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Operationen der II. Armee vor Mez.

Bevor wir dem Gange der Ereignisse weiter folgen, gedenken wir noch der Vorgänge vor Metz nach Einschließung der französischen Armce.

Die Cernirung der Franzosen in der Festung Meß durch die deutschen Truppen unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl war in den letzten Tagen des August in der Art und Weise, wie fie beabsichtigt gewesen, auch vollendete Thatsache geworden. Obwohl sich der Gürtel mit jedem Tage zusehens enger und fester um den Feind legte, hatte derselbe vom 19. August an doch keine Bewegungen gemacht, die seine Absicht errathen ließen, die Cernirung zu hemmen oder durch. zubrechen, um für seine Operationen und zum Zwecke der Verbindung mit den Truppen des Marschalls Mac Mahon das freie Feld zu gewinnen. Sütlich von dem Dorfe Morange und nördlich des Dorfes Feves, das sich an die Seite desselben anlegt, erhebt sich eine ziemlich bedeutende Höhe, deren weite in das Terrain vorgeschobene Lage von dem freien, kahlen Gipfelpunkt derselben eine umfassende Fernsicht auf die Stadt und Feßung Meß, auf die Forts und auf das Moselthal ge. währt. Die Entfernungen bis zu den Wällen der Festung sind verhält. nißmäßig gering, so daß man mit einem guten Fernrohr die einzelnen französischen Soldaten freilich gleichsam nur als bewegliche Punkte, aber doch ganz deutlich in ihren Bewegungen und Manipulationen, ja segar in den helleren Farben der Uniformen zu erkennen vermag.

Nach den Meldungen schien der 31. August von Marschall Bazaine bestimmt zu sein, einen energischen Vorstoß gegen die deutschen Linien zu machen. Alle Bewegungen der Franzosen gingen nach dem rechten Moselufer, nach unserem vielleicht absichtlich schwächeren Punkte. Am Morgen begann der Kampf. Im Gegensaße zu den früheren Zusammen stößen hatten diesmal die deutschen Truppen die günstigen Stellungen inne, jest waren sie es, die sich von den Franzosen angreifen ließen. Wie weit diese mit ihrem eftmals wiederholten und heftigen Anpralle kommen würden, sollte sich im Laufe des Tages herausstellen. Der Feind konnte über den deutschen Gegner auch nicht den geringsten Ver theil erringen. Letterer war am Abend des 31. unverrückt noch in den selben Positionen geblieben, in welchen er am Morgen gewesen war. Die wackeren Ostpreußen gönnten ihm auch nicht einen Schritt Terrain, tros dem daß der Kampf mit geringen Unterbrechungen vom Morgen bis zum Abend und zwar in sehr heftigen Offensivstößen von Seiten der Franzosen in großer Ueberzahl geführt wurde. Die Ehre des Tages gebührte dem I. (estpreußischen) Armee Corps, sowie der Landwehr Division Kummer. Nach der Energie und dem Aufgebot von Mitteln zu schließen, mit denen der Feind seine Absicht durchzuseßen bemüht war, war vor.

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auszuschen, daß dieser seine Versuche am nächsten Tage und vielleicht mit um so größerer Wucht wiederholen werde. Der Prinz Friedrich, Karl gab am Abend den Befehl, daß das IX. Armee-Corps zur Verstärkung der dortigen Streitkräfte über die Mojel rücken, ebenso daß das X. Armee-Corps in die Stellung des III. gleichsam als Reserve nachrücken sollte. Aber die Franzosen warteten den Morgen des 1. September nicht ab, sie versuchten ihre Zwecke auch nicht mehr durch Gewaltstöße zu erreichen, von denen sie keinen Erfolg gesehen hatten, sie nahmen zur List ihre Zuflucht, sie ließen am Abend eines unserer Signale, „Stopfen“, d. H. Gewehr in Ruh, blasen und gingen dann in der Nacht gegen 21 Uhr mit Bajonett gegen unsere Vorposten vor, fielen über die Bejagung und die Schüßengräben der Dörfer Retonfay und Flanville her, jezten sich in Besitz derselben und drangen auch in die Orte Noiffeville und Servigny, die ebenfalls innerhalb der Gernirungslinien liegen. Blieb namentlich das Dorf Retonfay in den Händen des Feindes, so lag die Gefahr nahe, daß er seine Ab sicht erreichen und den Gürtel durchbrechen könne. Dieser schlimmen Eventualität vorzubeugen, ging in den Frühstunden des 1. September der commandirende General des I. Armee-Corps, General v. Manteuffel, aus der Defensive zur Offensive über und bereits am Morgen konnte er dem Ober-Commando melden, daß der Feind mit estpreußischen Bajo. netten und Kolben aus Retonfay wieder zurückgetrieben worden sei. Diesem günstigen glorreichen Beginne des Tages entsprachen auch die weiteren Erfolge desselben. Noiffeville und Servigny kamen auch wieder in den Besitz der deutschen Truppen.

