorgekommen ist.

Der Rückzug, die strategische Bewegung", welche die Franzosen

den Leuten in den ersten Dörfern noch aufzubinden versucht hatten, hatte schon nach wenigen Kilometern alle Formen und das Wesen der wildesten Flucht, der vollständigen Auflösung, der totalen Vernichtung ange

nommen.

Während schon im Anfange die Wege und die Bivouakkpläße daneben mit zahlreichen todten, verlassenen und sterbenden Pferden, hier und da auch bereits mit zurückgelassenen Wagen und sonstigem Material bedeckt waren, und überall einzelne versprengte Trupps sich freiwillig gefangen nehmen ließen, steigerten sich diese Symptome je weiter desto mehr in einem Maße, woven nach den Berichten aller Mitkämpfer und Augenzeugen nur die eigene Anschauung eine ausreichende Vorstellung zu machen im Stande war.

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So fiel General v. Werder bei Villerserel auf die Flanke der im Vormarsch gegen Belfort befindlichen feindlichen Armee und behauptete sich in blutigem Gefecht gegen das 18. und 20. französische Corrs so hartnäckig, daß die französische Armee, hierdurch 2 Tage in ihrem Vorrücken aufge. halten, dem General volle Zeit ließ, bis zum 12. Januar die verschanzte und theilweise durch schweres Geschüß verstärkte Stellung Delle Montbéliard Héricourt Lure zu erreichen. Die deutsche Heeresleitung hatte Sorge getragen, dem General v. Werder rechtzeitige und ausreichende Hülfe zu bringen. Das preußische II. und das VII. Armeecorps, in der Gesammtstärke von 56 Bataillons, 20 Escadrons und 168 Geschüßen, waren hierzu bestimmt und mit Anfang Januar von Paris, zum Theil auch von dem Norden Frankreichs ans in Bewegung gesezt wor den. Am 12. Januar standen beide Corps auf der Linie Noyers-NuitsRavières-Châtillon s. S.-Montigny concentrirt; diesen Aufmarsch deckte ein Detachement von 6 Bataillons, 2 Escadrons und 2 Batterieen unter Oberst v. Dannenberg bei Montbard. Am gleichen Tage war der General der Kavallerie Frhr. v. Manteuffel in Châtillon s. S. eingetroffen, um den ihm übertragenen Oberbefehl der neu gebildeten Südarmee zu übernehmen. Es galt dem hart bedrängten General von Werder rasche und wirksame Hülfe zu bringen, und hierzu empfahl sich die Richtung auf Vésoul als die kürzeste Linie, von der aus es jeder. zeit unbenommen blieb, gegen die rückwärtigen Verbindungen des Feindes unmittelbar einzuwirken. Gelang es dem General v. Werder, sich nur einige Tage in seiner Stellung zu halten, so war der feindlichen Unternehmung die Spiße abgebrochen. Mit dem Debeuchiren der Colonnen aus dem Côte-d'Or Gebirge gegen die Linie Champlitte Gray mußte das Auftreten der beiden Corps sich degagirend wirksam erzeigen. Aber Eile that noth; es durfte keine Zeit verloren werden. Und sie ist nicht verloren worden. Schon am 15. und 16. Januar rückten die Spizen, bis zum 18. die Gres der drei Colonnen aus der Côte-d'Or bei Selongey, Prauthoy und Longeau. Das II. Armeecorps, als rechter

Flügel um einen Tagemarsch zurück, hatte als Avantgarde vor sich das Detachement Dannenberg und ließ dagegen die Brigade des Generals v. Kettler, 5 Bataillons, 2 Escadrons, 2 Batterieen, zwischen Seine und Sombernon zurück zur Deckung des weiteren Vormarsches gegen die bei Dijon versammelten ansehnlichen Streitkräfte Garibaldi's, deffen spätere Unthätigkeit man nicht wehl präfumiren durfte.

