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Glasmalerei, Feinstickerei 2c. und lebhaftem Produktenhandel. Die übrigen Städte des Departements sind nur klein, haben aber meist eine rege Industrie: Saurgemünd (Fabrikation von Fayence, Tabaksdosen, unechten Edelsteinen), Bitsch, S. Avold (Fayencefabrikation), Saaralb (Stahl. waaren, Dosen- u. a. Fabriken), Sierck, Briey (Tuchfabriken), Faulquemont, Longwy, das ehemalige luxemburgische Thionville (lebhafter Handel).

Das Maasdepartement umfaßt ebenfalls Theile der drei Bisthümer, außerdem von Clermontois und der Champagne. Es enthält 622,787 Heft. (98 . M.) mit 301,653 katholischen Einwohnern. Von dem Areal find 345,705 Hekt. Acker, 48,978 Hekt. Wiesen, 13,173 Heft. Weinberge, 145,595 Hekt. Wald. Der Hektar ist auf 1225 Frcs. Verkaufswerth geschäßt. Das Klima ist rauh, nur in den Thälern mild. Der Höheboden ist unfruchtbar, desto ergiebiger sind die Aecker in den Thälern und die Wiesen an den Flüssen, so daß das Departement Cere alien über den Bedarf produzirt. Steinbrüche und 42 Eisengruben bilden die Grundlage einer lebhaften Industrie; auch sind Fabriken für Spinnerei und Weberei von Seide, Wolle, Baumwolle, Leinen, für Glaswaaren, Fayence u. s. w. vorhanden. Die Hauptstadt ist Bar le duc (15,334 Einw.), die ehemalige Hauptstadt des mit Lothringen Mitte des 15. Jahrhunderts vereinigten Herzogthums Bar, mit Weinbau und verschiedenen Fabriken. Auch die ehemalige freie Reichsstadt Verdun (12,491 Einw.) ist zum Maasdepartement gelegt. Kleine Städte find Ligny, St. Mihiel, Commercy, Damvillers, Montmédy, Varennes. Vaucouleurs gehört historisch zur Champagne.

Vom Ober-Marnedepartement (Champagne) gehört historisch noch das Städtchen Bourmont zu Lothringen.

Frankreich hatte, wie wir gesehen, das Elsaß Deutschland geraubt, nicht von ihm erobert, und so blieb auch deutsches Wesen dort heimisch. Bayle schrieb (1647-1706): „Es ist zu befürchten, daß ein, in seinen deutschen Ruhm vernarrtes, und von hundert falschen Gedanken über französische Eitelkeit eingenommenes Volk mit allen Kräften dazu beitragen wird, Deutschlands Ehre wieder herzustellen und unserer Truppen Ungebühr zu dämpfen, sobald es nur im Stande sein wird, dies ungestraft zu thun. Die Sühne der Ungebühr ließ lange auf sich warten, das Reich vielmehr Alles gewähren, und Frankreich unterdrückte, vermöge seiner bis 1789, also bis vor der Revolution geltenden Staatsverfassung und seiner Verwaltungsgrundsäße deutsche Eigenart nicht, obschon andererseits die französische Willkür und Ueberhebung, sogar in Dingen der Religion fich fühlbar geltend machte. Nichtsdestoweniger blieb, wie wir aus Goethe's Wahr heit und Dichtung wissen, das Deutschthum des Elsaßz in seinem Rechte, nicht minder in demjenigen Theile Lothringens, der erst 1766 Frankreich zufiel. Zierden der deutschen Literatur blühten überdies im Elsaß.

Mit der französischen Revolution trat allerdings eine tiefgreifende, gewaltige Aenderung ein, und die ehemals auch im Herzen deutschen Landestheile wurden französisch, stark betheiligt an dem durch die Revolution geschaffenen Franzosen- und Menschenthum, stark betheiligt an den revolutionären Vorgängen und Erfolgen. Deutsches Wejen hörte plötzlich auf, und tie ehemals deutschen Lande wurden, als auch die französischen Provinzen aufhörten, den übrigen „Departements" zugeschlagen. Die aus den deutschen Landen gekommenen Heerführer und Soldaten gehörten zu den besten der Revolutions- und der Kaiserheere, ja als der erste Napoleon gestürzt worden, zählten Elsaß und Lothringen zu seinen treuesten Anhängern.

Wir nehmen hier vorerst von diesen beiden Landen Abschied, um den Faden der Erzählung bei dem, 1684, auf zwanzig Jahre zwischen Frankreich und Deutschland abgeschlossenen segenannten Waffenstillstande wieder aufzunehmen.