Die 28. Infanterie. Brigade (v. Schmeling) nahm Flanville, die 18. Division (v. Wrangel) machte einen erfolgreichen Vorstoß auf Chimilles. Mit großem Erfolge find mehrere Offensivstöße des Feindes auf Failly zurückgewiesen worden.

Gegen Nachmittag 4 Uhr waren die deutschen Truppen wieder Herren der Lage, die französischen Corps in die Festung zurückgeworfen worden. Von dem erwähnten Aussichtspunkte war ganz deutlich zu sehen, in welcher Ordnung sie aus der Festung zum Kampfe ausrückten, in welcher regels lesen Formation sie dann noch in Stunden wieder dahin zurückkehrten, und wenn der siegreiche Abschluß des Tages zunächst den Dispositionen des Ober-Commandos zu verdanken ist, so kann daneben die energische Initiative der Führer, das bald zähe Aushalten, bald stürmische Vorgehen der Truppen und namentlich auch die Wirkung der Artillerie nicht genug hervorgehoben werden. Die Verluste der Franzosen waren bedeu tender, als die der Deutschen. Von diesen haben die 2. und 3. Infan. terie-Brigade am meisten gelitten. Von unsern Truppen waren an diesen beiden Tagen während des sechsunddreißigstündigen Kampfes betheiligt: 1. Infanterie Division, 3. Infanterie Brigade, Corps Artillerie des

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1. Armee-Corps, die Vorposten der 2. Infanterie-Division, die LandwehrDivision Kummer, die 28. Infanterie-Brigade und die 18. Division, die 25. (hessische) Division mit einer Cavallerie-Brigade und 6 Batterien; von dieser famen jedoch nur die leßteren zur Verwendung.

Der Prinz Friedrich Karl war in Begleitung des Großherzogs und des Erbgroßherzogs von Oldenburg, mit seiner militärischen Umgebung am Morgen des 1. September wieder zur Stelle, um den Erfolg der getroffenen Dispositionen zu überwachen.

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Nachstehend geben wir noch das Wesentliche aus dem amtlichen Be. richte des Generals von Manteuffel über die Schlachten von Noisseville am 31. August und 1. September.

Am 31. August, früh 7%, Uhr, wurde die 1. Division alarmirt. Von der Höhe vor Ste. Barbe fah man große feindliche Massen, südlich des Forts St. Julien, deren Stärke, da ste dicht gedrängt standen, schwer zu bestimmen war. An der Ebene beim Gehöft Belle-Croix stand der Feind mit circa 2 Divisionen, vor denen 18 Geschüße aufgefahren waren. General Kummer meldete, daß der Feind ihm gegenüber Truppen zeige, die er auf eine Division schäße. Staub. wolken südlich des Forts St. Julien und auf der Chaussee Meß-Belle-Croix verkündeten das Heranziehen noch weiterer starker feindlicher Colonnen.

Bald ging die Mittheilung ein, daß die großherzoglich hessische Division über die Mosel zur Unterstüßung der Division Kummer vorrücken würde. Auf beiden Flügeln war es zu Gefechten gekommen.

Etwa um 9 Uhr Morgens hatten starke feindliche Colonnen Colombey an gegriffen, welches von seiner schwachen Besaßung aufgegeben werden mußte. Die Stellung bei Aubigny-Mercy le haut wurde behauptet und trat eine Ge. fechtspause ein, die bis 5 Uhr dauerte.

Auf dem rechten Flügel ging etwa um 10 Uhr ein französisches CavallerieRegiment mit einer Batterie gegen die Stellung Malroy-Charly vor. Gene ral von Kummer brachte Artillerie in Position, von der wenige Granaten genüg ten, den Feind zu vertreiben. Unser Feuer verstummte darauf, dasselbe wurde aber vom Fort St. Julien aufgenommen, welches mit ziemlichen Pausen schwere Granaten gegen die Stellung des Generals von Kummer warf, ohne daß Ver. luste dadurch entstanden wären.

