Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Der erste Sieg auf französischem Boden, der Anblick der verhältniß. mäßig zahlreichen französischen Gefangenen, hat unzweifelhaft die Sieges. zuversicht der deutschen Truppen nur noch stärker erhoben.

Auf französischer Seite hat die Division Douay entgegengestanden. Es wurden Gefangene gemacht vom 50., 74. und 78. Linien-Infanterie-Regiment, vom 1. Regiment Turcos und vom 3. Husaren-Regiment.

Bei der Division befanden sich außerdem das 11. Regiment Chasseurs à cheval, sowie 3 Batterien und 1 Mitrailleusen - Batterie, von denen lettere jedoch nur 3 Schüsse auf große Entfernungen gegen Artillerie abgab, dann aber durch eine einschlagende preußische Granate, welche die Explosion einer Mitrailleuse bewirkte und große Verheerungen unter der Bedienungsmannschaft anrichtete, zum Abfahren gezwungen wurde.

Sämmtliche im Gefecht gewesenen diesseitigen Truppen bivouakirten auf den Höhen südlich der Lauter und seßten Vorposten aus.

General Douay ist gefallen, sein Generalstabs-Offizier verwundet in Gefangenschaft gerathen. Die Verluste des Feindes an Todten und Verwundeten ließen sich nicht genau übersehen, weil derselbe die Ver. wundeten auf seinem Rückzuge mitgeführt hatte. Etwa 1000 unverwundete Gefangene, darunter ungefähr 30 Offiziere, sowie ein erobertes Geschüß fielen den Siegern in die Hände; die diesseitigen Verluste waren bedeutend, namentlich an Offizieren. Vom V. Corps haben verloren: das 58. Regiment 5 Offiziere todt, 11 Offiziere verwundet; das Königs-Grenadier. Regiment 10 Offiziere todt, 12 Offiziere verwundet; das 47. Regiment 1 Offizier todt; das 5. Jäger-Bataillon 2 Offiziere verwundet. Vom XI. preußischen Corps find 15 Offiziere verwundet; vom II. baierischen Corps 3 Offiziere todt, 14 Offiziere verwundet. Der Gesammtverlust an Mannschaften beträgt über 700 Mann an Todten und Verwundeten.

Der

Ueber die Theilnahme des Oberbefehlshabers an dem Gefecht bei Weißenburg vom 4. August haben wir noch nachzuholen, daß der Kronprinz mit seinem Stabe und dem Gefolge Landau um 51⁄2 Uhr Mor gens verlassen hatte. Troß des Regenwetters, das schon am Abend vorHer eingetreten war und seit 4 Uhr Morgens heftiger wurde, hatten sich zahlreiche Menschenmengen in den Straßen eingefunden, um Se. königl. Hoheit zu begrüßen. Morgens 92 Uhr erreichte der Kronprinz das Schlachtfeld, wo soeben die ersten Schüsse gewechselt wurden. General Lieutenant v. Blumenthal und die Offiziere des Hauptquartiers an seiner Seite, nahm der Kronprinz Stellung auf den Höhen von Schweigen, unmittelbar vor Weißenburg in nordöstlicher Richtung. Von hier aus wurde das Gefecht geleitet, die Ordonnanzen nach den ver schiedenen Seiten der Front entfendet. Die Baiern kämpften auf der rechten (westlichen) Seite der Hauptstraße, die von Bergzabern her auf Weißenburg ausläuft. Sie hatten den Feind in den Mauern der Stadt und auf den beträchtlichen Arhöhen, welche diefe in südwestlicher Richtung

umgeben, dem Cherholle, vor sich. Die Preußen standen links auf dem Hügelterrain bei Windhof, das gegen die Stadt zu abfällt und durch einen 10 bis 12 Fuß breiten Bach von der Hauptstraße getrennt ist. Auch ihre Operationsbasis war eine doppelte. Sie hatten einmal die Stadt im Centrum zu beschießen, und dann die Geisdorfer Höhen zu nehmen, die von Altstadt aus, vor Weißenburg, in östlicher Biegung aufsteigen. Hier, wo der Feind auf vielfach coupirtem Terrain in bester Deckung stand und die Truppen, auf die er das meiste Vertrauen sette, die Turcos, aufgestellt hatte, fiel die Entscheidung des Tages. Das Königs-Grenadier- Regiment erwarb sich durch unübertreffliche Ruhe seines Vorgehens die größte Auszeichnung. Es suchte sofort die unmittelbare Nähe des Gegners. Ohne daß auch nur ein Schuß auf seiner Seite gefallen wäre, stürzte es sich mit Bajonnet-Angriff gegen die feindliche Infanterie, die den tapfersten Widerstand leistete. Es kam zu einem furchtbaren Handgemenge, von dessen vernichtender Kraft der Anblick des Schlachtfeldes Zeugniß ablegt. Das Regiment verlor 10 von seinen Offizieren als Totte, 12 als Verwundete, das 58., das mit demselben Heldenfeuer vorgedrungen war, 5 Todte und 10 Verwundete aus seinem Offizier-Corps. Um 122 Uhr wichen die Franzosen und ergriffen nun eiligst die Flucht, gegen Süden zu. Weißenburg, das an mehreren Stellen brannte, war inzwischen von unseren Truppen eingenommen und besetzt worden. Um 11⁄2 Uhr ritt der Kronprinz durch Altenstadt nach dem Schlachtfeld auf den Geisberger Höhen, wurde von den Truppen überall mit stürmischem Jubel empfangen und erkundigte sich theilnehmend nach den Verwundeten und den Todten. Das Hauptquartier blieb die Nacht über in Schweighofen an der Weißenburger Straße, eine achtel Stunde von der eroberten Stadt entfernt.