Daß derselbe nicht gehalten wurde, daß ihn Ludwig XIV., der sich von Schmeichlern den Großen nennen ließ, willkürlich brach, kann uns, wie wir die Franzosen und ihre nur den schlimmen Volksneigungen Ausdruck gebenden Herrscher kennen gelernt haben, nicht weiter befremden. Schon 1684 wurde das Bisthum Trier von den Franzosen wider Recht und Gerechtigkeit beseßt. Ein Jahr später erhob Ludwig Erbansprüche auf die Rheinpfalz, troß des rechtmäßigen Erben, Pfalzgrafen von Neuburg, weil deren Kurfürst kinderlos gestorben war und Ludwigs Bruder, der Herzog Philipp von Orleans die Schwester desselben, Elisabeth Charlotte zur Gattin gehabt hatte. Der große Kurfürst von Brandenburg Friedrich Wilhelm, (regiert von 1640 bis 1688) der stets Hand und Herz für Deutschlands Ehre und Recht hatte, bewog den Kaiser, dem er seine Truppen zur Verfügung stellte, zum Einschreiten, zumal Ludwig 80000 Mann in das unglückliche Land hatte rücken laffen. Der deutsche Reichstag ermannte sich wenigstens und erklärte am 14. Detbr. 1687 den König von Frankreich, den allerchristlichsten für einen Feind des Reiches und der gesammten Christenheit, der schlimmer sei als der Türke und mit dem man mit einmüthiger, von Gott ver liehener Macht einen Krieg bis aufs Messer führen müsse.

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Leider blieb es bei dieser Verfehmung, und der Einmuth zeigte sich nur in Redensarten. Der Strom der französischen Heere wälzte sich bis tief in Schwaben. Philippsburg, Mainz, Worms, Alzei, Kaiserslautern und andere Städte waren in der Feinde Krallen, Heilbronn, Frankenthal, Mannheim, Speier konnten auch nicht mehr widerstehen, und die Pfalz lag alsbald zu Ludwigs Füßen, um furchtbar ausgefegen und der Ver nichtung preisgegeben zu werden.

Zum Führer französischer Räuber und Merdbrennerbanden (denn Soldaten konnte man sie nicht nennen) hatte Ludwigs Minister Louvois

einen gewiffen Gen. Melac auserjehn, der so furchtbar hauste, daß die unglücklichen Pfälzer seinen Namen zu einem Hundenamen machten.

Im Januar 1689 begannen die Unthaten um und in Heidelberg, und man schaudert heut noch, wenn man an die dort begangenen scheußlichen Grausamkeiten denkt. Brand und Mord, Schändung von Frauen, ausgesuchte, an Kindern begangene Qualen, dienten den entmenschten Horden als Lustbarkeit und Zeitvertreib. Entgegen der mit der Stadt Heidelberg getroffenen Uebereinkunft, wurde dieselbe geplündert und niedergebrannt: die Schloßruinen sind ein bleibendes Denkmal französischer

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Kriegführung, französischer Achtung der Verträge. Der General Tessé hatte Mitleid mit dem unnennbaren Jammer und gab selbst den Einwohnern an, wie sie die Franzosen täuschen sollten, bemerkte aber, daß er, jo wehe es ihm auch thue, des Königs strenge Befehle ausführen lassen müsse.

Am 3. März wurde Mannheim unbewohnbar gemacht, und die Ein. wohnerschaft durch Abreißen der Neckarbrücke an der Flucht gehindert, und da das Zerstörungswerk nicht schnell von Statten ging, am 5. März die Stadt angezündet. Stadt und Festung Friedrichsburg wurden dann

vernichtet, ebenso Offenburg, Bretten, Kreuznach, Frankenthal, Alzei, Oppenheim, Bacharach u. a. m. Ueberall wurde die Saat zerstört, Heil bronn bei Annäherung deutscher Truppen geplündert.

Wenngleich einzelne Städte tapfer widerstanden, so konnte dieser Widerstand doch nicht nachhaltig sein und Pforzheims Schicksal war graufig, nachdem die Franzosen es erobert. Selbst Melac fühlte Mitleid, schimpfte auf den Kriegsrath in Paris, dem der Teufel vorsißen müsse, ließ die Stadt nichtsdestoweniger in Brand stecken.

Speier und Worms hatten capitulirt, aber keinen Erfolg davon, da die Räuber doch keine Treue hielten. Eine sehr starke Besaßung, die ganz auf Kosten der Einwohner lebte, bedrückte diese gewaltig, ja fie wurden sonst noch furchtbar gebrandschaßt und mußten sieben Monate unerschwingliche Lasten tragen. Nach Schleifung der Festungswerke beider Städte wurde zuerst Speier geplündert und verbrannt, ja der Dom nicht einmal geschont und die Kirchenheiligthümer von den Schaaren des „aller. christlichen Königs mit Füßen getreten. Sechs Wochen dauerte die Plün derung.

Nicht besser ging es dem zwar gewarnten, aber doch rettungslos verlorenen Worms, das am 31. Mai geplündert und eingeäschert wurde. Was das Feuer nicht zerstört hatte, mußte das Eisen zerstören und auch hier wurden kirchlich-katholische Heiligthümer schmählich entweiht. Ludwig der XIV. hatte alle diese Greuel angeordnet und noch 1200 Städte und Dörfer auf die Brandliste gesezt. Die alte Formel für die Genehmigung von gesetzgeberischen Beschlüssen: „le roi le veut" (der König will es), brauchte der Herzog von Crequi, Ludwigs Nachrichter, für die Beschöni gung so unerhörter Frevel.