Im Centrum war noch Alles ruhig, nur vermehrten sich die Massen beim Fort St. Julien und bei Belle-Croir noch bedeutend, auch ging die Mittheilung ein, daß die ganze französische Armee auf das rechte Moselufer herübergezogen fei. Da nun die Absicht der Franzosen ausgesprochen schien, in nordöstlicher Richtung durchzustoßen, so beorderte der commandirende General die 3. Infanterie. Brigade nach Retonfay, die Landwehr-Division Senden nach Ste. Barbe.

Es war 3 Uhr, als plößlich der Feind von Fort St. Julien und von eini gen Batterien, die er südlich des Forts unter dem Schuße der Bivouacfeuer vor geschoben hatte, und die jest demaskirt wurden, ein heftiges Feuer gegen unsere Truppen in der Linie Servigny-Failly_eröffnete, dem zunächst die in der Position befindlichen 4 Batterien der 1. Division antworteten. Es wurden dieselben bald unterstüßt durch 3 Batterien der Corps-Artillerie, von denen 2 Fuß. batterien eine die feindliche Aufstellung flankirende Stellung vorwärts Servigny nahmen, während die 3. reitende Batterie sich bei Poire aufstellte. Um 5 ühr waren alle unsere Batterien im Avanciren, und bald mußten die im freien Felde stehenden feindlichen Batterien ihr Feuer einstellen.

Inzwischen waren starke feindliche Massen das ganze Corps Leboeuf gegen die 3. Infanterie Brigade vorgegangen, mit welcher ein lebhaftes Feuergefecht sich zu entspinnen schien. Gleichzeitig gingen bedeutende feindliche Kräfte an der Saarlouis'er Chauffee und im Grunde über Nouilly gegen Noisseville vor. Das 1. Bataillon Regiments Kronprinz vertheidigte das Dorf und die Brasserie (Brauerei) heftig, wurde aber endlich durch die große feindliche Ueber. macht zurückgedrängt und ging geordnet_auf_Servigny zurück.

Während dieses Kampfes hatten sich feindliche Schüßen in den Weinbergen bei Noiffeville festgesezt und eröffneten ein Rückenfeuer auf unsere vorwärts Servigny stehenden Batterien, die Kehrt machten und zur Aufnahme des zurück. gehenden Bataillons ihr Feuer gegen Noisseville richteten.

Jest eröffneten feindliche Batterien, die von Belle-Croir und Mey auch vielleicht unbemerkt - es fing schon an zu dunkeln – im Grunde über Nouilly vor gegangen waren, ein sehr heftiges Shrapnelfeuer auf Servigny und die dort stehen. den Batterien. Es gelang aber diesen, ihre Stellungen zu behaupten und Noiffe ville unter Feuer zu halten, das schließlich vom General Memerty, der ein heftiges, aber erfolgreiches Gefecht gegen die überlegenen Kräfte des Gegners geführt hatte, genommen und besetzt wurde. Um 9 Uhr schien das Gefecht beendet, sämmtliche Positionen waren von dem Corps behauptet. Für die Nacht wurden die Truppen in erster Linie unter dem Gewehr behalten, die Landwehr von Ste. Barbe_näher an die Stellung herangezogen und die 2. Infanterie-Brigade nebst der Corps. Artillerie in die Bivouacs zurückgenommen. Plößlich ca. 10 Uhr Abends erfolgte auf der ganzen Linie ein heftiger feindlicher Angriff. Starke feindliche Massen gingen auf der Saarbrüder Chauffee, die diesseits nur durch Cavallerie gedeckt werden konnte, bis in die Höhe von Puche vor, wandten sich dann nördlich und griffen mit großer Uebermacht Flanville an, welches Dorf ihnen überlassen werden mußte. Als der Feind sich von hier gegen Retonfay dirigirte und die gleichzeitig

angegriffene Brasserie bei Noisseville nach heftigem Kampf verloren gegangen war, wurde auch Noiffeville selbst geräumt und die Brigade bis Chatau Gras zurückgenommen, wo sie bivouafirte.

