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Nachdem der König am 16. August Mittags das Dorf Herny verlassen, ward das große Königliche Hauptquartier nach Pont à Mousson an die Mosel verlegt, und befand sich dasselbe somit in der Mitte der drei operirenden Armeen: General v. Steinmetz vor Meß, Prinz Friedrich Carl bereits weit über Pont à Mousson hinaus und der Kronprinz, nachdem auch Luneville besetzt worden ist, in Nancy. Die Mosel von Nancy bis Metz war also jezt die Basis, von welcher aus der weitere Operationsplan sich entwickeln mußte. Für diesen dürfte das Gefecht am 14., nach mehreren Richtungen hin, maßgebend gewesen sein. Es war nicht unwahrscheinlich, daß der Kaiser Napoleon, welcher sich noch in Met befunden haben soll, als das Gefecht am Nachmittage des 14. begann, von dem Angriff der Preußen überrascht, und durch die aber mals erlittene Niederlage an der für den 15., den Napoleonstag, vorbereiteten Feldschlacht verhindert wurde; denn wenn auch der Marschall Bazaine jetzt den Oberbefehl über die ganze französische Armee führte, so konnte er sich doch dem Argument des für die Napoleonische Dynastie bedeutsamen Gedenktages nicht entziehen und hatte demzufolge Stellung mit 4 Corps, unter denen allerdings das bei Forbach fast zerschlagene Corps Froffard nicht als ein ganzes Corps mitgezählt werden kann, östlich von Metz genommen. Von diesen 4 Corps, also Frossard, l'Admirault, Failly und dasjenige, welches der Marschall Bazaine bis zu seiner Ernennung zum Höchstcommandirenden selbst befehligte, waren in der Nacht vom 13. zum 14. Bivouacs in einer zusammenhängenden Linie bezogen, und scheint man zum 15. auf das Eintreffen der kaiserlichen Garde unter dem General Bourbaki gerechnet zu haben. Diesen Plan durchkreuzte der Angriff des Generals v. Zastrow, commandirenden Generals des VII. (westfälischen) Armee-Corps, welches mit dem VIII. (rheinischen) und mit dem I. (estpreußischen) unter dem Oberbefehl des Generals v. Steinmetz die erste Armee bildeten. Das Gefecht hatte Anfangs, 2 Uhr Nachmittags, nur kleine Dimensionen und die Franzosen wandten sofort wieder ihre Gefechtsart, aus Schüßengräben hervor, an, so daß das Gefecht sehr blutig zu werden begann und ganz unerwartet größere Dimensionen annahın. Demgemäß traten auch Theile des L. Corps mit in das Gefecht ein, welches die Franzosen von Stellung zu Stellung zurückwarf und sie endlich bis auf das Glacis der Außenwerke von Meß trieb. Schon gleich nach dem ersten Angriff der 13. Division begann das Zurückweichen der Franzosen, aber immer nur von einem Schüßen. graben oder einem Abschnitt zum andern. Bei der Wirkung des Chassepotgewehrs, wenn die französischen Soldaten es nicht im offenen Felde, sondern hinter Brustwehren hervor handhaben, war das Vordringen und Terraingewinnen der Preußen nur ein langsames, dafür aber um so stetiger, so daß mit Einbruch der Dunkelheit das Gefecht factisch am Fuß des Festungsglacis abgebrochen wurde. Daß sie am 15. nicht

wieder erschienen, spricht am Besten für die erlittene Niederlage. Wahr. scheinlich hatten sich die genannten Corps nun mit dem Corps Bourbaki vereinigt und zogen auf der großen Straße von Metz nach Chalons.