Der Kaiser, durch den Türkenkrieg in Anspruch genommen und um seine eigene Lande besorgter als um die des Reiches, half den unglücklichen Bewohnern nicht, wie er sollte und mußte, und die Unterstüßung, die ihnen namentlich durch Kurbrandenburg wurde, reichte nicht aus. Die Hülfe, die der Kaiser 1693 sandte, fruchtete auch nichts, und der Einfall, den Markgraf Ludwig von Baden in das Elsaß machte, glückte mit den feigen, verzagten Truppen nicht.

Die Franzosen kämpften in Deutschland mit wechselndem Glück, wo dieses ihnen aber hold war, hausten sie in der alten Weise. Mannheim und Heidelberg litten abermals furchtbar und bluteten aus hunderten faum vernarbten Wunden. So wurden in Mannheim die eben erst wieder aufgebauten Häuser, kaum 100 an Zahl, abermals niedergeriffen, die Bewohner fortgeschleppt und mit dem Tode bedroht, falls sie an einen neuen Aufbau gehen sollten. In Heidelberg waren die Peinigungen der Bewohner noch fürchterlicher.

Troß aller dieser Greuelthaten lebte in den Einzelnen ein unver wüstlicher Kern, dieser widerstand dem Franzosenthum, das in der eigenen

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Heimath, unter Führung seines großen Königs dem Verderben unaufhaltsam entgegen rollte. Die schlimmen inneren Zustände mußten Lud- 1 wig zum Frieden stimmen, der ihm über alles Erwarten gut gelang, da er die einzelnen Theilnehmer des Vertrages unter einander zu veruneinigen gewußt hatte. England, die Niederlande, Spanien konnten mit diesem am 30. October 1697 geschlossenen (schon oben erwähnten) Frieden von Ryswick wohl zufrieden sein; nur das deutsche Reich hatte wieder den Kürzeren gezogen und lediglich die Klage über seine Verbündeten, welche jedoch klanglos verhallte. Neuer Schaden war zu dem alten gekommen. Breisach, Kehl, Freiburg und Philippsburg gab Frankreich zurück, ließ sich für die Pfalz eine Entschädigung zahlen und behielt Elsaß nebst Straßburg.

Gedenken wir an dieser Stelle noch mit wenigen Worten des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der jenem Lud. wig Achtung abgenöthigt und dem deutschen Reiche gezeigt hat, was und wie es vereint dem Erbfeinde hätte gegenüber treten können.

Ludwig XIV. war in dem Bestreben, die spanischen Niederlande seinem Reiche einzuverleiben, hauptsächlich durch die Tripelallianz Hol lands, Englands und Schwedens verhindert worden. Deshalb suchte er eine Gelegenheit, um sich an dem kleinen, aber mächtigen und blühenden Holland zu rächen und fiel in der That, nachdem er sich auch mit England verbündet hatte, in dies Land ein. Vergeblich aber hatte er Friedrich Wilhelm, den Kurfürsten von Brandenburg, durch Anbietung holländischen Gebietes zu seinem Verbündeten zu machen gesucht; vielmehr war jener Fürst mit 20,000 Mann auf Hollands Seite getreten, nach. dem auch Desterreich sich ihm angeschlossen hatte. Allein der Führer der österreichischen Hülfstruppen hatte die Weisung, ihn an jedem energischen Vorgehen zu verhindern. Dies geschah denn auch. Friedrich Wilhelm aber schloß, darüber empört, mit Ludwig 1673 den Frieden zu Vossem, in dem er nur kleine Gebietstheile abtrat. Da aber Ludwig trotzdem deutsches Gebiet beunruhigte, so trat der große Kurfürst zum zweiten Male in ein Bündniß mit Holland, wurde indeß wiederum durch Dester. reich an einem kraftvollen Eingreifen verhindert. Jedoch war Ludwig XIV. das Erscheinen brandenburgischer Truppen am Rhein lästig; er veranlaßte deshalb die Schweden zu einem Einfall in die Mark, worauf sich der große Kurfürst eilig gegen diese wandte. Der Verlauf des Feldzuges ist bekannt: Schweden wurde geschlagen und ihm ganz Pommern abgenom men. Inzwischen aber hatte Ludwig mit allen jeinen Feinden 1678 zu Nymwegen Friede geschlossen und verlangte nun von Brandenburg, das von allen Verbündeten verlassen war, Herausgabe aller Eroberungen, so daß Friedrich Wilhelm, der allein zu schwach war, Frankreich zu bekriegen, sich zum Frieden entschließzen mußte. Er wurde 1679 zu St. Germain en Laye geschlossen. Brandenburg hatte sich den Forderungen Frank. reichs gefügt. Der große Kurfürst aber brach bei Unterzeichnung des ihn

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