Der Marsch durch das Côte-d'Or Gebirge erfolgte, ohne auf ernst lichen Widerstand zu stoßen, nur die Vertruppen, namentlich der 14. Division und des II. Armeecorps, bestanden leichte Gefechte mit Garibaldinern, Franctireurs und Streifpartieen der in der linken Flanke gelegenen Festung Langres, deren Besaßung neuerdings wesentliche Verstärkungen erhalten hatte. Der Marsch selbst war äußerst beschwerlich. Die Strenge der Witterung, tiefer Schnee, spiegelglatte Wege Hemmten die Bewegung, aber die Opferwilligkeit, der Eifer, die Energie der Trup ven überwanden alle Hindernisse, vielfach beförderten Menschenkräfte die Fuhrwerke an Seilen und Ketten die steilen, glatten Hänge hinauf und hinab, wo die Kräfte der Pferde und Zugthiere vollständig versagten.

Am 19. Januar waren die Hauptkräfte der Südarmee bei Fontaine Françoise und Dampierre versammelt, während die Vortruppen die Saône auf der Linie Gray.Scye s. Saône erreichten. Detachements des VII. Corps suchten die Verbindung mit der Kavallerie des Generals v. Werder (badische Brigade Oberst v. Willissen) in der Richtung auf Lureuil und St. Loup. Die Armee war somit bereit, je nach den über die Ereignisse bei Belfort eingehenden Nachrichten, in östlicher oder südöstlicher Richtung weiter vorzugehen. Inzwischen waren Nachrichten eingegangen, daß General v. Werder in dreitägigen Gefechten, am 15., 16. und 17., die heftigen und wiederholten Angriffe der ganzen Bourbaki’ichen Armee abgewiesen und seine Stellung Delle-Montbéliard-HéricourtLure siegreich behauptet habe; daß Bourbaki, das Vergebliche seines Vorstoßes einsehend und jedenfalls unterrichtet von dem Anmarsch der Südarmee, im vollen Rückzug auf Besançon sei, gefolgt von den Avantgarden des XIV. Armeecorps. Das Belagerungscorps vor Belfort war wieder in volle Action getreten. Unter diesen Umständen konnte der Höchstkommandirende der Südarmee die direkte Vereinigung derselben mit General v. Werder bei Véjoul nicht mehr für das Dringlichste erachten, beschloß vielmehr, mit allen disponibeln Kräften gegen die Flanke des zurückgehenden Feindes vorzurücken, eventuell sich ihm südlich Besançon vor. zulegen. Es stand noch nicht ganz fest, ob der feindliche Rückzug ganz im Terrain zwischen Saône und Doubs oder auch zwischen Doubs und der Schweizer Grenze vor sich gehen würde. Wenn es indeß gelang, ihn der Eisenbahnverbindungen Besançon-Lyon zu berauben und seinen Rückzug durch das XIV. Armeecorps zu verlangsamen, so wurde er entschieden gezwungen, sich mit veränderter Front oder doch mit dem Rücken nach

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der neutralen Grenze zu schlagen. Der Sieg stellte die größten Erfolge in Aussicht. Die Tüchtigkeit unserer Truppen ließ denselben auch gegen die Uebermacht nicht in Zweifel stellen.

Vom 19. Januar an vollzog nunmehr die Südarmee ihre Rechtsschwenkung und begann ihren Vormarsch gegen den Doubs mit dem linken Flügel (14. Division) über Fresnes St. Marnes gegen Besançon, mit dem Gros des VII. Armeecorps über Marnay nach Dampierre. Das

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II. Armeecorps marschirte über Pesmes auf Dôle, um hier und bei Villers-Farley die Eisenbahnverbindung des Feindes zu unterbrechen. Schon am 21. wurde Dôle beseßt, die Eisenbahn zerstört und hierbei 230 mit Lebensmitteln und Armeevorräthen beladene Wagen erbeutet. Auch in Dampierre nahm das VII. Armeecorps 30 beladene Wagen. Die Uebergänge des Doubs wurden unzerstört gefunden; die 13. Divifion paffirte den Fluß und besezte den wichtigen Straßenknoten Quingey, um hier, wie das weiter vorrückende II. Armeecorps bei Villers-Varley, die Eisenbahnverbindung Besançon-Lons-le-Saulnier-Lyon zu unterbrechen. Die 14. Division nahm Stellung bei St. Vit, ihre Vortruppen wiesen

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