Folgen wir nun den Thaten des I. Armee-Corps in der Schlacht bei Meß am 14. Aug. Am 13. Aug. sollte die 1. Division nach Courcelles. Cauffy, mit der Avantgarde bis Pont à Mousson, die 2. Division bis Landen. villiers mit der Avantgarde bis Les Etangs vorgehen. Die Truppen rückten fanm auf ihre Bivouacepläße, als auch die Vorposten etwa eine halbe Meile weiter vorwärts auf den Feind stießen. Es waren unsere Littauer und ostpreußischen Dragoner, welche mit Chasseurs à cheval plänkelten, die der Feind vor seine Aufstellung vorgeschoben hatte. Nach den vielen Regentagen, welche den Marsch unserer Truppen so erschwert und ihnen die Bivouacs verleidet hatten, war der 13. August der erste schöne Tag.

Ungefähr eine halbe Meile vor Metz treffen sich die beiden. Chausseen von Saarlouis und Saarbrücken, auf welchen unsere beiden Divisionen vorrückten. Kurz vor ihrer Vereinigung überschreiten sie einen Bach, hinter welchem das Terrain sanft ansteigt, um schroff gegen die Mosel abzufallen. Auf diesem Höhenrücken hatten die Fran. zosen eine außerordentlich feste Stellung, gelehnt an die Dörfer Servigny, Nouilly, Mey, Lanvallier, Colombey. Bei Servigny und Borny sah man Zeltlager von bedeutenden Truppenmassen; zahlreiche Schüßengräben und Verschanzungen deckten die ganze Linie. Als Reserve lagen mehrere Armee-Corps auf dem Glacis und zwischen den vorgeschobenen Werken von Meß, deren weiße Zelte sich über weite Flächen ausdehnten. Außer einzelnen Plänkeleien verlief der 13. August ruhig, die Franzosen schienen jeden Angriff aufgegeben zu haben, am 14. Aug., Mittags, war der General v. Manteuffel zu den Vorposten geritten und erhielt daselbst die Meldung, daß die Zeltlager von Borny und Servigny abgebrochen wären, und daß selbst das große Lager von Met geringer geworden sei. Bald erkannte man, daß im französischen Heere eine große Bewegung herrschte und zahlreiche Colonnen in südlicher Richtung abzogen. Sie konnten nur sich auf das 7. Armee-Corps oder auf die Armee des Prinzen Friedrich Karl werfen wollen, welche in diesen Tagen die Mosel überschritt. Das mußte verhindert werden und konnte es nur durch einen energischen Angriff in des Feindes Flanke. Es mochte 4 Uhr geworden sein, als der Kanonendonner von südlicher Richtung her verkündete, daß dort gefechten würde. Fast gleichzeitig lief eine Meldung des Generals v. d. Goltz, Commandeurs der Avantgarde der 13. Division, ein, daß er fich mit dem Feinde im Kampfe befinde. Um 345 Uhr erschienen auf dem Gefechtsfelde fast gleichzeitig die Spitzen der beiden Avantgarden, die der 1. Division unter dem General v. Falckenstein, 1. Dragoner, 1. Jäger. Bataillen, 43. und 3. Regiment, die der 2. Division unter dem General v. Memerty, 44. und 4. Regiment, sowie das 10. Dragoner-Regiment.