Zur selben Zeit erfolgte ein concentrischer überraschender Angriff auf Servigny, und gelang es auch dem Feinde, sich des größten Theils des Dorfes zu bemächtigen. Aber die Truppen wurden draußen sofort gesammelt und mit Hurrah! wieder in das Dorf geführt. Es kam hier zu Zusammenstößen mit dem Bajonnet und gelang es, den Feind auch wieder aus dem Dorfe herauszuwerfen.

Ein zweiter Angriff kam nur bis auf 50 Schritt an die Lisière, doch wurde er durch Schnellfeuer und durch Kartätschen abgewiesen. Weniger kräftig war der Angriff auf Poire. Auch hier erreichte der Feind die Lisiere nicht. Der Angriff auf Failly_wurde umfaffend ausgeführt und troßdem, daß der Feind zu beiden Seiten des Dorfes vordrang, wurde dieses selbst noch gehalten. Der Gene neral von Bentheim beorderte 2 Bataillone des westpreußischen Landwehr-Regiements zur Unterstüßung dorthin, welche vereint mit der Besapung den Feind zurückwarfen. Die westpreußische Landwehr-Brigade wurde nun zur Unterstüßung dieses Punktes ganz vorgezogen, während die posensche Brigade vor Ste. Barbe ein Bivouac bezog.

Nach 11 Uhr waren diese nächtlichen Kämpfe erst beendigt; Front und rechte Flanke waren behauptet worden und nur auf dem linken Flügel hatte die 3. Bri gade Terrain verloren, deffen Wiedergewinnung — die Verhältnisse ließen sich dort in keiner Weise überschen auf den kommenden Tag verschoben werden mußte, für den der Prinz Friedrich Karl Unterstüßung durch das 9. Corps zu gesagt hatte, gleichzeitig dem commandirenden General seine Glückwünsche für das erfolgreiche Gefecht sendend. Der Morgen des 1. September war nebelig, nur die Spißen der Berge waren sichtbar. Um 4 Uhr Morgens wurde der Befehl zum Angriff gegeben. General Memerty stieß aber bald auf sehr überlegene feind. liche Kräfte, mit denen sich ein heftiges Feuergefecht entspann.

Gelang es auch seiner Artillerie, die feindlichen Mitrailleusen-Batterien zum Schweigen zu bringen, so war es doch nicht möglich, weiter Terrain zu gewinnen. Genug daß es gelang, feindliche Ausfälle aus Noisseville abzuweisen und durch das Feuer zweier Batterien den Angriff auf Noiffeville zu unterstüßen. Um die Hülfe des 9. Armee-Corps wirksam zu machen, befahl der commandirende General, nach Rücksprache mit dem General v. Manstein, der des Morgens früh in Ete. Barbe eingetroffen war, daß die 1. hessische Infanterie, sowie die Hessische Cavallerie-Brigade, desgleichen die Corps-Artillerie des 9. Armee-Corps fofort nach Ste. Barbe marschiren sollten, wohin auch die 2. hessische Infanterie. Brigade abrüden sollte, sobald die Division Wrangel hinter der Division_Kum mer eingetroffen war. Sowie der Anmarsch der genannten Brigade nach Ste. Barbe gemeldet wurde, erging der Befehl zum Angriff von Noisseville, welches schon stark beschossen war und von wo die Meldung einging, daß das Dorf nur schwach beseßt sei.

In erster Linie ging das Regiment Nr. 43 zum Angriff mit großer Bra vour ver; unter schweren Verlusten gelang es, die Lifière des Dorfes, ja ganze Theile des Dorfes zu nehmen. Aber der Feind brachte immer neue Maffen, auch viele Mitrailleusen ins Gefecht. Dreimal wurde die Lisière genommen und wieder verloren.

Das Gefecht ging nicht vorwärts und auch die nachgesandten Truppen des Grenadier-Regiments Nr. 3 und die posensche Landwehr-Brigade konnten das Dorf nicht gewinnen. Es wurde daher befohlen, weitere Angriffe zu unterlassen und ein Debouchiren des Feindes zu verhindern. Das Regiment Nr. 43 wurde bis in den Grund zurückgenommen.

Auf der Höhe von Ste. Varbe war inzwischen die 1. hessische Infanterie. Brigade mit 5 Batterien eingetroffen. Die hessische Cavallerie-Brigade wurde

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