Der Erfolg dieses Tages darf ohne Ueberschäßung ein glänzender genannt werden. Der Feind stand in überlegener Position und hatte seine besten Truppen im Feuer. Was die Turkos anbetrifft, so wurden. sie von unseren Soldaten mit derselben Kaltblütigkeit ampfangen, wie jede andere Truppe. Die Marschbewegungen find, Dank dieser Schlacht, im richtigsten Fortgange. Der Feind hat sich auf Hagenau zurückgezogen. Es scheint, als ob tie erste Niederlage auf die Stimmungen der französischen Armee bereits einen niederdrückenden Einfluß ausgeübt hat. Wo fie den Annarsch unserer Vortruppen gewahrte, wendete fie fich eiligst rüdwärts, so z. B. am 5. August, bei Selz. Mit welcher Eile ihr Ab. marsch erfolgte, ist daraus zu schließen, daß Kochgeschirr, Montirungsstücke, selbst Portemonnaies, deren eine ganze Anzahl gefunden sind, in den Lagern zurückgelassen worden.

Die Kunde von diesem Siege machte einen um so größeren Eindruck, als man wußte, daß die Division Douay aus vorzüglichen Regimentern, theils französischen, theils algierischen bestand. Der Kampf mußte ein um

so schwererer gewesen sein, als Weißenburg mit festen Verschanzungen umgeben ist, und der an und für sich steile Geisberg von den Franzosen mit Batterie-Einschnitten befestigt war.

An demselben Tage (4.), wo der Kronprinz mit einem Theile seiner Armee Weißenburg stürmte, ging ein anderer Theil der Armee, die ba. vische Division, etwas füdlicher über die Grenze.

Die Franzosen hatten sich, mit wenigen Ausnahmen, brav geschlagen und in der Position gut Stand gehalten. Nach dem für sie unglücklichen Ausgange schien sich übrigens ein Schrecken der Truppen zu bemächtigen, denn einzelne Abtheilungen des Mac Mahon'schen Corps, welche noch gar nicht im Gefecht gewesen waren, warfen bei Begegnung mit unseren Truppen Käppis, Tornister, Zelte 2c. weg, und ließen selbst die Lebens, mittel im Stich.

Die algierischen Truppen fochten genau so, wie die übrigen. Was die Infanterie, deren Bataillone höchstens 800 Mann stark waren, anbetrifft, so eröffnete dieselbe schon auf 1500 Schritt das Feuer; die eigentliche Trefffähigkeit blieb daher dem Zufall zu überlassen; die Feuer. disziplin steht hiernach der preußischen unbedingt nach. Die preußischen Compagnie Colonnen, sowie das Flankiren der feindlichen Schüßen - Aufstellungen haben sich durchaus bewährt.

Die französischen Cavallerie-Escadrons nahmen selbst Angriffe von gleich starken feindlichen Abtheilungen nicht an.

Die preußische Artillerie zeichnete sich der französischen gegenüber durch langsames, sicheres und erfolgreiches Beschießen der feindlichen Po. sition aus.

Der Kronprinz sette am 5. seinen Vormarsch in der Ebene des Elsaß fort und konnte sich schon hier von dem tiefen Eindrucke des er, rungenen ersten Sieges überzeugen. Aber bald war ihm noch Größeres beschieden.

Woerth.

Wieder folgte ein Sieg der deutschen Waffen auf französischem Boden, und zwar ein glänzender ruhmvoller Sieg. Auf dem Boden, den das Blut ihrer Brüder und Feinde getränkt, ruhen die Tapferen aus von der mörderischen Schlacht des 6. August. Es war eine gewaltige Schlacht, wie lange keine auf französischem Boden geschlagen wurde. Königgräß, so lautet das einstimmige Urtheil der Offiziere und Aerzte, war ein Kinderspiel gegen die Schlacht bei Wörth. Ein Blick auf die Höhe genügt, sich die Schwierigkeiten zu vergegenwärtigen, welche die Deutschen zu überwinden hatten und siegreich überwanden. Die Hügel mögen zweihundert Fuß hoch sein, sind sehr steil, an den Abhängen größtentheils mit Reben bewachsen, auf den Gipfeln aber bewaldet. Hier nun lag ir