Während sie sich zum Angriff formirten, fuhren die Batterien auf und eröffneten ihr Feuer, das sofort von weit überlegener Artillerie erwidert wurde. Unsere Infanterie stürzte sich, sobald sie entwickelt wurde, mit einer Wuth auf den Feind, welche Fortification, Chassepots und Mitrailleusen wirkungslos machte. Im ersten Anlaufe, freilich unter enormen Verlusten, wurden die feindlichen starken Linien genommen und der Feind gegen Met zurückgedrängt. Während die Jufanterie unserer Avantgarde blutig rang, waren die Gros der Divisionen im Anmarsch, aber lange mußte es dauern, ehe die Regimenter, die nur auf der Chauffee vorgehen konnten, sich formiren und ins Gefecht eingreifen konnten. Es mußte die Besorgniß sich Bahn brechen, daß die beiden Brigaden, die bis jest engagirt waren, nicht so lange den gewaltigen Anprall der feind lichen Uebermacht würden aushalten können, bis die Infanterie des Gros fie unterstützen könnte. Es wurde deshalb Befehl gegeben, die gesammte Artillerie des Armee-Corps heranzuziehen. In schneller Gangart fuhr sie heran und nahm ihre Aufstellung so, daß die Reserve-Artillerie vor Neiffeville, die 1. Fuß-Abtheilung zwischen diesem Orte und Montoy, die 3. Fuß-Abtheilung nördlich Noiffeville das Feuer eröffneten. Die Wirfung dieser 84 Geschüße war um so fürchterlicher, als die Artillerie bis auf die nächste Entfernung an den Feind heranging, meist schon im Gewehrfeuer abproßte, ja die 1. Fuß- Abtheilung im feindlichen Gewehrfeuer über den Grund vorging, den unsere braven 43er mit so glänzender Tapferkeit erstürmt hatten. Gerade diese hatten daher auch die schwersten Verluste. Es mochte 7 Uhr geworden sein, als der Feind ansing, sich immer mehr gegen unsern rechten Flügel auszudehnen, effenbar um durch einen Druck gegen unsre rechte Flanke uns zum Rück zuge zu bewegen. Um dieser Gefahr entgegen zu treten, befahl der commandirende General, das Gros der 1. Division auf Noiffeville, das der 2. Division nördlich dieses Ortes zu dirigiren. So wurde bald Noisse. ville, der Punkt, dessen Besitz die Entscheidung des Tages bedingte, genommen. Aber das Dorf wurde gehalten, und damit war der Sieg entschieden. Auf dem linken Flügel ging General-Lieutenant v. Bentheim, unterstüßt durch das 41. Regiment, das Regiment Kronprinz in Reserve noch in der Dunkelheit wieder bis an den Fuß der Glacis vor, während das 5. Regiment sich gegen die linke Flanke des Feindes wendete. Der Erfolg wäre, wenn die Festung nicht dahinter lag, ein großartiger gewesen, jest konnte er nur unsern Sieg feststellen und den Rückzug des Gegners in eine Flucht verwandeln. Inzwischen war es Nacht geworden. Schon längst war der Kanonendonner verstummt, und nur dann und wann wurde das Infanteriefeuer wieder auf kurze Momente bemerkt. Wie groß aber der Erfolg unseres Angriffs gewesen, haben erst die Nachrichten der folgenden Tage bewiesen. Danach hatten wir 3 Corps be kämpft, die mit einem Verluste von 8-10,000 Mann zurückgeeilt waren.

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Der Kaiser war auf dem Schlachtfelde, wo Marschall Bazaine commandirte, erschienen, als aber der Angriff des 1. Armee-Corps begann, zurückgegangen. Die kaiserliche Garde hatte den Rückzug decken müssen. Am 15. Vormittags erschien der König auf dem Schlachtfelde und sprach seine Zufriedenheit über die Tapferkeit der Truppen, sowie seine Theilnahme über die herben Verluste aus, erklärte auch zugleich, daß der Erfolg dieses Sieges ein weitgehender sei, denn es waren zwei

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bisher intacte Corps vor uns gewesen, und es war uns gelungen, den Abmarsch der Armee des Marschalls Bazaine gegen die im Nebergehen über die Mosel begriffene Armee des Prinzen Friedrich Karl um 24 Stun den aufzuhalten.

Bazaine, im Begriff von Metz nach Verdun zurückzugehen, wurde am 16. früh 9 Uhr von der 5. brandenburgischen Division, die schon die Schlacht bei Saarbrücken geschlagen, angegriffen und festgehalten. Unfere Truppen entwickelten in diesem Kampfe, in dem sie vier franzö fische Armee Corps, darunter die Garden sich gegenüber hatten, die sich tapfer schlugen und auch gut geführt waren, heldenmüthige Tapferkeit und

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