einem Umkreis von zwei bis drei Stunden die Hauptmacht der Franzosen, deren Truppen auch das davorliegende Thal und Wörth beseßt hielten. Die Deutschen rückten von den viel niedrigeren Höhen zwischen Sulz und Wörth heran, die übrigens theilweise noch vom rechten französischen Flügel besetzt waren. Zwischen 3 und 4 1hr eröffneten unsere Truppen den Kampf, fie warfen den Feind aus Wörth und zwangen ihn zum Rückzug auf die gegenüberliegenden Höhen. Den die Franzosen durch das Thal verfolgenden Preußen donnerten alsbald die französischen Geschüße entgegen, unter denen sich auch die Kugelsprißen durch ihr eigenthümlich rauschen. des Knattern bemerkbar machten. Weder die Kanenen, noch die Kugelspritzen richteten, wenn auch mancher Wackere dahinsank, solch großes Verderben an, wie man befürchtet hatte. Der blutigste Kampf begann erst am Fuße der Höhen. In den Weinbergen hatten nämlich die Zuaren und Turcos Posto gefaßt, die vor den heranstürmenden Deutschen den doppelten Vortheil hatten, daß sie geschüßt waren und sich ihr Ziel wählen konnten, während die Deutschen ungedeckt waren und blind feuern mußten. Zwei, drei, ja an einzelnen Stellen sogar vier Mal wurden die Unseren zurückgeworfen. Zweimal eroberten die Franzosen sogar Wörth wieder und warfen die Deutschen in ihre Positionen vom Morgen zurück. Einmal hielten sie den Sieg schon für so gewiß, daß sie zwei Regimenter Cürassiere zum Angriff zur Ausnutzung des Sieges vorcommandirten. Es soll ein wunderbarer Anblick gewesen sein, als dieselben plößlich aus ihren Verhauen heraus ins Thal sprengten. Aber die preußische Artillerie that ihre Schuldigkeit. Zwei Salven, und die ganze stolze Reiterschaar wälzte fich in einem Knäuel in wüster Flucht in den Wald zurück. Die Ver wirrung war so groß, daß die Infanterie mit in die Flucht hinein gerissen. und auf die Höhen zurückgetrieben wurde. Neu entbrannte um diese der Kampf, der sich endlich nach 15 stündigem Ringen endgültig für die Deutschen entschied Von diesen standen auf dem linken Flügel und im Centrum neben den meisten Truppen des 5. und 11. Armeecorps und einzelnen Regimentern des 6. preußischen Armeecorps, auch Württemberger. Den rechten Flügel bildeten dagegen die Baiern, welche durch ihr recht. zeitiges Eingreifen, namentlich durch eine geschickte Flankenbewegung (nach des Kronprinzen eigenen Worten) viel zur günstigen Entscheidung des Tages beitrugen. Ueber die Tapferkeit aller deutschen Truppen herrscht nur eine Stimme; sie hat sich überall auf's glänzendste bewährt. Die zahlreichen Verluste beweisen auf's deutlichste ihre Todesverachtung. Beim Anblick der eroberten feindlichen Positionen erscheint auch diese schreckliche Zahl fast gering. Der Verlust des Feindes wird auf 12,000 Todte und Verwundete und 6000 Gefangene geschäßt. Mehr als die Hälfte waren Turcos und Zuaven. Empörung erfaßt uns, wenn wir bedenken, daß diese wilde Horde bestimmt war, den Vormarsch beim Angriff auf unser Vaterland zu bilden. Unsere Soldaten hatten eine wahre Wuth

darüber, daß sie mit solchen Feinden zu kämpfen hatten. Viele Scheuß. lichkeiten werden ron denselben erzählt. Gewiß ist, daß ein Zuave auf einen Krankenträger, der ihn verbunden hatte, einen Schuß abfeuerte. Noch schrecklichere Greuelthaten werden von einzelnen Bewohnern Wörths und der Umgegend berichtet; Augenzeugen haben es gesehen, daß man einen Verwundeten beraubt und ihm dann die Augen ausgestochen hatte.

[graphic]

Am 7. August in aller Frühe waren die Truppen, welche die Nacht auf dem Schlachtfelde bivouakirt hatten, gegen das Gebirge hin abgerückt. Der Kronprinz folgte ihnen von Sulz.

Im badischen Hauptquartier wurde das Gepäck des Marschalls Mac Mahon eingebracht, darunter selbst das Toilettengeräth seiner Damen.

Laffen wir jest einen zusammengefaßten Bericht über die denkwürdige Schlacht bei Wörth folgen. Am 5. Auguft befand sich das Hauptquartier des Kronprinzen zu Sulz, in dessen Um. gegend die III. Armee. Alle Nachrichten stimmten darin überein, daß fich das 1. französische Corps unter Mac Mahon auf den Höhen westlich Wörth concentrire und durch Truppen-Zuzüge auf der Eisenbahn verstärke.

« ZurückWeiter »